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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.07.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1934-07-03
- Erscheinungsdatum
- 03.07.1934
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- Deutsch
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X- 1S2, s. Juli 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Hans Höynck liberbrachte die Grüße des Börsenvereins und seines neuberufenen Führers. Dann verlas er unter größter Auf merksamkeit der Versammlung folgenden Brief des Ersten Vor stehers des Börsenvereins: »Liebe Landsleute und Freunde! Es tut mir leid, daß ich nicht zu Ihrer Tagung in meiner Vaterstadt kommen kann. Es liegt aber im Wesen der Aufgabe, wie ich sie mir gestellt habe, nun zuerst einen satzungsgemäßen Zustand herbeizufllhren, der die Unterlage auch für die Arbeit abgibt, über die Sie sich jetzt unterhalten wollen. Wenn ich zu dieser Arbeit noch ein paar Worte sagen darf: Ich halte es nicht für möglich, das uns doch noch neue Gebiet der Gemeinschaftsarbeit sofort in allen Teilen des deutschen Buch handels anzupacken. Wir werden zunächst an einer Stelle und in einer Stadt versuchen, für diese Gemeinschaftsarbeit die endgülti gen Formen zu finden. Wenn wir in dieser Stadt — und hierbei denke ich aus bestimmten Gründen an Düsseldorf — mit Hilfe aller Mittel neuzeitlicher Werbung und mit Hilfe des Gemein schaftsgeistes, der ja gerade bei Ihnen lebendig ist, Erfahrnngen und Unterlagen gesammelt haben, — dann erst können wir die Arbeit in die Breite tragen. Denn um den deutschen Buchhandel in die neue Form hinüber zuführen, wie sie uns vorschwebt, brauchen wir nicht nur die Mitarbeit einzelner, sondern die Zusammenarbeit aller. Und diese Zusammenarbeit können wir nur dann erzielen, wenn wir nicht nur Einrichtungen geschaffen, sondern auch sichtbare, mit Zahlen belegte Erfolge erreicht haben. Ich komme nicht nur deshalb mit diesem ersten Ansatz zu praktischer Gemeinschaftsarbeit ins Rheinland, weil ich selbst Rheinländer bin, sondern vor allem, weil Sie auf diesem Gebiet schon Vorarbeit geleistet und Erfolge erzielt haben, die uns die Werbung für die Gemeinschaftsarbeit wesentlich erleichtern werden. Ihnen allen beste Grüße und ein Heil Hitler! Ihr sehr ergebener V o w i n ck e l.« Die besonnene und sichere Haltung dieses Briefes wurde mit Zustimmung ausgenommen, ebenso die Mitteilung, daß gerade in nuferem Gebiet mit der Gemeinschaftsarbeit begonnen werden soll. Wir wollen nicht Luftschlössern nachjagen, sondern das Mögliche erreichen, dieses aber ganz. Namens des Kreisvereins begrüßte sein Vorsitzender P. Ham me r s ch m i d t die Versammlung. Anknüpfend an ein Goethezitat gab er dem Wunsch Ausdruck, daß Alter und Jugend zusammen arbeite und einer vom andern lerne. Das gegenseitige Vertrauen zwischen Kreisvcrein und Jungbuchhanbel ist bei uns im Westen geradezu vorbildlich. Neichsfachschaftsleiter Karl THulke knüpfte in seiner groß angelegten Rede an die Botschaft des Ersten Vorstehers des Börsen vereins an. Die heutige Tagung entspringt keinem Zufall. Sie gibt uns Gelegenheit zu einem Treuebekenntnis zum buchhändle rischen Führer, zu dessen Programm die immer stärkere Heran ziehung des Jungbuchhandels gehört. Vowinckels Ernennung be deutet die endgültige Erklärung, daß auch im Buchhandel der nationalsozialistische Geist seinen Durchbruch gefunden hat. Bisher bestanden an gewissen Stellen Hemmungen, weil die neue Ver fassung des Buchhandels nicht gefunden werden konnte. Jetzt kommt die neue Verfassung, die den jungen Kräften Raum gibt. Wir erstreben Gemeinschaftsarbeit nicht nur der Firmen, nicht nur von Betriebsführung und Gefolgschaft innerhalb des Buchhandels, son dern von Schöpfern und Mittlern des Buches in lebendiger Ver bindung mit der Gesamtheit des Volkes. So wichtig und notwendig eine Besserung der wirtschaftlichen Lage für den Buchhandel ist, noch wichtiger ist die Erfüllung der kulturellen Aufgaben, für die kein Opfer zu groß ist. Bei der Überfülle der Aufgaben ist der Jung buchhanbel der Stoßtrupp. Das ist kein Anspruch, sondern eine Ver pflichtung, die bedeutet, für einige Zeit darauf zu verzichten, ein Privatmensch zu sein. Selbstverständliche Voraussetzung für alles ist die richtige Einstellung zum Buch. Zum Schluß seiner mit jugendlichem Schwung vorgetragenen Ausführungen berührte Karl Thulke die verschiedenen Möglichkeiten buchhändlerischer Fortbildung, Fachgruppenarbeit, Arbeitswochen und die neu entstehende Neichs- schule des deutschen Buchhandels. In diese Gedankengänge griff unmittelbar ein der Vortrag Hans Höyncks über buchhändlerische »Gemeinschaftsarbeit, dessen Inhalt sich in ungefähr mit seiner inzwischen im Börsenblatt (Nr. 140) abgedruckten Berliner Rede deckt. Es war eine Freude zu beobachten, wie lebhaft die Versammlung bei den einzelnen Plänen mitging. Bei der Besprechung der Reichsbuchwoche konnte Karl Thulke er gänzend von besonderen Plänen des Jungbuchhanöels berichten, die inzwischen in Verhandlungen mit der Reichsjugenöfllhrung festere 592 Gestalt annehmen. H. F. Schulz gab eine Anregung des an der Tagung teilnehmenden Dichters Otto Gmelin bekannt, wonach inner halb der Buchwoche eine besondere Kundgebung rheinischer Dichter geplant ist. Den Beschluß des Vormittags bildete ein Vortrag unseres Freizeitleiters Erich Haake über die Aufgaben der Frei zeiten im allgemeinen, über die bisher im Kreisverein geleistete Arbeit und über die Pläne für diesen Sommer. Professor Antz gab eine kurze Ergänzung dazu. Zum Mittagessen vereinigte sich der Kreis wiederum im Kasino der Deutschen Angestelltenschaft. Den Tischspruch sprach Otto Gmelin. Dann führte ein Sonderzug des »feurigen Elias«, der Kleinbahn Köln-Brühl, die Teilnehmer des Bezirkstreffens sowie etwa 200 nichtbuchhändlerische Mitglieder der Deutschen Arbeitsfront Köln nach Brühl. Es war ein glücklicher Gedanke des Bezirksbildungsobmanns Brecht, diese Nichtbuchhändler zu dem festlichen Teil unseres Be zirkstreffens einzulaben. So konnten wir diesen einen Einblick in unser Wollen und in unsere Art gewähren unb eine ganz volks tümliche Werbung für das Buch durchführen. In Brühl erwarteten uns bereits der Ortsgruppenleiter und Mitglieder der NSDAP und der Deutschen Angestelltenschaft Brühl, so daß der große Saal des Gasthauses Belvedere die Gäste kaum fassen konnte. Inzwischen war der Präsident der Neichsschrifttumskammer Dr. Hans Friedrich B l u n ck angekommen. H. F. Schulz entbot ihm den Gruß und Dank des Buchhandels und der ganzen großen Ver sammlung. Hans Friedrich Blunck ist nicht nur als Präsident, sondern auch als Dichter zu uns gekommen. Das ist besonders wichtig, denn über aller Organisation steht der Geist, und die Dichtung ist der höchste Wert, dem wir alle, die wir uns zur Reichsschrifttums- kammer rechnen dürfen, verpflichtet sinb. Der Präsident antwortete mit einer Ansprache an den Jung- buchhandel. Der wirtschafiliche Aufschwung, auf den wir warten, kann für den Buchhandel nicht sofort kommen. Niemals ist das Buch unmittelbar einem wirtschaftlichen Aufschwung gefolgt. Aber auf weite Sicht gemessen wird jene tiefgehende Änderung der Lebens auffassung, nennen wir sie eherne Romantik oder magischen Glau ben, in einer neuen großen Sehnsucht des Volkes zum Buche ihren Ausdruck finden. Viel schwieriger als die Lage des deutschen Buches im Inland ist seine Lage im Ausland. Hier besteht die Möglichkeit bleibender ernster Verluste, der entgegenzutreten gerade die Aufgabe des Buchhandels im rheinischen Grenzland ist. Der Präsident ging ans die buchhändlerischen Verhältnisse der Nachbarländer Holland, Belgien und Frankreich ein und bezeichnet die Stimmung im nörd lichen Frankreich und auch in Belgien als nicht so deutschenfeindlich wie die im sprach- und blutsverwandten Holland. Die Verständi gungsversuche zwischen der Hitlerjugend und der französischen Jugend sind aller Beachtung wert. Träger der Verständigung zwischen der Jugend aller Völker sind nicht die Wirtschafter, sondern die Dichter unb ihre Verbündeten, die Buchhändler. Wie im Inland der Jung buchhändler als geistiger Kämpfer eingesetzt werden konnte, so soll er auch da draußen seiner Aufgabe bewußt sein und ein Vor kämpfer für Buch unb Dichtung der deutschen Jugenb werden. Der Gehalt und die Wirkung der Rede Hans Friedrich Bluncks, die noch veröffentlicht wird, kann in diesem Bericht nur unvoll kommen angeöeutet werden. Der junge Buchhandel wird den Ruf des Präsidenten und Dichters sich zu Herzen nehmen, wie sich auch in Brühl die Zustimmung in lautem Beifall und nachdenklicher Er griffenheit kundtat. Noch während des zwanglosen Beisammenseins an der Kaffee tafel gab Privatdozent vr. Hans Weigert -Bonn, im Buchhandel bekannt durch seine im Deutschen Kunstverlag erschienenen Werke über das Straßburger Münster und die Kaiserdome am Rhein, als Ein leitung zu der späteren Besichtigung des Brühler Schlosses einige Erläuterungen über Barockkunst im allgemeinen unb das Brühler Schloß im besonderen. Dann las Hans Friedrich Blunck, übrigens znm ersten Male in der Öffentlichkeit, einige Kapitel aus einem demnächst erscheinenden Roman. Er behandelt das heldenhafte Leben des Diderik Pining, der schon zwanzig Jahre vor Kolumbus nach Neufundland gelangte. Die Dichtung ist voll packender Szenen unb wurde von der volltönenden und unpathetischen Stimme des Dichters eindrucksvoll vorgetragen. Vor und während der Besichti gung des Schlosses hielt Hans Pohle-Köln auf der Schloßterrasse eine Singe st un de des Volkes ab, welche vielen von uns die be lebende Kraft des Lobedasingens zum ersten Male, aber für immer nahobrachte. Wahrlich, dieser Sonntag war angefüllt mit Eindrücken bis zur letzten Minute. Aber es gab keinen toten Punkt unb trotz sommer licher Hitze keine Müdigkeit. Es trifft zu, was mir ein Freund aus dem Industriegebiet schrieb: Dieser Sonntag war ein verheißungs voller Anfang für die nun kommende Gemeinschaftsarbeit im deut schen Westen. Hans Ferdinand Schulz.
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