Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.07.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-07-05
- Erscheinungsdatum
- 05.07.1934
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19340705
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193407050
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19340705
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1934
- Monat1934-07
- Tag1934-07-05
- Monat1934-07
- Jahr1934
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
X? 154, 5. Juli 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. b. Tlschn Luchhanbel. naviern gesprochen tvird, sondern daß diejenigen in Deutschland gedruckten und gelesenen falschen Skandinavier, die in Wahr heit ausgewanderte »Juden« sind, auch wirklich init Namen ge nannt werden. Denn erst dann, wenn die Namen wirklich sest- stehen, können die entsprechenden Mwehrmaßnahmcn gegen ein derartiges von der »Deutschen Wochenschau« mit Recht ge geißeltes Treiben ergriffen werden. Der Verfasser des Aufsatzes »Literarische Spione und Sabo teure« spricht außerdem wiederum sehr allgemein von der »geistigen Verödung« der »meisten deutschen Buchhandlungen«. Wir wissen nicht, inwieweit sich diese Behauptung auf mit aller Sorgfalt be triebene Beobachtungen im ganzen Reiche stützt, oder inwie weit es sich um Beobachtungen handelt, die nur in Berlin bzw. in einigen anderen Großstädten gemacht worden sind. Da der deutsche Buchhandel in der letzten Zeit fortlaufend starken Angriffen aus gesetzt war und ist; da auch der Verfasser des Aufsatzes »Literarische Spione und Saboteure« mit einer Reihe von Punkten seines Auf satzes leider recht hat; da schließlich aber nicht geleugnet werden kann, daß es iin ganzen Reiche zahlreiche Buchhändler gibt, die nicht nur mit dein Verstand, sondern mit dem Herzen im Sinne des Nationalsozialismus ihren Beruf ausüben, so halten wir es für- notwendig zu fordern, daß in Zukunft bei derartigen Angriffen gegen den deutschen Buchhandel nicht mehr nur allgemein vom deutschen Buchhandel gesprochen wird, sondern daß diejenigen Buchhandlungen, die sich in so verächtlicher Weise gegen den neuen Staat und gegen die Linie des Nationalsozialismus vergehen, auch wirklich mit Namen genannt und entsprechend angeprangert wer den. Dem guten und zuverlässigen Buchhandel wird ein schweres Unrecht damit angetan, daß er immer wieder für die Sünden seiner- unrühmlich sich betätigenden Kollegen verantwortlich gemacht wird und büßen muß. Wir selbst wünschen eine gründliche innere Säuberung unseres Standes; aber allgemein gehaltene An griffe tragen zu einer solchen Säuberung nicht bei, sie stiften in der Öffentlichkeit nur Verwirrung. Wenn eine Buchhandlung nach wie vor bewußt gegen den neuen Geist arbeitet oder ihm gegenüber sich gleichgültig zeigt, dann nenne man diese Buchhandlung mit vollem Firmenname n und unter Angabe der Anschrift, man führe die Titel der in den Schaufenstern ausgelegten Bücher auf, man teile Kundenerfahrungen, die in dieser Buchhandlung ge macht wurden, mit; man versuche, wenn auch nur ungefähr, fest zustellen, was in den Regalen steht, man erkunde zuverlässig, wofür sich der betreffende Buchhändler und seine Mitarbeiter in beson derem Maße einsetzen, und dann greife man an. Wir sind der Überzeugung, daß, wenn erst ein paar Dutzend solcher Fälle namentlich und öffentlich angeprangert worden sind, die Schaufenster der Buchhandlungen bald ein anderes Gesicht zeigen werden. Da mit ist dann selbstverständlich noch nicht der Geist der in diesen Buchhandlungen Tätigen anders geworden. Aber gegen ihn sind auch wir machtlos. Wir müssen uns dabei auf die Maßnahmen der Reichsschrifttumskammer verlassen, die die gesetzliche Mög lichkeit hat, Buchhändlern (Verlegern und Sortimentern), die sich nicht iin Sinne des neuen Staates betätigen, oder die die Aufbau arbeit der Regierung bewußt sabotieren, durch Ausschluß aus der Reichsschrifttumskammer die Existenzgrundlage zu entziehen. Um solche Maßnahmen gegen derartige gewissenlose Verleger und Sor timenter zu erreichen, sind wiederum aufs genaueste belegte Unterlagen notwendig, da die Reichsschrifttumskammer natürlich mit allgemeinen Angriffen ebenfalls nichts anfangen kann. Diese allgemeinen Angriffe untergraben lediglich im Volk das An sehen des Buchhandels und das Vertrauen zu ihm, sie machen also dem gutwilligen und verantwortungsbewußten Buchhändler seine Arbeit zur Qual. Darum noch einmal: In Zukunft bitte Namen nennen! (Die von ihm angegriffenen Verlagehat der Verfasser des Aufsatzes »Literarische Spione und Saboteure« allerdings mit Namen genannt, aber eine gesetzliche Regelung ihrer Tätigkeit ist wiederum nur über die Reichsschrifttumskammer möglich.) 3. Abwehr. Zu den unter 1 zitierten Angriffen Will Vespers gegen den »Kulturlosen Buchhandel« ging uns von unserem Mitarbeiter, dem Jungbuchhändler Hans Boeh m, eine Entgegnung zu, die wir im folgenden veröffentlichen. Vesper im Angriff vom 17. Juni einen Anssatz, der auch in dem Juniheft seiner Zeitschrift »Nene Literatur steht, und zu dem ich hier von der Seite des Jung b u chhandels etwas sagen möchte. Wir verdanken Will Vesper manches offene Wort zu brennenden Fragen der deutschen Kulturpolitik. Er bemüht sich erfreulicherweise wirklich um die Vorgänge im deutschen Buchhandel. Anch hat Vesper schon seit langem, als es noch für gefährlich nnd geistlos galt, sich für das echte deutsche Dichtgut eingesetzt. Er hat also alles Anrecht darauf, Kritik zu üben, wenn etwa heute einzelne Buchhändler dazu Anlaß geben. Dagegen bin ich als Verfasser dieses Aussatzes zwar nur ein unbekannter Jungbuchhündler, der sieben Jahre im Sorti ment und jetzt im Verlag arbeitet. Für mich zeugt keine Zeitschrift wie bei Herrn Vesper, sondern höchstens die Menschen, die mich kennengelernt haben, denen ich Bücher empfahl oder mit denen ich mich darüber unterhielt. Aber ich fühle mich aus Berufung nnd Über lieferung mit den Buchhändlern eng verbunden, wie das wohl vielen geht, die nach der höheren Mathematik nnd Literaturwissenschaft ihrer Bildungsjahre beim Ballcnauspacken ihre erste Begegnung mit dem Buchhandel hatte», sich von der Pike an durcharbeiteten und sich dann für ihren Berns nnd Stand, den deutschen Buchhandel, begeisterten. Ans dieser Einstellung heraus — deshalb anch die lange Ein- Schriftsteller, den wir verkaufen , sondern bitte einmal in aller Freundlichkeit, das Kind nicht immer mit dem Bade anszuschütten. Bestimmt liegt bei Vesper keine böse Absicht vor, nur das ehrliche Entsetzen über das Gesehene trieb ihn zu einer so scharfen Über schrift. Schon oft verhallten solche Rufe, ohne daß sich jemand ans den Reihen der Buchhändler dafür oder dagegen äußerte. Das be stärkt mich, Vespers Überschrift zum Anlaß zu nehmen, um diesen Vorwürfen, soweit sie den Stand insgesamt angreisen, zu begegnen. Was würbe geschehen, wenn man einmal schreiben würde: Von der Maas bis an die Memel - Wertlose Vielschreiber! Ist das etwas anderes oder wollen wir etwa de» hohen Prozentsatz art fremder, gedankenloser, geschäftstüchtiger nnd schamlos »gleichge schalteter« Schriftsteller leugnen? Wahrscheinlich ist er noch höher als bei den entsprechenden Personen in Verlag und Sortiment des deutschen Buchhandels. Wir möchten nicht den Sturm der Entrüstung hören, der darauf folgen würde. In dem Aufsatz könnte man zwar Werke heraus. Dem Namen nach gehören solche Leute auch schon zum Verlagsbuchhandel. Wenn aber der unbefangene Leser die Über schrift lesen würde: Wertlose Vielschreiber, bestimmt wird er künftig nur Klassiker kaufen. Die gehören ja zur anerkannt guten Literatur. Damit sind wir bei der ernsthaften Seite angclangt; ich meine, das Vertrauen des deutschen Volkes znm Buchhandel wird untergraben. Wenn wir so viel über die schlechten Schriftsteller reden würden wie über den Buchhandel, würden keine Bücher von ihnen gekauft. Wenn aber der Buchhandel von Stallnpönen bis Frcibnrg öffentlich kulturlos genannt wird, gehen die Leute »m den Buchladcn herum in eine Leihbücherei und noch eher in das Kino. Die Freude am eigenen Buch hört auf. Übrigens hat der Staat seinerzeit das Buch für die Bedarfs deckungsscheine nicht freigegeben. Rundfunkgeräte sind dagegen zn- gclassen. Das sieht fast so aus, als ob der Staat ohnedies schon nicht mehr so ungeheuer viel von der Literatur nnd ihren Mittlern hielte. Nimmt man für die deutsche Kulturpolitik das Bild eines Flusses mit zwei Ufern, so steht auf der einen Seite der kultur lose« Buchhandel, aus der anderen fast der ganze wissenschaftliche Verlag und die entsprechenden Fachbuchhandlungen, ferner die politi schen und völkischen Verlage. Sie haben einen sehr großen Anteil an deutscher Kultur, etwa Eher, Langen-Miiller, I. F. Lehmann, Insel, Hanseatische Verlagsanstalt, Scherl, Neclam, Ztaackmann n. a , um nur einige zu nennen, und wer verkaufte denn ihre hohen Auf lagen? Was bleibt da noch wirklich für den kulturlosen Buchhandel übrig? In den Buchhandlungen, die wirklich zu der kulturlosen Gruppe gehöre», stehe» heute noch Menschen, die ans intellektuellen, geistig ästhetischen oder reaktionären Anschauungen heraus dem Drit ten Reich verständnislos gegenüberstehen. Sie werden sich schwerlich auf solche Vorwürfe wie von Herrn Vesper anders denn im ver 599
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder