Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.06.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-06-30
- Erscheinungsdatum
- 30.06.1934
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19340630
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193406300
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19340630
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1934
- Monat1934-06
- Tag1934-06-30
- Monat1934-06
- Jahr1934
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Haltung des deutschen Volkes von Grund auf umgestaltete und wieder den Sinn weckte für volkstümliche Sitten und Bräuche, die das gute Alte bewahren will, um es mit dem neuen, vorwärtsdrängenden Geist unserer Zeit zu glücklicher Mischung zu vereinigen, hat auch das Gautschen wieder aus seinem Dornröschenschlaf erweckt. Das; diese alte Sitte nicht nur in den Herzen und Gedanken der »alten Meister- sich ihren Platz bewahrt hat, sondern daß sie auch von den jungen Jüngern der Buchdruckerkunst freudig und begeistert aus genommen wird, das bewies der glänzende Verlauf des Gautsch- festes des Bibliographischen Instituts, zu dem die Anregung vom Betriebsführer ausgegangen war. Wegen der großen Zahl der »Gautschkandidaten« konnte man nicht, wie es früher üblich gewesen war, die zu Gautschenden unversehens mitten aus ihrer Arbeit heraus mit dem Wasser Bekanntschaft machen lassen, sondern der Akt wurde in den Hof des Betriebes verlegt. Punkt 1 Uhr erschienen, in alten Talaren und Baretten, der Gautschmeistcr und seine Helfer. Ein Vorspruch des Gautschmeisters wies auf die Bedeutung des Gaut- schcns hin, ließ die »Kornuten« über das, was ihnen bevorstand, nicht im Unklaren und ermahnte sie zu mannhafter Standhaftigkeit, und dann stürzten sich auf das Stichwort »Ihr Packer aber, auf, packt an! Packt an!« die in stattlicher Zahl aufmarschierten zünftigen »Packer- auf ihre Opfer, die sich teils gefaßt in ihr Schicksal er gaben, zum Teil hinter den »Nichtkombattanten« zu verstecken suchten und sich mit Händen und Füßen wehrten, und schleiften sie, wenn es Buchdrucker waren, zu den großen Wannen, in denen die Drucker sonst ihre Papiere anzufeuchteu pflegen und in denen nun die »Gautschjünger« selbst von allen Seiten »angefeuchtet« wurden, wobei Eimer mit Wasser und Wasserschläuche mithelfen mußten. Am Abend fand dann das Fest unter Anwesenheit der Ehrengäste, des Herrn Stadtrat Henke, Bczirksleiter der Neichsbetriebsgemeinschaft »Druck«, sowie der Herren Bittner und Böhme von der Neichsbetriebsgemein schaft »Druck« an historischer Stätte im Gasthof »Zwerns« (Zwei naundorf), wo schon viele fröhliche Gautschfeste der Leipziger Buch druckerschaft gefeiert worden sind, seinen Fortgang. vr. Ehr. Bctriigerkonsortium unter nationaler Flagge. — Nach mehr als vierwöchiger Verhandlungsdauer kam jetzt die 9. Große Strafkammer des Berliner Landgerichts zum Urteil in dem Prozeß gegen eine Betrügerbande, der eine Reihe von Sortimeutsbuchhändlern und Verlagen namentlich in der Neichshauptstadt zum Opfer gefallen ist. Das Gericht verurteilte den 41 Jahre alten Walter Noesner zu drei Jahren drei Monaten Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust sowie zu 7090 NM Geldstrafe, den gleichaltrigen Werner Iacobi zu drei Jahren Gefängnis, den 01 Jahre alten Ludwig Boeck zu anderthalb Jahren Gefängnis, den viermal vorbestraften Lothar F-reygang zu zweieinhalb Jahren Gefängnis und drei Jahren Ehrverlust, und den 32 Jahre alten staatenlosen Eli-Fred Sztej- mann zu anderthalb Jahren Gefängnis und Ausweisung aus dem Reichsgebiet. Es handelt sich bei den verurteilten Schwindlern um die Leiter der »T r e u h a u d g e s e l l s ch a f t nationaler Buchkame- rad schäften«, die von dem Hauptaugeklagten Walter Roesner gegründet worden ist. Roesner ist bereits wegen einer Aktienfälschung zu vier Jahren und wegen seiner Beteiligung an umfangreichen Wechselschiebungen in dem Wedel-Parlow-Prozeß zu einem Jahr drei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Die den Angeklagten zur Last gelegten Schwindeleien, die besonders gefährlich waren, weil man den Unternehmungen ein nationales Mäntelchen umzuhängen wußte, begannen durch die Gründung einer »Treuhandgesellschaft«, die angeblich ein Gesellschaftsvermögen von 1)4 Millionen Mark be saß, das aber leider von den vollständig vermögenslosen Gründern nicht eingezahlt wurde. Zweck des Unternehmens sollte sein »die Ver breitung des guten deutschen Buches auf kameradschaftlicher Grund lage«. Die Geschäftsräume wurden mit Schreibtischen, Klubsesseln Stahlmöbeln und Bücherschränken ausstaffiert — auf Kredit natür lich. Es folgten Bücherbestellungeu bei Sortimentsbuchhandlungen. Die Buchhändler wurden nicht nur durch die unwahren Angaben über das große Gescllschaftskapital, sondern auch durch ein sogenanntes »blaues Heft« getäuscht, das angeblich die Namen der hochgestellten Persönlichkeiten enthielt, die das Unternehmen förderten. Tatsächlich handelte es sich um »blauen Dunst«, denn die Prominenten hatten mit dem Unternehmen nichts zu tun. Durch diese Vorspiegelungen ließ sich eine Reihe von Firmen bluffen. Wenn die in »Zahlung« gegebenen Wechsel zu Protest gingen und die Betrogenen das Spiel durchschauten, war es zu spät. Die Bücher, die gegen Wechsel geliefert worden waren, waren längst verschleudert. Verbotene Druckschriften. — Die Verbreitung der nachstehend ge nannten ausländischen Druckschriften wurde im Inland bis auf weiteres verboten: »Sozialistische Revolution oder Faschistischer Krieg?«, Broschüre von vr. Otto Straffer (Prag): »Sonntagsblatt« (New Jork); »lla Uataills cke8 ?. 1'. IV« (Paris); »Der Wachtturm« (Bern); »Medizinische Kurzberichte für den jüdischen (uichtarischen) Arzt in Deutschland« (Zürich). Auf Grund der Verordnung des Reichspräsidenten vom 4. Fe bruar 1933 werden für den Bereich des Landes Preußen beschlag nahmt und eingezogen: »AllgemeinesEvangelischesZeugnis im Namen des Herrn Jesus Christus«, Hrsg, von I. I. Elliott, Huddersfield (England): Maurice Pernot: »ll'^IIemagns cks Hitler«, Librairie Hachette, Paris; I. Wagner: »Das ist mein Österreich«, 1. Teil: »Der Aufstieg der Heimat von 9lX) bis 1740«, Hrsg, vom Niederöster- rcichischen Bauernbund (vr. Franz Oswald), Wien. Auf Grund der Verordnung des Reichspräsidenten vom 28. Fe bruar 1933 ist die Verbreitung der periodischen Druckschrift: »Der .Kleinkapitalist (Die Aufwertung)« mit sofortiger Wirkung bis auf weiteres verboten. Das Verbreitungsverbot der ausländischen Druckschrift: »^.Irora« (Madrid) ist im Inland mit Wirkung vom 1. Juli 1934 aufgehoben. (Deutsches Kriminalpolizeiblatt Nr. 1871, 1885, 1886, 1887 und 1888 vom 8., 25., 26., 27. und 28. Juni 1934.) Verkekrsnackrickten. Mindestmaße für Briefumschläge. — Die Vereinigung der Her steller und Verleger von Bildpost- und Glückwunschkarten macht ihre Mitglieder darauf aufmerksam, daß ab 1. Juli das bisherige Mindest maß für Briefumschläge von 11,4X8,1 Zentimeter auf 10,5X7,4 Zen timeter ermäßigt wird, d. h. das nunmehr herabgesetzte Mindestmaß für Briefumschläge deckt sich mit dem Mindestmaß der Postkarten. Unabhängig hiervon läuft aber die Verbrauchs frist für kleinere B r i e f u m s ch l ä g e b i s zum 3 0. Iuni 19 35. Nach dein 30. Juni 1935 können Gliickwunschkarten kleineren Formats versandt werden, wenn bei der Versendung ein Briefum schlag in dem Mindestmaß von 10,5X7,4 Zentimeter benutzt wird. 'kersvnalnackrickten. Jubiläum. — Herr Franz Schmitz ist am 1. Juli 25 Jahre von 1915—1918 stand er im Felde — bei der Versandbuchhand lung Hartmann K Dosiert, Köln, tätig, seit 1921 in leitender Stel lung. Zugleich vertritt er die Firma Hartmann L Dosiert in ihrer Eigenschaft als Vorstandsmitglied des Verbandes der Reise- und Ver- sandbuchhandluugen e. V., Landesgruppe Rheinland und Westfalen. Auch hier erfreut sich Herr Schmitz infolge seines offenen und geraden Charakters allgemeiner Beliebtheit. — Aus Anlaß des Jubiläums wurde ihm von seiner Firma Prokura erteilt sowie das vom Börsen verein verliehene Ehrenzeichen des Buchhandels überreicht. Ehrenzeichen der NSDAP (zuletzt Nr. 142). Wie uns noch mitgeteilt wird, erhielten die Buchhändler W. Gengenbach in Stuttgart und Fr. Knolle in Kiel ebenfalls das Goldene Ehrenzeichen der NSDAP. Gestorben: Am 23. Juni im Alter von fast 80 Jahren Herr Bernhard Teichert in Königsberg i. Pr., einer der angesehensten ostprcußischen Buchhändler, zugleich ihr Senior. Bernhard Teichert, der 1854 in Braunsberg geboren wurde, erlernte nach Absolvierung des Gymnasiums den Buchhandel in BraunL^erg, war in Tilsit, Hamburg, Prag, Moskau und zuletzt in Königsberg als Gehilfe tätig und cröffucte im November 1889 im Hause Paradeplatz 2 eine Buch- und Kunsthandlung. 1894 .siedelte cr, als sich das Geschäft wesentlich gehoben hatte, nach der Großen Schloßtcichstraße über, wo er sich später auch ernstlich dem Kunst handel widmete. Von 1927 bis 1933 hat Bernhard Teichert den Vorsitz im Kreisverein oft- und westpreußischer Buchhändler — dessen Ehrenmitglied er war — und im Verein Königsberger Buchhändler geführt. Ferner war er Vorsitzender des Katholischen kaufmännischen Vereins, den cr einst gegründet hatte. Lange Jahre hindurch ist er Vorstandsmitglied und Vorsitzender der Gemeindevertretung und der Propsteigemeinde gewesen. Der Verstorbene hat in seinem langen und an Erfolgen reichen Leben im künstlerischen Schassen Königs bergs eine bedeutende Nolle gespielt. Der gesamte ostpreußische Buch handel betrauert das Hinschcideu dieses wackeren Mannes. T c n t s ch c n B n chh ä n d l c z n L c"i p z i g. Anschrift der Lchlistlcitnng »nd Expedition: Leipzig C I, (Bericht Sw e ll 2 6, Postschliebfnch 271/75. — Truck: Ernst Hcdrich Nachs., Leipzig C 1. Hospitalstrabc 11a—13. — DA: 6100/V. 588
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder