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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.06.1934
- Strukturtyp
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- 1934-06-30
- Erscheinungsdatum
- 30.06.1934
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- Deutsch
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ISO, 30. Juni 1934. Redaltioncllsr Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. Vor dem Kriege konnten wohl gegen die damals bestehenden Leih büchereien ethische Bedenken im allgemeinen nicht erhoben werden. Als nach dem Kriege die moralische Zersetzung im Volke ganz allge mein immer großer wurde und immer weitere Kreise ergriss, da schossen wie Pilze Leihbüchereien aus der Erde und konnten auf diesem sumpfigen Boden gut gedeihen. Wie und woher kommt nun die Wende zum Guten? Sie muß kommen und sie muß herbei geführt werden, denn das Gewerbe der Leihbüchereien ist ja da und der Leser nimmt es in Anspruch, und gerade die so sehr große Zahl der Leser, an deren kultureller Beeinflussung dem heutigen Staate am meisten liegt. Wir haben in Bremen im Kampfbund für deutsche Kultur eine Gruppe, die sich Kulturpflege in der Bevölkerung nennt und die durch Veranstaltungen verschiedenster Art Erfahrung auf diesem Ge biete sammelt und praktische Arbeit zu leisten sucht. Wir haben vor ungefähr zehn Monaten von den 220 Bremer Leihbüchereien die 40 vertrauenswürdigsten zu einer Kulturgruppe zusammengeschlossen und folgende Erfahrungen gemacht: Die Vorbildung ist im allge meinen dürftig, die Bereitwilligkeit, durch regelmäßige Schulungs abende das Fehlende zu erwerben, vorhanden. Die Sorge um die wirtschaftliche Existenz oft hinderlich: es darf nicht vergessen werden, dem Besitzer ist durch die Vernichtung der minderwertigen Bücher ein Teil seines Betriebskapitals genommen, ein weiterer Teil ist durch das Aufkommen und die Propaganda für das neue Schrifttum veraltet. Zehn Monate hat es gedauert, daß die guten Leihbüchereien unter diesen Verhältnissen nicht nur wirtschaftlich litten und daß auch ihr guter Wille, neuen Anforderungen gerecht zu werden, beein trächtigt wurde. Jetzt endlich bessert sich die Lage, wenn die minder wertigen Geschäfte geschlossen werden, und wenn damit die Schmutz konkurrenz fortfüllt. Die gesetzlichen Maßnahmen können gar nicht scharf genug sein. Es bestehen für Apotheken, soweit sie körperliches Gift verabreichen, schärfste Vorschriften, warum sollten nicht auch hier, wo es gilt zu verhüten, daß geistiges Gift in die Bevölkerung gelangt, solche Vorschriften bestehen? Nun kann es doch keinen Zweifel geben, daß durch unser ganzes Volk eine starke Sehnsucht nach wertvollem geistigen Gut geht und daß schon vielfach aus dieser Sehnsucht veredeltes Handeln entsteht. Auch unsere Leihbüchereien wissen darum und empfinden es. Empfin den es bei sich selbst und bei ihren Lesern. Oft kommt ein SA-Mann, den der Dienst viel vom Hause sernhält und verlangt ein »gutes« Buch für seine Frau. Eltern schicken vertrauensvoll ihre Kinder, was sonst nicht geschah. Die neuen Bücher bringen mehr Kunden in den Laden, und zu unserer Bevölkerung, in der der neue Geist wächst und glüht, gehören doch auch unsere Buchverleiher! Da darf dann zuversichtlich damit gerechnet werden, daß dieser Volksgenosse seiner Berufung, Kulturmittler zu sein, immer besser gerecht wird, daß ihm das Buch nicht eine gleichgültige Handelsware ist, sondern Lebenselement wird. Dann bleibt der Leihbüchereimann nicht nur existenzfähig — das fortfallende Lesebedürfnis des Ar beitslosen wird reichlich erseht durch die Werbung der Neichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums —, er wird auch der Weg bereiter für den Buchhändler. Die Freude des schlichten Mannes am guten Buch wird bei ihm geweckt und wird wachsen, und dann kommt langsam aber sicher der Wunsch auch nach dem Besitz. Da aber die Möglichkeit des Erwerbes eines Buches vielen aus wirtschaftlichen Gründen zunächst noch verschlossen bleibt, ist es der Leihbücherei- bcsitzer, der Mittler sein muß. Je größer die Sorge ist, ob er seine Berufung erfüllt, je größer muß die Sorge aller dazu Berufenen sein, ihn zu befähigen, daß er es tut. Ich glaube aber auch ferner, daß Schriftsteller und Verleger die Bestellungen fiir den Bedarf der Leihbüchereien nicht entbehren können. Das, was die Leihbüchereien dem Leser vermitteln — und die weitaus größte Zahl der Leser kommt ja zu ihnen, würde dem Verleger an Aufträgen fehlen. Es würde aber auch dem überwiegenden Teil der Volksgenossen das deutsche Schrifttum gar nicht zugänglich werden. I. F. H a g e m e y e r-Bremen. Die §achbücherei des Buchverleihers. Von Rudolf Birnbach. I. Einführung. Eine Überschau über Art und Zusammensetzung der Fachbücherei zu geben, wie sie in der Leihbücherei von heute zum unentbehrlichen Instrument für die Ausübung und geforderte Weiterentwicklung dieses dem Buchhandel so innig verwandten Gcwerbezweiges ge worden ist, erfordert eine wesentlich andere Betrachtungsweise, als cs etwa noch vor wenigen Jahren der Fall gewesen wäre. Wir haben bekanntlich im Lcihbüchereigewerbe nicht eine Berufsgruppe vor uns, die als Nebenzweig des ordentlichen Buchhandels in organischem Wachstum an Umfang gewonnen hätte. Wir haben eine sich auf mehrere Jahre hinstreckende Inflation im Leihbüchereigewerbe hinter uns. Diese Inflation ist durch das zielsichere Eingreifen der Neichs- schrifttumskammer beendet worden. Was übrig bleibt, läßt deutlich zweierlei Prägung erkennen: Die Leihbücherei, die als Nebenbetrieb des Sortimentsbuchhandels oder zu kleinstem Teil als buchhändlerisch verwalteter Hauptbetrieb einen ausgesprochenen buchhändlerischen Charakter zeigt, und die Leihbücherei, die als nichtbuchhändlerisches Unternehmen ihr Entstehen einer vergangenen Epoche verdankt, die nach sorgfältiger Prüfung aber für wert befunden wurde, Seite an Seite mit den buchhändlerischen Unternehmungen dieser Art sich un ablässig um die Lösung der kulturpädagogischen Aufgaben zu be mühen, die allen deutschen Leihbüchereien für die Gegenwart und Zukunft aufgegeben wurden. Daraus ergibt sich von selbst die ver änderte Betrachtungsweise, wenn wir von der Fachbücherei des Buch verleihers sprechen wollen. Denjenigen Berufskollegen, die über eine sorgfältige buchhändlerische Schulung zur Leihbücherei gekommen sind, wird vieles selbstverständlich erscheinen. Sie mögen hierbei berücksichtigen, daß ich hier Winke und Fingerzeige für die verant wortlichen Führer solcher Buchverleiher geben will, die aus fremden Berufen zur Leihbücherei kamen und in ihrem Bemühen um buchhändlerisches Berufswissen und buchhändlerische Gepflogenheiten unser aller Unterstützung wert sind. Schließlich erscheint es auch notwendig, bei diesen Betrachtungen die Einweisung des jungen Nachwuchses im Auge zu behalten, denn gerade hier werden sich die Gegensätze zwischen buchhändlerisch vorge bildetem und nichtbuchhändlerischem Buchverleiher immer mehr und mehr verwischen, da ja heute vielfach schon junge Buchhandlungs gehilfen in reinen Leihbüchereien nichtbuchhändlerischer Art tätig sind. Die Frage, ob der Buchverleiher überhaupt über eine Fach- bücherei verfügen muß, soll hier nicht erst gestellt und ihre Be jahung nicht erst begründet werden, da die Fachliteratur im Leih büchereigewerbe ein ebenso unentbehrliches Instrumentarium dar stellt wie Hobel und Säge dem Tischler, wie die Gesetzessammlung dem Rechtsanwalt. Ohne Zweifel ist der Begriff »Fachbücher«: i« sehr dehnbar. Ich sehe daher meine Aufgabe nur in der Namhaftmachung der Art von Fachliteratur, die gewissermaßen als Grundstock für eine im Laufe der Zeit noch bedeutend zu erweiternde Fachbücherei an zusehen und fiir jede Leihbücherei gleich welchen Charakters als un entbehrlich zu bezeichnen ist. Wie ich in meinem früheren, an gleicher Stelle erschienenen Aufsatz zu begründen versucht habe (Die Leihbücherei im Dritten Reiche. S. Nr. 106), ist die Führung einer Leihbücherei im Gegen satz zu den verschiedentlichcn kaufmännischen Unternehmungen anderen Gesetzen unterworfen, die ihre Entwicklung, ihren Fort bestand und ihre -- wenn man so sagen kann — Durchdringung mit unserer buchhändlerischen Berufsauffassung stärker oder schwächer zu beeinflussen vermögen. Was wäre also wichtiger, als an erster Stelle das Schrifttum namhaft zu machen, dessen systematisches Studium, mir bestens aber dessen dauernde Verwendung als Führer durch das literarische Geistesgut und als zuverlässiges Orientierungsmittel >n der geschäftlichen P'.axis dem Buchverleiher erst einmal die Grund lage fiir die- ordentliche Ausübung seines Berufes gibt? II. Literatursührcr. Als den Literaturführer, der dem nichtbuchhändlerischen Buch verleiher, wenn es ihm ernstlich um seine kulturpädagogischen Auf gaben zu tun ist, das beste und vollkommenste Fachlehrbuch bedeuten muß, sehe ich Albert Socrgels »Dichtung und Dichter der Z e i t« an. Nach der Erlösung der deutschen Dichtung und des deutschen Schrifttums aus dem Banne des Expressionismus und nach seiner Wendung zur volkhaften Dichtung hin wird der eifrig Lernende nicht unterschiedslos das ihm in den beiden ersten Bänden dieses Werkes nahegebrachte geistige Schaffen in sich aufnehmen, doch wird ihm im Bewußtsein seiner Aufgabe, auch in seiner Person Bahn brecher für das deutsche Volksschrifttum sein zu müssen, das ihm in diesen beiden Bänden Dargebotene das Verständnis für die geistigen und literarischen Strömungen der nahen Vergangenheit bis auf die gigantischen Umformungen in der Gegenwart voll erschließen. Ihre Ergänzung finden die beiden ersten Bände in dem vor wenigen Monaten erschienenen dritten Band, in dem das geistige Schaffen unserer Volksschriftsteller der Gegenwart (wenngleich zunächst nur in einer Auslese) mit liebevollem Verständnis gewürdigt wird. Was dieses Werk so sehr geeignet macht, die Gegenwartsliteratur in allen ihren Abwandlungen jedem, der von Berufs wegen Bücher verkauft oder Bücher verleiht, nahezubringen, ist seine Form und Anlage. Die Eigenart und Besonderheit eines jeden Dichters und Schrift- 583
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