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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.01.1926
- Strukturtyp
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- 1926-01-14
- Erscheinungsdatum
- 14.01.1926
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- Deutsch
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l l. X. Januar 1926. Redaktioneller Teil. In dem gleichen Sinn »Vogel sriß oder stirb» deutet Herr D- nun schon wieder kurz nach ldcr Gründung der »BEG», wenn gleich vercinsselndlich, die Gründung eines neuen Vereins an; denn auch unsere Verbände sind nicht nur Vereine, sondern Orga nisationen. Da soll also unter Ausschluß des Sortiments nun noch der neue Verein der Abstoßer von Ladenhütern gegründet wer den, die der Franzose so nett mit »Nachtigallen» bezeichnet. Wird den Nachtigallen wirklich alles Schluchzen und Schlagen zum Verkauf verhelfen? Wird das Sortiment wirklich, ohne sich die Nachligallcnzüchtcr zu merken, gedankenlos weiter in den Tag leben? Nein, schon heute nicht! Wenn wir auf das letzte Weihnachts geschäft *) zurückblickcn, so muß jeder erkannt haben, daß wir eigentlich unser großes Lager gar nicht brauchten, sondern mit etwa je !> dis X) verschiedenen Büchern in etwa ebcnsovielcn Fächern völlig ausgckommcn wären. Das sollte auch dem Ver leger zu denken geben! Wenn wir gerade zur Hausttgeschästszcit erkennen müssen, daß wir gar nicht so ein Riescnlager zu unter halten brauchen, sondern uns auf wenige von uns als gut be fundene Bücher beschränken können, andererseits erleben müssen, wie Fabriken trotz laufenden Aufträgen mit 9 Millionen Aktiva und nur 2 Millionen Passiva den Konkurs anmclden müssen, lediglich weil ihnen die baren Betriebsmittel fehlen, so wollen wir Sortimenter in erster Linie auf den Vertrieb der Überproduktion an Neuerscheinungen verzichten und unser Lager einschräuken, um flüssige Mittel zu bekommen oder diese zu ver mehren. Daß der Verlag dasselbe tun muß, um so mehr, wenn sich der Sortimenter immer mehr einschräuken muß, ist ja ganz selbstverständlich, und es ist ein Fehlschluß von Herrn D., der Lage dadurch Herr zu werden, daß trotz allem weiter Ncuiglcilcn herausgcbracht werden, von denen im voraus zu sagen ist, daß sic das »Sortiment nicht mehr oder nur ganz mangelhast be stellt». Ganz abgesehen von dem Zweifel, den man in den Er folg der von Herrn D- angekündigten Ncttungsniaßnahmen der Nachtigallenverlegec setzen muß, so sehen die Sortimenter doch ganz offen eine Schädigung des Sortiments voraus. Dagegen, daß sich verschiedene Verleger Sortimente zum alleinigen Vertrieb ihrer Ladenhüter lausen, ist nichts cinzuwcudcn. Das kommt einer Spezialisierung des Sortiments gleich, für die Ich immer gesprochen habe un>d die, je schwerer die Zeit wird, je früher kommen muß. Versand- und Reisebuchhandlungen mit herab gesetzter Ware hat es schon immer gegeben, sie sind uns nichts Neues; im Gegenteil will ja Herr D. sic selbst umgehen; denn cs sind doch die heutigen Großantiquariatc. Und dann glaubt Herr D. dem Sortimenter wieder damit drohen zu können! Das ist eben der natürliche Kreislauf der Dinge: die Produktion muß sich durch die Nachfrage regeln, wo sic es nicht tut, entsteht Über produktion, welche zwangsläufig die Preise herabdrücken muß, anstatt sie, wie cs in der heutigen Zeit ist, herauszuschrauben, weil es versucht wird, mit dem ztvar geringeren Umsatz nicht nur die erhöhten Kosten und Lebensbedingungcn, sondern auch noch die Überproduktion zu bezahlen. Auch der billige Verkauf des Ullstcinvcrlages konnte den Antiquar nicht in Aufregung bringen; war es doch schon seit Kriegsende jedem möglich, diese oder ähnliche Bestände auf schlechtem Papier und in Pappcin- bänden zu den gleichen Preise» zu verkaufen! Wenn Herr D. auch nur die kleinste Ahnung hätte, wie schwer cs heute dem Sortimenter wird, etwas zu verkaufen, so wären nicht die Worte von der spekulativen Sortimcnterweisheit gefallen. Ich hätte gewünscht, daß Herr D. nur einen einzigen Tag während des Weihnachtsgeschäfts als stiller Zuschauer in einem Sortiment zugebracht hätte. Es muß überall dasselbe Bild gewesen sein! An der Kundenzahl hat cs bei den Anstrengungen des Sortiments sicherlich nicht gefehlt; denn wer heute sagt, daß das Sortiment seine Schuldigkeit nicht tue, steht völlig außerhalb der Tatsachen. Aber am Geld hat cs gcsehlt. Die Leute mußten mit dein Wenigen rechnen, das sic in der Tasche hatten, und cs gehörte eine riesige Geduld, eine außerordentliche Mühe dazu, sür dieses Wenige dem, Kunden jeden Wunsch besriedigcn zu können. Immer wieder wurde zurüclgelegt und auegeschieden, umgcslcllt, und schließlich blieb cs doch noch zuviel. Die Kunden waren ossen und ehrlich genug, es zu sagen, und nicht alle lassen gern anschreiben! Ich bitte auch Herrn D., einmal die Verleger zu nennen, die 60A Rabatt gewähren. Ich habe bis heute noch keinen gesunden, wenn auch keinen gesucht. Wollen wir denn selbst in diesen schweren Zeiten nicht lieber mit den Füßen aus der Erde bleiben und uns gegenseitig Helsen, anstatt uns gegenseitig zu verärgern? Nicht einmal über die Tarzanleser ist Herr D. richtig unter richtet! Seien wir ehrlich; wir brauchen auch Bücher, die von selbst »gehn-, sür die wir nicht Hunderte oder Tausende an Werbe- kostcn auszugeben brauchen. Wir lönncn uns nicht nur zer mürben in ewigem Jagen, wir brauchen auch Brotartikel. Ich habe nicht einen Tarzanband gelesen, aber manchen verlaust. Hat uns Buchhändlern die Hetze gegen Tarzan etwas genützt, ist sic nicht mit aus denselben Gründen erfolgt, die einst gegen Karl May zum Kamps ausricscn? Im Kamps gegen Tarzan aber wurde Karl May der Klassiker der Abcnleurerromane genannt! So ändert sich die Meinung, wenn cs nötig ist! Aber vergessen wir nicht, daß gebildete Leser, also unsere bisherigen Kunden, Tarzan überhaupt nicht lausten, daß uns durch Tarzan tatsächlich neue Kunden in den Laden geführt wurden, die es nicht nur bei dem einen Tarzangcschcnk ließen, sondern sür einen zweiten cder dritten zu Beschenkenden, der Tarzan nicht wollte, auch noch ein Buch Mitnahmen; denn Tarzan brachte den Reiz zum Bücher- kauscn überhaupt erst in manche Familie. Die Tarzanleser aber sind durch die Hetze vor den Kops gestoßen worden, anstatt zum besseren Buch geführt zu sein. Das ist der Fehler, der begangen ist, der im vergangenen Jahr nicht nur dem Sortiment, sondern ebensosehr dem Verlag geschadet hat. Der Kampfrus von Herrn D. sollte allem Anschein nach sür die »BEG- sprechen; aber ich glaube, er hat Ihr eher geschadet als genützt; denn man gewinnt nicht dadurch Freunde, daß man daraus schimpft. Mit der »BEG- zu arbeiten, muß Auftastung jedes Einzelnen bleiben, und ich will hier nicht das Für und Wider zu ergründen suchen. Daß der Prospcktvcrsand nicht mehr genügen soll, kann leicht behauptet, nicht aber bewiesen werden. Es kommt aus die Ab fassung des Werbebriess und aus di« Ausnahmcsähigkcit der Empfänger an, ob Erfolg möglich ist. Genügt die schriftliche Wer bung aber wirklich nicht mehr, so haben wir den Beweis, daß der Sortimentsbuchhandel seine Schuldigkeit in der Werbung bis her getan hat und nun die Organisation der Werbung fehlt. Da durch, daß die einzelnen Firmen bei denselben Interessenten das Gleiche mit den gleichen Mitteln anbicten, zeigt sich die Not wendigkeit des Zusammenschlusses zu gemeinsamer Werbung. Auch hier ist es falsch, zu denken und zu raten wie bei der ülbrüstungs- srage, daß der andere aushören muß. Doch alle Werbung wird zwecklos, wenn der Boden, aus den sie fällt, unsruchtbar, wenn kein Geld vorhanden ist; das müssen wir heute in erster Linie beachten. Auch der Borwurs, daß die Werbestclle »Rezepte- gibt, ist nicht am Platze. Ich habe bis heute noch kein Rezept der Wcrbe- stcllc gesehen, Herr D. meint wohl etwas ganz anderes. Und ein schlechter oder gar kein Werbemann ist derjenige, der nicht aus den Anregungen der Werbestclle zwischen den Zeilen zu lesen weiß, was sür ihn selbst iu einer anderen oder ähnlichen, immer aber persönlichen Form angebracht ist. Herr D. hat sich schon so oft als Warner vor der Werbung gezeigt und erwartet sie sür sich trotzdem immer von jedem Sortimenter, eine Tatsache, die eigentlich kaum zu verstehen ist. Der Sortimenter kann doch nicht nur für einen Verlag allein werbe», so sehr er dann auch von dem einen Verleger gelobt werden mag. Aber wundern muß ich mich immer wieder, daß die Verleger der Werbestclle beispielsweise zu den monatlichen Anregungen für das Schau fenster überhaupt leine Vorschläge machen. Das kann sich alles der Sortimenter allein mit der Zange herbciholen. Nur zweier Verleger erinnere ich mich, die In der langen Zeit Anregungen dasör gegeben Haben, und dabei liegt darin eine so glänzende und nichts kostende Werbemöglichkeil!
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