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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.12.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-12-02
- Erscheinungsdatum
- 02.12.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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(dk 265, 2. Dezember 1919. Redaktioneller Teil. Hofrat vr. Erich Ehlermann (Dresden): Meine Herren, wenn Herr Felder in seinem Aussatz, den Sie ja alle kennen, auf eine aus der Zeit der Gründung der Deutschen Bücherei stammende Äußerung von ihrer Überflüssigkeit Bezug genommen hat, so könnte man ja darüber zur Tagesordnung übergehen. Wenn aber Herr vr. Springer heute diese Ansicht wiederholt hat, so deüaure ich das außerordentlich; denn ich meine, nachdem nun die Deutsche Bücherei so lange gearbeitet hat, nachdem sie gezeigt hat, was sie leistet, müßten doch Wohl eigentlich die Akten über die Frage ihrer überflüssigkeit geschlossen sein. Meine Herren, ich bin, als ich seinerzeit die Reichsbibliothek in Leipzig anregte, gewiß von großem Optimismus beseelt ge wesen; sonst hätte ich mich an eine derartige Aufgabe nicht heran- gewagt. Aber ich habe mir in der Zeit, wo ich im Geschäfts- führenden Ausschuß gearbeitet habe, immer und immer wieder an den konkreten Tatsachen sagen müssen: du hast die Sache weit unterschätzt; die Aufgaben sind ja noch viel größer, als du gedacht hast, und die Bibliothek ist noch viel unentbehrlicher, als du gedacht Haft. (Sehr richtig!) Ich muß demgegenüber an ein Wort denken, das ich kürzlich mit einem Chirurgen ausgetauscht habe, den ich leider in meine Familie rufen mußte. Der Mann, den ich bis dahin gar nicht gekannt hatte, redete mich darauf au: »Sie haben an der Deutschen Bücherei mitgewirkt; wissen Sie: ich wünsche mir seit Jahren bloß einmal vierzehn Tage freie Zeit, damit ich mich in den Lesesaal der Deutschen Bücherei setzen und nichts tun kann als dort arbeiten!« Meine Herren, so denkt ein schlichter deutscher Gelehrter, der mitten in der Praxis steht und nicht viel Zeit für wissenschaftliche Arbeiten übrig hat, Wollen wir Buchhändler uns von diesem deutschen Gelehrten beschämen lassen? (Sehr gut!) Meine Herren, ich möchte Herrn vr. Springer nur einmal bitten, unvoreingenommen sich die Riesenarbeit anzusehen, die die Deutsche Bücherei leistet, und sich den Segen zu vergegenwärtigen, den sic gestiftet, das Ansehen, das sie uns im Auslande verschafft hat; dann wird er sicher mit Rücksicht darauf von dieser Ansicht zurllckkommcn, er mag sonst zu der Frage stehen, wie er wolle. Meine Herren, es ist ja zuzugeben, daß gerade die Deutsche Bücherei, die die Ausgabe der Vollständigkeit hat, ungeheuer viel Ballast sammeln muß. Aber ist denn das bei irgendeiner andern Bibliothek nicht auch der Fall? Nehmen Sie eine Privatbiblio thek, oder nehmen Sie eine große öffentliche wissenschaftliche Bibliothek; neun Zehntel von allem, was darin ist, steht doch unbenutzt da, und nur ein ganz kleiner Teil ist wirklich durch Lesen usw. in tatsächlichem Gebrauch. Aber der Wert der Bü cherei, gleichviel, ob es nun eine Privatbibliothek ist oder eine öffentliche, besteht doch darin, daß Sie im Bedarfsfälle sofort zugreifen und sich Auskunft erholen können. Und ist es denn wirklich so überflüssig, daß eine einzige Bibliothek im ganzen deutschen Vaterlande besteht, wo man unbedingt sicher ist, ein Buch, das man sucht, auch vorzufinden? Ist cs Ihnen, wenn Sic wissenschaftlich über irgend etwas arbeiten wollen, noch niemals vorgekommen, daß Sie unter der Jagd nach einem bestimmten Werk gelitten haben, von dessen Vorhandensein Sie Kenntnis hatten, das Sie aber nirgends finden konnten? Was kostet das für Mühe! Dazu ist die Deutsche Bücherei da. Alle anderen Rationen — England, Frankreich, Italien, die Vereinigten Staa ten — betrachten es als selbstverständlich, daß mindestens ein Exemplar der gesamten nationalen Erzeugung an der Zentral stelle gesammelt werden muß. Zuweilen ist, um das ganz sicher zustellen, die Ablieferung mit dem Schutze des Urheberrechts verknüpft worden. Anderswo, z. B. in England, werden emp findliche Strafen auferlegt, wenn die Einlieferung nicht pünktlich erfolgt. Sollen wir in Deutschland wieder einmal der Michel sein, der den eigenen Wert nicht schätzt? Haben wir eine Ah nung gehabt von der Bedeutung der deutschen Literatur? Sici haben gehört, daß wir jetzt 20 099 Zeitschriften in der Deutschen Bücherei haben. Als die Deutsche Bücherei gegründet wurde, dachten wir, daß wir vielleicht mit 12 000 außerordentlich hoch- greisen würden. Wir haben ja gar nicht geahnt, welchen Reich tum, welche Kraft wir in Deutschland besitzen. — Also lassen Sie sich nicht irremachen durch derartige Beispiele von der Hundesteuer, die natürlich hundertfach vermehrt werden könnten, die aber jemanden, der das große Ganze im Auge hat, nicht irremachen dürfen! (Bravo!) Nun zur Frage der Pflichtexemplare! Ich unterschreibe das, was Herr vr. Springer gesagt hat, von ganzem Herzen. Ich habe stets diesen Standpunkt vertrete», und ich habe cs stets für das größte Unglück bei der Deutschen Bücherei ange sehen, daß diese unglückselige Gratisliescrung überhaupt ange- sangeu worden ist. Das ist erfolgt gegen meinen Widerspruch und allen Warnungen zum Trotze. Es mutzte so kommen, daß diese Gratislieferung versagte. Ader ich habe seinerzeit gerade die Frage der Pflichtexemplare mit anschneiden wollen in der .Hoffnung, daß sie zwar nicht in der Weise gelöst werden würde, wie ich es damals vorschlug — es war mir klar, daß das nicht ging —, sondern daß sie in dem Sinne gelöst würde, daß der jenige, der im öffentlichen Interesse das Exemplar enteignet, den Verleger entsprechend zu entschädigen verpflichtet ist. Das ist der Weg, der seinerzeit von Albert Brockhaus gewiesen worden ist, und der meines Erachtens der richtige ist. Sie wissen, daß bei jeder Expropriation, ob es sich um Wegebau oder um Eisen bahnbau oder sonst etwas handelt, wenn ein öffentliches Inter esse vorliegt, der betreffende Eigentümer verpflichtet ist, sein Eigentum an den Staat usw. abzutrelen. Aber er mutz dafür entsprechend entschädigt werden. So hätte die Deutsche Bücherei von Anfang au begründet werden müssen, und das, was auch — davon bin ich überzeugt — Herr vr. Springer und seine Ge sinnungsgenossen als richtig anerkennen würden, ist folgendes: Pflichtexemplar allerdings, aber Entschädigung zu einem entspre chenden Preise! Ich glaube, ich kann mich auf diese Bemerkungen beschrän ken. Wenn ich recht unterrichtet bin, wird die Frage des Pflicht exemplars morgen bei den Satzungen nicht zur Sprache kommen. Ich will mich desalb über alles das — und es ist sehr viel —, was ich über die bisher von der Deutschen Bücherei befolgte Politik zu sagen hätte, nicht näher verbreiten. Das jedoch bin ich verpflichtet hervorzuheben: ich bin ausgeschieden aus den ge schäftsführenden Körpern, weil ich die Politik nicht mehr ge billigt habe; aber ich habe die Überzeugung, daß diese Schwierig keiten, die entstanden sind, überwunden werden, und daß die Bücherei sich kräftig entfalten und zum Segen unserer ganzen Literatur und unseres Vaterlandes weiter gedeihen wird. (Bravo!) vr. Fritz Springer (Berlin): Meine Herren, wenn ich Gegner der Deutschen Bücherei geworden oder von Anfang an gewesen bin, so ist der Grund dafür hauptsächlich der gewesen, daß ich es für ausgeschlossen halte, daß der Börsenverein der Deutschen Buchhändler in Leipzig diese Aufgabe, die er sich gestellt hat, durchführen kann. (Sehr richtig!) Ich habe von Anfang an darauf aufmerksam gemacht, daß die Mittel des Börsenvereins dazu nicht ausreichen werden, und das, was wir jetzt erleben, ist der Beweis dafür, daß ich recht gehabt habe. Meine Herren, es ist ja ganz klar, daß die Mittel nicht ausreichen können. Kein Mensch hat geahnt, daß die Zahl der Publikationeü' im deutschen Buchhandel, der Behörden und der Privaten eine so große ist, wie die Deutsche Bücherei sie jetzt Nachweisen kann. Denken Sie bloß an die enormen Kosten der Einbände! Herr vr. Ehlermann hat, soweit ich mich erinnere, in seiner Denkschrift seinerzeit mit 50 000 Bänden gerechnet. Darunter sollten sich 5000 bis 6000 Zeitschriften befinden. Wir hören jetzt, daß es sich um 20 000 Zeitschriften handelt. Wieviel Einbände jährlich hergestellt werden müssen, entzieht sich unserer Kenntnis, und die Deutsche Bücherei wird es auch nicht wissen; denn sie hat die ihr übergebenen Werke überhaupt noch gar nicht einbinden lassen. Wenn Sie sich den Etat ansehen, so sind, glaube ich, für Einbände 53 000 ^ ausgegeben worden. Wenn wir aber die sämtlichen Einbände Herstellen lassen werden, so wird es sich nach einer oberflächlichen Schätzung bei den jetzigen enorm gestiegenen Preisen für Buchbiuderarbeiteu wahrscheinlich schon um 1 Milliyn Mark für Einbände handeln. Wo soll dies Geld Herkommen? Düs sind Sorgen, die jedes Mitglied des Börsenvereins be wegen müssen. Man muß sich ja auch fragen: Werden denn die Räume der Deutschen Bücherei, wie sie jetzt vorhanden sind, 1089
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