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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.12.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-12-02
- Erscheinungsdatum
- 02.12.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller LeU. X 265, 2. Dezember 1919. Sandsteinfigurcn vor dem Hause angebracht sind, in dem sich die Nie derlassungen der Verlags-und Kommissionsbuchhandlung Wernickc und Compagnie und des Verlags von Friedrich Ambrosius Blnmhardt be finden. Diese beiden Göttergestalten, symbolisch das rein händlerische Interesse und die Weisheit im Sinne der Weltabgewandtheit verkör pernd, sind jedoch Mir scheinbar ans ihre Sockel gebannt, in Wirklichkeit schreiten sie in dem Buche jenen zur Seite, die ihnen ergeben sind: Merkur dem Konsul Paul Wernickc, der zwar bei jeder Gelegenheit den Idealismus im Munde führt, aber stets damit das Geschäft meint, Mi nerva dem idealistischgesinnten, aber unpraktischen Blumhardt. Erst Hans Hennig, der Prokurist Wernickes, später Schwiegersohn und GcschästSnachfokger Blumhardts, gedenkt sich von beiden leiten zu las sen und weder dem Gotte noch der Göttin allzu reichliche Dankopfer zu spenden. Er scheint also allein von den drei bnchhändlerischen Hanptvertretern des Romans den echten Ring zu besitzen, dessen Kraft, Minerva und Merkur in gleicher Weise zu gefallen, sich freilich erst in einer Zeit offenbaren wird, die hinter dem Buche steht. Sollte der ehemalige Prokurist des Hauses Wernickc und Kompagnie an der Wcgscheide doch einmal mehr nach Merkur als nach Minerva schielen, so haben wir die Zuversicht, das; der gute Geist des Hauses Blnmhardt, Frau Hilde, der vernachlässigten Göttin Gerechtigkeit widerfahren las sen wird. Es war wohl nicht die Absicht des Dichters, einen Schlüsselroman zu schreiben: daß das Buch aber wie ein solcher wirkt und wohl auch von vielen so aufgefaßt werden wird, liegt nicht nur in der Porträt ähnlichkeit, die einer seiner »Helden«, der allerdings in vielem ein recht großes Kind ist, mit einem bekannten verstorbenen Leipziger Verleger der alten Schule hat, sondern auch an manchen der Wirklich keit entnommenen Geschästsvorfällcn. Darin ist immer et was Mißliches, namentlich, wenn die dichterische Freiheit in wesent lichen Dingen die Wirtlichkeit noch zu übcrbietcn sucht, sodaß der Leser über die Grenzen von Wahrheit und Dichtung in Zweifel gerät. Auch werden jene, die gern die von Konsul Wernicke befolgte Geschäfts methode, Buch ans Buch im Rahmen einer Sammlung in Massenauf lagen mit Unterstützung einer aufdringlichen Reklame ins Publikum zu werfen, schärfer bekämpft gesehen hätten, weil diese Art Geschäfts- tüchtigkeit an den ihr innewohnenden Schwächen zugrunde gehen m nß, es kailm als einen Ausgleich der poetischen Gerechtigkeit erachten, daß der Träger dieses Systems unter der Last der übernommenen Arbeit zusammenbricht, das System selbst aber unangefochten bleibt. Umge kehrt geht das Geschäft Blnmhardts, wie es Haarhaus schildert, nicht an den idealen Bestrebungen seines Inhabers zugrunde, sondern an einem anßLLhalb derselben liegenden geradezu unglaublichen Mangel an geschäftlicher Befähigung, wie er am grellsten durch Blnmhardts Transaktionen mit Granpenbach (lies »Gries« für Graupen) zutage tritt. Ein kleines Versehen ist dem Verfasser auf Seite 238 unter laufen, da nach der dortigen Darstellung angenommen werden muß, daß die stenographischen Berichte -über die Kantatereden bereits am nächsten Tage bekannt gemacht werden,, was »bekanntlich« nicht der Kall ist. Was aber bedeuten diese Ausstellungen gegenüber dem Reichtum an dichterischen Gestalten, mit denen nns Haarhaus in diesem Ro mane bckanntmacht, von den Rcdaktionsmitgliedern der »Aurora« an- gefangeu bis zu dem ehrenfesten Markthelfer Bölte, dem treuen Fak totum des Hauses Friedrich Ambrosius Blnmhardt! Nicht nur die Träger der Handlung, auch die Nebenfiguren sind lebendig und anschaulich gezeichnet, sodaß man alte Bekannte aus dem Leben in dem waudlungsfähigcn Herrn Kurt Arnold Schlick, dem heimlichen Dichter Drillhosc und dem mehr realen Dingen zugcwandten Schreibmaschinen fräulein Meta Scholz miederzuerkennen glaubt. Hat doch Haarhaus früher selbst zween Herren gedient: dem Buchhandel nnd der Literatur, und kennt sich in beiden aus, nicht zuletzt auch in der Technik des Romans. Wohin der Dichter uns auch führen mag, immer merkt man die sichere Hand, die uns leitet, wie die genaue Kenntnis des Schauplatzes, aus dem sich die Handlung abspielt. Und so ernst der Grundgedanke des Buches ist, wert, daß ihm alle Berufsgeuosscn Beachtung schenken, so hat Haar haus doch den Ton durch echten Humor zu mildern gesucht und dadurch selbst die ernsten Szenen in eine freundliche Beleuchtung gerückt. Das Buch ist wie kaum ein zweites geeignet, Verständnis für die Arbeit des Verlegers in weiteren Kreisen zu wecken, sodaß es im Interesse unseres Berufes läge, wenn das Sortiment sich recht energisch dafür einsetzen und so auch den außerhalb des Buchhandels Stehenden Ge legenheit geben würde, ihre Kenntnis des VcrlagsbuchhandelS zu be reichern. In einer Zeit der Sozialisierungsversuche nnd des Räte systems kann nicht genug zur Aufklärung der Natur des Buchhandels geschehen, der, wie auch dieser Roman in voller Deutlichkeit zeigt, weniger als irgend ein anderer Berns der Persönlichkeit und Tatkraft des Unternehmers entraten kann. Kleine Mitteilungen. Jubiläen. — Die Verlagsbuchhandlung Julius Pütt mann in Stuttgart bestand am 1. Dezember 50 Jahre. Sie wurde von Julius Püttmann am 1. Dezember 1869 in Elberfeld ins Leben ge rufen. Der Verlag pflegte besonders populäre Literatur, auch wurden Novellen und Romane veröffentlicht. Im Jahre 1880 zog Püttmann mit seinem Verlage nach Cöln a. Rhein, wo dieser erst zur rechten Blüte gedieh. Nach dem am 7. Juli 1901 erfolgten Tode des Gründers übernahm zunächst seine Frau das Geschäft, die es im Jahre 1905 au Kurt Hauschild, Leipzig, und Richard Ahrens, Berlin, verkaufte. Die neuen Inhaber verlegten den Verlag zunächst nach Berlin und bald darauf nach Leipzig. 1911 kam der Verlag in die Hände von August Tautel, der ihn nach seinem jetzigen Domizil Stuttgart verlegte. Ihm trat am 1. Januar 1903 Herr Paul Ncubert als Teilhaber zur Seite. Bei Beginn des Weltkrieges mußten beide Inhaber zur Fahne einrücken und ihren Verlag brach liegen lassen. Dautel erlitt 1916 den Heldentod, so daß Herr Ncubert nach seiner Rückkehr aus dem Felde die alleinige Leitung des Geschäfts übernehmen mußte. Mit Beginn des neuen Jahres soll das Geschäft weiter ausgebaut werden, wozu dem Jubilar voller Erfolg gewünscht sei. Am 1. Dezember beging die Firma Karl Hermann Otto L Co., Reise- und Versandbuchhandlung, Berlin-Lichter felde, ihr 25jähriges Geschäftsjubiläum. Sie wurde am 1. De zember 1894 von der Firzna Bibliographische Anstalt (A. Warschauer), Berlin, als Zweiggeschäft ihres Klassiker-Verlags gegründet, und der langjährige Geschäftsführer und Reisende dieses Verlags, Herr Emil Neckling, übernahm am 20. Oktober 1897 dieses Zweiggeschäft auf eigene Rechnung. Viele größere Verlagshandlungen haben in diesen 25 Jah ren bedenkenden Umsatz mit der Jubilarin erzielt. Das 25jährige Jubiläum feiert am 2. Dezember die Firma l)r. P. Stolte in Leipzig, bekannt durch ihre Schulausgaben französi scher und englischer Schriftsteller. 1894 von 1)r. P. Stolte gegründet, ist der Verlag am 1. Juli d. I. in den Besitz des Herrn Georg Kluge übergegangeu. Deutsche Schrift bei der Post. — Das Neichspostministcrium hat auf Anregung des »Bundes für deutsche Schrift«, Berlin-Steglitz, ver fügt, daß von jetzt ab bei der Neichspost alle Schilder, Drucksachen. Postbücher, Aufschriften, z. B. auf Bahnpostwagen u. dgl., mit deut schen Schriftzeichen hergestellt werden müssen. Sperrung des Güterverkehrs von Holland. — Einer Haager Mel dung der »Franks. Ztg.« zufolge hat die deutsche Negierung den Trans port von Waren und Gütern von Holland nach Deutschland gesperrt. Die Gründe liegen in dem Mangel an Güterwagen auf deutscher Seite, der es unmöglich macht, die Waren an der deutschen Grenze zu über nehmen. Ausnahmen sind zugelassen für Kartoffeln, Gemüse, Fische. Fleisch und Milch und Margarine. Doch ist für die Beförderung dieser Waren eine besondere Genehmigung des deutschen Generalkonsulats notwendig. Verbotene Druckschriften. — Auf Grund des § 9 d des Gesetzes über den Belagerungszustand vom 4. Juni 1851 ist bis auf weiteres der Druck und Vertrieb der Druckschrift »Die Konunuuistische Internationale«, Verlag und Herausgeber: Note Fahne, Berlin, verboten worden. PersonalMkMcn. Paul Marr s. — Am 27. November ist in Berlin Paul Marx, bhefredakteur des »Tags« und Vorsitzender des Reichsverbandes der deutschen Presse, im Alter von 58 Jahren gestorben. Sprechsaal. Mehr Pünktlichkeit. Zu dem Artikel »Mehr Pünktlichkeit« von Rudolf Nother in Peine in Nummer 260 des Börsenblattes schlägt ein Leipziger Verleger vor, daß die Herren Sortimenter ihre Leipziger Kommifsonäre beauftragen möchten, alle bei diesen in Leipzig eingehenden Meldezettel über augen blicklich nicht lieferbare Werke ihnen gesammelt täglich in einem Briefe direkt zu übersenden. Dadurch würde schnellste Meldung erreicht und vor allen Dingen das sonst erforder liche Porto für Einzelmeldungen auf- einen einzigen Brief täglich be- schränkt. 1092
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