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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.04.1931
- Strukturtyp
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- 1931-04-16
- Erscheinungsdatum
- 16.04.1931
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- Deutsch
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2480 87, 16. April 1931. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt k. b.DtMn. Buckbandel. Erich Maria Remarque Der Weg zurück 6. Fortsetzung. Ehe ich ihm helfen kann, kriege ich einen Schlag ins Gesicht, daß ich taumele. „Satansbiest!" keuche ich und pflanze dem Angreifer mit voller Kraft meinen Stiefel in den Bauch. Er seufzt und kippt um. Sofort fallen drei andere über mich her. Der Hund springt einem davon ins Genick. Doch die übrigen reißen mich herunter. „Licht aus — Messer raus —", schreit das Weib. Zwischen den trampelnden Beinen sehe ich, wie Ludwig mit der freien linken Hand einen Matrosen würgt, den er umwerfen konnte, indem er ihm von unten in die Knie kehlen schlug. Er läßt nicht los, obschon die andern mächtig auf ihn einhauen. Dann wichst mir jemand ein Koppel auf den Schädel, und ein anderer tritt mir in die Zähne. Wolf schnappt ihn zwar gleich darauf am Knie, aber wir kommen nicht hoch, sie schlagen uns immer wieder herunter und wollen uns zu Brei trampeln. Wütend versuche ich, an meinen Revolver heranzugelangen. Doch im selben Augen blick kracht schon einer meiner Angreifer rücklings neben mir aufs Pflaster. Ein zweiter Krach — ein zweiter Be sinnungsloser — gleich darauf ein dritter — da kann nur Willy an der Arbeit sein. Er ist im Galopp herangestürmt, hat seinen Tornister unterwegs abgeworfen und tobt nun über uns. Je zwei greift er mit seinen Fäusten im Genick und hämmert ihnen die Köpfe zusammen. Sie sind sofort ohnmächtig, denn wenn Willy wild wird, ist er ein lebendiger Schmiedehammer. Wir werden frei, und ich springe auf, aber die andern reißen schon aus. Es gelingt mir noch, einem meinen Tornister ins Kreuz zu schmettern, dann kümmere ich mich um Ludwig. Willy ist schon auf der Verfolgung. Er hat gesehen, daß die beiden Matrosen auf Ludwig eingeschlagen haben. Einer von ihnen liegt blau und stöhnend im Rinnstein, den knur renden Hund über sich, hinter dem zweiten jagt er mit flat ternden Haaren her wie ein roter Orkan. Ludwigs Verband ist zertreten. Blut quillt hindurch. Sein Gesicht ist verschmiert, die Stirn durch einen Tritt verletzt. Er wischt sich ab und steht langsam auf: „Hast du viel abgekriegt?" frage ich. Totenblaß schüttelt er den Kopf. Willy hat unterdessen den Matrosen geschnappt und schleift ihn wie einen Sack heran. „Ihr verdammten Säue", knirscht er, „den ganzen Krieg habt ihr in der Sommer frische auf euren Schiffen gesessen und keinen Schuß gehört; — jetzt aber wollt ihr die Fresse aufreißen und über Front soldaten herfallen, — ich will euch helfen! Knie nieder, du Etappenbock! Bitte ihn um Verzeihung!" Er stößt den Mann vor Ludwig herunter und sieht so fürchterlich dabei aus, daß einem tatsächlich bange werden kann. „Ich massakriere dich", faucht er, „ich reiße dich in Fetzen, runter auf die Knie!" Der Mann winselt. „Laß doch, Willy", sagt Ludwig und nimmt seine Sachen auf. „Was?" fragt der fassungslos, „bist du verrückt? Wo sie dir den Arm zertrampelt haben?" Ludwig geht schon weiter. „Ach, laß ihn laufen —" Einen Augenblick staunt Willy verständnislos über Lud wig; dann läßt er kopfschüttelnd den Matrosen los. „Na schön, also lauf!" Aber er kann es sich doch nicht versagen, ihm in der Sekunde, wo er absaust, einen Fußtritt nach zufeuern, daß er sich zweimal überfchlägt. Wir gehen weiter. Willy schimpft, denn er muß reden, wenn er wütend ist. Ludwig aber schweigt. Plötzlich sehen wir von der Ecke der Bierstraße den Trupp der Weggelaufenen wieder anrücken. Sie haben Verstärkung geholt. Willy nimmt feine Knarre herunter. „Laden und sichern", sagt er, und seine Augen werden klein. Ludwig zieht seinen Revolver hervor, und ich mache mein Gewehr ebenfalls schußfertig. Bislang war das Ganze eine Keilerei, aber jetzt wird es Ernst. Zum zweiten Male lassen wir uns nicht anfallen. Wir verteilen uns auf der Straße in einem Abstand von drei Schritt, damit wir kein geschlossenes Ziel bilden, und gehen vor. Der Hund merkt sofort, was los ist. Knurrend drückt er sich neben uns in den Rinnstein, denn er hat im Felde gelernt, unter Deckung vorwärts zu schleichen. „Wenn wir auf zwanzig Meter ran sind, schießen wir", ruft Willy drohend. Der Haufen vor uns wird unruhig. Wir gehen weiter. Gewehre heben sich gegen uns. Willy legt knackend den Sicherungsflügel herum und holt eine Handgranate vom Koppel, die er als eisernen Bestand immer noch bei sich hat. „Ich zähle bis drei —" Da löst sich aus dem Trupp ein älterer Mann mit einem Unteroffiziersrock, an dem die Tressen fehlen. Er tritt vor uns und ruft: „Sind wir Kameraden oder nicht?" Willy muß erst Lust holen, so verblüfft ist er. „Ver dammt, das fragen wir euch, ihr feigen Kälber", entgegnet er entrüstet, „wer hat denn hier angefangen, über Ver wundete herzufallen?" Der andere stutzt. „Habt ihr das gemacht?" fragt er zurück. „Er wollte die Achselstücke nicht runternehmen", sagt einer aus dem Haufen. Der Mann macht eine ärgerliche Bewegung. Dann wendet er sich uns wieder zu. „Das hätten sie nicht machen sollen, Kameraden. Aber ihr scheint gar nicht zu wissen, was los ist. Wo kommt ihr denn eigentlich her?" „Von der Front, woher sonst?" schnaubt Willy. „Und wohin wollt ihr?" „Dahin, wo ihr den ganzen Krieg gewesen seid: nach Hause." „Kamerad", der Mann hebt einen leeren Aermel hoch, „das habe ich nicht zu Haufe verloren."
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