Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.05.1898
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1898-05-13
- Erscheinungsdatum
- 13.05.1898
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18980513
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189805138
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18980513
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1898
- Monat1898-05
- Tag1898-05-13
- Monat1898-05
- Jahr1898
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
109, 13. Mai 1898. Nichtamtlicher. Teil. 3599 »Herrn Präsidenten Engelhorn Festversammlung der Buchhändler Leipzig »Euer Hochwohlgeboren und die beteiligten Herren bitte ich für Ihre ehrenvolle Begrüßung meinen verbind lichsten Dank entgegenzunehmen. v. Bismarck.« Ein durch seine Teilnahme am vorigen Kantatemahl den meisten Gästen schon bekannter und als vortrefflicher Tischredner beliebter Ehrengast. Herr Kaiserlicher Ober-Reichs anwalt Hamm, betrat darauf die Rednertribüne und rief mit seinen oft humoristisch gefärbten Worten wiederholt leb hafte Zustimmung hervor Er sprach ungefähr folgendes: »Hochverehrte FestgenossenI »Hier mitten unter den Vertretern des Buchhandels aus ganz Deutschland sind wir Gäste, die nichts mit dem Buchhandel zu thun haben, als daß wir Bücher kaufen und lesen, in einer ähnlichen Lage wie Hausfreunde, die zu einem Familienfest geladen sind. Um uns herum — aber ohne uns — in der Familie überall alte freundliche Be ziehungen, die sich von neuem knüpfen und binden I Und so will ich es nur gestehen, daß ich, als ich Ihrer liebens würdigen Einladung folgend hierher ging, bei mir dachte, du wirst dir bei dem Feste fremd und nicht dahin gehörig Vorkommen Was dich erwartet, wird viel Ehre, viel freundliche Höflichkeit sein; aber so recht mit ganzer Seele dabei wirst du dich nicht fühlen. »Und als ich in den Festsaal trat und neben den festlich geschmückten Tischen dies Katheder errichtet fand, trug das nicht gerade dazu bei, meine Besorgnis zu mindern Die Reden, welche sich von diesem ehrwürdigen Pult der Wissenschaft über uns ergießen, sagte ich mir, werden sicher mehr nach dem Buch und der Lampe schmecken, als, wie es ein richtiger Trinkspruch doch soll, nach dem — Becher. »Doch, wie dann das Fest begann, wie vom ersten Augenblick an Helle Freude aus allen Gesichtern strahlte, wie am Tisch und vom Katheder uns der herzlichste Will komm entgegengetragen wurde, wie heiterer Scherz und echter Humor sich in all den reichen Gaben des Festes aussprach, wie zu den warm empfundenen und warm machenden Reden allerliebste Lieder ertönten voll schalk haften, aber nie verletzenden Witzes, da wurden auch wir Gäste von dem gesunden Frohgeist und dem schönen Familienton unter Ihnen mit fortgerissen. Wir fühlen uns wie mit zu Ihrer Familie gehörig. Und wir freuen uns von Herzen, daß die Männer des deutschen Buchhandels trotz des beständigen Verkehrs mit Manuskripten und Büchern sich eben durch diesen engen Zusammenhang volle Frische und echte Lebensfreude in einem Grade erhalten haben, der Ihnen so schöne Familienfeste ermöglicht. Wir freuen uns, daß Ihnen, wie die Kunst, auch das Leben nicht nur eine rs8 8svsra, sondern zugleich ein vsrum ^ »Aber noch etwas anderes und weit Wertvolleres ist Ihnen eigen, worüber nicht nur wir Gäste, sondern worüber sich mit uns und mit Ihnen selber ganz Deutsch land freut, ja um was Sie das Ausland beneidet, und was es Ihnen gern nachmachen möchte. Das ist der enge Zu sammenhang, die feste Einigkeit des deutschen Buchhandels im Verkehr und Wettbewerb, wovon dieses Kantatefest nur das weithin strahlende schöne Symbol ist. Wenn jetzt mancher Kaufmann im wilden Wettstreit rücksichtslos gegen Existenz und Wohl der anderen und des Ganzen und empfindungslos gegen die Forderungen der Rechtlichkeit und kaufmännischen Ehre seine Ellbogen gebraucht in einer so maßlosen und zuchtlosen Weise, daß es notwendig wurde, nach dem Staatsanwalt und nach dem Strafgesetz zu rufen, so haben Sie für den deutschen Buchhandel kein Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb und keinen Staats anwalt nötig. Sie können sich darauf beschränken, den Staatsanwalt, wie heute freundlichst mich, als Gast zu Ihren Festen zu laden. Durch alte Traditionen fast wie eine tüchtige Familie in sich geschlossen, wissen Sie in dieser Familie ohne Staatsanwalt Zucht und Ehre fest- und hoch zuhalten zum Wohl und Heil des gesamten deutschen Buchhandels wie jedes einzelnen deutschen Buchhändlers, und zum Wohl und Heil des ganzen Vaterlandes, als leuchtendes Vorbild für alle anderen Handelszweige und Berufsklassen. »Und so bitte ich Sie denn, mit mir einzustimmen in den Ruf: Der alte feste Familienzusammenhang des deut schen Buchhandels nicht nur am Tage der Feste, sondern alle Tage im Verkehr und Wettbewerb, er lebe hoch!« Die Stimmung war inzwischen unter dem Einflüsse von Festwein, Bordeaux und Sekt eine derartig lebhafte ge worden, daß sich wohl kein Festredner gewöhnlicher Art mehr hätte Gehör verschaffen können. Am besten schildert eine Strophe eines Festliedes das jetzt eintretende Ereignis: -Was drängt dort so jäh aus dem Nebensaal? Was flutet und staut sich die Menge? WaS rauscht es, als ging 'ne Lawine ins Thal? Was wirds um die Rednertribüne zumal Für ein lebensgefährlich Gedränge? — Ihr braucht nicht zu fragen, schon schallt es: Famos! Gleich läßt Petters seinen Cantate-Speech los!» Mit polternder Stimme und nicht gerade süßen Worten wandte sich der getreue Wohlthätigkeitsapostel des deutschen Buchhandels, Herr Otto Petters-Heidelberg, diesmal unter drohenden Geberden an die sündhafte Versammlung, um ihr in einer langen »Kapuzinerpredigt« die »Leviten zu lesen«. Da der allbcliebte Fechtmarschall des Buchhandels seine humorsprühende Strafpredigt auf allgemein geäußerten Wunsch drucken lassen und zum Besten des Unterstützungsvereins für den billigen Preis von 50 H vertreiben will, so müssen wir uns die Wiedergabe seines wirkungsvollen Appells an die Wohlthätigkeit versagen Hoffentlich wird recht ergiebiger Ge brauch von dieser Gelegenheit, eine humorvolle Erinnerungsgabe an das Kantatemahl 1898 zu besitzen, gemacht Prächtig wurde der ganzen Buchhändlerzunft einmal ein klarer Spiegel vorgehalten, z. B. in folgender Stelle: -Daß der ganze Buchhandel ein Klagehaus, Das sieht wahrhaftig nicht so aus. Wo Ihr hier lebet in Saus und Braus, Statt Euch bei Baarmann und Aeckerlein Bei einem Glas -Echten- oder Moselwein Beschaulich Eures Daseins zu freuen, Gleichen hier die meisten von Euren Bäuchen Vollgesüllten griechischen Weinschläuchen. Ihr Schlemmer, wenn das manche Gattin wüßte Zu Haus, das gäb' 'ne nette Kiste! Natürlich zu Hause seid Ihr spät und früh NoässU viri st tiwicii, Und heuchelnd sprecht Ihr gelassen aus. Wer seine Frau lieb hat, läßt sie zu Haus.» Kein Wunder, daß, als der Ton des erbosten Moral predigers zum Schluß herzlicher geworden war und er mit den bittenden Worten schloß: -Doch jetzt genug mit dem Herzengeplapper, Laßt hell erklingen das Tellergeklapper, Gebt ja recht viel, nur nicht zu wenig. Damit recht groß der .Petters-Pfennig'-, alle Herzen windelweich wurden und der Erfolg der Samm lung ein großartiger war. Ueber 1400 sollen für die Unterstützungskassen zusammengekommen sein, welche Summe noch zu erhöhen sich Herr Petters bei den verschiedenen Nach sitzungen nach dem Festmahl redlich und mit schönem Erfolg weiter bemüht hat. Unter den sichtbaren Zeichen allgemeiner Befriedigung neigte sich gegen 7 Uhr das durch gute Reden gewürzte Fest- 476»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder