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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.08.1897
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- 1897-08-10
- Erscheinungsdatum
- 10.08.1897
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183, 10. August 1897. Nichtamtlicher Teck. 5643 der Edelschmiedekunst und der ihr verwandten Gewerbe, speziell die ältere Litteratur dieses Gegenstandes, möglichst zu pflegen. Alle Bücher seiner Sammlung behandeln daher ent weder ausgesprochenermaßen oder wenigstens beiläufig dieses Thema, oder sie betreffen kulturhistorische Dinge, die für die Betrachtung der geschichtlichen Entwickelung der Edelschmiede kunst von Belang sind. Nirgends aber ist jenes letzte Ziel bei der Erwerbung und Vereinigung der Bücher außer Acht gelassen. Und nur durch ein derartiges zielbewußtes Vor gehen nach einheitlichen Grundsätzen vermag heutzutage ein Liebhaber etwas annähernd Vollständiges und gerade deshalb eigentümlich Wertvolles zusammenzubringen. Um einen un gefähren Begriff von der Art und Weise des Sammlers und dem Werte seiner Sammlung zu geben, wollen wir einzelne Gegenstände etwas genauer betrachten. Der heilige Eligius gilt als Schutzpatron der Gold schmiede. Die Litteratur über ihn ist zahlreich vertreten Wir finden die erste Ausgabe seiner Vits bei Surius, äs prodstis 8kwetoruw biktoriis Vol. 6. Coeln 1581, die bessere Ausgabe in Band 2 des 8psoils^ium vstsrvm aliquot ssriptorum von d'Achery, Paris 1723, eine größere Anzahl Einzelausgaben der Biographie und sonstige Schriften über diesen Heiligen, darunter Levesque, Us vis st Iss ssrmons äs 8aivt Ulo^ svsrqus äs Ilo/ov, Paris 1693. Auch eine Handschrift über diesen Gegenstand ist erwähnenswert: Das Leben des Heil. Eligius, nach dem lateinischen Originale des Heil. Audoenus, Erzbischofs zu Rouen, auf das pünktlichste abgeschrieben und in die deutsche Sprache übersetzt von Johann Samuel Vigitill, Goldarbeiter. Nürnberg im Jahre Christi, 1774. Diese Ab schrift und Uebersetzung ist nach einem einst der Nürnberger Goldschmiede-Jnnung gehörigen kunstvoll ausgeführten Manu skript gefertigt, das auf diese Weise dem Verständnis der Zunftgenossen näher gebracht werden sollte. Wohin die später verkaufte Originalhandschrift gelangt sei, ist unbekannt. Da ein großer Teil der prächtigsten und wertvollsten Erzeugnisse der Edelschmiedekunst in Kirchen aufbewahrt wird, so kann es uns nicht wundern, daß wir die Litteratur über die Kirchenschätze reich vertreten finden. Eine wichtige Klasse dieses Litteraturzweigs bilden in Deutschland die sogenannten Heiliglumsbücher. Es sind dies gedruckte Verzeichnisse der Reliquien der Heiligen und Märtyrer. Das Bedürfnis da nach entwickelte sich durch den bereits im frühen Mittelalter geübten Brauch, die Reliquien an bestimmten Festtagen der Gemeinde vorzuzeigen oder zur Verehrung auszustellen, wie es heute noch alle sieben Jahre zu Aachen vom Turm des Liebfrauen-Münsters herab geschehen soll. Da nun die Reli quien seit 1215 nur gefaßt, also in Monstranzen, Reliquicn- kästchen rc. vorgezcigt werden durften, so entstanden eine Menge von Behältnissen der verschiedenartigsten Form, die großenteils aus Edelmetall gefertigt sind.*) Beschreibungen und Abbildungen dieser Gegenstände, wie sie die Heiligtums bücher bieten, sind daher von großer Bedeutung für die Kunstgeschichte oder Kunsttopographie, besonders aber in solchen Fällen, wo die beschriebenen Sachen später zerstreut wurden oder gar verloren gingen. Eines der berühmtesten und seltensten Bücher dieser Art ist das Heiligtumsbuch der Stifts kirche aller Heiligen zu Wittenberg vom Jahre 1509. Im Auftrag Friedrichs des Weisen hat Lukas Cranach die Heilig tümer für dieses Buch gezeichnet, das gegenwärtig von so außerordentlicher Seltenheit ist, daß nur ein äußerst glücklicher Zufall dem Besitzer ein Exemplar in die Hände lieferte, in welchem immerhin vier Originalblätter fehlen und durch den von Hirth in München veranstalteten Faksimiledruck ersetzt wurden. Das Hallische Hciligtumsbuch kommt an Seltenheit und *) Vgl. Das Wiener Heiligtumbuch 1882. S. V. (Ritter.) Kunstwert dem Wittenberger ungefähr gleich. Es ist nicht im Originaldruck vorhanden. Der Erzbischof Albrecht von Brandenburg, Kurfürst von Mainz, halte seit seinem Amts antritt 1514 eine große Anzahl von Kostbarkeiten und Alter tümern zusammengebracht, die er zusammen mit den von seinem Vorgänger, Ernst von Sachsen, gesammelten Reliquien zur Ausschmückung der im Jahre 1518 zu Halle erbauten Stiftskirche verwandte. Im Jahre 1540 ließ Albrecht, vor der Reformation fliehend, den Schatz nach Mainz bringen, von wo er zur Zeit der französischen Invasion in alle Welt zerstreut wurde. Damit die Heiligtümer jährlich an be stimmten Tagen der Reihe nach gezeigt oder ausgerufen werden konnten, hatte Albrecht in einem besonderen Buch die Abbildungen der Reliquien in Wasserfarben auf Pergament blätter malen lassen. Dieses Miniaturwerk ist im Besitz der Bibliothek zu Aschaffenburg. Es enthält u. a. 7 verzierte Bücherdecken, 50 verschiedene Monstranzen, 52 ganze Figuren von Heiligen, worunter 12 Silberstatuetten der Apostel; im ganzen umfaßt es 344 Abbildungen. Nach dieser Vorlage wurde das Hallesche Heiligtumsbuch gefertigt, das unter dem Titel: »Verzeichnuß und Zeichung des hochlobwürdigen Heiligthums der Stiftskirche der Heiligen St. Moritz und Magdalena zu Halle« im Jahre 1520 herausgegeben wurde und 234 Reliquien in Abbildungen vorführt. 88 Blätter sind in der Liebhaberbibliothek alter Illustratoren veröffent licht.*) Die Holzschnitte rühren vermutlich von Wolf Traut aus Nürnberg her. Berühmt und selten sind ferner die Heiligtumsbücher vom heiligen Berge Andechs in Bayern, gedruckt zu Augsburg o. I., 1473 und öfter. Herr Jeidels besitzt das Obronioon -Inässsnss vom Jahre 1595 und 1611, die Beschreibung des heiligen Berges Andex, Augsburg 1781 und München 1797, ebenso das Augsburger Heiligtumsbuch vom Jahre 1625 (ältester Druck 1483), 1653 und 1712, den Gesamtdruck des Wittemberger und Halleschen Heiligtumsbuchs vom Jahre 1618. Das höchst seltene Wiener Heiligtumsbuch (1502 und 1514) ist nur in Faksimiledruck mit Einleitung von Franz Ritter (Wien 1882) vorhanden. Die Aachener Heiligtümer wurden in Noppius' »Aacher Chronik« Cöln 1632 dargestellt, wovon die Ausgabe von 1643 vorhanden ist. Ein kleines Aachener Heiligtums büchlein datiert vom Jahre 1699, eine französische Ausgabe mit Frontispiz und einer Tafel Abbildungen von Heilig tümern ist nicht datiert. Von den vielen auf Saint Denis, die Begräbnisstätte der französischen Könige, bezüglichen Schriften erwähnen wir die große, einen dicken Quartband füllende Histoirs äs 1'^.bbs^e äs 8. Ilsn^s von Jacques Doublet 1625, die einen großen Folianten bildende Uistoirs äs l'^bba^s ro^sls äs 8siut vsu^s von Michel Felibien 1706, und weisen auf eine Anzahl kleiner Jnventare über den Tresor von St. Denys aus dem 17. und 18. Jahrhundert hin. lieber Saint Germain des Prez erwähnen wir die Histoirs von Jacques Bouillart 1724, über die Samte Chapelle zu Paris das Werk von Morand 1790. Von Frankreich im allgemeinen, seinen Kirchen rc., handelt der Vo^aAS littsrsirs äs äsux rsliAisux dsueäiotivs (Edllwnd Marttzne L Ursin Durand) 2 Bände 1717. Wir erwähnen noch von neueren Sachen Zeltlers Kunstwerke aus der reichen Kapelle in München (1876) und das Prachtwerk von Pasini, II tssoro äi 8sn Narso in Veusris (1887). Damit sollen aber nur einige Beispiele für die Litteratur der Kirchenschätze gegeben sein. Um eine Anschauung davon zu geben, in welcher Weise die Litteratur zur spezifischen Geschichte der Goldschmiedekunst *> Bd. 13: Hallesches Heiligtumsbuch vom Jahre 1520. München, Hirth. Mit Vorbemerkung von Muther. 755*
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