^ «9, 25. März 1914. Künftig scheinende Bücher o eit-, Leit- und Streitfabeln des zwanzigsten Jahrhunderts cO könnte man diese Gedichte des berühmten Physiologen, Psychologen und Kulturhiftorikers Charles Nicket nennen, der im letzten Jahre durch den Nobelpreis ausge zeichnet wurde, und cs gibt wohl kein Werk der zeitgenössischen Lyrik, das sich ihm nach Art und Form an die Seite stellen ließe. Das Werk fand bet stiNeM Cd- scheinen in Frankreich vor zwei Jahren begeisterte Aufnahme und wurde von der Academie ftaniMse preisgekrönt. Die deutsche Nachdichtung, die GerhartHauptmann gewidmet ist, haben Armand Hoche, ein junger, versgcwandter Dichter, und ein in der französsischen Poesie und Sprache heimischer Gelehrter, Dr. Rudolf Berger, besorgt. Auf den unmittelbaren Anlaß dieser Dichtungen deutet das Widmungsgedicht „An meinen Sohn". Hier spricht der Vater zu seinem Kind, das er aus seiner Hut entläßt, und dem er einen Führer zur Wcltklugheit mitgeben möchte. Er lehrt ihn Ehrfurcht vor dem Alter, warnt ihn vor Selbstüberhebung. Doch fehlt auch der Spott nicht über den alten Fuchs im Gewände der Tugend: die ungestüme Kraft der Jugend und die Erfahrung des Alters können einander nicht entbehren. Er fordert Selbständigkeit, er weist auf die Gefahren von Hoffart und Halbheit. Von solchen Gedanken, die die Väterliche eingegeben hat, führen den Dichter sein Beruf, seine Teilnahme an den politischen und sozialen Zuständen der Gegenwart zu Fragen des öffentlichen Lebens: wir sehen den Mediziner bei der Vivisektion, im Kampfe gegen de» Bazillus. Nicht mehr in dem ruhigen Ton eines Lehrers der Weisheit, oft in leidenschaftlicher Anklage tritt er auf gegen den Herrschaftsdünkel seiner Zeitgenossen, verteidigt er das Recht der Kleinen gegen die Großen, und seine ganze Beredsamkeit setzt er ein für den Frieden unter den Menschen. Diese Fabeln sind keine „feingescknittenen, toten Papierblumen", aus ihnen spricht vielmehr ein Mann, dessen Herz ganz der Gegenwart gehört. Berlin W. 35 Lützowstraße 7 Im März 1-14 Gebrüder Paetel (Dr. Georg Paetel)