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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.03.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-03-25
- Erscheinungsdatum
- 25.03.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- Digitalisat
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^ KS, 25. März 1914. Redaktioneller Teil. Eine interessante Notiz über Bücherkonsum fand ich im hiesigen »Evangelischen Gemeindeblatt« unter der Spitzmarke »Zunehmende Verflachung« nach einer neuerschienenen Schrift von vr. Violet zitiert: Daß nicht nur die Kirche über die Verödung der geistigen Kultur klagt, ergibt u. a. eine Lesehallenstatistik, die der Berliner Holzarbeiterverband angestellt hat, nach der die Lektüre der ernsteren Bücher ständig abnimmt, und zwar nicht etwa der reli giösen oder philosophischen, sondern der sozialwissenschaftlichen Literatur. Diese Bewegung wird deutlich durch folgende Zu- sammensiellung der geforderten Bücher: Natur- Sozial- Philo- wissensch. wiffensch. Geschichte sophie Dichtung Romane ,891: ,:!,5°/„ 22,7°/, 7,«°, 1,1°,„ 12,8",„ 14,8°/» 1911: g,4°,„ 2,2°,» 8,2°'» 0,9°,» 4,8»/» 70,4°/, Zu einem ähnlichen Ergebnis kam man in der Berliner Zahl- stellenbibliothek, wo von den entliehenen Büchern nur 2,27» der sozialwissenschaftlichen Literatur, dagegen 67,7 7, der Unterhal tungslektüre angehörten, was auch von ernsten Sozialisten leb haft beklagt wird. Über den wohltätigen Einfluß von Musik und Literatur auf Erholungsbedürftige berichtete der Tübinger Professor Ottfried Müller in einem Referat über einen hier gehaltenen Vortrag über Arterienverkalkung. In seinen Ratschlägen zur Vorbeugung gegen diese Krankheit heißt es u. a.: »Statt der endlosen und aufregenden Vergnügungen und Gesellschaften mehr Pflege der inneren Kultur, des Familien lebens! Beruhigung und Sammlung, statt Zerstreuung! Von diesem Betrachtungspunkt aus ist eine Beethovensche Sonate förderlicher als Straußens Salome, Goethes Iphigenie wertvol ler als Kellermanns Tunnel.« Der Württembergische Goethebund in Stuttgart als Vorort der deutschen Goethebünde hat eine Resolution gegen den Ent wurf eines Gesetzes gegen die Gefährdung der Jugend durch Zurschaustellung von Schriften, Abbildungen und Darstellungen beschlossen. Es wurde u. a. darauf hingewiesen, daß durch die ge plante kleine lox Heinze eine Schädigung des unbefangenen künst lerischen Schaffens und eine Gefährdung des zu hoher Blüte ge diehenen graphischen Kunstgewerbes in Deutschland zu befürch ten sei. Für uns Stuttgarter liegt eine gewisse Genugtuung darin, daß der Schwerpunkt des Goethebundes, der s. Zt. in Ber lin gegen die erste lox Heinze gegründet wurde, sich nach unserer Stadt verschoben hat. Der ausführliche Bericht über den Ver lauf der am 12. März in dieser Angelegenheit abgehaltenen öffent lichen Versammlung ist inzwischen in Nr. 61 des Bbl. erschienen. Wie ernst es der Buchhandel mit allem nimmt, was der Volksbildung dient, zeigt auch die Gründung der neuen Kunst zeitschrift »Volkstümliche Kunst«, die seit Januar dieses Jahres im Keutelschen Verlag für Volkskunst erscheint. Sie hat den durch seine Artikel »Kunst und Kunsthandel« den Lesern des Bör senblatts bekannten Schriftsteller Arthur Dobsky zum Heraus geber. Schon in einem früheren Stuttgarter Brief (in Nr. 171 vom 26. Juli 1913) ist darauf hingewiesen, welche Verdienste sich gerade der Stuttgarter Buchhandel um die Popularisierung der Kunst erworben hat. Die neue Dobskysche Zeitschrift ist geeignet, die Stellung der schwäbischen Hauptstadt auf dem Gebiete der Kunstpflege weiter zu festigen. Da jedes Heft trotz des niedrig gehaltenen Preises von 4 -L für 6 Hefte eine farbige Kunstbeilage in größerem Format enthalten soll, so wird die neue Zeitschrift gleichzeitig ein weiteres Dokument für den hohen Stand des künstlerischen Farbendrucks in unserer Stadt bilden. Eine besondere Spezialität des Stuttgarter Platzes, die farbenphotographische Reproduktion, wird durch die Eisenbahn in ganz Deutschland Verbreitung finden. In einer außer ordentlichen Sitzung des Fremdenverkehrs-Verbandes Württem- berg-Hohenzollern, dem unser Kollege Hermann Wildt als Schatz meister angehört, verbreitete sich ein Vertreter der Generaldirek tion der Württembergischen Staats-Eisenbahnen (abgekürzt W. St.-E., was der Volksmund mit »Weib steig ein« übersetzt) über Ausschmückung der Eisenbahnwagen mit Landschafts- und Städtebildern. Der Generaldirektion stehen zu diesem Zweck bis 909 farbenphotographische Bilder von 9 verschiedenen Plätzen zur Verfügung, die seit Anfang Dezember allmählich in den Eisenbahnwagen angebracht wurden. Im ganzen sollen etwa 3000 Bilder in Durchgangswagen 1. bis 3. Klasse ausgehängt werden. Reben den bis jetzt versuchsweise verwendeten Bildern sollen auch künstlerische Steinzeichuungen Aufnahme finden, zu deren Gewinnung der Fremdenverkehrs-Verband ein Preisaus schreiben an die in Württemberg oder Hohenzollern wohnhaften oder geborenen Künstler erlassen wird. Hoffentlich Hilsts, und viele machen nicht nur die Augen auf, um die Pracht unseres schönen Landes im Bilde zu sehen, sondern auch die Börsen, um sich durch längeren oder kürzeren Aufenthalt von der Wahrheit der Bilder zu überzeugen. Die im Mai beginnende »Ausstellung für Gesundheitspflege«, deren Reklamemarken in alle Welt gehen, wird ohne Zweifel einen großen Fremdcnstrom hierher führen. Es dürfte für manchen von Interesse sein, die Auflagenhöhc verschiedener Führer und Prospekte von Stuttgart zu erfahren, die der Verein für Fremdenver kehr aus diesem Anlaß teils neu, teils in neuen Auf lagen herauszugeben beschlossen hat: Der seitherige »Kleine Führer« erscheint in einer neuen Auflage von 10 000 Stück, der sogen. »Grüne Führer«, der nur einen Stadlplan und ein Ver zeichnis der hiesigen Sehenswürdigkeiten enthält, in 25 000 Stück, erstmals der sogen. »Weiße Führer« in einer Auflage von 10 000 Stück, endlich ein kurzer Wegweiser durch Stuttgart, der haupt sächlich auch der Werbung im Ausland dienen soll und deshalb deutsch (10 000), englisch (5000) und französisch (5000) her gestellt wird. Mit Konrad Wittwer, von dessen Heimgang das Börsenblatt schon in Nr. 50 Notiz genommen hat, ist wieder einer der Senio ren des Stuttgarter Buchhandels aus dem Leben geschieden. Außer der Architektur-Firma Conrad Uhler, die dort erwähnt ist, hat die Firma Wittwer, wie Alfred Druckenmüllers verdienst volle Geschichte des Stuttgarter Buchhandels ausweist, noch einige weitere einst vielgenannte Firmen in sich vereinigt: Schickhardt und Ebner, die ihrerseits aus den Firmen Ebner und Seubert und Julius Buddeus (letzterer früher in Düsseldorf) hervorgegangen war, I. Veith in Karlsruhe und Wilhelm Effen- berger. Die warmen Nachrufe der Tagespresse verzeichnen auch die verdienstvolle Tätigkeit des Entschlafenen als Vorstand des Süddeutschen, des Württembergischen und des Stuttgarter Buch händlervereins, die er längere Zeit ausgeübt hat. In der ersten Februarwoche hat Stuttgart einen anderen Veteranen der Architektur zu Grabe getragen, dem seine Vater stadt und das Württembergische Land dauernd zu Dank ver pflichtet sind. Es ist der Maler und Schriftsteller Max Bach, im Buchhandel vertreten durch seine im Verein mit Karl Lotter und Gustav Barth herausgegebenen »Bilder aus Alt-Stuttgart«, durch Seytters »Unser Stuttgart« und durch die Illustrierte Ge schichte von Württemberg des früheren Hänselmannschen Verla ges, deren künstlerische Leitung in seinen Händen lag. Sein Feld war vaterländische Kunst- und Heimatgeschichte, der er mit Zei chenstift und Feder diente, und sein reiches Wissen und seine Kunst haben auch öffentlich durch seine Berufung in den Verwal tungsausschutz der Kgl. Staatssammlung vaterländischer Kunst- und Altertumsdcnkmale, dem er seit 1904 angehörte, Anerkennung gefunden. Zum Schluß soll auch in diesen Blättern das Andenken an einen der großen Söhne des Schwabenlandes erneuert werden, dem in unserer Tagespresse, sowie in kirchlichen Blättern anläß lich seines 100. Geburtstages warme Gedenkartikel gewidmet wurden. Es ist vr. Hermann Gundert, einer jener schwäbischen Pietisten, denen das geistige Leben so manche Befruchtung ver dankt. Als Leiter des Calwer Verlagsvereins hat er von 1862 bis 1893 auch dem Buchhandel angehört. Die hiesige Firma D. Gundert ist noch heute mit einer Agentur des Calwer Ver lagsvereins betraut. Ein wissenschaftlich hervorragender und besonders sprachbegabter Gelehrter, ja geradezu ein Sprachen- genic, hat er sich im Dienste der Basler Mission unvergängliche Verdienste um die Gründung der indischen Malabar-Mission er worben, für die er eine Grammatik des Malayalam in Mahalalam und Englisch, eine Bibelübersetzung und ein Wörterbuch dieser Sprachen von mehr als 1100 Oktavseiten verfaßte. Außer vcr 445
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