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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.05.1939
- Strukturtyp
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- 1939-05-09
- Erscheinungsdatum
- 09.05.1939
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- Deutsch
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heute politisch zu werten und erleben ihr Ausmaß unbedingt von den Vorzeichen her, mit denen unsere gesamtpolitische Füh rung sie bedacht wissen will. Der Buchhändler, der zu sagen wagt, daß wir geistig un nötigerweise verarmen würden, wenn wir die überflüssigen Über setzungskanäle stopfen, zumindest taktisch und kritisch regeln wol len, dieser Buchhändler hat von dem Reichtum unserer geistigen Tradition und der Fülle der Möglichkeiten von klassischen und aktuellen Alterscheinungen keine Ahnung. Wir Deutschen, und fast darf man ohne Hochmut sagen: wir Deutschen allein haben eine solche überfülle von Werten jeder Art auf Lager, daß es sittliche Pflicht ist, dieses Lager zu räumen, das heißt: das ganze Volk an diese Werte heranzuführen. So, wie die Bewegung es fertig gebracht hat, fünf Millionen Käufer für unseres Führers Buch zu werben, genau so muß der Buchhandel das Volk für die rein schöngeistigen Werke unserer Literatur mobilisieren und wertvolle Neuerscheinungen müssen im Großdeutschen Leseraum unbedingt auf Auflagen von mehreren Hunderttausend gebracht werden. Verzeihen Sie mir, meine Damen und Herren, daß ich bisher nach der Methode jener Pastoren Verfahren bin, die meine liebe Großmutter aus den Gottesdienst zu treiben drohte, denn, so sagte sie mit schlecht verhaltenem Zorn, da geht man in die Kirche, um sich eine schöne, beruhigende Predigt anzuhören und statt dessen schimpft der Mann über schlechten Kirchenbesuch! Ausgerechnet uns, die wir da waren, gegenüber war das doch das Törichste, was es zu sagen gab. Genau so werden Sie sagen, muß uns dieser romantische Präsident, ausgerechnet uns, die wir reinen Herzens und guten Willens gekommen sind, zu unserer Kantate, mit solchen Hagel schauern aufwarten! Meine Damen und Herren, es ist der Wesenskern des Natio nalsozialismus, daß er an die erste Stelle einer jeden Proklama tion die reine Forderung, die absolute Idee, das Ideal stellt! Daß er immer und immer wieder fordert, sich nach den größten und reinsten, gewissenhaftesten, schwierigsten und schwersten Jdealzu- ständen auszurichten. Die heikelsten Widerstände, die fatalsten Schwierigkeiten, die unüberwindlichsten Gewohnheiten greift er mit stürmischer, jünglingshafter Unvoreingenommenheit immer wieder an, liest Korrektur an hem bisher Gewordenem und ver pflichtet es neu zu neuem Kampf! Ich weiß, was der deutsche Buchhändler in den ersten sechs Jahren der neuen Zeitrechnung geleistet hat! Ich bin auf nichts in meinem Leben stolz, als auf die Tat sache, daß ich nun bald vier Jahre lang die hohe Ehre habe, im Auftrag des Führers und des Präsidenten der Reichskultur kammer, des Herrn Reichsministers Di. Joseph Goebbels, den deutschen Schriftstellern und dem deutschen Buchhandel vorzu stehen. Meine Art ist es nicht, diesen Stolz an die große Glocke zu hängen und täglich damit prahlerisch zu läuten. Aber vielleicht ist es erlaubt, den Tag der Kantate dazu zu benutzen, Ihnen allen von Herzen zu danken, zu danken für die Gefolgschaftstreue, mit der Sie mich so überaus beglückend beschenken. In revolutionären Zeiten ist es nicht leicht, die großen Ideen und ihre junge Berechtigung auf das altbewährte, ange borene Recht gewisser Traditionen und lieber Gepflogenheiten zu übertragen, denn hart im Raum stoßen sich dann die Zustände und die Ansprüche des neuen Standes, die Tradition und die Idee, das Private, das Persönliche und die Disziplin der staat lichen Energie, das überpcrsönliche, das Bewährte und das ge forderte Experiment, das Solide und das Abenteuer der ideellen Forderung. Ich glaube nun feststellen zu können, daß im großen und ganzen in keinem Teil unseres revolutionären Vormarsches und damit der innerpolitischen Front solch freudiger Gehorsam und solch geschlossener Mut erlebt wurde, als bei Ihnen, den Treu händern des deutschen Geisteslebens. Die wenigsten unter Ihnen waren zur Idee des Führers durch ihre private Entwicklung vorgestoßen. Die Machtüber nahme überraschte die meisten von Ihnen in einer Weltanschau ung, die da glaubte, man könne mit einer Vision vor der Welt geschichte bestehen. Alle aber schlossen sich der jungen Führung an und guten Willens schwenkten sie in die Marschkolonnen des neu geschlossenen Volkes ein und erfühlten im Gleichschritt der Allgemeinheit eine neue Welt erstehen. Mochten Verluste an vertrauten Gepflogenheiten, an spitz weghaften Eigentümlichkeiten des Berufsstandes von gestern schmerzlich empfunden werden... sie wurden vergessen im Ge winn des Dritten Reiches. Jeder von Ihnen, von Jahr zu Jahr stetig mehr und mehr — und die außenpolitischen Erfolge mach ten es uns fast zu leicht —, mußte einsehen, daß eine Vision erst inneres Recht und wahrhafte Geltung, auch Dauer und Wert erhält, wenn sich eine politische Wirklichkeit als Wille und Kraft, wie eine sakrale Goldschmiedearbeit um die magische Mon stranz, um Gesicht und Sehnsucht von Sehern und Sängern legt. Das Wort verhallt, wenn es keine Form findet. Die Sehn sucht bleibt Romantik, wenn sie keine Wirklichkeit bindet. Das unsterblichste Gedicht verweht, wenn es sich keine Gemeinschaft gewinnt! Sie sind die Siegelbewahrer der Unver gänglichkeit, der Unsterblichkeit des deut schen Geisteslebens. Sie haben als erste und größte Pflicht das Gebot, allen Deutschen das deutsche Wort schwarz auf weiß in die Seele zu prägen. Allen Deutschen!! Damit ist gefordert, daß Sie aus der stillen Reserve vornehmen Abwartens und fast leidenschaftslosen Dienstes am Kunden in einen General angriff auf den Schlaf der Welt übergehen müssen. Führen heißt überwältigen, nicht mit Gewalt, sondern mit dem Willen, nicht mit der Handgranate, sondern mit der Über zeugung, nicht mit der Theorie, sondern mit der Leistung! Nicht mit der Frage nach Gewinn oder Verlust, sondern mit der Antwort und der Verantwortung des Glaubens! Das englische Privileg war es, die Kultur nach dem Seife verbrauch zu messen. Diese Weltanschauung wird abgelöst durch die deutsche Überzeugung, daß man die Kultur eines Volkes durch den Besitzstand an Büchern seiner Staatsbürger erkennt! Daß jeder deutsche Volksgenosse nicht nur ein Stück Erde besitzt, sondern den ganzen Jubel: Erde und Himmel, All und Weltall, Geschichte und Gesicht seiner edel sten Dichter! Das, meine Herren Buchhändler, ist Ihre Aufgabe!! Das Buch war das Vorrecht von Königen und Hohen priestern, es war das Recht privilegierter Stände. Es wird durch den wahren nationalen Sozialismus Anspruch und Pflicht aller Deutschen! Den Schriftstellern und Buchhändlern hat der Führer die Aufgabe bestellt, diesem Gesetz zu dienen, das heißt: es wahr zu machen! Meine Damen und Herren, nichts berechtigt eine Feier stunde tiefer, als wenn sie uns wie ein schwieriger, stetig stei gender Weg herauszwingt aus Schatten und Enge, aus Alltag und Gewohntem und uns plötzlich mit dem Gipfel beschenkt. Wir atmen die Ferne ein, wir schauen in die Weite und wir haben das Herrengefühl, daß die ganze Erde mit ihrer Pflicht, ihrem Gesetz, mit ihrem ewigem — und ach, so alltäglichem — Auftrag uns zu Füßen liegt. Sie bedarf unser! Unseres guten Willens, unserer Arbeitsfreude, unseres Tagewerkes! Aber wir, je tiefer wir atmen, je mehr wir die Einsamkeit des Gipfels einatmen, um so beglückender erleben wir, daß auch wir der Erde bedürfen, ihres Auftrages, ihres Alltages ... ihres Tagewerkes! Wir sind als Zuschauer überflüssig und wir sind als Zugreifende, als Zupackende immer schöpferisch!! Das Schöp ferische aber ist immer jener Grad der Liebe, der sein Stück Erde wandelt nach seinem Gesicht! Unsere Zeit und unser Vaterland hat Dichter, deren Werk und deren Wirkung ist in Ihre Hände gegeben!! Möchten Sie aus dieser Feierstunde erneut, verjüngend das große stolze Gefühl mitnehmen, der weltwirkliche Bru der der deutschen Sprache und ihrer Sprecher, ihrer Träumer und ihrer Seher zu sein!! Nr. 10g Dienstag, bcn g. Mat 1SM 379
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