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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.05.1939
- Strukturtyp
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- 1939-05-09
- Erscheinungsdatum
- 09.05.1939
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- Deutsch
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Eine Frage, mit der wir uns in der letzten Zeit sehr wesent lich haben auseinandersetzen müssen, ist die des Übersetzungs schrifttums. Deutschland ist in den letzten Jahren mit Über setzungen aus fremden Sprachen überschwemmt worden. Nun hat das Übersetzungsschrifttum in Deutschland zu allen Zeiten eine große Rolle gespielt, weil der Drang des Deutschen stets groß war, fremde Kulturen kennenzulernen und in lebendiger Ver bindung mit dem geistigen Schaffen der anderen Völker zu stehen. Diese Verbindung darf und soll nicht abreißen, sie setzt aber eine Gegenseitigkeit voraus, und es geht nicht an, im großen Maße Bücher aus der Sprache eines Volkes zu übersetzen, das Übersetzungen deutscher Bücher in seine Sprache ablehnt. In solchen Fällen ist es notwendig, die Zahl der Übersetzungen auf das allerwichtigste zu beschränken und nur noch insoweit Bücher zu übersetzen, als sie für das eigene Kulturleben von großer Wich tigkeit sind. Wenn zum Beispiel aus der Sprache eines Nachbar staates achtzig Bücher ins Deutsche übersetzt wurden und nur zwei in die Sprache dieses Landes, dann ist das ein Mißver hältnis, dem gesteuert werden muß und gesteuert werden wird. Auch hier erwächst den Buchhändlern die Aufgabe, mitzuwirken und ein Zuviel an Übersetzungsschrifttum abzulehnen. Eine Schrifttumsart, die uns ferner Sorge gemacht hat, sind die Kriminal-, Detektiv- und Wildwest-Ro mane, die Abenteurergeschichten und die sogenannten Frauen romane, die in fünf Jahren eine Auflage von sechzig Millionen Stück erreichten, und etwa sechshundert Millionen Leser in die sen Jahren erfaßt haben. Sie wirkten zum großen Teil ge- schmacks- und instinktverbildend. Insbesondere die oft wertlosen Kriminal- und Detektivromane erregen die Phantasie der Ju gendlichen in gefährlicher Weise, verherrlichen nicht selten den Verbrecher, erschweren die Arbeit der Polizei und fördern die Jugendkriminalität, während die sogenannten Frauenromane an falsche Gefühle appellieren und eine Sentimentalität züchten, die auf die Dauer gefährlich wirken muß. Wir wollen dabei in keiner Weise den spannenden Kriminalroman als solchen aus rotten, denn wir wissen, daß es auch ihn geben muß. Es handelt sich hier um ein Überbleibsel aus der Systemzeit, dem jetzt, nicht zuletzt auch mit Ihrer Hilfe, zu Leibe gegangen werden muß, denn ich kann Ihnen verraten, daß von diesen, durch die berufsständischen Organisationen meist gar nicht er faßten sogenannten Autoren nicht wenige ihre Fachkenntnisse durch längere Freiheitsstrafen erworben haben. Sie verstecken sich oft hinter ausländisch klingenden Decknamen, weil sie nicht ohne Berechtigung auf eine leider noch immer wieder anzutref fende Publikumsneigung treffen, kritiklos all das von einem ausländischen Schriftsteller hinzunehmen, was sie am deutschen ablehnen würden. Manche dieser sogenannten Autoren schreiben zwei »Romane« pro Woche und erhalten dafür Honorare von RM 50.— bis RM 100.—, sodaß das Geschäft dieser Art Ver leger absolut risikolos ist. Zum Schlüsse meiner Ausführungen möchte ich noch auf die Frage der Literaturpreise zu sprechen kommen. Ein Literaturpreis hat den Sinn, seinen Träger vor der ganzen Nation hervorzuheben und seine Werke als besonders wertvoll herauszustellen. Wir haben aber in der letzten Zeit eine Infla tion an Literaturpreisen erlebt, sodaß der° eigentliche Wert des Literaturpreises zum Teil verlorengegangen ist. Nur noch die großen Preise, der Deutsche Buchpreis, der Berliner Preis, der Dietrich-Eckart-Preis in Hamburg, der Preis der Hauptstadt der Bewegung und wenige andere finden noch Beachtung. Aus diesem Grunde wird dieZahl derLiteratur- preise erheblich verringert werden. Es wird nur noch wenige reichswichtige Preise geben und dann wird für das Schrifttum der einzelnen Gaue je ein Gaupreis geschaffen wer den. Dafür sollen die Preise wieder den Wert einer wirklichen Förderung erhalten und die Summen entsprechend erhöht wer den, denn Literaturpreise von RM 300.— wirken lächerlich und dienen in keiner Weise dem erstrebten Zwecke. Es darf auf diesem Gebiete keine Kirchtumspolitik getrieben werden, sondern die Gemeinden eines Gaues haben die Pflicht, sich zusammen zutun, um gemeinschaftlich die Mittel für einen Gaupreis auf zubringen, denn es wäre unnationalsozialistisch, in den Partiku larismus einer vergangenen Zeit zurückzuverfallen und über den eigenen Horizont nicht Hinausblicken zu wollen. Der deutsche Buchhandel kann heute mit Stolz auf ein Arbeitsjahr zurückblicken, das auf allen Gebieten erfreulich für ihn war. Ein Arbeitsjahr, das einen hoffnungsfrohen Ausblick in die Zukunft ermöglicht und jedem einzelnen die stolze Ge wißheit gibt, mit Erfolg von seinem Platze aus an dem Ge schehen unserer Zeit mitzuarbeiten und Mitwirken zu dürfen, Arbeiter zu sein an dem großen Werk, dem wir alle dienen: Großdeutschland! rasung der facklcdalt Verlag Der Entschluß, die Tagung der Fachschaft Verlag zum erstenmal im Großen Saal des Buchhändlerhauses abzuhalten, ist durch ihren Erfolg vollauf gerechtfertigt worden. Mehr als fünfhundert Verlagsbuchhändler nnd Verlagsangestellte waren versammelt, als der Leiter der Fachschaft Verlag Pg. Karl Baur die diesjährige Tagung mit der Begrüßung der erschie nenen Ehrengäste eröffnete. Sein Gruß galt vor allem dem stell vertretenden Leiter der Reichsschrifttumsabteilung des Reichs ministeriums für Volksaufklärung und Propaganda, Oberregie rungsrat Schlecht, der mit den Referenten der Abteilung, Regierungsrat Or. Erckmann, Or. Koch und Gruber anwesend war, sodann dem Reichsbeauftragten für Papier, Herrn Or. Dorn, sowie den Ehrenmitgliedern des Deutschen Verleger vereins Herrn Hofrat vr. Arthur Meiner und Herrn Wal ther Jäh. — Anschließend stattet Pg. Karl Baur der Ver sammlung einen Bericht über das Jahr 1938 ab. »Keines der hinter uns liegenden Jahre«, führte er u. a. aus, »über deren Verlauf nun sieben Jahresberichte berichten, hat uns so eindringlich und deutlich unsere Aufgabe gezeigt wie das vergangene. Konnte man vor einigen Jahren noch meinen, es hätten sich wohl Organisationsformen verändert, die Aufgaben der buchhändlerischen und verlegerischen Arbeit aber seien die - gleichen geblieben, so ist nun mehr und mehr sichtbar geworden, daß die straffe Zusammenfassung und Gliederung unseres Be rufsstandes nicht organisatorischer Selbstzweck war, sondern daß dem Staat zur Durchführung der gewaltigen, vom Führer ge stellten Aufgaben in einem von neuem Geist erfüllten Buchhandel ein zuverlässiges, wohlfunktionierendes Instrument geschaffen werden mußte. Je mehr die Welt in ein Stadium dauernder materieller Mobilmachung gerät, um so notwendiger ist die totale seelische Mobilmachung unseres Volkes. Wir Verleger und Buchhändler sind mit die Waffenschmiede, unsere Arbeitsstätten die Zeughäuser dieser geistigen Macht. Nur wer die Probleme der Entwicklung auf verschiedenen Verlagsgebieten so betrachtet, wird die Notwendigkeiten begreifen, die vielfach die Grundlagen und Methoden unserer Berufsarbeit einschneidend verändern. Geistige Planung, tiefgreifende Verantwortlichkeiten, Fra gen der Materialversorgung und Umstellungen der Technik er geben vielfach grundsätzlich veränderte Arbeitsbedingungen gegenüber Zeiten persönlicher Ungebundenheit. Wer wollte etwa verkennen, daß Schulbücher zu verlegen vor zehn Jahren ein facher war als heute? Aber wer als Schulbuchverleger etwa glau ben sollte, daß die Umstände, die ihm das Leben heute schwerer machen, nur ersonnen seien, um alte Gewohnheiten und Be schaulichkeiten zu zertrümmern, der hat von der absoluten Wende erzieherischer Grundsätze, vom Sinn einer Schulreform, die ein Teil der Lebensreform eines ganzen Volkes sein soll, kümmer liche Vorstellungen. Wie uns heute das Reservat hellblauer, alter bayerischer Uniformen urväterlich erscheint, obwohl wir Nr. 106 Dienstag, den 8. Mai 1938 38S
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