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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.05.1939
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1939-05-09
- Erscheinungsdatum
- 09.05.1939
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- Deutsch
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Wir sind bemüht, neben einer vernünftigen Steuerung der von draußen hereinkommenden Literatur die Verbreitung des guten deutschen Buches in ausländischer Übersetzung zu fördern, und ich bitte auch hier trotz aller Erschwernisse um die aktive Unterstützung des Verlages. Zuletzt liegt es in unser aller In teresse, wenn wir vom Staat aus mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln der Unsitte begegnen, aus Bequemlichkeit und Geschäftssinn und nicht zuletzt aus Mangel an eigener Initiative minderwertige Literatur aus fremden Ländern am laufenden Band zu übernehmen. Sie wissen selbst am besten um den großen Einfluß des Ver legers auf den Dichter und sein Werk. Regierungsrat vr. Erck - mann hat in dieser Hinsicht auf der Berliner Tagung der schöngeistigen Verleger im Februar dieses Jahres fruchtbare An regungen gegeben, die ich in diesem erweiterten Kreise nochmals kurz zusammenfassen möchte: Die junge Generation der Dichter und Schriftsteller bedarf einer besonders sorgfältigen verlegerischen Führung und Be treuung. Es muß im Zusammenwirken mit uns erreicht werden, daß vielversprechende Begabungen vom frühen und mißverstan denen Ruhm her in ihrer künstlerischen Entwicklung nicht ge fährdet werden. Es ist durchaus nicht erwünscht, daß der bereits hervorge tretene Autor vom Verlag her angehalten wird, in möglichst geringen Zeitabständen Bücher am laufenden Band zu Produ zieren; das muß zu einer Schädigung der Leistung führen, die dem deutschen Schrifttum, dem Autor und schließlich auch dem Verleger schweren Schaden bringt. Was die Produktion selbst betrifft, so kommt es nach wie vor auf das geistige Niveau und auf den Wagemut des ver antwortungsbewußten Verlegers an. Wir verfolgen die Produk tion der einzelnen Verlage sehr genau und machen dabei inter essante Feststellungen. Es gibt Verlage, die seit 1933 ihre Segel gestrichen und ihr Schiff auf das neutrale und risikolose Wässer lein gelenkt haben. Andere wiederum verstanden es in vorbild licher Weise, gegen den Modestrom der Produktion aufzukreuzen, ihre eigene Linie zu wahren und hervorragende Neuerscheinun gen herauszubringen. Letzteren wurde die volle Unterstützung der staatlichen Propaganda zuteil und es stellte sich sehr oft heraus, daß der verlegerische Wagemut dem deutschen Schrifttum einen großen Dienst erwiesen hatte und daß auch in wirtschaft licher Hinsicht der Erfolg nicht ausblieb. In diesem Zusammen hang möchte ich auch die positive Arbeit einzelner Verlags lektoren erwähnen, die im Zusammenwirken mit ihren Ver legern und Autoren Hervorragendes geleistet haben. Wir werden für die Zukunft um die Heranbildung und Betreuung eines brauchbaren Lektorenstammes besorgt sein, der mit uns und dem Verlag Hand in Hand arbeiten soll. Vor allem in Bezug auf das zeitnahe Schrift tum im weitesten Sinne des Wortes weist unsere Verlagsproduktion noch empfindliche Lücken auf, die allmählich geschlossen werden müssen. Bei spielsweise ist das Kolonialschrifttum im Schöngeistigen sehr gering vertreten und nach wie vor müssen wir der künstlerischen Gestaltung großer Themen der nationalsozialistischen Revolution unsere ganze Aufmerksamkeit schenken. Das überreichlich vor handene historische Schrifttum bedarf einer sinnvollen Einschrän kung und Ausrichtung. Der Rassegedanke fand einen noch zu geringen Raum im erzählerischen Schrifttum, während der gute und fundierte Judenroman fast gänzlich fehlt. Die Weltkriegs und Bauernliteratur muß unbedingt von nachfolgenden Durch schnittsleistungen verschont bleiben, während der Verlegerschaft andererseits die Pflege des Stadtromans und des Romanes des deutschen Arbeiters empfohlen wird. Es herrscht bei uns ein aus gesprochener Mangel an guten Gesellschaftsromanen und auch das Berufsleben unserer Zeit könnte in der deutschen Literatur einen weit größeren Raum einnehmen. In Zukunft werden wir auch an das leichte Unterhaltungs schrifttum, an das Kriminalschrifttum und insbesondere an das Kinder- und Jugendbuch höhere Anforderungen stellen und der Verleger tut gut daran, sich beizeiten auch in dieser Hinsicht auf seine Verantwortung zu besinnen. Hier ist vieles »faul im Staate Dänemark« und man möge nicht annehmen, daß wir schädlichen Fehlentwicklungen auf die Dauer tatenlos zuschauen werden. Ich warne dringend davor, aus übertriebenem Geschäfts sinn die breite Masse oder sogar die deutsche Jugend mit aus gesprochener Schundliteratur zu versehen. Am allerwenigsten sind aber die Leihbuchhandlungen dazu da, als willige Ab nehmer einer minderwertigen Buchfabrikation herzuhalten. Es wird die Verlegerschaft in diesem Zusammenhang interessieren, daß beispielsweise in einem einzigen Halbjahr fünf mit der Belieferung von Leihbüchereien eifrig beschäftigte Verlage mit Hilfe von 164 Autoren insgesamt 274 Bücher herausgebracht haben, dem Inhalt nach Frauen- und Kriminalromane, selbst verständlich zweifelhaften Inhalts. Die Sache spricht für sich selbst. Die steigenden Ziffern unserer Buchproduktion, die auch Ihnen meine Herren Verleger, zugute kommen, sind nicht zuletzt ein Erfolg unserer aktiven Schrifttumsförderung und Propa ganda. Es fällt mir schwer, Ihnen in diesem beschränkten Rah men in umfassender Weise zu schildern, was von Staat und Partei her für die Verbreitung des wertvollen deutschen Buches geschieht. Die propagandistischen Großaktionen der Buchwoche und der Fachbuchwerbung, die in diesem Jahr unter dem Zeichen des Vierjahresplanes mit besonderem Elan durchgeführt wurde, sind Ihnen allen ein Begriff. Daneben läuft eine Fülle müh seliger Kleinarbeit, die ich nur zum geringsten Teil in meinen Ausführungen gestreift habe. Allein die Ausrichtung und Be treuung des gesamten Büchereiwesens bilden einen großen und wichtigen Komplex für sich. Hinzu kommt die kulturpolitische Zusammenarbeit und laufende Verbindung mit den Autoren sowie deren geistige und soziale Betreuung, die Lenkung der Buchbespre ch u n g in der großen Presse und des über das ganze Reich aus gedehnten Vortragswesens, das unsere Dichter zum per sönlichen Einsatz bringt. Ferner die Einflußnahme auf die lite rarischen Gesellschaften, auf die Verleger, Buchhändler, Lektoren, Bibliothekare, auf die breite Masse der Bücherfreunde und schließlich auf das gesamte deutschsprachige Schrifttum. Für die Durchsetzung des guten deutschen Buches hat sich unsere Jahresschau ausgezeichnet bewährt und wir haben die Absicht, dieses wirkungsvolle Propagandamittel beizubehal ten und auszubauen. Allerdings unter dem Gesichtspunkt einer noch schärferen Auswahl, über die nicht der Verleger, sondern wir zu entscheiden haben. Ich bitte Sie in Ihrem eigenen Inter esse, uns möglichst rechtzeitig von Ihren geplanten und in Arbeit befindlichen Neuerscheinungen in Kenntnis zu setzen. Im wesentlichen versieht die Reichsschrifttumsabteilung des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda reine Führungs- und nur zu einem geringen Teil eigene Verwaltungs ausgaben. Während sich die Ausrichtung des Berufsstandes über den Herrn Präsidenten der Reichsschrifttumskammer vollzieht, treten in der praktischen Schristtumsarbeit alle beteiligten Dienststellen und Organisationen von Partei und Staat in Er scheinung, die mit uns eng Zusammenarbeiten. Besonderer Er wähnung bedarf das Amt Schrifttumspflege beim Beauftragten des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP., das von der Partei her einen maßgeblichen Einfluß auf die Schrift tumswertung nimmt. Ich kann zu meiner und wohl auch zu Ihrer Befriedigung feststellen, daß die Schrifttumsförderung von Partei und Staat im Verlaufe des letzten Jahres wesentliche Vereinheitlichungen erfahren hat, die ja in unser aller Interesse liegen. Ich habe Ihnen, meine Herren, einen kleinen Rechenschafts bericht über unsere Arbeit in der Reichsschrifttumsabteilung und einen kurzen Überblick über den neuesten Stand der Dinge ge geben. Ich darf Sie bitten, auch im kommenden Jahre einen möglichst engen Kontakt mit uns in Berlin zu halten, wie das ja auch von unserer Seite her geschieht. Einen kleinen Teil von Ihnen werde ich auf dem Weimarer Dichtertreffen als Gäste des Reiches begrüßen dürfen, denn es besteht die Absicht, zu diesem für das Schrifttum so bedeutsamen Anlaß auch die Herren Ver leger mit heranzuziehen. Ich bitte Sie, die Versicherung mit nach Hause zu nehmen, daß die nationalsozialistische Schrift tumsführung im Rcichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda für den verantwortungsbewußten Verleger jederzeit 39S Nr. 108 Dienstag, Sen S. Mai 19M
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