Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.05.1939
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1939-05-09
- Erscheinungsdatum
- 09.05.1939
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19390509
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193905090
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19390509
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1939
- Monat1939-05
- Tag1939-05-09
- Monat1939-05
- Jahr1939
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Der Arbeitgeber ist in diesem Arbeitsprozeß und Arbeits- Verhältnis nämlich der Hobenichts, der Phantast, der Unternehmer von sehr fragwürdigen Odysseen, und der Arbeitnehmer wurde bis dahin, in dieser Sparte des Geisteslebens, als der Kapitalist angesprochen. Die Gegensätzlichkeit der Interessen, aus der die vorrevolutionären, parteipolitischen Interessenten ihr Kapital schlugen, war also glücklich gewährleistet. Das Kapital, von dem aus der Materialismus und der Mar xismus jener Zeit Einsatz und Umsatz des Buches regelte, war das Geld. Das Kapital, von dem aus der Nationalsozialismus den Stand und Bestand des Büchermarktes beherrscht sehen will, ist d e r G e i st! Allein der Geist und damit das wahrhaftige und notwen dige, das heißt hier: das Not wendende Geistesleben hat von der nationalsozialistischen Bewegung her das Führungsrecht zuge wiesen bekommen. Diese Enttronung der kapita listischen Grundbegriffe von Handel und Wan del im Bezirk der geistigen und schöngeistigen Welt, Weltanschauung und Weltgestaltung hat gerade für den Buchhandel total revolutio näre Folgen zu haben. Die allein seligmachende Frage nach dem sogenannten »guten Geschäft« ist ihres rein finanz technischen Charakters enthoben und an ihre Stelle ist eine ethische Forderung getreten. Das »gute Geschäft« ist als sittliche These ungeheure Verantwortung und eine ewige Aufgabe gewor den. Das Wort »gut« wurde der Währungsnähe entrückt, wurde seinem inneren Werte zurückgeführt und soll als Güte, als Inten sität neue Verpflichtung und neuen, jungen Adel für alle, die sich der Arbeit am Buche widmen, verleihen. Ich habe in letzter Zeit hören und lesen müssen, daß Ver leger und Buchhändler sich Gedanken über den Berufsstand des Schriftstellers gemacht haben und behaupteten, der Schrift steller müsse hauptamtlich Beamter sein oder noch rentabler: einer Zigarrenfabrik etwa vorstehen! Erlauben Sie, daß ich diese Ver kennung des Berufs, eines strengsten, ernstesten und gewissenhaftesten Berufes, den wir haben, und des sen Existenz der Verleger und der Buchhändler überhaupt erst ihre Daseinsberechtigung verdanken, erlauben Sie, daß ich diese irrtümlichen Vorschläge humoristisch aufnehme. Zunächst die Tatsache, daß die größten Dichter sehr gern einem bürgerlichen Amte nachgingen, ganz einfach, weil die Höhe ihrer Berufsauffassung—sie faßten dieses Wort noch wort wörtlich auf und erlebten und durchlebten die bittere und sal zige Passion des Rufes, eines Rufes, der vom Metaphysischen her in sie eindrang — in ihnen und in ihrer Natur ein schmerz liches Echo wachrief. Sie hatten Furcht, sich ganz im Irrealen ihrer Gesichte zu verlieren und so suchten sie Schutz in der Welt alltäglicher Geschäfte. Ob sie nun aber Komödianten wurden oder Minister, Forscher oder Lehrer, Pastoren oder Kessel schmiede, das — meine Damen und Herren — hat mit der Sub stanz, dem Inhalt, der sozialen Wirklichkeit ihres Standes gar nichts zu tun. Ebensowenig die andere Tatsache, daß andere im Irrenhaus zerfielen oder geschlechtskrank wurden, ihr Dasein verbummelten und ihre Seelenseligkeit in stumpfen Kellerkneipen dem billigsten Schnaps verschrieben. Man wiegt die Sonne nicht nach ihren Protuberanzen, sondern nach dem Kern an Kraft und Licht, nach dem leben spendenden Gesamtinhalt. Genau so ist das seelische, geistige, kulturelle Gewicht des Schriftsteller standes im Lebensraum eines jeden Volkes zu werten. Ich spreche, wenn ich hier derartig Fraktur vom Schriftsteller als freien Beruf rede, bestimmt keiner Enteignung von Verlegern durch unberufene und ungerufene Poeten, durch verhinderte Dichter vom katastrophalen Ausmaß der Bäh- lämmer, wie sie Wilhelm Busch zeichnete, das Wort, aberumso klarer und endgültiger stelle ich die Forde rung vom Primat des Dichters und Schrift stellers auf! Der Schriftsteller ist im Dritten Reich schon deshalb zur Führung berufen, ganz einfach deswegen, weil sich in das erste Mitgliedsverzeichnis der NSDAP, der Führer selbst unter: Hitler, Adolf, Schriftsteller, eintrug. Dieser Eintrag ist kein Zufall. Dieser Schriftsteller war zunächst ebenso wie sein Partei genosse Dietrich Eckart kein gutes Geschäft. Die Tatsache, daß er es wurde, ist Anlaß, daß ich so gerne über das Thema: Dichter und Buchhändler spreche. Unser Führer selb st hat mir nämlich durch dieses, sein Beispiel von vorn herein alle Trümpfe, deren ich bedarf, in die Hand gegeben. Nicht der Fehlschlag darf zu mangelhaften Erwägungen Anlaß bieten, nur der Triumph, die Tatsache, die Tat, die Schlag kraft der Gesamtleistung dieses Standes darf bei der Einord nung eines Standes in die Disziplin des Staatslebens und völ kischen Daseins beachtet werden. Und kein Volk darf hochmütig seine Fürsorge für diesen Stand auf Spitzenleistungen etwa allein einstellen. Hier ist es wie bei dem antiken Bau der Pyramiden: Die Größe, die Weite des Grundrisses beherbergt mit unerbitt licher Logik die Höhe der Spitze in sich. Wer da glaubt, ein Volk benötige der mittleren Schriftsteller nicht, der irrt gewaltig. Staatsrat Hanns Johst spricht in der Kundgebung des Deutschen Buchhandels Wir alle, die wir der Schrift und dem Schrifttum verfallen sind, wir sind ein Orden, ein Ritterorden von schicksalhafter Bedeu tung. Der Nationalsozialismus hat jeden Stan desdünkel weit hinter sich gelassen — nicht aber den Stolz eines jeden Standesbewußt seins. Ohne das Standesbewußtsein des Schriftstellers aber würde das Gut der geistigen und schöngeistigen Verantwortung des ganzen Volkes dem blinden Zufall eines Einzelgängers über antwortet. Die geistige Haltung, die Geschichtsschreibung, der Lobgesang der Zeit, der Ewigkeit, des Himmels und der Erde Nr. IM Dienstag, den 9. Mai 1988 37 7
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder