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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.05.1939
- Strukturtyp
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- 1939-05-23
- Erscheinungsdatum
- 23.05.1939
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- Deutsch
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regelmäßig die Jahre hindurch machst, dann tut es dem Geld beutel nicht allzu weh und außerdem, und das ist die Hauptsache, deine Räume sehen immer freundlich aus! Geräumig sehen Räume aus, wenn aufgeräumt ist! Dieses Aufräumen darf aber nicht bei den Arbeitsplätzen und auf den Auslagetischen klebenbleiben, sondern man muß auch mal den Mut haben, ein ganzes Regal, das seit Jahrzehnten auf dem selben Platz steht und so ganz unentbehrlich erscheint, an die frische Luft zu setzen. Vielleicht erlebt man dabei neue Raum wirkung, und wo das Regal stand, kann unter Umständen eine neue Auslage oder ein neuer Lesetisch oder Arbeitsplatz entstehen. Betrachtung des Einen alten Folianten, der in einem papierenen Buchum schlag steckt, auf dem Verlag, Titel und Verfasser und etliches Bildliches abgedruckt wäre, können wir uns schlecht vorstellen. Der Schutzumschlag ist erst ein Begleiter des modernen Buches geworden. Es scheint so, als habe er sich unentbehrlich gemacht. Welche Hintergründe hat dies? Zunächst, er ist ein Fremdkörper. Er geht keine Verbindung zum Buch ein. Er kann abgenommen und in den Papierkorb ge tan werden, das Buch wird nicht unvollkommen dadurch, denn er ist nur Hülle und nicht wesentlich wie Einband und Vorsatz papier. Im Gegenteil, wird er entfernt, zeigt das Buch oft erst sein schönes Angesicht! So ist auch das durchschnittliche Leben des Buchumschlages kurz: er lebt auf dem Wege vom Verleger über den Buchhändler bis zum Käufer. Der entfernt ihn dann fast immer. Die Aufgaben des Buchumschlages liegen auch vor dem Eingehen in den Besitz des Käufers. Er ist Schutz des Einbandes und des Buchkörpers und er gibt Raum für Reklame. Dieser Werbezweck verdient betrachtet zu werden. Die Wirksamkeit der Buchumschlagswerbung wird oft in Zweifel gezogen. Doch spricht dies nicht gegen ihre Bedeutung, denn sie kann ja auch schlecht angefaßt worden sein. Ein Blick auf Buchauslagen und die Tische der Buchhandlungen bestätigt dies. Hunderte von Umschlägen vermögen nicht den Blick auf sich zu ziehen, während es einigen wenigen gelingt. Sehen wir aber näher zu, so ist es hier wie überall: Der schöne Schutzumschlag ist der Blickfänger. Er sollte das Werk eines Könners sein, damit wäre seine Bedeutung gesteigert, dem Gehalt nach und der beabsichtigten Werbewir kung nach. Hier stehen die Graphiker, im ganzen gesehen, doch noch auf eben betretenem Neuland. Gewiß wir haben schöne Buch umschläge und es gibt Meister für diese Aufgaben. Nur einige Namen, Boehlandt, Preetorius, Tiemann, E. R. Weiß, Hans Bohn, Gulbransson, Meid, Harwerth, F. H. Ehmcke, seien genannt, deren Anrufung gewiß charaktervolle Entwürfe vor das Auge des Bücherfreundes zaubern. Es ist auf schlußreich, daß die bedeutenden Schriftkünstler hier in vorderer Linie stehen, Schöpfer berühmter und verbreiteter Schriften. Dies ist gewiß nicht verwunderlich, wird doch stets ein Teil der künstlerischen und der Werbewirkung auf der geschickten Gestal tung von Titel-, Verfasser- und Verlagsangaben beruhen. Ja, es gibt manche Umschläge, die nicht mehr als dieses tragen und die wir trotz der Verwendung dieser kargen Mittel zu den wohl gelungenen und schönen zählen. Man denke an Umschläge des Insel-Verlages, von Staackmann, von Hegner, von Tauchnitz und Karl Rauch. Doch Umschläge, die nicht mehr als schön gesetzte Schriften zeigen, vielleicht noch mit einigen Röslein und Zieraten aus dem Setzkasten des Druckers umrankt, werden nie häufig sein. Leicht zu erklären ist dies auch, denn welcher Buchkäufer und Leser oder flüchtig am Schaufenster Vorbeieilender hat die Schulung und schöpferische Fähigkeit, die Schönheit einer Schrift zu betrachten, weiß etwa um die Reize geschickter Schriftmischun gen und das Auge erfreuender Satzgestaltung? So kommt gar bald das Bild hinzu, das schnell verständlich ist und rasch die Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann, wenn Zeichner und Ver leger auf etwas Wirkungsvolles sinnen wollen. Zu allem gehört nur eins: Pack an! Und das bezieht sich auch auf die Sauberkeit. Schließlich schaffe derjenige, dem es die Verhältnisse möglich machen, Gemeinschaftsräume, wie das Bild 10 einen zeigt. Ein kleiner freundlicher Raum als Frühstückszimmer läßt sich aber fast überall Herrichten. So, mein Berufskamerad, nun gehe durch deine schönen und dir lieb gewordenen Geschäftsräume und sieh dich um, wie du sie noch schöner und noch liebevoller für deine Gefolgschaft und für dich selbst ausgestalten kannst. Buchumschlages ' Wir nannten schon Meid und Gulbransson. Sie gehören zu den »älteren« Künstlern, die bei ihrer Arbeit am Schutzumschlag vom Bild ausgehen. Bei ihnen ist das Bild die Hauptsache, die Schrift wird dem untergeordnet. Doch die Grenze der Möglich keiten dieser Art ist leicht zu ersehen. Zeichnungen und Aquarelle eines Künstlers werden stets nur zu wenigen Büchern Passen, denn für den Umschlag gilt das stille Gesetz, daß er nach Stim mung und Gehalt dem Geschehen des Buchinhalts angepaßt sei. Leicht sehen wir uns auch an einer anderen Weise satt, wir meinen den Umschlag, der wie ein Plakat wirken soll. Es gibt in dieser Art nur wenige begeisternde Lösungen, wir könnten etwa Richard Blank nennen. Sie liegt dem Wesen des Buches fern. Es sind zwei »Richtungen«, die das gegenwärtige Bild dieses Gebiets der Buchkunst am stärksten bestimmen. Eine Möglichkeit, die nie veralten wird, geht zurück auf die wundervollen Titel blätter alter Bücher, die ein großes Verlagszeichen trugen und nicht selten in zwei Farben gedruckt waren. Da wird ein Holz schnitt, eine Pinselzeichnung, ein Photo in geringer Größe so der Schrift zugeordnet, daß sie zuinnerst eine Verbindung eingehen mit den wenigen Zeilen. Beides bildet eine Einheit, die beson ders gelingt, wenn der Typograph die rechte Schrift hersucht und in klaren Verhältnissen alles zueinanderfügt. Etwas Lichtes und Knappes haben diese Blätter, besonders dann, wenn die Schrift nicht geschrieben wurde, sondern aus dem Setzkasten stammt. Wir können an Umschläge Skibbes, Mahlaus,Hans Papes, Bodo Zimmermanns, Pruggmayers denken, an Bücher aus dem Eckart-Verlag (Zeichnungen!) und solche des Alfred Metzner Ver lags (Photos!). Wolfgang Bender, Hans Poppe, Hans Peters, Ilse Schüle, Hartmuth Pfeil, Hans Hermann Hagedorn (um nur einige Namen zu nennen!) gehen andere Wege, die unter sich recht verschieden doch eine einheitliche Ansicht gestatten. Hier verschlingen sich Bild und Text stärker und es gelingen durchaus künstlerische Lösungen. Oft ist die Schrift geschrieben, die Farbgebung wird wichtig ge nommen, aber doch zurückhaltend angewandt. Das Bild ist weni ger Vignettenhaft neben die Schriftzeilen geordnet, als daß es auch äußerlich Beziehung zum Text nimmt. Da gibt es dann klare elegante Lösungen wie bei Bender, knappe, man möchte sagen militärisch knappe bei Poppe und besinnliche, barock anmutende bei Hagedorn. Wir nannten nur wenige Namen und besonders die jun ger Auchkünstler. Sie zeigen, daß die Gestaltung des Buch umschlages in eine neue Ebene gelangt ist. Er soll ein Kunstwerk im kleinen werden, er soll mit einem schönen Bild und schöner Schrift das Auge erfreuen, zugleich aber höchst eindrucksvoll werben. In immer neuer Weise paßt er sich auch dem Gehalt des Buches an. So besteht Aussicht, daß von diesem Wollen her der Schutzumschlag mehr als das wird, was sein Name aussagt. Er wird durch die Arbeit des Künstlers wesentlicher Bestandteil und so mag der Käufer ihn um sein Buch belassen. Er wird ihn immer gerne betrachten. Sollte der Umschlag dann altersschwach werden, könnte er ihn sogar aufheben. Er , hätte damit den Grundstock zu einer Sammlung zeitgenössischer Buchkunst, dar gestellt am Buchumschlag, eine Sammlung, die in dreißig Jah ren bestimmt ihren bibliophilen Wert haben wird. Bruno Arbeiter. 432 Nr. 117 Dienstag, den 2S. Mai NIM
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