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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.06.1876
- Strukturtyp
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- 1876-06-12
- Erscheinungsdatum
- 12.06.1876
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- Deutsch
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133, 12. Juni. Nichtamtlicher Theil. 2111 Nichtamtlicher Theil Friedrich Arnold Brockhaus. IV.*) Welchen Aufschwung auch schon während ihres Altenburger Aufenthaltes die Firma F. A. Brockhaus genommen hatte, so kam doch ihr Gründer bald zu der Ueberzeugung, daß Leipzig, als Cen trum des deutschen Buchhandels und der demselben verwandten Geschäftszweige, ein ungleich günstigerer Ort für die Weiter entwickelung seines Geschäftes sein würde, als die kleine Residenz stadt Altenburg. So siedelte Brockhaus vom Jahre 1817 an allmählich nach Leipzig über, zuerst selber seinen Aufenthalt daselbst nehmend. Wie schnell entschlossen Brockhaus auch sonst war, nicht ohne Bedenken vollbrachte er diesen Schritt, der nachmals nicht wenig zu der Bedeutung und Größe beitrug, welche die Firma F. A. Brockhaus im Laufe der Zeit erlangte, wenn auch der Scharf sinn und die geschäftliche Routine des Gründers derselben der Haupt factor dazu war. Leipzig war für Brockhaus keine fremde Stadt gewesen, von jeher war es der Mittelpunkt, um den sich die Kreise seines Lebens bewegt hatten. So erwählte, wie der Verfasser schreibt, der zum Kaufmann bestimmte Jüngling von Dortmund aus gerade Leipzig zu seiner weiteren Ausbildung, ohne dort irgend welche Beziehung zu haben. Der gereiste Mann eilte als Amsterdamer Buchhändler so oft auf die Leipziger Messe, als es die Umstände gestatteten; er hatte dort das „Conversations-Lexikon" erworben und nur widrige Verhältnisse verhinderten, daß er nach Ausgabe des Amsterdamer Geschäftes sich gleich dauernd in Leipzig niederließ. Die verschie densten Verhältnisse waren es, die Brockhaus nach Leipzig zogen und an Leipzig knüpften. Diese Stadt, die so äußerst wenig des sinnlichen Reizes bietet, übte eine gewaltige geistige Anziehungs kraft auf Brockhaus aus, die ihn mächtig dahin zog. Und wenn auch der Zweifel über das Gelingen dieses Schrittes bei dem sonst so rasch entschlossenen Manne kein geringer war, so wurde er doch überwunden, was umsomehr für Leipzigs Bedeutung spricht. Nicht wenig wirkte auf den Schwankenden der demselben be freundete Buchdrucker Teubner ein, ein Charakter, der Brockhaus in gewisser Beziehung ergänzte und demselben hilfreich zur Seite stand. Daß jedoch Brockhaus auch der Verführung nicht ganz unzu gänglich war, beweist der Umstand, daß er auch aus Dresden sein Augenmerk richten konnte, für welches an Brockhaus' Stelle doch nur die Reize der Natur und freundschaftlichen Beziehungen sprechen konnten, alles Umstände, in welchen das Geschäft keine« Schwer punkt finden konnte. So kam er denn auch bald zu der Ueber zeugung, daß Dresden nur dann einen passenden Ort zu einer Niederlassung abgegeben hätte, wenn damals ganz Sachsen niit Preußen vereinigt worden wäre. Der Gedanke, nach Leipzig gänzlich überzusiedeln, siegte doch endlich, denn die Vortheile waren zu augenfällig, als daß sic Brock haus hätten entgehen können, dazu war er nicht der Mann, daß er sich von Stimmungen hätte beherrschen lassen sollen, wie berechtigt und wie eindringlich auch dieselben gewesen wären. Die Neigung mußte dem Vortheil, das Gefühl der Rücksicht auf das Geschäft zum Opfer fallen. Nicht Wunder darf es nehmen, daß an einem so geistig be lebten Ort, wie Leipzig ist, in einer so regsamen Natur, wie die Brockhaus', bald neue Pläne auftauchten. Schon längst war es sein Wunsch gewesen, eine eigene Buchdruckerei zu besitzen. Um diese Absicht früher oder später ausführen zu können, ließ er seinen ältesten Sohn Friedrich schon seit Anfang 1816 in Braunschweig bei Vieweg die Buchdruckerei erlernen. Die Uebersiedelung nach Leipzig realisirte nun diesen Wunsch früher, als sich Brockhans ge dacht hatte. Den Plan, die Buchdruckerei nach Altenburg zu verlegen, gab Brockhaus schließlich auf und ging an deren Gründung in Leipzig, dabei von seinem Freunde, dem Buchdrucker Teubner, niit Rath und That kräftig unterstützt. Am 26. Januar 1818 wurde die Druckerei mit der bescheidenen Zahl von drei hölzernen Pressen eröffnet; bald kamen noch vier Pressen hinzu, so daß die Druckerei dann sieben Pressen beschäftigte. Auch diesmal war Brockhaus rasch vorwärts gegangen, ohne sich viel um Formalien zu kümmern. Nicht wenig erstaunte er da her, als die Bnchdruckerinnung zu Leipzig ihn Plötzlich wissen ließ, daß sie ihn als einen „nicht gelernten Buchdrucker" nicht unter ihre Mitglieder aufnchmen könne, und gleichzeitig gegen die Errichtung seiner Buchdruckerei Einspruch erhob. Sie war dabei formell aller dings in ihrem Rechte und auch durchaus nicht geneigt, von dem selben zu Gunsten eines ihr wohl gleich als gefährlich erscheinenden Concurrenten abzugehen. Jndeß war Brockhaus nicht der Mann, der vor derartigen Schwierigkeiten zurückschreckte. So ließ er sich hierdurch nicht abhalten, sein Vorhaben in Ausführung zu bringen. Nur war er genöthigt, zu einer ähnlichen Auskunft zu greifen, wie früher in Amsterdam, wo die dortige Buchhändlergilde ihn verhin derte, als „nicht gelernter Buchhändler" eine Buchhandlung unter seinem eigenen Namen zu begründen. Wie er damals den Buch drucker Rohlofs zu bestimmen wußte, ihm seinen Namen dafür zu leihen, so bat er jetzt den Buchdrucker Teubner, ihn mit seinem Namen und seiner Concession zu decken. Er verlangte diese Hilfe indeß nicht als einen bloßen Freundschaftsdienst, sondern suchte da gegen auch angemessene Vortheile zu bieten. Gewohnt, die ihm in den Weg gelegten Schwierigkeiten nicht nur zu überwinden, sondern auch zu seinem Nutzen auszubeuten, wußte er der Sache eine sehr geschickte Wendung zu geben. Am 15. März 1818 schloß er nämlich mit Teubner einenVer- trag ab, nach welchem er die von ihm eben eingerichtete und bereits in Betrieb befindliche Buchdruckerei an Teubner verkaufte, „unter der Bedingung, daß Abkäufer in dieser neu errichteten Buchdruckerei zunächst bloß die Verlagsartikel des Verkäufers und namentlich die neue Auflage des in dessen Verlage herauskommenden »Conversa- tions-Lexikons«, insoweit es der Umfang dieser Buchdruckerei er laubte, drucke". Die Kaufsumme von 4000 Thalern, die ungefähr den bisherigen Anschaffungen für die Druckerei entsprach, sollte nach und nach durch die Druckrechnung getilgt werden. Außerdem sollte der Verkäufer das Recht haben, „diese Buchdruckerei nach einer Reihe von drei bis sechs Jahren nach dem Werthe der Taxation zu Gunsten eines seiner Söhne, welcher die Buchdruckerkunst erlernt, käuflich zu übernehmen". Wenige Tage nach der Unterzeichnung dieses Kaufvertrages, am 27. März, schloß er aber mit Teubner einen zweiten Vertrag ab, der zwar kein Rückkauf war, indeß jenen Kaufvertrag factisch aufhob. Es war dies ein förmlicher Gesellschaftsvertrag auf drei Jahre, von Ostern 1818 bis Ostern 1821, „zu gemeinschaftlicher Errichtung und Führung einer Buchdruckerei", die unter der Firma „Zweite Teubner'sche Buchdruckerei" ganz unabhängig von der be reits bestehenden Teubner'schen Druckerei geführt und administrirt werden sollte. Der Zweck dieser neuen Buchdruckerei, hieß es in dem Vertrage, gehe einzig und allein dahin, den Verlag des einen Contrahenten, Brockhaus, zu drucken, weshalb auch nur dieser ein baares Capital dazu hergebe und ebenso ferner nöthig werdende 284* *) III. S. Nr. 122.
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