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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.07.1930
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- 1930-07-12
- Erscheinungsdatum
- 12.07.1930
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VMMMMmVeMkmVMmM Nr. 189 (N. 83). Leipzig, Sonnabend den 12, Juli 1930. 97. Jahrgang. Redaktioneller Toll Zur Wirtschaftslage. Von Prof, i>r, G, Menz, INHeinlandräumung — Die Krise — Konjunkturberichte — Buch gewerbe und Buchhandcl.I Der einzige Lichtpunkt in der derzeitigen Lage voller Sorgen und Nöte ist die am l. Juli endlich erfolgte Befrei ung der Rheinlande. Schwere Last ist damit von den besetzten Gebieten genommen, und auch der Buchhandel beglück wünscht dazu seine Berussangehörigen in der letztbefreiten Zone, Noch harrt aber das Saargebiet derselben Stunde, Hoffent lich ist auch sie nicht mehr fern. Der deutsche Buchhandel des Saargebiets aber kann auch in diesem Augenblick der Anteil nahme des Gesamtbuchhandels Deutschlands erneul versichert sein. Wenn die mit der Rheinlandräumung erreichte Wendung dem ganzen deutschen Volke nicht deutlicher als Erfolg und Fortschritt zum Bewußtsein kommt, so liegt das allein an der schweren Krise, die es gerade jetzt durchzumachen hat. Es handelt sich dabei um eine politische Krise im umfassendsten Sinne, Die Art, wie die deutschen Geschicke in den letzten Jahren gestaltet worden sind, hat nicht nur unmittelbar die öffentlichen Angelegenheiten dahin geführt, wo sie heute stehen, sondern auch die Stimmung im ganzen Volk in ungünstigster Weise beeinflußt. Mit Recht wies kürzlich im Reichstag Reichs arbeitsminister Stegerwald darauf hin, daß man in Deutsch land in den letzten Jahren nicht nur in der Privatwirtschaft, sondern auch in der öffentlichen Wirtschaft über die Verhält nisse gelebt habe. Die Schwierigkeiten der Finanzpolitik hätten das Vertrauen zur Staaksführung und zur öffentlichen Ver waltung stark erschüttert. Man könne nicht dauernd Sozial politik machen, losgelöst von der Wirtschafts- und Finanzpolitik des Landes, In den letzten Jahren hätten wir vielfach in Illusionen gelebt und in der Politik infolgedessen ein großes Maß von Vertrauen verwirtschaftet. Diese lange nicht gehörte Offenheit ist um so beachtlicher, als Stegerwald glaubte unter streichen zu müssen, er halte es nicht für ausgeschlossen, daß im Herbst und Winter mit noch viel drakonischeren Maßnahmen gearbeitet werden muß als mit dem Notopser der letzten Wochen. Bezeichnend ist aber auch, daß sich Stegerwald gegen den Vor wurf unangebrachter Kapitalfreundlichkeit glaubte verteidigen zu müssen. Er fuhr nämlich fort: »Ich wende mich nicht gegen jede weitere Belastung der Wirtschaft, um etwa dem Kapitalis mus Handlangerdienste zu leisten, sondern ich wende mich des wegen dagegen, weil jede weitere Steuer, die die Produktion erschwert, so und so viel mehr Arbeitslose bedeutet.« Diese Erkenntnis muß sich in der Tat in erster Linie einmal durch setzen, wenn eine Wendung zum Besseren eintreten soll, Mög lichkeiten zur Lösung des Arbeitslosenproblems sieht Stegerwald nur in der Wiederherstellung des Vertrauens in Staat und Wirtschast und Neubelebung der Wirtschaft mit allen erdenk lichen Mitteln durch die öffentliche Hand, Er erklärte: »Wir hoffen nach der Sicherung des Etats und nach der Sanierung der Arbeitslosenversicherung mit etwa 750 Millionen Mark die deutsche Wirtschast neu beleben zu können; Reichsbahn und Reichspost sollen für etwa 400 Millionen Mark Aufträge er teilen, daneben soll ein zusätzliches Wohnungsbauprogramm mit 250 Millionen Mark durchgeführt werden. Schließlich sollen noch größere Beträge für den beschleunigten Ausbau unseres Straßenwesens und für die wertschaffende Arbeitslosenfürsorge geschafft werden und zwar nicht durch Steuern, sondern durch Anleihen, Voraussetzung für diese großen Aufträge ist aller dings, daß die Wirtschaft bereit ist, ihrerseits in dieser Zeit der Not durch eine angemessene Senkung der Preise ein Opfer zu bringen. Jetzt ist die Stunde gekommen, schnell zu handeln, und dann wird das deutsche Volk auch über seine jetzigen Schwierigkeiten hinwegkommen,« Mit dem erwähnten Arbeits beschaffungsprogramm hofft die Reichsregierung, 200—300 000 Menschen Brot schaffen zu können. Hoffentlich gelingt es, und zwar, wie gesagt, bald. Daß nur Arbeitsbeschaffung, aber nie mals eine bloße Versicherungssanierung helfen kann, ist hier schon oft genug betont worden. Es sei aber nicht vergessen, daß mit einem vollen Erfolg der Stegerwaldschen Pläne die Arbeits losigkeit vorläufig erst um 10 Prozent vermindert wäre. Wird danach nicht doch auch endlich zugegeben werden müssen, daß »die Wiederbelebung der Wirtschaft mit allen Mitteln durch die öffentliche Hand« nicht ausreicht und nicht der einzige Weg sein kann? Schließlich könnte so mehr doch nur erreicht werden, wenn die öffentliche Hand sich erst wieder mehr Mittel ver schafft, Man spricht von Anleihen, Die stehen aber doch wohl noch weit im Felde, Es wird also gar nichts anderes übrig bleiben, als dem freien Unternehmertum größere Bewegungs- Möglichkeiten und größere Sicherheit zu verschaffen. Die Unter nehmungslust ist heule durch Steuer- und Sozialpolitik er schlagen, Man mag hier das Risiko erleichtern, und die Wirt schaft wird eine Belebung erfahren, die völlig ausreichen dürste, alle Nöte zu beheben. In diesem Zusammenhang erweckt eine Äußerung Hoffnungen, die Finanzminister Dietrich neulich im Reichstag tat. Er erklärte in seiner ersten großen Rede näm lich u, a,: »Übrigens ist beabsichtigt, im Rahmen der Einkom mensteuer eine Regelung zu treffen, die den Kaufleuten, offenen Handelsgesellschaften usw, für ihre in Reserve gestellten Ge winne eine Erleichterung gewährt. Wir hoffen, daß diese Maß nahmen von heilsamer Wirkung sein werden, die Sparsamkeit zu unterstützen und das deutsche Kapital im Lande zu halten,- Darauf kommt allerdings sehr viel an. Auch im Hinblick auf die Etatkürzungsvorschläge machte Dietrich Ausführungen, die Beachtung verdienen: »Was den Ruf nach Sparsamkeit betrifft, so erscheinen», meinte er, »die 135 Millionen gegenüber den in manchen Teilen der Öffentlichkeit vorhandenen Vorstellungen gering. In Wirklichkeit entfallen aber von der Gesamtausgabe des Reiches von 1114 Milliarden auf die Kriegslasten 2,2, auf den Schuldendicnst 1,1, die Pensionen und Kriegsrenten 1,7, aus die Überweisungen an die Länder 3,6 Will,, und von dem verbleibenden Rest von 3000 Mill, entfallen aus die Besoldung der Beamten und des Reichsheeres 880 Mill,, sodaß sich die Sparmöglichkeiten auf 2140 Mill, beschränken. In dieser Summe sind über 1 Milliarde für soziale Zwecke enthalten, in dem Rest von rund 1 Milliarde rund 166 Mill, an sächlichen Verwaltungskosten für die Reichsverwaltung, Hier kann also zunächst gespart werden. Der nächste Posten wären Bauten und Beschaffungen, Solange man nicht die Gehälter angreift und 653
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