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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.07.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1930-07-12
- Erscheinungsdatum
- 12.07.1930
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- Deutsch
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Fr ISS, 12, Juli 1930, Redaktioneller Teil. Verbrauch im allgemeinen nicht unbeträchtlich zurückging. Die Vorjahrsumsätze dürften weder zahlen- noch mengenmäßig er reicht worden sein. Der Einzelhandel mit Haushalt- und Küchengeräten sowie Eisenwaren stand überwiegend im Zeichen der Depression, Nur ganz geringfügig wird von einem etwas lebhafteren Geschäft berichtet. Im wesentlichen ist der Absatz zurückgegangen. Im Leder- und Galanteriewarenhandel ist mit dem Abnehmen der Kaufkraft das Interesse geringer geworden. In der ersten Hälfte des Juni hat sich nach dem Bericht der Reichsanstalt für die Zeit vom l, bis IS. Juni 1930 der Rück gang der Belastung des Arbeitsmarktes und der Arbeitslosen versicherung noch weiter abgeschwächt. Die Zahl der Haupt- unterstützungsempsänger in der Arbeitslosenversicherung, die in der ersten Hälfte des Mai noch um rund 130 000, in der zweiten um nicht ganz 80 000 abgenommen hatte, ist in der Berichtszeit nur noch um rund 45 000 geringer geworden, Dem steht nicht nur ein weiterer Zuwachs der Krisenunterstützten um rund 13 000 gegenüber, sondern auch die Zahl der verfügbaren Ar beitsuchenden hat — zum erstenmal wieder seit Anfang März d, I, — eine geringe Erhöhung um etwa 12 000 erfahren. Die Zahl der Hauptunterstützungsempfänger betrug nach den vor läufigen Meldungen der Arbeitsämter am 15, Juni in der Arbeitslosenversicherung 1505 804, in der Krisenunterstützung 351984, Die Summe beider Zahlen liegt mit annähernd 1 858 000 um mehr als 900 000 über der entsprechenden Summe des Vorjahres; die Überlagerung der Unterstütztenzifser ist mit hin gegenüber dem Stand vom 1. Juni (875 000) weiterhin, wenn auch langsamer, angewachsen. Unter den rund 2 700 000 verfügbaren Arbeitsuchenden, die am 15, Juni bei den Arbeits ämtern eingetragen waren, befindet sich zweifellos ein gewisser Bestandteil von nicht voll leistungsfähigen Arbeitskräften, Den noch bleibt die Tatsache, daß diese Zahl seit Ende Mai zugenom men hat, bezeichnend für die allgemeine Verfassung des Arbeits marktes, Nach Abzug der noch in gekündigter oder ungekündig- ter Stellung oder in Notstandsarbeit Befindlichen müssen von der genannten Zahl rund 2 047 000 als arbeitslos gelten. So weit die Entwicklung des Arbeitsmarkts Rückschlüsse erlaubt, ist in dem Zustande schwerer Depression, in dem sich die Wirtschaft befindet, keine Änderung eingetreten. Aufnahmefähig sind nach wie vor fast nur die Saisonaußenberufe, insbesondere die Land- G> Wirtschaft für die beginnende Heuernte und für Hackfruchtarbei ten, Bauherren und Bauunternehmer scheinen die Verringe rung der Spanne zwischen Geldzinsen und Kapitalzinsen ab zuwarten, Schon jetzt werden aus mehreren Bezirken, so aus Westfalen mit seinem starken Bestand an Wanderbauarbeitern, umfangreiche Aussteuerungen von Bausacharbeitern berichtet. Bei den Berussgruppen der Rohstoff- und Produktionsmittel erzeugung ist der Beschäftigungsgrad im Steinkohlenbergbau und auch in den meisten Braunkohlenrevieren rückläufig; im westfälischen Steinkohlengebiet ist infolge der großen Halden bestände und der hohen Zahl der Feierschichten — im Mai fast eine Million — eine Besserung, die sich auf dem Arbeitsmarkt auswirkt, auch für den Fall einer günstigeren Absatzentwicklung erst nach längerer Frist möglich. Ähnliches gilt von der Eisen industrie und den metallverarbeitenden Gewerben, Die Konjunkturberichte aus dem engeren Bereich von Buchgewerbe und Buchhandel lauten nicht anders. Die Lage auf dem Zellstoffmarkte blieb weiterhin unbefriedigend. Infolge der Konkurrenz ausländischer Zellulofefabriken, die nicht nur im Ausland, sondern auch im Inland fühlbar wurde, waren die Preise sehr gedrückt. Die Abrufe für Lieserung gegen bestehende Kontrakte ließen beträchtlich nach, zumal viele deutsche Papierfabriken eingeschränkt arbeiten. Das Geschäft der Papier fabriken ist allgemein sehr ruhig. Die Betriebseinschränkungen bleiben bestehen, werden zum Teil sogar noch ausgedehnt. Das gilt namentlich für Packpapier, Kabelpapier und feine Papier waren, Die Streckung der Herstellung von wasserdichtem Pa pier .und Packstoffen ist in unmittelbare Nähe gerückt. Die all gemeine Lage der Buch- und Steindruckereien hat sich verschlech tert, Die leichte Belebung, von der im Vormonat berichtet werden konnte, hat nicht angehalten. Der Auftragseingang ist wieder geringer geworden. Die Absatzschwierigkeiten sind zum Teil saisonmäßig bedingt, zum Teil durch die ungünstigen Ver hältnisse in fast allen anderen Wirtschaftszweigen verursacht worden. Da irgendwelche Anzeichen einer Besserung nicht zu erkennen sind, muß mit Arbeitszeitverkürzungen und auch mit Entlassungen gerechnet werden. Die Lage im Schriftgießerei- gewerbe hat eine erhebliche Verschlechterung erfahren, sodaß weitere Kurzarbeit eingeführt wurde. Auch in der Chemigraphie ist der Beschäftigungsgrad höchst ungünstig. Die Arbeitslosig keit im Buchdruckgewerbe hat nach einer geringfügigen Besserung im Mai von Woche zu Woche wieder zugenommen, wie uns aus Berlin von geschätzter Seite zur Verfügung gestellte Zahlen beweisen. Dem entspricht der weitere Rückgang der buchhändle rischen Reuproduktion, An erstmaligen Neuigkeitenankündigun gen im Börsenblatt waren bisher bis Ende Juni 6297 zu zählen gegen 6570 im Vorjahr. Der Rückgang beträgt bis jetzt also rund 4 Prozent, Um einmal ein Bild von dem Umfang des Marktes für Gegenstände des Buchhandels zu gewinnen, wenigstens soweit Einzelläufer in Frage kommen, gewährt die Einkommensteuer statistik einigen Anhalt, In Deutschland gab es demnach 1926 insgesamt 862 853 Personen mit einem Einkommen von 5000 M, und darüber. Sie verteilten sich nach Wohnsitz und Einkommen stufen wie folgt: Einkommen unter 100<X Einw. mit 10—50000 50000 Einw. Zusammen 5— 8000 M. 8—16000 M. üb. 16000 M. 136 371 47 422 15 585 86 785 40 400 15 468 306 372 148 228 66 222 529 528 236 050 97 275 Zusammen 199 378 142 663 520 822 862 853 Zu diesem Markt der Einzelläufer kommt noch derjenige der Bü chereien aller Art, Aber auch unter den Beziehern von weniger als 5000 M, Jahreseinkommen gibt es noch sehr viele, die als Bücherkäufer in Frage kommen und eine Rolle spielen. Nimmt man die Einkommenstuse 3—5000 M, hinzu, so handelt es sich hier um weitere rund l l- Millionen Personen, Daß sich der Buch handel dieser Einkommenstaffelung mit seinen Preisen anpassen muß und tatsächlich auch anpaßt, ist selbstverständlich. Die Zah len haben also auch einiges Interesse im Zusammenhang mit dem Problem des billigen Buches, ein Problem, das, wie neulich schon berichtet wurde, in Amerika jetzt in ein besonderes Stadium getreten ist. Einem Artikel von Lynn Carrick von Henry Holt K Co, in einer der letzten Nummern non Pubimkers' Veekl!- war zu entnehmen, daß der Vorstoß gewisser amerikanischer Verleger mit ihren billigen Ausgaben sich in erster Linie gegen die Kon kurrenz einerseits der Magazine, anderseits der billigen Volks ausgaben richtet. Der billige Lesestoff ist an sich schon vorhanden. Das Neue ist, daß sich qualifizierte Neuerscheinungen allgemein diesem Preisstand anvassen sollen. Mit Recht wird darauf hin gewiesen, daß das überhaupt nur erreichbar sein könnte, wenn die Durchschnittsnuflagen von bisher 1000—1500 auf 10—15 000 erhöht werden und wenn vor allem diese großen Auflagen auch wirklich abgesetzt werden können. Ein Aufsatz in der -»«ev Ils- pudlic«, der an sich die Politik der Verbilligung begrüßt, muß im Zusammenhang damit noch die Frage aufwerfen, ob dieser Zug zur größeren Masse nicht die Qualität beträchtlich drücken werde. Im Buchbandel wird aber vor allem beklagt, daß die Verbreitung dieser Massenauflagen nur in Abkehr vom eigentlichen Sorti mentsbuchhandel möglich erscheint und angestrebt wird, Lynn Carrick stellt deshalb unter Hinweis auf die Verhältnisse in Deutschland, die als vorbildlich gerühmt werden, die Forderung auf, statt dessen das Sortiment zu fördern, um in ihm die Stütze für eine Erweiterung des Buchmarktes zu gewinnen. Man wird diese Vorgänge aufmerksam beobachten müssen. Die amerikani schen Verhältnisse sind zwar in vielen Punkten von den deutschen sehr stark verschieden. Immerhin jedoch lassen sich aus den dor tigen Erfahrungen auch für Deutschland Lehren ziehen. Ein großer Teil des amerikanischen Verlags sträubt sich gegen die revolutionären Experimente, Die Gründe, auf die er seine Be denken stützt, sind auch in Deutschland bekannt. Es wird sich zeigen, ob sie sich durchzusetzen vermögen. In Deutschland wird man aber gut tun, Amerika das Lehrgeld zahlen zu lassen. Der deutsche Buchhandel kann sich das sparen. 655
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