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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.11.1936
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1936-11-10
- Erscheinungsdatum
- 10.11.1936
- Sprache
- Deutsch
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- Zeitungen
- Saxonica
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Börsenblatt für den Deutschen Buchhand«! nicht nur auf die neueste, sondern sehr häufig auf ältere, oft auf sehr weit zurückliegende Literatur angewiesen, welche besonders bei Patent- fragen und Patentstreitigkeiten eine entscheidende Rolle spielen kann. Es handelt sich bei der Dokumentation der Technik um zweierlei: um die laufende Berichterstattung und um den Schrifttumsnachweis für Einzelfälle fauch »literarische Recherche» genannt). Im Verhält nis zur ganzen Technik und zur Gesamtheit des technischen Schrift tums ist der Schrifttumsnachweis vielfach noch lückenhaft, wenig einheitlich und in mancher Hinsicht verbesferungsfähig. Das erscheint vielleicht verwunderlich, well die hochentwickelte Industrie, zumal die deutsche, sich der denkbar besten und wirkungsvollsten Arbeitsver fahren zu bedienen weiß, sobald die Bedürfnisse dies verlangen. Sollte, so muß man fragen, das Literaturbedürfnis nicht auf allen Gebieten ein außerordentlich lebhaftes sein, da doch, wohin man auch blickt, das Literaturangebot ein so überaus großes ist? Oder liegt hier etwa eine Überproduktion an Schrifttum vor? Dazu ist folgen des zu sagen: Zunächst, daß das Schrifttum für die Technik und die Industrie nicht die einzige Erkenntnisquelle ist; neben und teil weise vor ihm kommen in Betracht die Versuchsergebnisse im Labo ratorium und Prüfstand, die Werkserfahrungen, die Tradition, mündliche Mittellungen und Berichte, die Besuche von Ausstellungen und Messen, die Reisen der Firmenleiter und der Ingenieure, die Fortschritte der Konkurrenz und noch manche andere Möglichkeiten mittelbarer und unmittelbarer Unterrichtung. Ferner der Umstand, daß die verwirrende überfülle der Schrifttumserzeugung, die so viel Unwichtiges und Unausgereiftes aus den Markt wirft, eine ge wisse Abwehrstellung, ja Literaturabkehr zur Folge hat; dies um so mehr, als dem praktisch schaffenden Ingenieur und Techniker einfach die Zeit und Gelegenheit fehlt, um sich und sein Werk überall auf dem laufenden zu halten. Viele an sich wertvolle Ergebnisse der theoretischen Forschung sind nicht ohne weiteres für die Praxis zu verwenden; sie brauchen ihre Zeit, um unter anderen Bedingungen und für vielleicht ganz andere Zwecke plötzlich wirksam zu werden, wenn sie nicht etwa inzwischen in Vergessenheit geraten sind. Auch die Schwierigkeit und die Kostspieligkeit einer ausreichenden Schrist- tumsbeschaffung spielt eine Rolle, besonders für die mittlere und kleine Industrie und für den selbständigen Ingenieur oder Erfinder. Die der technischen Forschung und der ganzen Industrie drohende Gefahr einer verkürzten und schließlich unzureichenden »Schrifttums decke«, besonders infolge der Drosselung der Zufuhr aus dem Aus land, verlangt aber ebenso ernste Aufmerksamkeit wie die einer etwa mangelndenl»Rohstosfdecke«. Die bei vielen Firmen, Instituten, priva ten und auch öffentlichen Bibliotheken seit Jahren schon eingetretene und infolge der Devisenknappheit fortschreitende Einschränkung der namentlich für die technischen Zeitschriften verfügbaren Mittel drängt zu einer »Planbewirtschaftung« des technischen Schrifttums und zu entschiedener Verstärkung der Mittel der großen öffentlichen tech nischen Bibliotheken, damit wenigstens an bestimmten Standorten des Bedarfs das Schrifttum der einzelnen Gebiete nachzuweisen und zu benutzen ist. Die hier nur angedeuteten Schwierigkeiten der Schrifttumsaus wertung bestehen nicht erst seit heute und nicht auf allen technischen Gebieten in gleicher Stärke. Seit dem Weltkriege haben alle beteilig ten Länder in der Erkenntnis gewisser Mängel der technischen Aus rüstung große Anstrengungen gemacht, um der technisch-wissenschaft lichen Forschung auch eine verbesserte literarische Grundlage zu geben. In England, wo offenbar diese Mängel während des Krieges am empfindlichsten zutage getreten waren, hat die Regierung, was an sich gar nicht ihrer Verwaltungspolitik entspricht, der Industrie große Zentralmittel zur Einrichtung von Forschungsgemeinschaften und Spezialbibliotheken zur Verfügung gestellt; und die öffentlichen Bi bliotheken der Judustriegegenden haben besondere technische Abteilun gen zur Versorgung und Beratung der örtlichen Industrien begrün det, die sich vorzüglich bewährt haben. In Deutschland ist die schon 1919 von den technisch-wissenschaftlichen Verbänden der Reichsregie rung unterbreitete Forderung der Errichtung einer Technischen Zen tralbibliothek — welche zugleich auch eine zentrale »Dokumentations stelle» hätte werden können — bis heute unerfüllt geblieben. Die deut sche Industrie hat daher auf vielen Gebieten zur Selbsthilfe gegriffen und eigene Einrichtungen der Schrifttumssaiumlung und -auswertung geschaffen oder ausgebaut. Literarische Büros in den großen Firmen und Konzernen, Werksbüchereien und Vereinsbibliotheken sammeln nicht nur das allgemeine, im Buchhandel erscheinende und das flüch tige private Spezialschrifttum, sondern üben auch für ihren Bereich »dokumentative» Tätigkeit aus. Auf vielen technischen Gebieten sind durch Vereine, wissenschaftliche Herausgeber oder durch den Verlag Referatenblätter und andere bibliographische Organe begründet wor den, Karteien, Schnellberichte und andere Nachweisungsmittel ent standen. Die Fülle der Erscheinungen dieser Art hat sogar die Besorgnis auskommen lassen, daß hier des Guten zuviel getan und vielfach vermeidbare Doppelarbeit geleistet wird, während noch anders wichtige Gebiete verhältnismäßig unbearbeitet gebliÄen sind. In der Tat kann man einzelnen vortrefflich bearbeiteten Zweigen der Tech nik, wie etwa dem Eisenhüttenwesen, dem Bergbau, dem Bau ingenieurwesen, andere gegenüberstellen, welche dringend des ver besserten Schrifttumsnachweises bedürfen, wie etwa die Elektrotechnik und Elektrowirtschaft, einzelne Gebiete des Maschinenbaues, der Werk stoff- und Rohstofskunde, der Planung und des Verkehrs und manche andere. Dementsprechend ist auch die »Dokumentation« dieser Gebiete noch ausbaubedürstig. Ein Gesamtnachweisungs- und Referatorgan der Technik, ein »Technisches Zentralblatt» liegt heute aus inneren und äußeren Grün den außerhalb des Durchführbaren. Versuche dieser Art in anderen Ländern sind entweder fehlgeschlagen oder haben mit dauernden finanziellen Schwierigkeiten zu ringen. Selbst die aus Einzelgebiete beschränkten bibliographischen Organe bedürfen häufig der Zuschüsse der hinter ihnen stehenden Fachgruppen, weil die Abonnenten allein keine tragbare Grundlage abgeben. Die Periodische Bibliographie, mit oder ohne Referate, ist vielleicht nicht das beste Hilfsmittel für die Praxis, well die Aufbewahrung und Durchsicht einer langen Reihe von Jahrgängen Unbequemlichkeiten der Benutzung verur sacht. Die Kartei dagegen vereinigt das Schrifttum eines größeren Zeitraumes übersichtlicher und Paßt sich den Sonderbedürsnissen der einzelnen Sammlungen besser an. Referatkarteien haben daher auch in der Industrie viel Anklang gefunden; sie werden für die verschie densten Gebiete und in den verschiedensten Formen hergestellt und vertrieben, von der einfachen Titelkartei bis zum kritischen, den Ori ginalartikel bis zu einem gewissen Grade ersetzenden Schnellbericht. Die Zahl der bibliographischen Zeitschriften und Karteien, der Bibliographien in selbständiger und unselbständiger Form ist aber für das Gesamtgebiet der Technik so groß und unübersichtlich ge worden, daß der Mann der Praxis sich kaum noch durch diesen Irr garten durchfindet. Die Einzelstellen der Dokumentation, die Fach- auskunstsstellen oder die Fachbüchereien sind aber allein nicht in der Lage, alle diese Hilfsmittel zu beschaffen oder auch nur zu kennen; dem Ingenieur wieder fehlt durchweg die nötige Schulung, sie zu benutzen. So legen schon das Übermaß des Schrifttums und die Schwierigkeit seiner umfassenden Nachweisung den Gedanken an eine zentrale Hilfsstelle nahe, welche sowohl das wesentliche technische Schrifttum als auch die erreichbaren bibliographischen Hilfsmittel sammelt und bereitstellt. Das kann aber nur in einer großen tech nischen Bibliothek geschehen; hier ist Lie eigentliche und leistungs fähigste Stelle technischer Dokumentation. Allerdings genügt nicht das Material; es muß das geeignete Personal hinzukommen, nämlich zum wissenschaftlichen Bibliothekar der literarisch und bibliographisch geschulte Ingenieur, der genügenden Zusammenhang mit der Praxis und der Wissenschaft seines Faches besitzt und über die nötigen Sprachkenntnisse verfügt, — Eigenschaften, die heute in einer Person sehr selten angetroffen werden und die in den Auskunftsstellen der großen technischen Bibliotheken erst ausgebildet werden müssen. Durch den «Literaturingenieur« wird erst die Auskunftstätigkeit einer Bibliothek für die Industrie fruchtbar, weil nun auf einer viel brei teren Grundlage fachmännische, technisch-wissenschaftliche, ja in man cher Hinsicht »gutachtliche« Arbeit geleistet wird, wie sie weder von einzelnen Fachstellen, noch von den Bibliotheken allein zu er warten ist. Es ist ohne Bedeutung, ob man eine solche Auskunftsstelle eine Zentralstelle nennt; wesentlich aber ist, daß zunächst einmal an einer, später vielleicht an verschiedenen großen staatlichen, technischen Bi bliotheken solche Stellen eingerichtet und zu zentralen, d. h. möglichst umfassenden Sammelstellen, für das technische Schrifttum, für die bibliographischen Hilfsmittel und für die Auswertung durch Schrist- 985
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