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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.11.1931
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1931-11-07
- Erscheinungsdatum
- 07.11.1931
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- Deutsch
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Xi 259, 7. November 1831. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Schon bei der Auflegung der Houng-Anleihe vor Jahr und Tag ist, wie man sich erinnern wird, die Frage angeschnitten gewesen, ob die Tributverpflichtungen Deutschlands feinen pri vaten Wirtschaftsverbindlichkeiten vorangingen oder umgekehrt. Eine eindeutige Beantwortung hat die Frage damals nicht er halten. Frankreich ist an den privaten Schulden Deutschlands nur mit etwa 6 Prozent beteiligt, an den politischen dagegen mit über SO Prozent. Das Interesse Englands und Amerikas liegt genau umgekehrt. Der Eingriff Hoovers im Sommer diente un ausgesprochen dem Schutz der privaten Forderungen auf Kosten der Politischen. Aber der Versuch, die privaten Schulden einzu kassieren, führte sofort zum Stillhalteabkommen. Dieses läuft am 1. März ab, das Hoover-Feierjahr im Juli 1932. Daß man es nicht einfach daraus ankommen lassen kann, daß viel mehr die Dinge bis dahin irgendwie geordnet werden müssen, um nicht schließlich vor einem Chaos zu stehen, kann niemand bestreiten. Das sieht auch Frankreich ein, das zunächst durch das überraschende Eingreifen Hoovers schwer verschnupft war. Hoo- ver hat die juristisch bessere Position Frankreichs anerkennen müssen. Aber Frankreich fühlt sich doch offensichtlich nicht so stark, daß es die Dinge einfach an sich herankommen lassen könnte. Aus dieser Lage heraus ist es zur Fahrt Lavals nach Washington gekommen. Konnte er jedoch als Vertreter Europas vor Hoover treten, um mit ihm einen Pakt zu schließen, der alles löste? Dazu fehlte Laval jeder Auftrag. Unter diesen Um ständen hätte aber ein materielles Abkommen beider nur be bedeuten können, daß sich Paris und Washington verbündeten, um der übrigen Welt ihren Willen zu oktroyieren. Es ist nicht ausgeschlossen, daß Laval etwas derartiges erhofft hat. Man weiß, daß er auf Hoovers Wunsch ein Drittel der von ihm vor bereiteten Kundgebung hat streichen müssen. Wenn es sich dort um derartige Absichten gehandelt hatte, dann bedeutete diese Ablehnung durch Hoover eine Niederlage Lavals. Die anfäng liche Verstimmung in Paris läßt aus die Richtigkeit dieser Ver mutung schließen. Aus jeden Fall hat Frankreich heute nicht ohne weiteres Amerika hinter sich, wenn es nun an die Lösung der europäischen Schwierigkeiten geht. Daß diese Losung bis zum Juli, wenn nicht schon bis zum 1. März 1932 erreicht sein muß, ist in der Washingtoner Erklärung noch besonders unter strichen. Gilt die Zusage Hoovers, Schritte wie seinen Feier jahrvorschlag nicht zu wiederholen, vielleicht auch nur bis zu diesem Termine? Frankreich hat freie Hand, aber auch verpflich tende Verantwortung in Washington erhalten. Es entspricht dieser Lösung, daß auch in der Abrüstungssrage in Washington nichts abgemacht, sondern alles der sür Februar vorgesehenen Konferenz Vorbehalten worden ist. Allem Anschein nach will Laval bis dahin mindestens die Tributfrage bereinigt haben, die ja letzten Endes der Schlüssel zum Ganzen ist. Zu beachten ist jedoch, daß das Stillhalteabkommen über die privaten Schulden früher abläuft. Tatsächlich ist dies also die vordringliche Frage. Dafür liegen auch bereits amerikanische, belgische und deutsche Projekte vor, die im Grunde alle auf eine Umwandlung der kurzfristigen Kredite in eine langfristige Anleihe hinauslaufen. Dabei würde auch die Goldfrage mit gelöst werden können. Ohne französische Mitwirkung ist das aber schwerlich zu erreichen. Darauf gestützt, schiebt Laval eben doch die Tribukfrage in den Vordergrund. Bisher hat Reichskanzler Brüning verstanden, sich dabei allen französischen Pressionen zu entziehen. Die Ini tiative sollte den anderen zugeschoben sein. Wird das auch wei terhin gelingen? Daß das in Deutschlands Interesse liegt, ist klar. Es wird aber großes Geschick, eiserne Nerven und unbe grenzte Opferbereitschast verlangen, das Ziel zu erreichen. Das Ringen darum wird die nächsten Wochen besonders kritisch ge stalten. Wirtschaftliche Ergebnisse sind naturgemäß vor den, nächsten Somnier kaum zu erwarten. Klärt sich aber die Lage in diesen Tagen wenigstens so weit, daß sich auf eine glückliche Lösung hoffen läßt, so dürfte davon unzweifelhaft sofort ein starker psychologischer Austrieb ausgehen, der vermutlich eine deutliche Belebung der wirtschaftlichen Unternehmungslust mit sich brächte. Da vorurteilslose Prüfung zeigt, daß daran zu nehmend auch Frankreich ein starkes Interesse hat, liegt kein Grund zu hoffnungslosem Pessimismus vor. 970 Die innerpolitische Lage ist, soweit Wirtschaftsinteressen in Frage kommen, augenblicklich am stärksten gekennzeichnet durch die zunächst zwar noch folgenlosen Erörterungen des Themas Hitler-Brüning. Es sind augenscheinlich Gewerkschaftsinteressen, die einer solchen Umlagerung zustreben. Die Herrschaft der Ge werkschaften soll auch nach einem etwaigen Verlagern der Kräfte nach rechts infolge neuer Wahlen gesichert bleiben. Dem liegen soziologische Strukturwandlungen in unserem Volkskörper zu grunde, die eine solche Politik aussichtsreich genug erscheinen lassen. Es ivürde lediglich das marxistisch-internationale Vor zeichen durch ein nationales ersetzt werden. Damit gewinnt je doch die schon vor vier Wochen hier aufgeworfene Frage an Ge wicht, ob denn aus gewerkschaftlicher Seite ein wirtschastspoliti- sches Programm vorhanden ist, bei dem Deutschland bestehen und seine Zukunft gesichert erscheinen könnte. Erfahrungsgemäß spielt dabei das Tarifproblem die ausschlaggebende Rolle. Der DHB. hat kürzlich eine Denkschrift verbreitet, die sich gegen die Forderung nach Tarifelastizität und gegen Abschaffung des staatlichen Schlichtungswesens und der Verbindlichkeitserklärung ausspricht. Immerhin hält sie die Überführung des Schlich tungswesens in die ausschließliche Verwaltung der Parteien zu einem späteren, psychologisch geeigneteren Zeitpunkt sür ein er strebenswertes Ziel. Auch über Lohnherabsetzungen, wenn die Frage ihrer Legitimierung durch die Gewerkschaften als Tarif- Parteien unangetastet gelassen wird, scheint man mit sich reden lassen zu wollen. Immer noch spukt aber der Gedanke in den Köpfen, daß die durch die Deflation ja erzwungene Lohnherab setzung auch gleichzeitig von Preisherabsetzungen entsprechenden Ausmaßes begleitet sein müßte. Eine gewisse Besserung der Lage ist hier nur insofern schon eingetreten, als neuerdings doch die Forderung nach Abbau der Tarife der Betriebe der öffent lichen Hand von Eisenbahn und Post bis zu Gas, Elektrizität usw. immer lauter und dringlicher wird. Genügt alles das aber schon zur Sanierung unserer Wirtschaft? Nachdem es für diesen Winter zu spät geworden ist, muß jetzt die Vorbereitung für den Srmmer ins Auge gefaßt und alles darauf abgestellt werden. Dabei darf aber nicht wieder die schönste Zeit vertrödelt werden. Es brennt ans den Nägeln, um so mehr, wenn außenpolitisch die erhofften Entscheidungen inzwischen fallen. Die Anpassung des Buchhandels an die Notlage des Augen blicks ist unverkennbar. Die Neuproduktion ist auch im Oktober wieder weit hinter der des Vorjahres zurückgeblieben. Ebenso liegt der Durchschnittspreis erneut noch niedriger. Dieser Preis abbau ist seit 1929 im Gange. Bei einzelnen Sparten hat er allerdings erst 1930 oder sogar erst in diesem Jahre eingesetzt. Deshalb wird er erst jetzt in stärkerem Ausmaß bemerkbar. Für die ganze Bewegung gibt eine Gegenüberstellung der Durch schnittspreise der Neuaufnahmen der Barsortimente ein anschau liches Bild und einen bezeichnenden Beleg. Zugrundegelegt ist der Monat Oktober. Da es sich dabei um 500 bis über 600 Werke handelt, kann das Ergebnis als durchaus typisch gelten. Darnach war der Durchschuittsladenpreis 1928: 8.93 RM, 1930: 9.25 RM, 1931 aber nur noch 6.86 RM. Vom Stand punkt der Bücherkäuser wird diese Entwicklung nur begrüßt wer den können. Der Buchhandel selbst freilich erlebt mit diesem Preisabbau eine Verschlechterung seiner Wirtschaftsbedingungen und des weiteren vor allem eine Entwertung seiner Lager, die nicht übersehen werden dürfen. — Während übrigens in Eng land wie bei uns die Produktion stark zurückgegangsn ist, scheint in Amerika noch das Gegenteil der Fall zu sein. Bis Juli ein schließlich war die Produktion der Titelzahl nach noch um über 4?? höher als 1930. In größerem Umfang zurückgegangen waren bisher nur die Sparten lZusiuess (88?? von 1930), k4ns ärts (9l??> und ObuorsI litoraturs I8SA). Dagegen lagen II. a. Ouuiss und Sports um 30??, ckuvsnilo um 26??, Lgrioulturs amt tlarcksulug um 20A, Uoäieius um 19?? und kbilolvM sogar um 33?? über dem Stand von 1930. Man scheint also in Amerika immer noch mehr Mut zu haben, obwohl ja auch dort die Ver hältnisse schwierig genug geworden sind. — Im Hinblick aus das Weihnachtsgeschäft veröffentlicht der Verlag Herder im übrigen eine Anregung in seinen vertraulichen Mitteilungen, die wir hier wenigstens auszugsweise doch wiedergeben möchten, da
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