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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.11.1931
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1931-11-07
- Erscheinungsdatum
- 07.11.1931
- Sprache
- Deutsch
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Xi 259, 7. November 1931. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. daraus mancherlei zu lernen ist. Dort spricht ein Sortimenter zu seinen Getreuen: »Meine Herren! Ihr Gehalt zahle ich Ihnen von dem Geld, das Sie im Laden einnehmen — sollen. Bitte vergleichen Sie ein mal Ihren letzten Monatsumsatz mit Ihrem Gehalt. Rechnen können Sie selbst ... Es bleibt mir nichts übrig als: abbauen oder mehr verkaufen. Wir wählen das zweite. Kommen die Kun den nicht zu uns, dann gehen wir zu ihnen. Von morgen ab: alle Mann, die hier entbehrlich sind. Nevierweise. Ausbau folgt. Wem's nicht liegt, der lernt's. Jeden Morgen ist hier großer Aus tausch praktischer Erfahrungen. Es wird gehen, denn es muß ein fach gehen. Bedingungen so und so. Weniger Gehalt, dafür Pro visionen. Also in Zukunft hat jeder sein Monatseinkommen selbst zu bestimmen. Je tüchtiger einer ist, desto mehr verdient und erhält er. Was soll ich lange erzählen: es ging schwer, aber es ging. Wir haben probiert, geübt, gelernt und haben es geschafft. Zuerst wollten sie nicht ran. Jetzt macht es ihnen Spaß, und sie ver kaufen mir draußen mehr als früher — selbst in besseren Zeiten — im Laden. Das übt sich! Und — rentiert sich! Mein bester Verkäufer kostet mich an Gehalt und Provision 7,3A von seinem Umsatz, der schlechteste 10,6^. Sie bringen schon Weihnachtsauf träge: beraten das Budget mit den Kunden und vereinbaren Raten. Das beste ist: man bekommt wieder Fühlung mit der alten Kundschaft und wirbt viele neue Kunden, die man auf andere Weise nie erreicht. Außerdem habe ich so das Gefühl — und es bestärkt sich in unseren Morgenversammlungen — daß wir zwar noch ziemlich lange die Zähne werden zusammenbeißen müssen, daß aber doch eine bessere Zeit für uns Buchhändler kommt. Man spürt schon jetzt gewisse Anzeichen, daß die Menschen allmählich den ganzen Zauber da draußen satt bekommen und sich, wenn alles kracht und wackelt, allmählich wieder darauf besinnen werden, wo die beständigsten Werte zu haben sind: bei uns Buchhändlern hier!« Auch der größte Skeptiker wird nicht bestretten können, daß es zum mindesten möglich und ratsam ist, über diese Dinge nach zudenken. Es geht vielleicht nicht immer genau so. Bloßes Kopieren ist ja auch nicht die große Kunst. Es führen immer viele Wege nach Rom. Das Beachtenswerteste an der Herder schen Anregung ist aber vor allem das »Dennoch«, das zutiefst aus ihr herausklingt. Gerade das sei im Hinblick auf das Weihnachtsgeschäft trotz aller Not oder gerade deswegen in Er innerung gebracht. Notlage der Volksbüchereien und Volks hochschulen. Vom Vorsitzenden des Kreisvereins Sachsen- Thüringen wird uns das nachstehende Schreiben des Reichsministers des Innern vom 25. September dieses Jahres zur Verfügung gestellt. Wir ver öffentlichen es auf Wunsch, da die Kenntnis davon für örtliche Verhandlungen wertvoll sein dürfte. An die Unterrichtsministerien der Länder. Von sachverständiger Seite werde ich erneut auf die mir leider allzusehr bekannte Not der von den Gemeinden getragenen oder finanzierten öffentlichen Volksbüchereien und Volkshochschulen hin- gewiesen. Ich bin mir vollkommen bewußt, daß äußerste Spar samkeit das Gebot der Stunde ist, doch bin ich mir ebenso darüber klar, daß es auf kulturellem Gebiet unmöglich ist, mit schematischen Kürzungen zu arbeiten, ohne dadurch wertvolle, im staatspolitischen Sinne unentbehrliche Einrichtungen zum Erliegen zu bringen. Das öffentliche Büchereiwesen beispielsweise hat in Deutschland in den letzten Jahrzehnten entscheidende Fortschritte gemacht. Es hat sich in immer stärkerem Maße als eine den werktätigen Schichten in Stadt und Land unentbehrliche und wertvolle Einrichtung der Erwachsenenbildung erwiesen. In der heutigen Notzeit fallen der öffentlichen Volksbücherei neue verantwortungsvolle Aufgaben zu. Wie mir berichtet wird, steigt die Zahl der Besucher von Monat zu Monat, wobei oft über die Hälfte bis zwei Drittel der neuen An meldungen auf Arbeitslose entfallen. Diese Entwicklung begrüße ich um so mehr, als mich, wie alle, die Einblick in die seelische Not der Erwerbslosen haben, die Frage -ihrer geistigen Betreuung stets sehr ernsthaft bewegt. Nur wenn es gelingt, die große Zahl der Erwerbslosen vor einem Absinken in geistige Dumpfheit, Ver zweiflung oder Radikalisierung zu bewahren, kann der ungeheuren staatspolitischen Gefahr, die in der Arbeitslosigkeit liegt, begegnet werden. Eine Einrichtung, die, wie die volkstümliche Bücherei, von den noch nicht der Verzweiflung anheimgefallenen Arbeitslosen frei willig in steigendem Maße ausgesucht wird, dürfte für viele tat sächlich einen nicht zu unterschätzenden inneren Halt darstellen, den ihnen zu nehmen von keinem Einsichtigen verantwortet werden kann. Der wachsenden Verantwortung, welche den Büchereien aufge bürdet wurde, und einer nach dem Urteil des Verbales Deutscher Volksbibliothekare im Mittel um 4V bis 60^ gesteigerten Benutzung steht eine bereits mit dem Jahre 1930 einsetzende, seit dem April 1931 immer stärker werdende Einschränkung der Mittel um heute bereits 30 bis 40A entgegen. Bisher haben die Büchereien durch äußerste Anspannung der Kräfte alles versucht, um den gesteigerten Anforderungen bei redu zierten Geldmitteln nachznkommen. Aber schon sind an vielen Stellen die Möglichkeiten bis aufs letzte erschöpft. Die Bllchereibestände wer den knapper und knapper und über jedes annehmbare Maß abge nutzt und verbraucht. Die Gebühren sind vielfach beträchtlich er höht worden, die Öffnungszeiten eingeschränkt, sogar die Lesesäle, die für Erwerbslose für ungestörte Arbeit besonders wichtig sind, werden hier und dort bereits geschlossen. So ist der Punkt erreicht, an dem jede weitere Kürzung der Mittel für die Büchereien die äußerste Gefährdung ihrer Arbeit mit sich bringt. Jede neue Spar maßnahme bei den Büchereien kann nicht nur kulturell und seelisch, sondern auch staatspolitisch äußerst verheerende Folgen haben. Die gleichen Erwägungen haben für die Volkshochschulen zu gelten. Die Belegungsziffern sind im ständigen Wachsen, weil auch hier die Erwerbslosen, die den inneren Halt noch nicht ganz verloren haben, Beschäftigung und geistige Fortbildung suchen. Da die von den Gemeinden getragenen oder finanzierten Abendvolkshochschulen eine weit ausgreifende staatsbürgerliche Bildung vermitteln, sind sie für die Erhaltung der sozialen Kräfte in den Arbeitslosen von höchster Bedeutung. Dabei handelt es sich, ähnlich wie im Bücherei wesen, um äußerst billig arbeitende Institute. Nach den Mitteilungen des Reichsverbanües der deutschen Volkshochschulen wurde festge stellt, daß große und mittlere Städte im Durchschnitt für die Volks hochschule je Kopf der Bevölkerung nur 5>4 Pf. aufwenden, d. h. nur etwa den 50. Teil der für Theater, Orchester und Lichtspiele ausgeworfenen Summe. Diese niedrigen Sätze werden dadurch er reicht, daß, abgesehen von einigen großstädtischen Abendvolkshoch schulen, die hauptamtliche Leiter besolden, alle Arbeit gegen äußerst geringes Entgelt oder ganz ehrenamtlich getan wird. Die ungeheure Bedeutung, welche Volkshochschulen und Volks büchereien in der gegenwärtigen Notzeit haben, veranlaßt mich, Ihre Aufmerksamkeit ganz besonders auf diese Einrichtungen hinzulenken. Ich würde es lebhaft begrüßen, wenn es Ihnen gelänge, durch ge eignete Maßnahmen und Erlasse an die Kommunen einen weiteren Abbau der in Frage stehenden Bildungseinrichtungen zu verhindern, da ein solcher Abbau gleichbedeutend mit einer heute äußerst bedenk lichen Lahmlegung wäre. Die geschilderte Bedeutung und relative Billigkeit der Volksbüchereien und Volkshochschulen läßt es meines Erachtens durchaus verantworten, sie im Rahmen der heute leider notwendigen Sparmaßnahmen von weiteren Einschränkungen aus zunehmen. Aber selbst wenn es gelänge, weitere Einschränkungen bei den für die Volksbüchereien und Volkshochschulen zur Verfügung stehen den Mitteln zu vermeiden, wird es diesen Instituten nach den mir zugegangenen Mitteilungen kaum möglich sein, allen Anforderungen der durch die Arbeitslosigkeit gesteigerten Benutzung nachzukommen. Ich möchte daher ergebenst anregen, zu prüfen, wie weit aus Mit teln, die etwa für Arbeitslosenbetreuung in Ländern und Kom munen zur Verfügung stehen, den genannten Einrichtungen geholfen werden kann und wie wert es möglich ist, die private Initiative zur Mithilfe aufzurufen. Ich halte es durchaus für denkbar, viel leicht in Verbindung mit den Veranstaltungen des Goethe-Jahres, Private wie auch Buchhändler und Buchhändler-Organisationen zu Bllcherstiftungen an die in Not geratenen Büchereien des Ortes anzuregen, wobei allerdings von vornherein darauf hinzuweisen wäre, daß die Bereitstellung von Büchern nur im Rahmen der von den Büchereien vertretenen ernsten pädagogischen Gesichtspunkte erfolgen könne. Für eine Nachricht über das von Ihnen Veranlaßte wäre ich dankbar. (gez.) Wirth. 971
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