Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.12.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-12-06
- Erscheinungsdatum
- 06.12.1930
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19301206
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193012063
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19301206
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1930
- Monat1930-12
- Tag1930-12-06
- Monat1930-12
- Jahr1930
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
>1° 283, 6, Dezember 1930, Redaktioneller Teil Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhan-el. über die Ausgestaltung einer solchen Karte, wie sie in verschie denen Sprechsaal-Artikeln erhoben wurden, gehen entschieden zu weit und sie sind kaum dazu angetan, beim Verleger Gegenliebe für den Gedanken zu erwecken. Auf Einheitlichkeit des Formates wäre aber selbstverständlich zu achten (Postkartengröße DIN L 6 — 10,5X14,8 cm), ebenso wie man eine genaue bibliogra phische Aufnahme mit Angaben über Erscheinungsdatum, Format, Seitenzahl, Einbandart, ferner evtl, Übersetzer, ans welcher Sprache übersetzt und Titel des Originals wird fordern müssen. Dagegen sollte man davon absehen, bestimmte Regeln für die Texlgestaltung aufzustellen, sondern diese dem Verleger überlassen. Kürze braucht nicht maßgebend zu sein, sondern eher Vielseitig keit, Der Verleger, der es versteht, seine Texte so zu gestalten, daß man daraus alles entnehmen kann, um das Buch mit gutem Gewissen empfehlen zu können, wird den Wünschen des Sorti menters am meisten entgegenkommen und er wird auf verstärkte Beachtung rechnen können. Wo es angängig ist, sollten solche Buchkarten auch die Titel der übrigen, im gleichen Verlag er schienenen Werke des Autors aufführen. Noch bessere Dienste können aber die in letzter Zeit in Heft form herausgegebenen Leseproben leisten. Es war ursprüng lich ein Fehler, dazu den Anfang des betreffenden Buches zu wählen. Erst die Proben aus verschiedenen Teilen können ein halbwegs richtiges Bild von dem Inhalt, der Tendenz und der Schreibweise vermitteln. Eine noch so ausführliche Besprechung oder Charakterisierung des Werkes wird das kaum erreichen. Der Verlockung, nur besonders interessante oder spannende Abschnitte auszusuchen, sollte der Verleger widerstehen; aus genaue biblio graphische Angaben sollte nicht verzichtet werden. Zur ersten Orientierung werden solche Textproben sicher ausgezeichnete Dienste leisten, Wünsche für ihre Ausgestaltung bleiben allerdings noch offen. Von diesen Hilfsmitteln zu einem besseren Bekanntmachen mit den Neuerscheinungen bis zu der Bücherkunde, wie sie den Verfassern des vor fast zwei Jahren erschienenen Jungbuch- Händler-Rundbricss: »Bücherkunde des Buchhandels« vorschwebte, ist zwar noch ein weiter Weg, Buchkarte oder Leseprobe sind nur ein Anfang, Das'Ziel, das sie verfolgen, liegt aber in erreich barer Nähe und es sollte sich nun auch der Verlag dazu äußern, Dichterund Buchhändler und die Entdeckung des malerischen und romantischen Westfalen. «Schluß zu Nr, 279.) Kaum hatte Langewiesche seiner Zeit das Westfalenbuch angeküudigt, als ein anderer Buchhändler, Theodor Fischer in Kassel, ein Geschäft witterte und sich entschloß, einen Supple mentband zu dem romantischen und malerischen Deutschland herauszugeben, der zwar nicht ganz Westfalen, wohl aber das Wesertal behandelte. Hatte Langewiesche den ausgehenden Stern Freiligraths über seinem Unternehmen leuchten lassen, so glaubte Fischer eine nicht weniger geeignete Kraft vor seinen Wagen spannen zu können, nämlich den kurhessischen Gymnasiallehrer FranzDingelstedt, Dieser junge Verseschreiber und Lite rat hatte erheblich von sich reden gemacht und war einer hohen Obrigkeit und der Kasseler guten Gesellschaft durch seine »Hes sischen Wanderbilder« so stark auf die Nerven gefallen, daß er schleunigst in die Provinz, nach Fulda, strafversetzt werden mußte, Fischer, der mit richtigem Blick die geschickte Feder er kannte, hätte in der Tat keinen besseren Autor finden können, Dingelstedt hatte seine Jugend in Rinteln an der Weser verlebt. Ungezählte Male war er das Wesertal hinauf, hinab gewandert und kannte es wie seine Westentasche, Der »Nacht wächter mit den langen Fortschrittsbeinen-, wie Heine ihn nannte, nahm den Auftrag gern an und führte ihn geschickt zu Ende, Zwar wurde das Werk nur halb so umfangreich wie das Westfalenbuch, an Schwung und dichterischer Schönheit aber kann es neben ihm bestehen. Eine Reise brauchte Dingelstedt deswegen nicht zu unternehmen. Das Wesertal war seine engste Heimat und seine Geschichte ihm durchaus vertraut. Die Weser hat bis heute keinen besseren Verherrlichet' gefunden, 1142 Das Buch ist in derselben Weise mit Stahlstichen geschmückt, zu denen der Maler Wenderodt die Zeichnungen geliefert hat. Eine Merkwürdigkeit äußerlicher Art hat es mit auf den Weg nehmen müssen, Biographen Dingelstedts behaupten, cs sei des Dichters erstes Werk und anonym und ohne Jahr erschienen (so Rodenberg, Heimaterinnerungen an Franz Dingelstedt und Friedrich Oetker 11882) und ders,, Franz Dingelstedt, Blätter aus seinem Nachlaß, Mit Randbemerkungen (1891)), Das elftere ist ein Irrtum, das zweite stimmt insofern, als bei den meisten Exemplaren dieses Buches das dritte Titelblatt fehlt, aus dem Dingelstedt als Verfasser und das Jahr 1841 als Erscheinungs jahr angegeben sind*). Die Entdeckung Westfalens ist damit noch nicht abgeschlossen. Die schöne Landschaft zwar war »entdeckt-. Aber noch galt es, die vielen Kunstschätze und Baudenkmäler, die das Land barg und die noch nirgends beschrieben waren, zu heben. Der west fälische Abgeordnete im preußischen Landtag, Wilhelm Junk- mann, gab Anfang der 50er Jahre hierzu den Anstoß, Er hatte in Berlin die Bekanntschaft mit dem jungen Kunstgelehrten Wilhelm Lübke erneuert, der, wie Freiligrath und Dingel stedt, seinem Beruf untreu geworden war und als Journalist und Kunstrezensent in Berlin ein bescheidenes Dasein führte, Junkmann trug ihm seinen Plan vor und versprach ihm, die Mittel für eine Reise aufzubringen, Lübke nahm das Anerbieten mit Freuden an. Als sich aus Junkmanns Betreiben auch noch der Abgeordnete des Sauerlandes, Plaßmann, und die Bischöfe von Münster und Paderborn für die Sache interessierten, kam in kurzer Zeit eine Summe von 200 Talern zusammen, mit denen der junge Kunsthistoriker seine auf 5 Monate berechnete Reise wohl antreten konnte, Lübke behauptet zwar in seinen »Lebenserinnerungen- (1891), daß wohl selten eine solche Reise mit so geringen Mitteln unternommen sei. Aber wenn man er wägt, daß 200 Taler von damals heute etwa den Wert von 2000 Reichsmark darstellen, so dürfte sich eine ganz Passable Reisekasse ergeben, zumal der junge Gelehrte unterwegs im elterlichen Hause und bei Freunden und Bekannten verschiedent lich längeren Aufenthalt nehmen konnte. Lübke war ein anspruchsloser junger Mensch, und seine Reise, die ebenfalls zu Fuß durchgeführt wurde, war in allem und jedem das genaue Gegenteil von der fröhlichen Künstler fahrt Freiligraths, Es kam vor, daß er von morgens bis abends in einer Kirche faß und zeichnete und darüber das Essen ver gaß, Seinem Fleiß entsprachen auch die Ergebnisse, und er hatte die Genugtuung, viele der westfälischen Baudenkmäler ipirklich erst zu entdecken. Das Kloster Loccum, die Kirche in Neuen heerse, die romanischen Malereien in Methler und Soest, die prachtvolle Zisterzienserkirche von Marienfelde und viele andere größere und kleinere Bau- und Kunstdenkmäler sind von ihn, im wahrsten Sinne des Wortes aufgefunden und zum ersten Male in den Kreis kunstgeschichtlicher Betrachtung einbezogeu worden, Lübke hat in seinen Lebenserinnerungen feine Wande rung durch Westfalen ausführlich beschrieben. Man spürt beim Lesen dieses Buches, wie ihm noch in seinen alten Tagen die Erinnerung an jene Entdeckerfreuden die Feder erzittern macht. Sein Verdienst ist in der Tat nicht hoch genug zu schätzen. Es ist aber nicht zu verwundern, daß der Erfolg seiner Reise zunächst niederschmetternd war. Nach Berlin zurückgekehrt, schrieb er in zweijähriger ununterbrochener Arbeit sein großes Werk »Die mittelalterliche Kunst in Westfalen-, Es bestand aus einem Textband und aus einem Tafelband, Die Zeichnungen, an deren Herstellung sein Bruder beteiligt war, sind von einer wundervollen Präzision, Als es aber galt, Verleger für das Werk zu begeistern, klopfte Lübke 12mal vergeblich an ihre Pfor ten, Erst der Dreizehnte bezeigte Interesse, Es war der Verlag T, O, Weigel in Leipzig, Aber auch er war vorsichtig: denn an Stelle eines Honorars wurde nur die Lieferung von 30 Frei exemplaren vereinbart. Der buchhändlerische Erfolg muß sehr *> Vergl, hierzu Klostermann, Franz Dingelstedt, Sein Ju gendleben und die Entwicklung seiner poetischen Richtung, Disser tation, Münster 1912.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder