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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.05.1938
- Strukturtyp
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- 1938-05-21
- Erscheinungsdatum
- 21.05.1938
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»Wissenschaftliche Volksbücher» füllten eine Lücke aus. So waren die Jahre bis 1933 ausgefüllt durch den steten zielbewußten Ausbau des Begonnenen. Dem Verlag mag es dis größte An erkennung für sein Schaffen gewesen sein, daß er nach 1933 in der gleichen Weise Weiterarbeiten konnte, ein »Umstellen» war nicht notwendig. Dieser Überblick kann nicht vollständig sein. Er hätte aber eine zu große Lücke, wenn hier nicht der Arbeit gedacht würde, die Georg Westermann und dann später seine Nachfolger im Dienste der deutschen Schule und damit der Öffentlichkeit leiste ten. Mit der 1841 erfolgten Ausgabe des französisch-deutschen Wörterbuches von Mols begann die Reihe der Westermann- Schulbücher. Die Übernahme des »Thibaut» war ein verlege rischer Husarenstreich, der Bewunderung erregte. Niemand ver mag heute die Mühen zu ermessen, die die Herausgabe der zahl reichen Wörterbücher machten, dem französischen folgte ein grie chisches, ein lateinisches, ein englisches und 1858 schon ein italie nisches, die »Westermann-Texte» erschienen und dann die — Atlanten. Auch hier gab ein Buch den Ansporn. 1846 brachte Westermann Liechtensteins »Neueste Ansichten von der Erdkunde in ihrer Anwendung auf den Schulunterricht», 1353 schon er schien Langes »Schulatlas für den Unterricht in der Erdkunde«, 1862 kam der erste Volksschulatlas. Neben Lange arbeiteten dann Diercke und Gäbler für diese Abteilung des Berlages. Man ist heute erstaunt über die Vielfalt des Berlagsunter- nehmens, das auf allen Gebieten mit wirklichem verlegerischem Instinkt Vorwärtsgetrieben wurde. Zu den Atlanten kamen die Wandkarten, die Lehrmittel (»Umrisse» und Lichtbilder, »Dia, ein Orbis pictus für den Freund des Lichtbilds im Unterricht»), die Stadtpläne, die Schulbücher und pädagogischen Werke, die „Aus den Schätzen der »Aus den Schätzen der Deutschen Bücherei«, so lautet der Titel der Ausstellung, die die Deutsche Bücherei anläßlich ihrer Fllnfund- zwauzigjahrfeier zusammengestellt hat. Sie nimmt unter allen bis her veranstalteten Ausstellungen schon dadurch eine Sonderstellung ein, daß sie ihre Werke in breiterem Umfange als bisher zur Schau stellen kann. Zu dem alten, allen Benutzern und Besuchern der Deutschen Bücherei vertrauten Ausstellungsraum ist nämlich noch ein zweiter hinzugekommen, der Raum des ehemaligen Sachkataloges, der mit schönen neuen Schaukästen ausgestattet worden ist. So ergab sich für die Anlage dieser Ausstellung von vornherein eine sinnvolle Zweiteilung entsprechend der doppelten Bedeutung der Bezeichnung »Schätze der Deutschen Bücherei«. In dem alten Ansstellungsraum wurden Proben der Kostbarkeiten im engeren Sinne aus der »Abteilung der Künstlerischen Drucke«, die ja in der Deutschen Bücherei den Handschriften- und Wiegendruckabteilungen der wissenschaftlichen Bibliotheken mit altem Bestand entspricht, zu- sammengestellt, während in dem neuen Raum Ausschnitte aus den Gebieten des Schrifttums geboten werden, deren bloßes Vorhanden sein einerseits oder ihre Vollständigkeit seit 1913 andererseits sie den Schätzen besonderer Art zurechnen läßt. Die Reihe der Kostbarkeiten im engeren Sinne eröffnen mittel alterliche Prachthandschriften in Faksimile-Reproduktionen, an gefangen mit dem Oocksx ^rZenteriZ UpsalienZis, Ulfilas gotischer Bibelübersetzung, bis zu der prächtigen und getreuen Ausgabe der Großen Heidelberger Liederhandschrift, der sogenannten Manessischen Handschrift. In dieser Reihe verdient die eben erst erschienene Faksi mile-Ausgabe des Codex Wittekindcus, einer Prachthandschrift vom Ende des 1V. Jahrhunderts aus dem Besitz der Preußischen Staats bibliothek, besondere Beachtung. Im Anschluß an diese Handschriften folgen die Meisterwerke der Buchdruckerkunst in Faksimile-Reproduktionen, natürlich be ginnend mit Gutenbergs zweiundvierzigzeiliger Bibel, der sich eine Reihe weiterer Reproduktionen von Wiegendrucken und von zeit geschichtlich oder literarisch bedeutsamen Dokumenten des 16. Jahr hunderts anschließen. Entsprechende Wiedergaben von Meisterwerken der Tonkunst leiten dann über zu der Abteilung typographischer Meisterwerke, unter denen neben vielen anderen wertvollen besonders die Drucke der Bremer Presse zu nennen sind, inhaltlich eine Aus wahl von den Upanishaden bis zu künstlerischen Drucken aus aller- neuester Zeit. Ein besonderes Kapitel im Rahmen des schönen Buches »Hansa-Fibel« und das Lesebuch »Es grüne die Tanne« und so vieles andere, das aufzuzählen unmöglich ist. Der Verlag ist lange schon aus dem kleinen Stammhaus in Braunschweig hinausgewachsen, die zwei kleinen Handdruck pressen mußten den modernsten Maschinen weichen, aus den wenigen Mitarbeitern wurde eine Schar von mehr als vier hundert Gefolgschaftsmitgliedern, Buchdruckerei, Buchbinderei, Kartographie und Verlag bilden einen deutschen Betrieb, der sich seiner Tradition bewußt ist und der die Zukunftsaufgaben, die die Gegenwart einem deutschen Betrieb stellt, wohl kennt. Georg Westermanns Arbeitsgrundsätze waren kein Rezept, nach dem man einfach weitermachen konnte, aber sie waren die Richtlinien, durch die der Verlag sich den Platz eroberte, den er heute innehat, sie waren ein »Lebenselexier«, das keinem Mit arbeiter etwas ersparte, das vielmehr jedem das Äußerste an Kraft und Einsatz abverlangte, das gegeben werden konnte. Seine Worte, die er seinem Sohn Friedrich mit auf den Weg gab, gelten heute noch: »Du beginnst also jetzt ein Leben voll schwer wiegender Pflichten, denen ich dreißig Jahre lang Sorge ge tragen habe, gleich schwerwiegende Genugtuungen zur Seite gehen zu lassen. Mache dich den elfteren gewachsen, so wirst Du gute Früchte ernten, zu deren Zeitigung ich mein arbeits- und mühevolles Leben hingebracht habe. — Wie Deine Mannesehre, so schütze Deine geschäftliche Ehre! Möge nie ein Fleck auf die Firma kommen, die Deines Vaters Name trägt«. So begleiten die Wünsche des deutschen Gesamtbuchhandels und aller derjenigen, die in Schule und Leben den Namen Westermann kennenlernten, den Verlag in das zweite Jahr hundert seines Schaffens. Deutschen Bücherei" bildet die Buchillustration, von der aus Raummangel aus den reichen Schätzen der Deutschen Bücherei nur kleine, aber gehaltvolle Kost proben gegeben werden können. Abgeschlossen wird diese Abteilung der Kostbarkeiten mit einem knappen Überblick über den schönen Bucheinband, vom schlichten Ein band und dem Buche mit Schutzumschlag bis zum gediegenen Ganz lederband, Spitzenleistungen deutscher Buchbinderkunst. Kuriosa dieser Abteilung sind die während des Krieges auf Sumatra geschriebenen und gedruckten Lieder Max Dauthenbeys »Des großen Krieges Not«, gebunden in Schlangenhaut (Los eov8trietor), und der Bronzeeinband, der dreiundeinhalb Kilo wiegt, zu drei auf Pergament radierten Sonetten Gerhart Hauptmanns. Von allen diesen einzelnen Gruppen konnten aus begreiflichen Gründen nur einige wenige, dafür aber besonders schöne Stücke aus gewählt werden. Sie genügen aber vollauf, um die in der Abteilung der Künstlerischen Drucke vereinigten Schätze der Deutschen Bücherei in ihrer Vielfalt und Schönheit ahnen zu lassen, sie bilden aber auch zugleich eine überzeugende Leistungsschau des deutschen Ver lagswesens, der deutschen Buchdrucker- und Buchbinderkunst und des ganzen deutschen graphischen Gewerbes. In dem neuen Ausstellungsraum sind die eingangs bereits näher gekennzeichneten Schätze anderer Art der Deutschen Bücherei untergebracht. Hier kam es noch viel mehr als in ber ersten Ab teilung darauf an, knappe Proben, die nicht mehr als Andeutungen sein können, aus der umfassenden Sammeltätigkeit der Deutschen Bücherei zu bieten, deren Vielgestaltigkeit zu ermessen dem einzelnen Beschauer anheimgestellt werden muß. So soll auch hier in diesem kurzen Bericht auf eine vollständige Aufzählung aller einzelnen Abteilungen verzichtet werden. Es seien vielmehr nur einzelne Besonderheiten willkürlich herausgegriffen. Zu den Spezialitäten der Deutschen Bücherei, die kaum in einer anderen Bibliothek zu finden sind, zählen z. B. die meist im Selbstverläge erschienenen Schriften von Eigenbrötlern und Querulanten, etwa die »grundlegenden« Ver öffentlichungen von Forschern, die sich durchaus nicht mit dem Ge danken befreunden können, auf der Erde zu leben, sondern viel mehr zu beweisen trachten, daß wir unsere kurzen Erdentage im Innern der Erde verbringen. Haarscharf an der Grenze des Krimi nellen — wenigstens dem Titel nach — liegt eine in das gleiche Gebiet fallende »leichtfaßliche Anleitung« zur »Fabrikation von Tausend-Markscheinen«. Wichtiger noch als diese Produktion sind die Nr. 117 Sonnabend, den 21. Mai 1938 417
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