Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.05.1938

beschäftigen. Der Sortimenter kann nicht von Kulturarbeit leben, bei der er nichts verdient. Diese Art Bücherbcschafsung darf im Reich nicht weiter um sich greifen. Herr Wülfing erteilt das Wort Herrn Dieder ich, der ans seine ausführlichen Darlegungen in der Sitzung der Fachschaft Handel hinweift. Er bittet, die Vereinbarungen mit dem Reichserziehungsministcrium sowohl über Volksbüchereien wie über Schülerbüchereien zu respektieren. Sie sind innezu halten, bis die Planungen des Ministeriums abgeschlossen sind. Es wird eine Zeit kommen, wo die jetzigen Bindungen gelockert werden können. Bis dahin aber muß man sich mit dem Ge gebenen abfinden. Herr Diedcrich betont aber, daß jede Ver teuerung, wie Herr Braun sic geschildert hat, unbillig ist. Er bittet, sich zu jeder Auskunft an die Geschäftsstelle zu wenden. Herr Wülfing erteilt Herrn Oberführer Hoffmann das Wort. Herr H o f fm a n n - Berlin kommt von einer Südost- Europareise des Zeitschriftenverlags. Es wird die Kantate-Ver sammlung interessieren, daß die Zeitschtiftcnverleger auch heute noch die Nachwirkungen der großen deutschen Buchausstcllungen in Sofia und Bukarest feststellen konnten. In beiden Städten sind deutsche Zeitschriftenausstellungen eröffnet worden, die außerordentlich stark besucht worden sind. Aus der ganzen Reise war beim Meinungsaustausch mit deutschen und aus ländischen Persönlichkeiten festzustellen, daß die deutsche Sprache gerade im füdosteuropäischen Raum in einem ganz erheblichen Vormarsch begriffen ist. Es ist auch nicht versäumt worden, mit den deutschen Buchhändlern im Ausland Fühlung zu nehmen. Aus allen Worten klang ein Gruß an die großdeutsche Kantate in Leipzig, den Herr Hoffmann hiermit übermittelt. Herr Wülfing dankt Herrn Hoffmann und stellt fest, daß die Aussprache damit beendet ist und weitere Wortmeldungen nicht vorlicgen. Er dankt den Teilnehmern an der Aussprache für ihr reges Interesse und hofft, daß auch die Zuhörer mit Nutzen der Diskussion gefolgt sind. — Herr Wülfing erteilt das Wort nochmals dem Vorsteher. Der Vorsteher weist darauf hin, daß die Satzung des Börscnvereins die Tätigkeit der ehrenamtlich tätigen Mitglieder, außer der des Vorstehers selbst, aus drei Jahre begrenzt. Wieder- bcrufung in das gleiche Amt auf jeweils drei Jahre ist zulässig. Die Amtszeit des Schatzmeisters ist abgelaufen. Der Vorsteher dankt Herrn Hiersemannfür seine Mitarbeit und beruft ihn für weitere drei Jahre als Schatzmeister des Börsen vereins. Aus dem Kleinen Rat ist bereits im Dezember 1937 Herr Herbert H o f f m a n n - Stuttgart aus gesundheitlichen Gründen und wegen Arbeitsüberlastung ansgcschieden. Der Vor steher wiederholt den ihm im Börsenblatt bereits zum Ausdruck gebrachten Dank. Die Amtszeit der Mitglieder des Kleinen Rates Theodor Fritsch und vr. Conrad Witzmann ist abgelau fen. Der Vorsteher beruft die Herren Fritsch und Dr. Witzmann auf weitere drei Jahre in den Kleinen Rat. Er beruft außerdem Herrn Heinrich Ko rth-München als Vertreter des Zcit- schriften-Groß- und Einzelhandels in den Kleinen Rat des Börsenvereins. Der Vorsteher betont bei dieser Gelegenheit, daß der Börsenverein nach wie vor die große Organisation ist, die alle Sparten des Buchhandels umfaßt. Im Bcreinsgericht ist die Amtszeit des Herrn Hell muth Beyer als Beisitzer abgelausen. Der Vorsteher beruft Herrn Hellmuth Beyer in gleicher Eigenschaft auf weitere drei Jahre. In den Ausschuß für Urheber- und Verlags recht beruft der Vorsteher als weiteres fünftes Mitglied Herrn Karl Baur - München. In den Geschäftsführenden Ausschuß der Deutschen Bücherei entsendet der Vorsteher für das kommende Geschäftsjahr die Herren Anton Hiersemann, Theodor Fritsch und Di. Conrad Witz mann. Abschließend gibt Herr Baur Kenntnis von der Amts niederlegung des Herrn Hermann-Lion Sippel als Leiter der Fachschaft Handel, die schon vor einiger Zeit aus Gesund heitsrücksichten erfolgte. Er bringt auch an dieser Stelle Herrn Sippel seinen Dank für seine Mitarbeit zum Ausdruck. An seiner Stelle wurde der Leiter der Fachgruppe Sortiment, Herr Kurt K r e tz sch m a r - Cottbus, unter Belastung in dieser Eigen schaft, zum Leiter der Fachschast Handel berufen. Der Vor st eher dankt allen ehrenamtlich Tätigen, beson ders auch seinem Stellvertreter, für ihre nimmermüde Mitarbeit. Er dankt vor allem den Angestellten des Börsenvereins, ins besondere Herrn l)r. Heß, für die im vergangenen Jahre ge leistete Arbeit. Aus der großen Zahl der Verstorbenen, deren Verlust der Börsenverein im vergangenen Jahr zu beklagen hatte, nennt Herr Wülfing besonders: das ehemalige Vorstandsmitglied Johannes Alt-Frankfurt a. M., gestorben 8. September 1937; Hofrat Or. Erich E h I e r IN a n n - Dresden, dessen Verdienste um die Gründung der Deutschen Bücherei in diesen Tagen noch besonders gewürdigt werden, gestorben 1. Februar 1937; Ernst M a a s ch - Hamburg, gestorben 3. Juni 1937; Michael Frei herr- Heidelberg, ehemaliges Mitglied des Rechnungsausschusses des Börsenvereins, gestorben 20. Januar 1937; vr. d. o. Paul Schumann-Stuttgart, ehemaliges Vorstandsmitglied des Börsenvereins, gestorben 16. September 1937. Die Versammlungsteilnehmer erheben sich zu Ehren der Toten von ihren Plätzen. Herr Wülfing schließt die 113. Hauptversammlung 17^ Uhr. Der Buchhandel in Österreich / Die wirtschaftliche Lage des deutschen Buchhandels Rede des Stellvertreters des Vorstehers des Börsenvereins Martin Wülfing in der Laript- versammlung des Börsenvereins am 14. Mai 1938 Verehrte Anwesende! Der Vorsteher hat bereits auf den besonderen Charakter unserer diesjährigen Tagung hingewiesen, den sie durch die vor kurzem vollzogene Eingliederung des österreichischen Buchhandels erhält. Reichsdeutscher und österreichischer Buchhandel gehörten von jeher eng zusammen. In den letzten Jahren waren manchmal Fragen zwischen uns zu klären, die von beiden Teilen verschieden angesehen wurden. Trotz solcher auseinandergehenden Auffassun gen blieb aber stets das Gefühl der Freundschaft und das Bewußt sein der Stammeszugehörigkeit bestehen. Der alte, den österreichi schen Gesamtbuchhandel zusammenfassende Verband, der Verein der österreichischen Buch-, Kunst- und Musikalienhändler, ist der jenige unter den Auslandsvereinen, der am längsten mit dem Börsenverein zufammengegangen ist. Aber auch bei dem Versuche eines berufsständischen Aufbaues von Handel und Gewerbe, der in den letzten Jahren in Österreich unternommen wurde, war es das Bestreben unserer österreichischen Berufskameraden, auch in der neuen Organisation den Zusammenhang mit dem reichsdeutfchen Buchhandel nicht zu verlieren. Die Zwangsgilde der Wiener Buch-, Kunst- und Musikalienhändler, die in Fachschaften einge teilt war, sah unter diesen eine besondere Fachschaft der Börsen vereinsmitglieder vor. In gleicher Weise sollten die Zwangsgilden in den anderen Ländern organisiert und zu einer sie alle um schließenden Gesamtgilde als Dachorganisation zufammengefaßt 412 Nr. 117 Sonnabend, den 21. Mai 1988