Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.05.1938
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1938-05-21
- Erscheinungsdatum
- 21.05.1938
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19380521
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193805214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19380521
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1938
- Monat1938-05
- Tag1938-05-21
- Monat1938-05
- Jahr1938
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
werden. Nunmehr wird der österreichische Buchhandel in die große deutsche berufsständische Organisation eingehen. Die behördlichen Anordnungen dafür sind bald zu erwarten. Es ist hier wohl der Platz, an einem so bedeutungsvollen Tage, wie ihn die Tagung des gesamtdeutschen Buchhandels dar stellt, einen kurzen geschichtlichen Rückblick auf die bisherige Ent wicklung des österreichischen Buchhandels zu werfen. Bei ihm war das Streben nach organisatorischer Gliederung und , Ordnung genau so alt wie in den Ländern des Reiches selbst. Schon 1807 gründete der Wiener Buchhandel ein Gremium, das nicht nur die Interessen des Wiener, sondern des gesamten österreichpiyen Buchhandels vertrat. Von seinen ersten Tagen an gehörten dem Börsenversin die führenden österreichischen Verlage und Sorti mente an. Diese Unternehmen aber zu einem österreichischen Lan desverband zusammenzuschließen, wurde im Jahre 1848 versucht. Am 9. und 10. September jenes Jahres beschloß eine Versamm lung, die staatlichen Behörden um Erlaubnis zur Bildung eines österreichischen Buchhändler-Vereins anzugehen. Men wurde zum österreichischen Kommifsionsplatz erklärt. Geregelt werden sollten durch den Verband die Abrechnung, und zwar Termin März für die Österreicher, Termin Juni für die ausländischen Firmen, Regelung der Rabattsrage, Ausbildung der Lehrlinge, Abfassung eines Lehrbuches für den österreichischen Buchhandel, Schaffung einer österreichischen Bibliographie. Der Wunsch auf einen festen Zusammenschluß erfüllte sich aber erst dreizehn Jahre später. Rudolf Lechner, der damalige Vorsteher des Wiener Gremiums, stellte auf einer Versammlung am 26. Oktober 1859 wiederum den Antrag auf Bildung des Vereins der österreichischen Buch-, Kunst- und Musikalienhändler. Er legte wohlausgearbeitete Satzungen vor, die durchaus an die des Börsenvereins angelehnt waren und genehmigt wurden. Sehr bald zeigte sich, wie notwendig der Zusammenschluß zu einer Gemeinschaft für den österreichischen Buchhandel gewesen war, denn es kamen Zeiten nach 1866, in welchen er aufs schwerste darniederlag. Damals trat auch bas Bestreben auf engeren orga nisatorischen Anschluß an den großen Bruderverein im Reiche ein. An den Verhandlungen auf der außerordentlichen Hauptversamm lung des Börsenveroins vom 25. September 1887 in Frankfurt nahmen Vertreter des österreichischen Buchhandels teil. Der öster reichische Verband schloß sich dem Börsenverein an, um vor allen Dingen mit dessen Hilfe den Schutz des Ladenpreises energisch durchzuführen. 1891 trat er auch dem Verband der Kreis- und Ortsvereine bei, der, wie die Alteren unter uns wissen, haupt sächlich die Herbstzusammenkünfte des Buchhandels organisierte. Von diesen Jahren an war di« Verbindung zwischen reichsdeut- scher und österreichischer Gesamtorganisation stets eng und freund schaftlich. Wiederholt gehörten Österreicher dem Vorstand des Börsenvereins an, zuletzt der heute unter uns weilende Rudolf Bayer, den ich hiermit besonders begrüße und dem ich für seine uns in letzter Zeit geleistete Hilfe auch an dieser Stelle hecz- lichst danke. Auf die Arbeit, welche der alte österreichische Verband ge leistet und damit auf die Verdienste, welche er sich erworben hat, will ich hier nicht im einzelnen eingehen. Hervorheben möchte ich nur — und das interessiert gerade heute in besonderer Weise — den besonderen Anteil und sein dankenswertes Eintreten für die Gründung der Deutschen Bücherei. Seine da mals getätigte Mühe kommt sinnfällig in den Stiftungen des österreichischen Buchhandels zum Ausdruck. Fünf Glasfenster, die den Anteil Österreichs an der deutschen kulturellen Entwicklung darstellen, und neun Büsten österreichischer Dichter und Denker schmücken das Haus der Deutschen Bücherei, deren fünfundzwan zigjähriges Bestehen wir jetzt feiern. Die kulturellen Wechselbeziehungen zwischen Österreich und dem Reich waren allen Gewalten zum Trotz stets fruchtbar und rege, auch in den letzten Jahren. Wie waren sie aber in ihren wirtschaftlichen Auswirkungen? Die amtliche Sta tistik meldet uns für das Jahr 1937 eine Ausfuhr vom Reich nach Österreich von 15 888 ck- im Werte von 4 544 000 RM. Ihr steht sine Einfuhr von 7166 är im Werte von 3 354 000 RM gegenüber. Wir wissen, daß diese Zahlen nur ein Teilergeb nis darstellen, da in ihnen die Kreuzbänder fehlen. Wir können sie ruhig verdoppeln und werden dann immer noch an der unter sten Grenze bleiben. Wie bedeutungsvoll wirtschaftlich und kultu rell diese Wechselbeziehungen sind, ist zu ermessen, wenn wir fest stellen, daß das nächste Land in der Aufnahme deutscher Buch ausfuhr die Schweiz mit 10 721 ckr, dann die Tschechoslowakei mit 7 160 ckr, die Vereinigten Staaten mit 3 494 är, Großbritannien Mit 3 754 ckr und die Niederlande mit 3 092 ckr find. Ilm das Bild abzurunden, sei hervorgehoben, daß auch in der Einfuhr kultureller Erzeugnisse nach Deutschland die Schweiz mit 1 768 ckr an zweiter Stelle hinter Österreich steht, aber weit vor allen ande ren Ländern. Diese Feststellung ist sicher für die Vertreter des Schweizer Buchhandels von besonderem Interesse. Der kulturelle Austausch, so hoffen wir, wird sich nun ge waltig steigern. Österreichischer Verlag und österreichisches Sorti ment werden von der Eingliederung sicher wirtschaftlichen Nutzen haben. Der österreichische Buchhandel kann sich mit frischen Kräf ten daranmachcn, Verlorenes wiederzugewinnen und sich wirt schaftlich zu erholen, denn die Entwicklung war — auch das mag sestgestellt sein —, rückgängig bei ihm im Gegensatz zum Reich. Die Meßzisfern zeigen in den letzten Jahren eine abfallende Kurve, und auch gerade zwischen 1936 und 1937 ist ein weiterer Rückschlag eingetreten. Wir kennen ja auch die ungünstigen Be richte des Sortiments, namentlich in der österreichischen Provinz. Ihre Klagen haben wir noch im Ohr. Politische Unterdrückung, schlechte wirtschaftliche Lage machten Ihnen das Durchhalten nur unter schwersten Opfern möglich. Das wird nun sicherlich anders werden. Freilich wird es dazu energischer und nicht immer leich ter Arbeit bedürfen. Das haben wir schon in den letzten Wochen feststellen können, als es darum ging, die ersten wirt schaftlichen Maßnahmen durchzuführen. Wenn jetzt dem Hoch gefühl der Fest- und Feiertage die nüchterne Arbeit folgt, so sollen unsere österreichischen Berufskameraden sich eines bewußt sein: Der gute Wille» im beiderseitigen Einvernehmen die Pro bleme zu lösen, ist da. Wo aber der Wille vorhanden ist, ist sicher auch immer ein Weg. Verhältnismäßig einfach wird die organisatorische Eingliederung sein, sobald die entsprechenden Gesetze und Anordnungen vorliegen. Es wird dabei darum gehen, eine Be standsaufnahme der Firmen durchzuführen und das jüdische Ele ment auszumerzen. Schwieriger werden dagegen die Aufgaben auf wirtschaftspolitischem Gebiete, dem Gebiete also, das zur Zuständigkeit des Börsenvereins gehört. Wenn der österreichische Buchhandel bis jetzt eine eigene Verkaufs- und Verkehrsordnung hatte, so werden beide der reichsdeutschen Regelung anzugleichen sein mit dem Ziele, sie später einmal zu vereinheitlichen. Der kommissarische Leiter des österreichischen Buchhandels, Pg. KarlBerger, den ich hier aufs herzlichste begrüße und dem ich für seine Bereitschaft danke, die schwere Arbeit der ersten Zeit auf sich zu nehmen, hat in einem Aufruf an die österreichischen Be rufskameraden den Vorsteher besonders begrüßt und ihm unbe dingte Gefolgschaftstreue gelobt. Im Namen des Vorstehers danke ich ihm dafür. Es wird von uns aus alles für den österreichischen Buchhandel geschehen, was in den Grenzen des Möglichen liegt. Daß schon einiges versucht worden ist, mag ein Hinweis auf die Gewährung der 3°/» Sonderrabatt dartun. Pg. Berger hat in seinem Aufruf gesagt: »Me Heimkehr ins Reich ist uns Freude und Verpflichtung zugleich. Wir wissen, daß im Reiche Adolf Hitlers dem Buchhandel ein großes Arbeitsfeld gegeben ist, das zu erfüllen unsere oberste Aufgabe sein wivd«. In diesem Sinne begrüßen wir den österreichischen Buchhandel und rufen ihm zu: »Auf zum gemeinsamen Schaffen für die Kultur des deutschen Volkes und des Großdeutschen Reiches«! In Ihren Händen befindet sich der Geschäftsbericht der Geschäftsstelle des Börsenvereins. Er enthält nichts über die allgemeine Lage des Buchhandels. Mit dieser will ich mich jetzt und an dieser Stelle näher, aber unter Beschränkung auf wenige Zahlen befassen. Daß es mit dem Buchhandel in Produktion und Absatz in allen seinen Zweigen im Laufe der letzten Jahre aufwärts ge gangen ist, dürfte unbestritten sein. Beweis sind uns die fort laufenden Berichte über unsere statistischen Arbeiten. Freilich: Nr. 117 Sonnabend, den 21. Mai 1938 413
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder