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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.05.1938
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1938-05-21
- Erscheinungsdatum
- 21.05.1938
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- Deutsch
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Mehrproduktion und Mehrabsatz brauchen, rein wirtschaftlich be trachtet, nicht unbedingt eine Besserung zu sein. Sehr wesentlich, ja ausschlaggebend, kommt es auf die Unkostenseite an. Betonen möchte ich auch, daß die Betrachtung der rein wirtschaftlichen Seite des Buchhandels für uns nicht immer im Vordergrund steht. Wir alle wissen, und ich hoffe, es ist jedem deutschen Buchhändler in Fleisch und Blut übergegangen, daß die kulturpolitischen Ziele, die ihm von Staat und Partei gestellt sind, das größere Gewicht als die wirtschaftlichen haben. Wer ohne gesunde wirtschaftliche Grundlage ist deren Erfüllung überhaupt nicht möglich. Zur Zu verlässigkeit des Buchhändlers gehört nächst der Erfüllung seiner kulturpolitischen Pflichten die Bewährung als ordentlicher und tüchtiger Kaufmann. Will man die Wichtigkeit der wirtschaftlichen Seite des Buch handels richtig erkennen, so ist es notwendig festzustellcn, welche Umsatzgröße er in der Gesamtwirtschaft darstellt. Das Institut für Konjunkturforschung hatte für 1933 im Rahmen seiner Er mittlung des Einzelhandelsumsatzes den Umsatz des deutschen Buchhandels auf 375 Millionen RM berechnet. Das war aber wohlgemerkt der Umsatz der gemeldeten Laden geschäfte, also der Umsatz von Sortiment und Papicrhandel. Nehmen wir hierzu den direkten Umsatz des Verlages, der sich ja für einzelne Verlags zweige nicht vermelden läßt, und rechnen den Umsatz des Reise- und Bersandbuchhandels dazu, so dürfte Sine Erhöhung auf 600 Millionen RM nicht übertrieben sein. Hierzu kommt der ge waltige Umsatz von Zeitschriften, der für eine Umsatzberechnung des Gesamtbuchhandels mit berücksichtigt werden muß. Rechnen wir weiter hinzu, daß zum Gesamtumsatzvolumen des Buchhan dels auch der Umsatz im Leihbüchereigewerbe und bei den Lese zirkeln gehört, ein Umsatz, der für das Leihbüchereigewerbe von sachkundiger Seite mit 22 500 000 RM berechnet worden ist; rechnen wir zu alledem noch, was auf den Gebieten der graphi schen Reproduktionen und des graphischen Lehrmittels umgesetzt wird, denn beide Gattungen gehören ja zu den Gegenständen des Buchhandels, so erhalten wir meiner Überzeugung nach eine Gcsamtumsatzziffer, die weit höher ist, als sie im allgemeinen an genommen wird. Ich halte sie mit 1 Milliarde 200 Millionen RM für nicht zu hoch. Im einzelnen ist auf Grund unserer Konjunkturbericht- crstattung folgendes hcrvorzuheben: 1933 waren im Jahresdurch schnitt 65°/«, also fast zwei Drittel der meldenden Firmen, ge nötigt, ihre Neuproduktion zu drosseln oder sogar völlig einzu stellen. >934 waren es nur noch 50°/», 1935 und 1936 28—29°/« und 1937 nur noch 18°/°. Umgekehrt stieg der Anteil derjenigen Firmen, die eine Umsatzoerbesserung melden konnten, ständig an. Die vom Börsenverein durchgeführte statistische Bericht erstattung weist von 1933 bis 1937 eine Umsatzsteigerung im Sor timent von rund 40°/» aus. Die Umsatzsteigerung des Vcrlagsbuch- handels hält sich ungefähr auf der gleichen Höhe. Das hängt damit zusammen, daß der Sortimentsbuchhandel seine Einkäufe noch stärker gesteigert hat, als seinen Umsatzerfolgen entsprochen hätte. Die Kleinbetriebe haben allerdings mit dieser Entwick lung nicht ganz Schritt halten können, um so größer sind die An strengungen der Mittel- und Großbetriebe gewesen. Es ist nicht verwunderlich, daß dies auch nur mit einem größeren Kosten einsatz zu erreichen gewesen ist. Das gilt bis zu einem gewissen Grade auch für den Verlagsbuchhandel, der außerdem in die Neu produktion steigend wachsende Mittel hineingesteckt hat. Man darf also in der erfreulichen Umsatzentwicklung nicht allein das Kenn zeichen eines günstigen Standes sehen, vielmehr muß man die Unkostenentwicklung dabei ebenfalls im Auge behalten. Wie steht es überhaupt mit der Rentabilität im Buch handel? Nach unserer statistischen Berichterstattung liegen die An- schaffungskosten im Sortiment bei 70°/«. Mit den Unkosten ergibt das 95"/°, sodaß nur sin Überschuß von 5°/» am Umsatz verbleibt. Das ist namentlich in Anbetracht der kleinen effektiven Umsätze im Klein- und Mittelsortiment eine sehr geringe Quote. Damit sage ich ja in einer Buchhändlerversammlung nichts Neues. Ich glaube aber, daß hier für das Sortiment die Aufgabe für die Zu kunft liegt. Sie kann nicht in Rabattkämpfen bestehen. Kein Ver lag in der ganzen Welt gibt so hohe Rabatte wie der deutsche. Wir lehnen auch vom Börsenverein aus Rabattnormierungen, abgesehen von besonders gelagerten Fällen, ab. Die Ausgabe liegt meiner Ansicht nach auf rationellem Gebiet. Wir werden sehr bald einmal Sortimentervertreter zusammenruscn, um über diese Frage mit ihnen zu sprechen. Denn das möchte ich mit aller Deutlichkeit hier sagen: Als Grundbedingung für einen gesunden Verlag und für ein gesundes Buchhandelsgewerbe über haupt betrachten wir ein wirtschaftlich gesundes Sortiment. Eine gleiche Darstellung mit Hilfe von Zahlen für den Ver lag vermag ich Nicht zu geben. Die Verhältnisse in den einzelnen Berlagszweigen, ja in den einzelnen Verlagsfirmen, sind zu ver schieden. Verlegen ist im stärksten Maße ein Risikogeschäst. Ein einziger voller Treffer kann das gesamte Jahresergebnis sehr erheblich beeinflussen. Mein Eindruck auf Grund der Berichte und Zahlen ist allerdings, daß in einzelnen Verlagsgebieten die Lage erheblich angespannt ist. Das gilt namentlich für den schöngeisti gen, für den Schulbuch- und für den Fachverlag. Auf dem Gebiete des Schulbuchverlages wird das besser werden, wenn erst die Neuregelung des Schulwesens durchgcführt ist. Auf dem Gebiete des Fachvcrlages sind Hilfsmaßnahmen in Angriff genommen. Ich verweise auf die Versuche der Absatzsteigerung durch die Fachbuchwerbung. Auf dem Gebiete der Belletristik aber muß gelten: ^Lieber nur ein gutes Buch verlegen als zehn schlechte«. So stolz wir aus die zahlenmäßige Höhe unserer Pro duktion im Vergleich zu anderen Ländern sind; diese Höhe ist weder kulturell noch wirtschaftlich das Entscheidende. Nicht die Quantität, sondern die Qualität seiner Werke zeigt uns den er folgreichen Verleger. Der Verlag ist eine der individualistischsten Betätigungs- formen. Deshalb kommen, wo sich bSi ihm Nöte zeigen, Gemein- schaftsmaßnahmen auch nur in beschränktem Maße in Betracht. Ich glaube, daß zu dem, was in dieser Richtung bisher versucht und unternommen worden ist, nicht viel Neues hinzukommen kann. Für den deutschen Verleger gilt in der Zukunft aber, gerade um ihn auch gegenüber wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu wapp nen, ein Haupterfordernis: Erziehung zum höchsten Verantwor- tungsbewußtsein. Gestern und heute sind in zahlreichen Fachschafts- und Fach gruppensitzungen sowie in der Tagung der Landesobmänner alle Fragen besprochen worden, die den deutschen Buchhandel in den letzten Monaten und im letzten Jahre sowie für die Zukunft be schäftigen und bewegen. Ich gehe auf sie nicht Sin. Nur auf zwei Punkte lassen Sie mich Hinweisen, weil sie in unmittelbarem Zu sammenhang mit meinen Ausführungen stehen. Ich ^betone die unbedingte Notwendigkeit der Beteiligung möglichst vieler Mitglieder an unserer statistischen und Konjunkturberichterstattung. Was ich Ihnen heute gebracht habe, stammt aus ihr. Sie muß noch wesentlich erweitert und verbessert Werdens um für uns das brauchbare Instrument zu werden, das wir wünschen. Ich kenne den Standpunkt, den manche einnehmen: Wir wollen lieber alle Ergebnisse aus unse rem Geschäftsbetrieb schön bei uns und in unserem Schreibtisch behalten. Eine solche Auffassung ist abzulohncn. Sie läßt jeglichen Gemeinschaftsgeist vermissen. Was für die Gesamtheit frommt, frommt auch für den einzelnen. Wir brauchen aber, das muß ich immer wieder betonen, einwandfreie Zahlen den Steuerbehörden gegenüber, wenn wir berechtigte Forderungen auch von einzelnen Firmen vertreten wollen, den Preisprüfungsstellen gegenüber, wenn wir sie über die Lage im Buchhandel und in einem ein zelnen Geschäft aufzuklären haben, bei unseren Verhandlungen mit den verschiedensten Reichsstellen über Vertragsabschlüsse usw. Sobald die nächsten jetzt vordringlichen Arbeiten im Zusammen hang mit der Organisation des Internationalen Verleger-Kon gresses durchgeführt sind, wird darangegangen werden, die statisti schen Arbeiten des Börsenvereins auszubauen. Ich rufe Sie alle zur Mitarbeit hierzu auf. Und nun das Zweite. Eine schwere Sorge für die Zukunft ist die Gewinnung eines leistungsfähigen buch händlerischen Nachwuchses. Der Buchhandel geht schwe ren Zeiten entgegen, wenn es ihm nicht gelingt, in zunehmendem Maße junge Leute und damit frisches Blut seinen Reihen zuzu führen. Die Gründe, warum es für die nächste Zeit immer schwie- 414
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