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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.07.1925
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- 1925-07-02
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- 02.07.1925
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10584 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Tek 152, 2. Juli 1925. Pressen*) kcnntnis- und aufschlußreich behandelt. Der Großoktav band umfaßt 550 Druckseiten Text und 53 Tafeln Schriftproben. Die äußere Ausstattung ist vortrefflich, der Druck der Waldheim-Eberlc A.-G. in Wien klar und sauber, der Einband aus Ganzleinen gediegen und geschmackvoll. Eine kurze Untersuchung über die psychologischen Grundlagen der neuen Buchkunst geht den bibliographischen Abteilungen voran und rollt Probleme auf, mit denen wir Bibliophilen uns häufig beschäftigt haben — ohne zu einem endgültigen Abschluß zu kommen, weil bet uns das rein Gefühlsmäßige und der persönliche Geschmack das exakt Wissenschaftliche der Materie in den Hintergrund zu schieben pflegen. Natürlich wissen wir, daß bei einem »schönen« Buch das architektonische Prinzip für den Aufbau des Satzbilds maßgebend sein muß, und daß der Auchkünstler, der Illustrator bei seiner Aufgabe notgedrungen vom Textwort auszugehcn hat, aber zwischen diesen Selbstverständlichkeiten liegt noch immer eine Fülle von Fragen und Wünschen, liegen Mög lichkeiten der Variation, die sich nicht dem Kodex des Gesetzlichen ein- fügen, sondern dem Künstlerinstinkt entspringen und oft auch im Durch brechen des Prinzips siegreich bleiben. Nodenberg erwähnt eine ein fache »optische Behandlung« des Drucktextes, die zu wundervollen Wirkungen führen kann, obschon sie sich durchaus nicht an die strengen Grundsätze der Bnch-Architektnr hält. Unsicher stehen wir auch der künstlerischen Ausschmückung des Buchs gegenüber. Lonbier lehnt die Einschaltbilder mit leeren Rückseiten gänzlich ab, und ich selbst habe mich häufig dagegen gewandt, weil sie das Interesse des Lesers ab- lenken und die Einheitlichkeit des Ganzen stören. Loubier wehrt sich auch gegen die Illustrierung durch Kupfer und Lithographie, die auf ande ren Pressen gedruckt werden als der Satz, während ich der Ansicht bin, daß gerade das in den Text gestellte Kupferbild, vor allem bei Vignet ten, figürlich belebten Initialen, Kapitelstttckcn, Schlußleisten, den Wi derstreit der Technik kaum empfinden läßt — man müßte denn auf dem an sich keineswegs unrichtigen Standpunkt stehen, daß jede Illustra tion eine Ablenkung des Lesers bedeutet: daß allein das reintypo graphische Buch seinen Zweck erfüllt. Im übrigen kenne ich auch viele Sammler von Geschmack, die der Ansicht huldigen, daß beim illustrier ten Buch es nicht auf die Art der technischen Herstellung ankommt, sondern auf den Eindruck des Ganzen. Die Meinungen gehen also durchaus auseinander, und Nodenberg hat schon recht, wenn er sagt, daß hier »noch Aufgaben zu lösen sind, die nur in einer kontinuier lichen Annäherung an das Ideal des schönen Buches liegen«. Gleich unklar ist noch immer der moderne Begriff der »Privat- presscn«. Morris und Cobden-Sanderson schränken ihn im Sinne ihrer eigenen Unternehmungen ein, bei uns sind cs im Grunde genommen nur die Hansdruckereicn der Bnchdruckereien und Schriftgießereien, denn die sonstigen deutschen Pressen vertreiben ja ihre Werke auf Subskription und im Handel. Nodenberg möchte dem Begriff »Privat« deshalb mehr die Bedeutung eines Epitheton ornans geben. Dieselbe Schwierigkeit der Definition liegt auch bei dem Begriff »Privatdruck« vor. den die Herausgeber pornographischer Werke mit Vorliebe wählen. Lctztgründig handelt es sich aber immer nur um einen Streit um das Wort. In den »Vorbemerkungen« zu seinem Buch gibt Nodenberg zunächst eine Übersicht über die englischen Privatprcssen. das Vorbild der deut schen, obwohl die englische Buchbcwegung in der Hauptsache ans der deutschen Frühdruckzeit fußte und von ihr ihre Impulse erhielt. No denberg nennt freilich auch Baskervillc als cineu Becinflusscr der Morrisschen Druckknnst. Das kann ohne weiteres zngestanden werden, doch nur in bezug auf Äußerlichkeiten. Den Geist seiner Lebens arbeit schöpfte er aus der deutschen Tradition. Weiterhin wird in den »Vorbemerkungen« die neue Buchkunst in den Vereinigten Staaten, Holland. Belgien, Schweden, Italien, Österreich, der Schweiz, in Un garn und Frankreich gestreift, nur in knappem Umriß, aber mit er staunlicher Kenntnis der Materie. Nun ist Nodenberg in der Deutschen Bücherei Leiter der Abteilung für kostbare Drucke der Neuzeit. Seine Kcnntnis ist also begreiflich. Aber sie tut es uicht allein. Kenntnis kann doktrinär und eisigkalt sein. Im Buche Nodenbergs spürt man mehr: eine unendliche Liebe zur Sache, die sich auch dem Leser mitteilt, mag er nun Fachmann sein oder — bloß Bibliophile. Der erste Teil der Arbeit umfaßt die Privatprcssen. Ihre Grün dung setzt mit dem Jahre 1007 ein, mit der Ianns-Pressc von Poeschel und Tiemann, deren geschäftliche Leitung später der Insel-Verlag über nahm und die im Frühjahr 1025 ihre Tätigkeit cinstellte. Voran schritt allerdings die schon 1000 von Ehmcke, Kleukens und Belwe ins Leben gerufene Steglitzer Werkstatt; ging aus ihr auch nur ein einziges Buchwert hervor, so darf ihre große Bedeutung für die Nachfolge (zu *) Julius Hocleuberg: Deutsche Pressen, pine Libliograplrie. V»'ien: ^maltliea-Verlax. 556 8. unck 53 8oliriktb6ila§eu. KIK. 51.—, I^vck. Uk. 56.—. der u. a. die Nnpprecht-Presse gehört) doch nicht unterschätzt werden. Kleukens wurde 1006 vom kunstsinnigen Großherzog von Hessen nach Darmstadt berufen, wo er gemeinsam mit seinem Bruder die Ernst Ludwig-Presse leitete, aus der sich 1010 die Ratio- und Klcukens- Presse entwickelte. Der Raum für meine Besprechung ist zu gemessen, um aus Einzelheiten einzugehen. Aber ich möchte gleich hier betonen, daß ein besonderes Verdienst des Nodenbergschen Buchs in den Einfüh rungen zu den bibliographischen Teilen liegt, die vom Gründnngstage der Pressen an auch den Gang ihrer Entwicklung und ihrer Abzweigun gen registrieren. Gerade die Ernst Ludwig-Presse ist charakteristisch durch das Umfassende ihres Arbeitsgebiets. Ihre gezählten Drucke erschienen im Insel-Verlag, ebenso einige der außer der Reihe herge stellten. Zu diesen gehört aber auch eine Anzahl von »Privatdrucken«, von denen der und jener später in einen anderen Verlag überging. Außerdem druckte die Presse die zehn »Stundenbücher« für den Kurt Wolfs Verlag in München, ferner zwei Holztafeldrucke und zahlreiche Akzidenzen, Menüs, Tischkarten, Programme usw., meist für den Darm- städtcr Hof. Schon aus dieser Arbeitsleistung allein erklärt sich der rein formale Begriff des Ausdrucks »Privatpressc«. Neben der Ernst Ludwig-Presse brachten die Nupprecht- und Bre mer-Presse, sowie die Officina Serpentis und die Gerstungsche Presse in Osfenbach a. M. (als Nudolfinische Drucke) die meisten Werke her aus. Die Nnpprecht-Presse verwandte in ihren Publikationen lediglich die Schriften ihres Gründers Ehmcke. Die Bremer Presse (die auch Handpressen- und Werkdrucke verausgabt) führte für ihre Ausgaben griechischer Klassiker eine glänzend modernisierte griechische Type ein, die Officina Serpentis Tieffenbachs in Steglitz-Berlin die sogenannte Tischendorf-Type nach einer griechischen Unzialschrift des vierten Jahr hunderts, während sie als Vorbild für ihre lateinischen Lettern sich an die von Creußner und Koberger weiter ausgebildete Schöffersche Bibel type von 1462 hielt. Mit den Nudolfinischen Drucken begannen ihre Herausgeber Rudolf Koch und Rudolf Gerstling im Jahre 1011: ihre Anzahl ist inzwischen ans 20 gestiegen. Nodenberg verzeichnet insgesamt 25 Privatpressen, von denen einige indes nur ein einziges Druckwerk Herausgaben, so die Ganyme- dcs- und die Hollander-Presse. Die Insel-Presse edierte 3 Werke und legte ihre Schrift dann, gemeinsam mit der der Janus-Presse, ab. Die Kalltal-Presse (in Simonskall, Rheinland), die ihre Drucke bis auf einen durch den Buchhandel vertrieb, schloß 1021 ihre Werkstatt. Die Werkstätte Gengnagel in Darmstadt befaßt sich hauptsächlich mit der -Herstellung handgeschriebener Bücher im Manul-Verfahren, die junge Werkgemcinschaft Worpswede der Brüder Uphoff mit gestochenen Wer ken in Schrift und Bild. Ein eigenes Kapitel gehört den Gefangenen- Zeitungen. die auch als Kulturdokumente aus bitterschweren Tagen von hohem Wert sind. Eine Abzweigung der Privatpressen bilden die Liebhaberpressen, von denen Nodenberg die von Alfred Richard Meyer, Melchior Lechter (Einhornpresse), Hans Meinke (Merlinpresse), vr. Friedrich Plenzat (Plcnzatpresse), Graf Keßler (Cranachpresse), ferner die Erasmus drucke, die Drucke der Hamburger Presse und der Wilmersdorfer ver zeichnet. Der dritte Teil des Buchs stellt die Haus- und Privatöruckc von Bnchdruckereien, Kunstgewerbeschulen (Akademien) und Schriftgieße reien zusammen. Die Absicht Nodenbergs war ursprünglich, in dieser Abteilung sämtliche sogenannten bibliophilen Druckereien zu vereinigen. Der Plan scheiterte an räumlichen Gründen, kann aber noch in einer Sonderschrist nachgcholt werden, was dankbar zu begrüßen wäre. Immerhin bietet schon die Übersicht, wie Nodenberg sie gibt, einen guten Einblick in das typographische Schassen unserer Zeit, vor allem der Schriftgießereien, der typographischen Gesellschaften und der staat lichen Akademien. Die bereits in den achtziger Jahren einsetzende Re form des Schriftgusses kam zugleich dem Naumproblem zunutze, führte zu einer durchgreifenden Reform der Drucktype und rückwirkend zu der der Handschrift. Außer der Staatlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig, der Österreichischen Staatsdrucke rei, der Neichsdruckerei und den Kunstgewerbeschulen in Cassel, Charlot- tenbnrg. Frankfurt a. M. und Zürich (andere Fachklassen wurden schon unter den Privatpressen behandelt) zählt Nodenberg 10 große Schrift gießereien und Bnchdruckereien auf, deren Tätigkeit von stärkstem Ein fluß auf den Werdegang der gesamten deutschen Buchkunst gewesen ist. Wir kommen nun zum vierten Buchteil, den bibliophilen Nethen werken aus nicht weniger als 74 Verlagsstätten. Viele sind dem wct teren Kreis der Bücherfreunde gute alte Bekannte, so die Avalun-, Aretz-, Argonautenkreis-, Flechtheim-, Drngulin-, Gurlitt-, Els-, Höl derlin-, Münchner-, Hundert-Drucke, die der Panpresse und der Maröes Gesellschaft n. a. Dazwischen schieben sich auch solche, die nur in engere Liebhabcrkreise drangen, wie beispielsweise die in ganz kleiner Auf lage hergestellten, meist gar nicht im Handel erhältlichen Alfred Hoen- nicke-Drncke. Die Neihenwcrke setzen sich aus rein-typographischen.
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