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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.03.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-03-26
- Erscheinungsdatum
- 26.03.1907
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- Deutsch
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71. 26. März 1S07. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d, Dtschn, Buchhandel. 3257 Dezernent er seit 1872 war und der er auch nach seinem Ausscheiden aus dem Magistrat noch eine längere Reihe von Jahren als Vorsitzender der Deputation angehörte, neigte er nicht nur als Kenner und Förderer des Schönen, sondern auch als verständnisvoller Freund der Pflanzenwelt. Die liebste Erholung für ihn war im Kreise seiner Familie die Beschäftigung mit der Flora, die er in seinen Gärten hingebend pflegte und deren wirtschaftliche und ästhetische Kultur er in Schlesien mustergiltig entfalten half. Ein edles Denkmal seiner Naturfreude und seines schöpferischen Natursinns ist sein herrlicher Landsitz Schönfeld im Kreise Schweidnitz, dessen landschaftsgärtnerische Schönheiten Tausenden von Wanderern zur Freude und Bewunderung gereichen. Es war ein tiefinnerlicher Zug seines Wesens, der ihn mit der Pflanzenwelt verband, derselbe Zug, der sich in allen Schöpfungen seines Lebenswerks aussprach: der Sinn für das organische Wachstum und das Verständnis dafür, daß alles, was Leben und Bestand haben soll, sich ruhig und naturgemäß entwickeln muß. Von Knospe zu Knospe, von Trieb zu Trieb wollte er auch seine gewerblichen Unter nehmungen sowie den Organismus des öffentlichen Lebens wachsen sehen, damit alles in Schönheit gedeihe und zur rechten Zeit seine Frucht bringe. Heinrich von Korn war ein Pfleger. Mit warmem Herzen unterstützte er die Schwachen, wie er anderseits die Kräfte, die etwas zu leisten vermochten, befeuerte, an den rechten Platz stellte und gegen Rückschläge des Lebens sicherte. So wirkte er lange Jahre als Menschenfreund im Armen wesen der Stadt Breslau. So sahen wir ihn als fürsorgendes Oberhaupt der nach vielen Hunderten zählenden Schar seiner Beamten und Arbeiter. In treuer Pflichterfüllung allen ein Vorbild, gab er ihrer Tätigkeit Seele, Leben und Richtung aus das' Wohl der Gesamtheit. Schon in den ersten Jahren seiner Geschäftsleitung begründete er die Fürsorgeeinrichtungen, deren Ausbau ihm fortwährend am Herzen lag und für die er stets eine weitgeöffnete Hand hatte. Seine gütige Ge sinnung gegen jeden seiner Angestellten war ihnen Ansporn und Belohnung zugleich. Mit der Betätigung dieses für sorglichen Sinns schuf er seinem Lebenswerk das soziale Fundament, auf dem es sich zu dauernder Höhe erhob. Es war ein überaus umfassender und mannigfaltiger Kreis wirtschaftlicher und geistiger Interessen, in dem der Verstorbene wirkte. Immer wieder erweiterte er seinen Horizont durch Anregungen und Studien auf Reisen. Im Jahre 1862 wurde er vom Handelsminister als Vertreter Preußens zum Mitglied der Preisjury für die Klasse Buch druck bei der Weltausstellung in London ernannt. Seine tätige Teilnahme an wissenschaftlichen und künstlerischen Be strebungen bewies er, als er im Jahre l858 den Verein für das Museum schlesischer Altertümer mitbegründete. Für das Schlesische Museum der bildenden Künste, das im Jahre 1880 eröffnet wurde, war er die hauptsächlich treibende Kraft und der eigentliche Organisator. Am 5. Dezember 1876 erwählte ihn der Provinziallandtag zum Vorsitzenden des Kuratoriums dieses Instituts. Als er im Jahre 1903 dieses Ehrenamt niederlegte, bewies er noch als Stellvertreter des Vorsitzenden sein nie erlahmendes Interesse an der Förderung unseres Kunstlebens. So griff seine Tätigkeit schon auf einem bedeutungs vollen kulturellen Gebiete in die Verwaltung der Provinz ein. Am 1. Januar 1888 wurde er Mitglied des schlesischen Provinziallandtags. Während der ganzen Dauer seiner Zu gehörigkeit zu dieser Körperschaft, die er erst in diesem Jahre aufgegeben hat, wohnte er sämtlichen Sessionen bei und wirkte beständig in der Finanzkommission und in andern offiziellen Ehrenämtern. Seit 1891 gehörte er dem Pro- vinzialausschusse an, seit 1885 war er Provinzialkommissar Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 74. Jahrgang. für die Blindenunterrichtsanstalt in Breslau — ein Amt, das er mit besondrer Vorliebe führte und bis zu seinem Tode behielt. Nicht zu vergessen ist die Tätigkeit, die er im Dienste des Roten Kreuzes, dem Oberpräsidenten von Stolberg zur Seite stehend, als Kommissar für die Pflege der Verwundeten in den Kriegsjahren 1870/71 und seitdem im Vorstande des Provinzialvereins für das Rote Kreuz entfaltete. Tiefinnerlich war seine Frömmigkeit. Er mischte sich nicht in den Streit der Meinungen; aber wo es galt, ein Werk kirchlicher Religiosität zu vollbringen, war er mit Freuden bereit. Ihm verdankt Hundsfeld sein schönes gotisches Gotteshaus, das er nach den Plänen des Geheimen Oberbaurats Orth erbauen ließ. Viele Breslauer Kirchen zeugen von seiner Opferfreudigkeit. In der Parochialgemeinde von St. Maria-Magdalena hat er seit dem Bestehen der evangelischen Gemeinde- und Synodal-Ordnung dem Gemeinde- Kirchenrat angehört und auf die Entwicklung unsers kirch lichen Gemeindelebens immer großen und segensreichen Ein fluß geübt. Er hat mit den ihm verliehenen hohen geistigen Gaben und reichen materiellen Mitteln sehr viel zur Er bauung der Gemeinde beigetragen und ein gutes Bekenntnis für das Evangelium Christi durch Wort und Tat jederzeit abgelegt. Bei allem, was Heinrich von Korn unternahm, war sein Sinn auf das Gemeinwohl gerichtet, dem er auch die Frucht seiner Erwerbstätigkeit in reichem Maße immer wieder zuwandte. Das war sein erster und sein letzter Wille. Das schönste Dokument dieser Gesinnung ist die Stiftungsurkunde der Schenkung einer halben Million zur Erwerbung des alten Ständehauses für das Breslauer Kunstgewerbemuseum. Wir lassen hier die bezeichnenden Sätze dieses Schriftstückes folgen: »Es ist meine Absicht gewesen, meiner Vaterstadt, in der meine Vorfahren und ich durch Arbeit und Sparsamkeit ihr Vermögen erworben haben, 500000 Mark letztwillig zu gemein nützigem Zwecke zu hinterlassen. So wie das Schlesische Museum der bildenden Künste, welches seit 18 Jahren bestehr, einen unverkennbaren Einfluß auf die gedeihliche Entwickelung von Breslau ausübt, so würde nach meiner Überzeugung die seit langer Zeit von weiten Kreisen erstrebte Errichtung eines Kunstgewerbemuseums und einer Kunstgewerbe-Zeichenschule in Breslau von allgemeinem Nutzen sein und wesentlich dazu bei tragen, das erfreuliche weitere Aufblühen unserer Stadt zu fördern Um der Stadt die Übernahme des Kunst gewerbemuseums zu erleichtern, bin ich bereit, die 500000 die ich meiner Vaterstadt letztwillig zugedacht hatte, schon jetzt herzugeben.-- Dieses bescheidene und zugleich doch auch selbstbewußte Bekenntnis seines hohen Bürgersinns kennzeichnet das gesamte Wirken des Verstorbenen im Hinblick auf die öffentlichen wie auf seine privaten Unternehmungen. Arbeit und Sparsamkeit, von Geschlecht zu Geschlecht geübt, gaben ihm die Mittel, seinen Gemeinsinn hochherzig zu bewähren. Nach Ehren strebte er nicht; er suchte sich ihnen sogar zu entziehen. Doch konnte und durfte ein Mann von olchen Verdiensten nicht ungeehrt bleiben. Der König ver lieh ihm im Jahre 1882 den erblichen Adel, hohe Orden wurden ihm zuteil, die Universität Breslau promovierte ihn im Jahre 1899 zum Ehrendoktor, die Stadt Breslau er nannte ihn bei seinem Ausscheiden aus dem Magistrat 1891 zum Stadtältesten. Ein solches Leben erlischt nicht. Heinrich von Korn lebt unter uns fort durch seine Werke und durch seinen Geist, der sie beseelt. Sein Beispiel hat uns gezeigt, wie man in ernster Arbeit und treuer Pflichterfüllung das Recht der Selbst bestimmung erwirbt zum Wohle der Gesamtheit, wie man zum Heile der Stadt, der Provinz und des ganzen Vater landes als freier, aufrechter Mann sich das Recht schafft, 42?
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