Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.11.1927
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tor Bach mit seinem Millvaukeer Kollegen Fritz Fischer eine Ab machung getroffen, wonach der letztere einmal wöchentlich dramatische Vorstellungen in Chicago aufführt. Auf diese Weise ist cs möglich, Operette und Drama zugleich zu pflegen, ohne den Etat gleich von vornherein allzu schwer zu belasten. Tie dramatische Spielzeit wird mit dem Kostümlustspiel »Liselotte von der Pfalz« eröffnet werden. Das neue deutsche Theater in Chicago steht auf solidem finanziellen Boden. Und da das Interesse am Theater beim Publikum sehr leb haft zu sein scheint, so ist berechtigte Aussicht vorhanden, das; die Saison erfolgreich zu Ende geführt werden wird. 0. L. Hauff und Brockhaus. — Uber die Beziehungen Hauffs zu Brock haus war bisher nur weniges bekannt. Mau wußte bloß, das; Hauff au,f seiner Rückreise von Berlin nach Stuttgart in Leipzig den jungen Heinrich Brockhaus ausgesucht hatte. Über den Besuch trug der Ver leger iu sein Tagebuch ein: »Wir verkehrten gut miteinander und verabredeten Beiträge für die Urania und die Blätter für litera rische Unterhaltung«. Nunmehr veröffentlicht vr. Hermann Michel iu dem Almanach »Den Freunden des Verlages F. A. Brockhaus« (7. Folge, 1927/28) einen Brief Hauffs au Brockhaus. Daraus geht hervor, das; Hauff ein paar Artikel für die Blätter für lite rarische Unterhaltung geliefert hat, aber die für die Urania zuge sagte Novelle vergessen hatte. Er erklärt sich nun bereit, eine solche für den nächsten Jahrgang zu liefern, falls Brockhaus ihm ein höheres Honorar bewillige, als er von anderen Almauacheu erhielt, nämbich 12 Dukaten oder 6 Louisdor ü fl. 11 rheinisch per Bogen zu 16 Sei ten. Das hätte bei einer Novelle von fünf Bogen etwa 600 Mart ausgemacht, also für die damalige Zeit ein sehr anständiges Honorar. Diesen Brief schrieb Hauff Anfang November 1827, kurz nach seiner Rückkehr aus Tirol, da er seinen Zustand gebessert glaubte. Er war aber schon wieder bettlägerig, und sein am 18. November erfolgter Tod verhinderte ihn an der Ausführung seines Versprechens. Sein Hin'scheidcn wurde erst acht Tage später in Leipzig bekannt. Da mals schrieb Brockhaus in sein Tagebuch: »Es geht in ihm wieder ein großes Talent unter; er hätte noch viel, sehr viel leisten können, wenn er erst recht zur Klarheit gekommen wäre und die Klippe des Zuvielschreibens umgangen hätte. Es ist ein Jammer, das; er so früh scheiden mußte.« T. K. BcrlagSanstalt vorm. G. I. Mauz, Buch- und Kunstdrilckerei, Act.-Ges., München-Negensburg. — Bilanz am 30. Juni 1927. Aktiva. RM 340 401 78 136 189 31 1 Zeitschriftenkonto 1 Verlagskonto (Vorräte) 65 712 99 Vorräte verschiedener Art 45 481 92 Konto angefert. Arbeiten 13 542 54 Debitorenkoiito 239 306 97 Bankguthaben, Wechsel und Effekten 118 194 20 Kassabestand 9 419 61 968 251 32 Passiva. Aktienkapitalkonto 556 000 Dividendenkonto 1 272 Hypothekenkonto 134 388 38 Reservefondskonto 64 775 25 Kreditorenkonto 09 263 86 Personalunterstützungskonto 22 991 Bruttogewinn N9 560 83 968 251 22 Gewinn- und Verlustkonto am 30. Juni 1927. Svll. RM Verluste 1691 40 Unkosten 306 837 10 Bruttogewinn 119 560 83 428 089 33 Haben. Ertrag der verschiedenen Abteilungen 428 089 33 428 089 33 (Deutscher Reichsanzeiger Nr. 261 vom 26. Oktober 1927.) Evang. Schriftcnverein A.--G. iu Karlsruhe. — Bilanz pro 1 Juli 1927. Aktiva. .1L Kassakonto 755 35 43 000 45 006 81 36 479 11 10 980 94 Mobilienkonto Beleuchtungs- und Maschinenkonto Verlagsrechtekonto Klischeekonto 136 223 21 Passiva. 40 000 31 694 58 16 348 36 Kreditorenkonto 162l1 18 Reingewinn 31 969 09 136 223 21 Gewinn- und Verlustkonto. An Soll. .lL L, Generalunkostenkonto 50 529 77 Reingewinn 31 969 09 82 498 86 Per Haben. Warenkonto 82 498 86 82 498 86 In der am 19. September stattgefundenen Generalversammlung wurde die sofort fällige Dividende auf 7^N> oder 15 RM. für eine Aktie festgesetzt; der fällige Zinsabschnitt Nr. 8 (1927) ist sofort auszahl bar. Nach Abzug der Tantieme und Remunerationen von 5046,90 RM., sowie Bereitstellung von 7572,19 RM. für den Reservefonds und 8000 RM. für den Pensionsfonds werden in diesem Jahre 8350 RM. für wohl tätige Anstalten in Baden verteilt. (Deutscher Neichsauzeiger Nr. 231 vom 3. Oktober 1927.) lempor.i mutantiir. — »Vorigen Mittwoch hat in Nr. 20 am Kammerplatz M. Charles Oehmke ein Delikatessen-Geschäst eröffnet. M. Oehmke ist der Sohn des wegen seiner Leutseligkeit und seines sozialen Empfindens allgemein geachteten und geschätzten Inhabers der bedeutenden Fischhandlung auf dem Fischmarkt. In den neuen Geschäftsräumen, in denen nun leibliche Nahrung in schönster Aus'-- machuug winkt, hat während 48 Jahren der Buchhändler Scriba für die geistige Nahrung so manchen Metzer Kindes gesorgt. Auch der junge Inhaber des neuen Geschäftes wird die Schwelle des Buch händlers oft betreten haben, da er sein Abituricnten-Exameu und Universitätsstudien absolvierte.« Diese Notiz erschien vor einiger Zeit in einer Metzer Zeitung. Sie gilt Herrn G. Scriba, kgl. preuß. Hofbuchhändler, der seit 1869 im Geschäft seines Onkels G. Scriba in Paris, seit 1871 in Metz zuerst als Gehilfe, von 1897—1914 als Inhaber tätig war. Ende des Jahres 1918 wurde er nach mehrtägiger Inhaftierung über die Grenze abgeschoben und lebt jetzt als 72jähriger in Neubabelsberg bei Berlin in körperlicher Rüstigkeit und geistiger Frische, seines erworbenen Altbesitzes und bes Vermögens beraubt. Es wird für ihn wenn auch ein schwacher Trost sein, daß die Metzer sich seines erfolgreichen Wirkens jetzt nach einem Jahrzehnt noch erinnern. Herr von Knigge und die Buchhändler. — Im Oktober vor 175 Jahren war im Hannoverschen der sehr fruchtbare Schriftsteller Freiherr Adolf von Knigge geboren, der in seinem zwar gut gemein ten aber ebenso einseitigen »U m gang mit Menschen« aus dem Jahre 1788, welcher Titel ja bekanntlich zu Berühmtheit gelangte, als vielgewanderter Weltmann uns seine praktische Lebensweisheit und mannigfachen Eindrücke und Erfahrungen innerhalb des gesell schaftlichen Lebens und der Kultur des 18. Jahrhunderts nicder- gelegt hat. Im 6. Kapitel des 3. Teiles bes oben genannten Werkes kommt er auch auf die »Herren Buchhändler« zu sprechen, bie »ein eigenes Kapitel verdienen«. Besonders lobt er diejenigen vom Schlage »unseres Nicolai« (gemeint ist der bekannte Berliner Friedrich Nicolai 1733—1811, Lessiugs Freund), denen Wahrheit, Kultur und Aufklärung am Herzen liegt, bie bas mißkannte, im Dunkeln lebende Talent ermuntern, aus dem Staube hervorziehen, in Tätigkeit setzen und großmütig unterstützen, die den täglichen Verkehr mit Gelehrten und Büchern dazu verwenden, sich selber Kenntnisse zu sammeln, ihren Geist zu bilden. 1302
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