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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.12.1927
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1927-12-29
- Erscheinungsdatum
- 29.12.1927
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- Deutsch
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302, 29. Dezember 1927. Redaktioneller Teil. — Sprechsaal. Postdienst während der Neujahrszeit. — Am Sonnabend, dem 31. Dezember, und am Montag, dem 2. Januar 1928, wird in Leipzig vormittags und nachmittags nur je eine Briefzustellung ausgeführt. Am Neujahrstag findet außer der regelmäßigen Zustellung am Vormittag noch eine außergewöhnliche Briefzustellung am Nachmittag statt. Geld- und Paketzustellung ruhen am 1. Januar. Tie Post schalter sind am 31. Dezember und am 2. Januar wie an Werk tagen, am 1. Januar wie an Sonntagen geöffnet. 'kersonalnacürickten. 85. Geburtstag. — Der in Borna mehrere Jahrzehnte selbständig gewesene Buchhändler Herr Heinrich Schumann in Leipzig, Waldstr. 5, Kriegs-vcteran 1860 und 1870, hat am 25. Dezember in geistiger und körperlicher Frische seinen 86. Geburtstag begehen kön nen und dabei vielfache Ehrungen erfahren. Auch der Herr Reichs präsident von Hindenburg sandte herzlichste Glückwünsche nebst kame radschaftlichen Grüßen zu diesem Ehrentage unter Übersendung seines Bildes mit eigenhändiger Unterschrift. Titclverleihungcn. — Herrn Adolf Stierle, Mitinhaber der Buch-, Kunst-, Musikalienhandlung und Leihbibliothek Eduard Höllrigl vorm. Herm. Kerber, in Salzburg, wurde der Titel eines Kommerzialrates verliehen. Der Titel Kommerzienrat wurde von der bayerischen Negierung verliehen Herrn Verlagsdirektor Paul Haas i. Fa. Literar. In stitut von Haas L Grabherr in Augsburg, Herrn Buchdruckerei besitzer Hermann Scheiner i. Fa. Franz Scheiner in Würz- bürg und Herrn Fabrikbesitzer Gustav Löwensohn i. Fa. G. Löwensohn in Fürth. Gestorben: am 24. Dezember im 71. Lebensjahre der Buchhändler Herr Ludwig Meinardus, Inhaber der Firma W. Groos (L. Meinardus) in Koblenz. Seit 1885 war der Verstorbene Inhaber der über 100 Jahre alten, angesehenen Firma, die von Karl Baedeker gegründet war und 1870, gelegentlich der Trennung von Verlag und Sortiment, verkauft wurde. Sie ging dann, nachdem sie vorher noch in ver schiedenen Händen war, 1885 an Otto Kindt und L. Meinardus über, von denen ersterer 1890 ausschied. Unter der umsichtigen und ver ständnisvollen Leitung des Dahingeschiedenen hat sich die Handlung sehr gut entwickelt. Dem Gesamtbuchhandel hat er als Mitglied des Vereinsausschusses des Börsenvereins in den Jahren 1901—1907 wertvolle Dienste geleistet; ferner: am 24. Dezember im Alter von 89 Jahren der Buchhändler Herr I s a k T a u s s i g, der vierte Besitzer der seit 1783 in der Fa milie sortgeerbten hochangesehenen Firma Taussig L Taussig in Prag. Unermüdliche Arbeitskraft und strenge Rechtlichkeit waren die Grundzüge seines Charakters. Spreebsaal. Eine ernste Mahnung. Im allgemeinen bespricht bas Börsenblatt nur Werke, die von Buchhändlern geschrieben sind. Der Verfasser des unter dem Titel »P l a n m ä ß i g e E n t s i t t l i ch u n g« erschienenen Heftes*) ist ein Verleger, freilich ein Selbstverlcger, der aber in seinen Prospekten in erster Linie auf den Buchhandel verweist. Die Schrift, die es größtenteils mit der Literatur zu tun hat, verdient eine Besprechung an dieser Stelle, denn sie ist keine Dutzendware und auch kein gut gemeinter Aufschrei, sondern eine gut belegte Untersuchung, und es ist bringend zu wünschen, daß jeder junge und alte Buchhändler die Schrift und die gewonnene Erkenntnis weiterverbreite. *) Planmäßige Entsittlichung? Auch eine Revue von G. A. Boehm. 55 S. 1927. Selbstverlag. Lübeck, Jürg. Wullenweber- Straße 17. Preis Mk. 1.50. Was der Verfasser an Einzelheiten bringt, wird vielen von uns nicht neu sein. Aber in dieser Zusammenfassung und Gruppierung wirken diese über zersetzende Tätigkeit aus Zeitschriften, Büchern und Zeitungen usw. berichteten Tatsachen überzeugend und erschüt ternd. Aus Seite 44 faßt der Verfasser das Gesagte zusammen: »Wir sahen die Propaganda für das Dirnentum, die gleich zeitig die Mißachtung der ehrbaren Frau bedeutet und die Ausrot tung des Familiensinns nach sich ziehen muß. Wir erkannten in der Hetze gegen Offizier, Fronvkämpsertum und Reichswehr das Be streben, Vaterlandsgefühl und heldische Weltanschauung zu beseiti gen oder doch wenigstens politische Ziele zu erreichen, in der Ver spottung von Geistlichkeit, Pfarrhaus und Kirche den Kampf gegen Christentum und religiöses Gefühl schlechthin. Wir verfolgten die Versuche, unsere großen Führer als hohle Götzen zu stürzen und uns andere, wesensfremde Größen zu empfehlen, auslaufend in sehr verdächtige Bemühungen, uns das Verbrechertum menschlich näher zu bringen. Wir warfen einen Blick auf die Gebiete der Kunst und stellten eine weitgehende Verpöbelung des Theater- und Licht- fpielwesens fest, sowie die offenbare Herabsetzung gerade der reli giösen und ausgesprochen deutschen Kunst, ergänzt durch eine mit gewaltigen Mitteln durchgeführte Reklame für artfremden, deka denten, ja irrsinnigen Geschmack. Wir fühlten, wie man gegen die Autorität in jeder Form anrcnnt, insbesondere gegen die Eltern (neuerdings die Richter), wie man nicht nur die Ehrfurcht vor allem, was uns bisher groß und ehrwürdig erschien, sondern das Gefühl der Ehrfurcht, wie man überhaupt jede Art von Idealismus auszurotten versucht. Wir konnten uns schließlich dem Eindruck nicht entziehen, daß man nach Umfälschung des bisherigen stolzen Jdealtypus des deutschen Menschen in einen andersrassigen oder minderwertigen bemüht ist, die kritiklosen Nachäffer alles Fremd artigen und sensationell Aufgeputzten — und das sind die Massen — auch in Haltuug, Benehmen und Sprache vom Natürlichen und Altererbten loszulösen und dem neuen Typus anzupassen.« In den Belegen werden natürlich zahlreiche Namen genannt von Literaten, Künstlern, Politikern usw. Entscheidend ist für den Ver fasser dabei nicht die politische, sondern die kulturelle Einstellung, die ihm die wichtigere erscheint. Bemerkenswert heißt es am Schluß: »Wir kurieren an Symptomen (z. B. Geschlechtskrankheiten, Ver brechen Jugendlicher) herum, gehen aber nicht gegen die Infektions herde und die Verbreiter der Krankheitskeime vor, weil wir von moralischer Infektion aus Schule und Universität nichts gelernt haben, und weil das Wehgcschrei der ,Händler' und Schlagworte wie »Freiheit der Kunst' unfern Blick für das Wesentliche trüben. Das Wesentliche? Eiceros Wort gilt heute wie damals: ,8a1u8 populi suprema lex 68io!'«. Denen, die den Kampf um die Sauberkeit auch des Anzeigen teils unseres Vereinsblatts führen*), wird gern zugerufen, daß heute eine einheitliche Linie des sittlichen und literarischen Urteils nicht mehr ivie früher bdstehe. Tn mag ein Wort Boehms als Antwort am Platze sein: »Wir wollen und brauchen nicht Mucker und Sittlichkeitsfanatiker zu sein, nicht gegen Liebe und Liebesleben zu kämpfen, wohl aber gegen das schamlose .Hervorzerren und Begriuseu alles Geschlecht lichen, gegen das Geschäftemachen mit erotischen Dingen, gegen die Propaganda für die Dirncnkultur, die gleichzeitig die Zersetzung des Familienlebens bedeutet«. Göttingen, Weihnachten 1927. vr. W. Ruprecht. *) Gern lasse ich die Herren Kollegen auch an einem erhei ternden Stück aus dieser Tätigkeit tcilnchmcn. St. Großmann, der Herausgeber des »Tagebuchs«, schreibt in einem Artikel über die bei F. Meiner erschienenen buchhändlerischen Sclbstdarstcllungen in der Wiener Neuen Freien Presse 1927, Nr. 22536, nachdem er sich wohlwollend, wenn auch — dank seiner Mentalität, wie man heute zu sagen beliebt — nicht überall verständnisvoll über meinen Anteil geäußert hat: »Ruprecht reitet noch ein besonderes Steckenpferd, er käinpft, ohne sich je um den Eindruck leiser Lächerlichkeit zu scheren, »gegen den Schmutz', und je jugendentfcrnter der prächtige alte Herr ist, um so brennender wird sein Eifer. Am liebsten würde er, wie es Perthes 1827 tat, alle Exemplare eines Buches, das der greise Herr »gemein' findet, öffentlich verbrennen und die Börsen kasse dafür zahlen lassen«. Schade, daß Herr Großmann nicht mit erlebt hat, welchen Heiterkeitsersolg er errungen hat, als ich diese Worte an einem fröhlichen Abend um mich versammelter Jugend zum besten gab. Verantwort!. Schriftleiter: ^ranz Wagner. — Verlast: Der Börsen verein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. Deutsches Buchhändlcrhaus. Druck: E. HedrichNachf. Lämtl. in Leipzig. — Anschrift d. Schrtftlettung u. Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 26 ,Buchhandlerhauo>. Postschlichfach 274/75. 1504
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