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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.10.1898
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1898-10-26
- Erscheinungsdatum
- 26.10.1898
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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Nichtamtlicher Teil, 7977 249. 26 Oktober 1898 zwei Straßen. »Süd- und Nord-Avenue« genannt, an die teils Ausstellungs-, teils Wirtschaftshallen angebaut waren. Einzelne Pavillons fanden sich dann auch auf dem übrigen Raum zerstreut. Auf den Besucher dürfte beim Durchschreiten der Aus stellung der äußere Eindruck der Gebäude wohl ein sehr fremdartiger gewesen sein, denn von der sonst auf Aus stellungen in Blüte stehenden schablonenmäßigen Architektur und Dekoration war in Wien nichts zu bemerken, sondern dort herrschten die »Modernen«. Zum erstenmale war es deren Vertretern gegönnt, sich an einer derartigen Aufgabe zu beteiligen, und sie haben, wenn auch manches Bizarre zu sehen war, im großen und ganzen einen hübschen Erfolg erzielt. Zu den im modernen Stile ausgeführten Bauten gehört auch der Pavillon der Gruppe VI: »Bildung«, in dem sich auch die graphischen Gewerbe befanden. Der Bau brachte den Zweck, dem er zu dienen bestimmt war, äußer lich in dekorativer Ausstattung in eigenartiger Weise zum Ausdruck. Der Pavillon war in eine Anzahl Säle auf geteilt, in denen sich neben anderen Gruppen auch die graphischen Geschäftszweige, der Buchhandel, die Papier fabrikation und die graphische Arbeitsgalerie befanden. Ob freilich auch Musikinstrumente gerade zur Gruppe »Bildung« gehören, dürfte mancher bezweifeln; in der Jubiläumsaus stellung schien man aber dieser Ansicht zu huldigen, denn das ganze unzählbare Heer der Musikinstrumente war in der Gruppe »Bildung« untergebracht. Bei einem Rundgange durch die Säle des Buch gewerbes, unter welchem Sammelnamen man ja alle zu den graphischen Zweigen gehörigen und mit ihr verwandten Gewerbe zusammenfaßt, mußte man alle Achtung vor dem hier Gebotenen haben. Wien besitzt ja nicht in gleichem Maße wie Leipzig eine buchgewerbliche Industrie, weshalb das, was zu sehen war, zu um so größerer Anerkennung nötigte. Der Grundsatz des Kollektivsystems schien in Wien zum Durchbruche gekommen zu sein, ein Zeichen für das, was in Paris 1900 nahezu allgemein geplant ist und auch bei der Deutschen Buchgewerbeausstellung zum Ausdruck kommen soll. Auf das überzeugendste konnte man ersehen, daß es nur durch eine einheitlich ausgeführte Ausstellung möglich ist, das Beste aus der Gesamtleistung eines Geschäftszweiges zur Schau zu bringen. Eine einheitlich ausgeführte Ausstellung läßt sich viel vornehmer, wirkungsvoller und auch geschmack voller gestalten. Es hat ja auch keinen Sinn, durch das Ausstellen einer unzähligen Zahl ein und desselben Gegen standes. also durch die Menge wirken zu wollen, anstatt durch gediegene, geschmackvolle Arbeit, Güte der Arbeit und künstlerisches Gestalten der Gegenstände ein Bild der Leistungs fähigkeit zu geben. Die ernsthaften Besucher einer Ausstellung lassen sich nicht durch massenhaftes Aufgebot und eine groß artige Ausschmückung verblüffen, sondern werden die aus gestellten Arbeiten auf ihren Wert prüfen und danach ihr Urteil fällen. Das weitere Gute hat eine einheitlich durch geführte Ausstellung aber auch noch darin, daß die Klein industrie neben der Großindustrie in gleicher Ausstattung zur Geltung kommt, nicht aber durch großartige Ausschmückung des Platzes und prächtige Möbel erdrückt wird. Daß die Wiener Jubiläums-Ausstellung gleichsam eine Probe für die Weltausstellung in Paris 1900 sein sollte, ging auch daraus hervor, daß die Gegenstände nicht nach Gutdünken der Aussteller eingesandt werden durften, sondern einer Vorprüfung unterlagen, gleich wie es ja auch für den internationalen Wettbewerb in Paris 1900 fast durchgängig und bei der Deutschen Buchgewerbe-Ausstellung ausdrücklich vorgeschrieben ist. Nach diesen, in Anbetracht der bevorstehenden Weltaus stellung in Paris 1900 vielleicht zeitgemäßen Bemerkungen wollen wir die einzelnen Abteilungen des Buchgewerbes im allgemeinen etwas näher ansehen, ohne aber der einzelnen Aussteller namentlich Erwähnung zu thun Möge jeder das Lob, das wir im allgemeinen zu spenden in der Lage sind, auch für sich in Anspruch nehmen, denn alle Beteiligten, ob sie in umfangreichem oder kleinem Maße ausgestellt hatten, haben zu dem guten Gelingen des Ganzen beigetragen. Der Buch-, Kunst- und Landkarten-Verlagshandel war durch eine große Anzahl Firmen sehr gut vertreten. Eine ansehnliche Reihe von Werken und Karten legte Zeugnis ab von der eifrigen und erfolgreichen Rührigkeit auf diesem Gebiete Alle Bücher, von den Prachtwerken bis zu den einfachsten, waren gut. zum Teil hervorragend ausgestattet. Firmen wie Gerlach L Schenk, R. Lechner, Alfred Hölder, Carl Konegen, A. Hartleben und andere hatten das Beste ihres Verlags geboten und den Beweis erbracht, daß in Oesterreich, trotz mancher wenig günstigen Verhältnisse, der Verlagshandel auf einer hohen Stufe steht. Der Musikalienverlag war durch 9 Firmen in Koje gemeinsam vertreten und bot ebenfalls Gediegenes. Die Ausstattung der Titelblätter war eine geschmackvolle, und daß auch hier die »moderne Richtung« ihren Einfluß ausübt, zeigte eine Reihe von hübschen Titeln in moderner flotter und gefälliger Zeichnung. Die Buchbinderei war mit 26 Geschäften ebenfalls zu einer Kollektivausstellung vereinigt, die einen vorzüglichen Eindruck machte. An einer Längswand untergebracht, war das Ganze in geschmackvoller Weise arrangiert, und ohne daß eine Massenanhäufung von Gegenständen stattgefunden hätte, gewann man durch die Arbeiten der einzelnen Aussteller die Ueberzeugung, daß das Buchbindergewerbe in Wien überaus leistungsfähig ist. Sowohl die Hand- wie Preßvergoldungen ließen, soweit es durch die Glasscheiben beurteilt werden konnte, nichts zu wünschen übrig Schade war es, daß den Interessenten die Bücher nicht besser zugänglich gemacht worden waren, was dadurch hätte geschehen können, daß der Saaldiener auf Wunsch eines Fachmannes oder Inter essenten zur Oeffnung der Kästen hätte berechtigt sein müssen Die photomechanischen Druckverfahren boten überaus hervorragende Erzeugnisse Zinkographie, Autotypie, Licht druck. Photogravüre u. s w. hatten herrliche Blätter geschaffen, die den Beweis erbrachten, daß die Wiener photomechanischen Kunstanstalten, an deren Spitze die Firma Angerer L Göschl steht, sich auf der Stufe der höchsten Leistungsfähigkeit be finden und den Kampf mit dem Auslande ruhig aufnehmen können. Auch der Kupferstich und die Radierung weisen prächtige, musterhaft ausgeführte Blätter auf, die das Interesse und den Beifall aller Besucher fanden Der Holzschnitt, von dem so oft behauptet wird, daß ihn die photomechanischen Verfahren verdrängten, zeigte auf der Jubiläumsausstellung, daß er auch heute noch in voller Blüte steht. Die ausgestellten Schnitte waren ein rühmliches Zeichen der auf ihn verwendeten Sorgfalt. Die herrlichen Arbeiten eines Knöfler waren vertreten, erregten Bewunderung und fanden ungeteilte Anerkennung. Aber auch andere Blätter waren vorzüglich, so daß auch dieses graphische Ge biet sich im besten Lichte zeigte Daß Buch- und Steindruck in Wien eine liebevolle Pflege erfahren und ganz Hervorragendes schaffen, ist ja zur Genüge bekannt, deshalb dürften auch die Besucher nicht allzu sehr erstaunt gewesen sein über die prächtigen Arbeiten, die von den genannten Zweigen geschaffen waren. War auch hier und da an den Arbeiten etwas zu tadeln, so kann doch im ganzen das Wort »vorzüglich« angewendet werden Schon das Studium dieser vielen Buch- und Steindruckarbeiten 1061'
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