Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.11.1898
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- 1898-11-17
- Erscheinungsdatum
- 17.11.1898
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gemäß § 167 R.-G.-V.-Ges. zur persönlichen Vornahme von Untersuchungshandlungen in München berechtigt. Die Verweigerung jener Zustimmung war weder aus thatsächlichen, noch aus recht lichen Gründen veranlaßt, wie denn auch in ähnlich gelagerten Fällen wiederholt bayerische Richter in außerbayerischen Gebietsteilen des Deutschen Reiches — z. B. in Preußen und in Württemberg — auf Grund obiger Gesetzesstelle persönlich Untersuchungshandlungen gepflogen haben. In Gerichtszuständigkeiten einzugreifen, ist das Staatsministerium der Justiz nicht berufen. Mit dem sogenannten ambulanten Gerichtsstand der Presse hat die gegenwärtige Sache nichts zu thun.- Der Katalog der Bibliothek des Britischen Museums. — Der große Bücher-Katalog des Britischen Museums, der im Jahre 1900 fertig werden soll, wird in dem neuen Heft der »tzuartsrl^ Rsvisv- ausführlich behandelt. Als der Umsang des handschriftlichen Katalogs gar zu kolossal wurde, unternahm man im Januar 1881 die Drucklegung. 3000 Psd. Sterl. pro Jahr wurden dafür auSgesctzt. Es war eine höchst mühselige Arbeit, das Manuskript zum Druck vorzubereiten. Auf eine völlig fehlerlose Durchführung der Arbeit mußte man von vornherein verzichten, wollte man nicht an den Schwierigkeiten, die die litterarische und bibliographische Revision des handschriftlichen Katalogs, die Reihenfolge der verschiedenen Artikel, die Korrektur der Druckbogen darboten, gänzlich scheitern. Der gedruckte Katalog wurde in zwei Ausgaben ausgeführt: ein mal in großen Quartbänden, in denen das Papier zweispaltig auf beiden Seiten bedruckt wurde. Jeder dieser Bände enthält durchschnittlich 250 Spalten und 5000 Artikel. In dieser Form wird der Katalog für 3 L 10 sb. jährlich an Subskribenten abgegeben; in den ersten beiden Jahren erschienen je 15, seitdem jährlich 30 Bände. Die andere Ausgabe des Katalogs ist für das Lesezimmer des Britischen Museums bestimmt. In dieser ist das Papier nur einseitig bedruckt, und jede Spalte der QuartauS- gabe nimmt für sich eine Folioseite von stärkstem Velinpapier ein. Der übrige Raum und die ganze andere Seite ist für die ge druckten Ergänzungen freigelassen. Nur diese Foliobände ent halten also die Titel der neuen Bücher, die seit dem Druck hinzugekommen sind; nur sie geben den wirklichen Inhalt der Bibliothek wieder. Jeder Folioband enthält etwa 9000 Titel. Im Lesesaal ist Raum für 2000 dieser Bände, also für 18 Millionen Titel. Man hat berechnet, daß dieser Raum für die voraussichtlichen Erweiterungen der Bibliothek in etwa drei Jahrhunderten ausreichen wird. Augenblicklich ist da» Werk bis zum Buchstaben 1? gediehen, bis auf einige schwierige Artikel, wie -England-, »Frankreich-, -Deutsch land-, -Liturgien- und -Bibel-, Die QuartauSgabe wird etwa 600 Bände umfassen. Die Zahl der im Britischen Museum vorhandenen Bücher wird auf 2 Millionen geschätzt. — Man darf freilich die Schwächen dieser Ausgabe nicht übersehen. Die Drucklegung dauert jetzt schon 19 Jahre; in dieser Zeit sind jährlich etwa 40000 Bände neu angeschaffc worden. Da unter jedem Buchstaben nur diejenigen Bücher verzeichnet sind, die zur Zeit des Drucks vorhanden waren, so wird nur bei den letzten Buchstaben der wirkliche Stand der Bibliographie im letzten Jahre wiedergegeben. Mit jedem Schritt rückwärts wird diese Vollständigkeit geringer. Da die Reihenfolge beim Druck im allgemeinen sich dem Alphabet anschloß, so ist z. B. die Litteratur über Tennyson viel vollständiger als über Browning; Thackeray ist besser daran als Dickens, Schiller besser als Goethe u. f. w. Und dies ist bei einem Werke, dessen besonderer Wert darin besteht, daß es die ganze Weltlitteratur jeder Art zusammen- satzt, kein kleiner Mangel. George Eliot und das Verlagshaus Blackwood L Sons. — Der Vossischen Zeitung wird folgendes über George Eliot und ihren Verleger John Blackwood geschrieben: Schon in der von I. W. Croß verfaßten Lebensbeschreibung der George Eliot finden sich zahlreiche Briefe und Tagebuchauszeichnungen über die Beziehungen der Romandichterin zu ihrem Verleger John Blackwood, in dessen Monatsblatt -Blackwoods Magazine- viele ihrer Romane abschnittsweise erschienen sind und der mit Ausnahme von -Romola- alle ihre Werke verlegt hat. Dieser Tage ist nun der dritte, von Frau Porter geschriebene Band der Geschichte des Verlagshauses Blackwood L SonS erschienen; vor JahreSsrist etwa kamen die zwei ersten von Frau Oliphant ver faßten Bände heraus, die der LebenSgeschtchte des Gründers des HauseS, William Blackwood, gewidmet waren. Waren schon diese beiden ersten Bände eine reiche Fundgrube für den Litteraturforscher, der sich nicht nur mit dem gedruckten Werke des Schriftstellers, sondern auch mit seiner Persönlichkeit besaßt, so läßt sich dies in noch viel höherem Grade von dem letzten Bande sagen, der uns in dankenswerter Weise in die geschäftlichen Beziehungen vieler be rühmter englischer Schriftsteller der Neuzeit emwetht. Samuel Lever, Charles Reade, Laurence Oliphant u. a. m. erscheinen in den Spalten diese» Bandes, von den zahlreichen gelegentlichen Mitarbeitern, wie Lord Wolseley, der seine Expedition am Roten Fluß in der Monatsschrift beschrieb, und vom Sirdar Kitchener, von dem Blackwood eine gediegene Arbeit über Cypern erhielt, gar nicht zu reden. Mit Vorliebe jedoch schlägt man die Ab schnitte auf, die uns über Englands größte Romandichterin George Eliot Auskunft geben. In -Blackwood» Magazine- mußten alle Arbeiten ohne den Namen des Verfassers erscheinen. Dieses geheimnisvolle Dunkel der Namenlosigkeit behagte der in der litterarischen Welt damals nur wenig bekannten Mary Ann EoanS, für die George Henry Lewes (unter dessen Schutz sie lebte) die geschäftliche Korrespondenz führte. Wir haben hier zwei charakte ristische Briefe dieses Mannes, aus der Zeit, als ihre -8osn«s ok 6>srie»1 lüts- erschienen. Lewes sucht dem Verleger, der fest da von überzeugt ist, daß der Verfasser der Erzählungen dem männ lichen Geschlechts angehört, Sand in die Augen zu streuen, indem er behauptet, daß -er- ein schüchterner und empfindsamer Mensch sei, die mittleren Lebensjahre überschritten und nie zuvor sich litterarisch bethätigt habe- Alle diese Angaben waren gänzlich unwahr. Daß nicht alle Leser dieser Erzählungen sich von LeweS hinters Licht führen ließen, erfährt man au» einem im Januar 1858 geschriebenen Briefe von Charles Dickens, der auf Grund einiger Stellen in diesen Herr lichen Scenen au» dem Pfarrleben zu dem Schluffe kommt, daß nur eine Frau die MrS. Barton, die im Bette die Sachen ihrer Kinder flickt, schildern konnte. In einer andern Mitteilung rät Dickens auf zwei Frauen als Verfasserinnen, Bradbury oder Evans, aber er glaubt nicht, daß Bradbury ein Buch wie -Adam Bede- zu schreiben imstande sei. Erst im März 1858 wurde John Blackwood in Richmond mit der Roman- dichterin bekannt gemacht. Seine Begeisterung für diese Frau, die seinem VerlagShauS großen Ruhm und noch größeren Reichtum bringen sollte, wurde auf eine harte Probe gestellt, als er sich zu dem Versprechen Hinreißen , ließ, ihr einen Mops zum Geschenk zu machen. Denn sein Vetter zahlte für dieses Tier die Summe von dreißig Pfund Sterling. — George Eliot legte großen Wert aus ihre Handschriften. Als sie »Daniel Deronda- zurückhaben wollte, weigerte sie sich, die wertvolle Handschrift der Post anvertrauen zu lassen, und von einem Bedienten, der sich in einer Kneipe be trinken konnte, wollte sie erst recht nichts wissen. Frau Blackwood mußte eigens in ihrem Wagen zur Schriftstellerin fahren und ihr persönlich die kostbaren Blätter aushändigen. Deutsche Aquarell -- Ausstellung. — Die -Deutsche Aquarell-Ausstellung- in den Räumen des Kunstgewerbe-MuseumS zu Düsseldorf wird, wie nunmehr bestimmt festgesetzt ist, am 20. November d. I. eröffnet werden. Die Ausstellung ist au» allen Kunststädten Deutschlands aufs beste beschickt worden und wird einen vortrefflichen Ueberblick über den Stand der modernen deutschen Aquarell - Maleret bieten. Die Königliche National' Galerie in Berlin hat den Unternehmern in bereitwilligster Weise eine Anzahl Blätter von Menzel und Passini zur Versügung gestellt. Ein mit zahlreichen Illustrationen gezierter Katalog ist von der Hofkunsthandlung BiSmeyer L Kraus in Düffeldorf zusammen gestellt worden. Neue Bücher, Kataloge rc. für Buchhändler. Empfehlenswerte Werke aus dem Verlage von Friedrich Andreas Perthes in Gotha, welche, soweit die dafür be stimmten Exemplare reichen, zu den beigefügten bedeuten!» ermäßigten Preisen gegen Barzahlung verkauft werden sollen. Durch alle Buchhandlungen zu beziehen. Verzeichnis. 8°. 24 S. Personalnachrichten. Gestorben: am 14. November in Leipzig Herr Otto Merseburger, M>t- Inhaber der Verlagshandlung Carl Merseburger in LeipM- Der Verstorbene hat ein Alter von sechsundstebzig Jahren e^ reicht. Er war nicht Buchhändler von Beruf, sondern hatte siu> aus den Kunstakademieen zu Düsseldorf und Dresden zum Maler ausgebildet. In Künstlerkreisen nahm er eine geachtete Stellung ein; insbesondere hat er sich durch seine zahlreichen und sehr geschätzten Porträts einen Namen gemacht. Auch als Sammler war er mit großem Verständnis thättg, zunächst als Brief marken-, dann mit besonderem Glück als Münzensammler. D« ungewöhnlich wertvolle Sammlung sächsischer Münzen, die e. auf 11000 vorzüglich erhaltene Stücke gebracht und im Jahre durch die Leipziger Münzenhandlung Zschiesche L Köder verkauft« ließ, ist damals an dieser Stelle (Nachrichten a. d. B. Nr. 18 vom 20. Oktober 1894) von seinem Freunde Herrn Amtsgerichtsrat Ott« F. Müller in Beulwitz bei Saalseld eingehend beschrieben worden, bei welchem Anlaß auch manches ehrende Wort zu seiner persön lichen Charakteristik gesagt worden ist.
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