Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.07.1927

152, 2, Juli 1927, Redaktioneller Teil. — Sprechsaal. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Überseebuchhandlung besonders schwere Schläge versetzte, förderte an dererseits seinen Wunsch, in Hamburg sich als medizinische Fachbuch- Handlung einzuführcn. Die 1919 gegründete Universität begünstigte diesen Gedanken. Im Jahre 1924 übernahm er das Sortiment seines Schwiegervaters Hermann Seippel, mit welchem er seine Spczialbuchhandlung für Medizin und Naturwissenschaften ver einigte. Durch seine Energie und Arbeitskraft gelang es ihm bald, die vielen Verluste während des Krieges auszugleichen und sein Geschäft bedeutend zu vergrößern. Herr Bchre ist 1. Vorsitzender des Ver eins Hamburg-Bremer Exportbuchhändler und führt seit 1922 die ehrenamtliche Tätigkeit eines Handelsrichters. Eintritt in den Ruhestand. — Am 30. Juni trat der langjäh rige Redakteur des Adreßbuchs des Deutschen Buchhandels, Herr Richard Köhler, in den wohlverdienten Ruhestand. 56 Jahre seiner Tätigkeit widmete er diesem wichtigen Nachschlagewerk: von 1871 bis 1888 beim früheren Verleger des Adreßbuchs, Otto Aug. Schulz, vom 1. April 1888 an, als das Adreßbuch in den Besitz des Börscnvereins überging, bei der Geschäftsstelle des B.-V. Herr Köhler, der heute im 76. Lebensjahre steht, hat somit dem Börsenverein über 39 Jahre lang treue Dienste geleistet. Bei der Abschiedsfeier wurde ihm dafür durch Herrn Syndikus vr. Runge das silberne Ehrenzeichen des Buch handels überreicht. Auch an dieser Stelle seien ihm die besten Wünsche für ein ferneres Wohlergehen und einen schönen Lebensabend darge bracht. Gestorben: am 27. Juni in Leipzig nach längerem Krankenlager im 31. Lebens jahre Herr Wilhelm Firnhabe r, Leiter der Vereinigung Internationaler Verlags-Anstalten G. m. b. H. in B e r l i n. Sprecksaal. Herr Kollege! Mehr Humor! lVcrgl, Bbl, Nr, ISS,) Die Idee von Herrn Kollegen Schümann finden wir glänzend. Hoffentlich nimmt sich die Werbestelle des Börsenvereins dieser Idee an und bebildert einzelne dieser humorvollen Texte. Zum Beispiel wirkt: »Heute abend schon wieder tanzen? Wann bleibst Du mal zu Hause und liest ein Buch?« erst, wenn ein passendes Bild darüber steht. Im übrigen finden wir die Sommerplakate nett und sinnig, besser wären sie aber, wenn sie die weit lesbare Unterschrift trügen: »Im U-Zug ein gutes Buch«, »Auf dem Wasser ein gutes Buch« usw. Barth i. Pomm. Anthony's Erben. Schümanns Geflügelte Worte. Ans Grund meines kleinen Artikels im Bbl. Nr. 136: »Mehr- Humor, Herr Kollege!« erhielt ich so viele Anfragen, daß ich einige weitere Texte, die sich als Schausensterplakat eignen, zum besten gebe: Das Säen will eine offene Hand, darum scheute Deinen Kindern Bücher! Pflegen Sie Ihre Gesundheit, Sie sollen noch lange mein Kunde bleiben! Ist dieser unangenehme Mensch endlich abgereist? Die neue Kur zeitung sagt es Ihnen! Alle Jahre gehst Du einmal zum Zahnarzt, Alle Monate einmal badest Du, Alle Woche einmal gehst Du ins Kino, Alle Tage einmal putzt Tu Dir die Zähne, Wie oft kommst Tu zu mir? Zu Sächsischen Zeitungen: Ihre Heimat grüßt Sie! Zu Sondersenster billiger Bücher: Was Du Deiner Liebsten schenkst, Darf nicht mehr als 3 Mark kosten! Suchen Sie Ihre Frau? Sie sitzt sicher hier und liest ein gutes Buch! Zu S o n d e r s e n st e r Kriminalromane: Plakat wie an allen Hochspannungsmasten: Achtung! Hochspan nung! Mittwoch f ii r Berliner Illustrirte: Bleiben Sie mir treu, die Berliner Jllustrirte kommt erst morgen! Zum Jahreswechsel: Wenn Sie bei mir etwas kaufen, so wünsche ich Ihnen ein gutes neues Jahr! Hüten Sie sich vor dem Verblöden! Lesen Sie Bücher! In der Auslage steht ein Buch auf dem Kopfe, welches ist es? Die Sparkasse Ihres Geistes ist eine gute Bücherei! Zwei Parallelen treffen sich erst im Unendlichen, Ein gutes Buch triffst Du schon bei mir! Bergführer zu den geistigen Höhen sind Bücher! Lotter«spielen kannst Du jahrelang, ohne zu gewinnen, Bei einem guten Buch gewinnst Du immer! Z u m Führer: Sie verlausen sich ohne ihn! Das Loch in Ihrer Bildung stopft Ihnen Schümann mit seinen guten Büchern! Die Muskulatur Ihres Geistes schwillt, wenn Sie gute Bücher lesen! Einen Band eines mehrbändigen Werkes auf die Straße vors Schau fenster stellen, dazu ein Plakat folgenden Textes: Dieses Buch zu stehlen, lohnt nichr, denn es fehlt die Fortsetzung! P a r t e n k i r ch e n. Buch- und Kunststube W e r n e r S ch ü m a n n. * Wir erhalten zwar mancherlei Anregungen, häufig sehr nach drücklich, und müssen wohl oder übel in vielen Fällen darauf ein- gehen (Schaufenster-Bilder für den Sommer). Den von Herrn Schümann verlangten Humor bringen wir deshalb auch aus und geben seinem Wunsche gemäß seine Sprüche bekannt. Verantwortung für diese übernehmen wir nicht. Im übrigen werden Matern mit Schlagwörtern dauern- gefordert. In den letzten vier Monaten wurden von Zeitungen und Zeitschriften 2784 Stück verlangt. Im Herbst sollen neue herausgegeben werden. Wir haben auf unsere wiederholten Anforderungen hin verschiedene Vorschläge erhalten, die aber doch nur ^um Teil verwendbar sind. Neue Einsendungen sind uns willkommen. Herr Heidka m p, Pots dam, hilft uns liebenswürdigerweise, das Rechte herauszufinden. Wie man im Ausland über Schlagwörtcr denkt: Aus ?ubIi8li6i-8' VVeekl^ vom 11. Juni 1927: '?L»k6 alonA a Look: ttarpers Kloutblx wird in seiner Juli nummer unter dem bekannten und vertrauten »Llo^an« mit Nachdruck für Bücherlesen im Sommer werben. Verleger, deren Bücher unter diesem Schlagwort propagiert werden können, beteiligen sich mit An zeigen daran. Aus ?ub1l8ders' Liioulai- vom 25. Juni 1027: »Bücher und Publiku m«. Wir mißbilligen Slogan und Papageiengeplapper, wie auch die Ab sicht, dem Publikum die Gewohnheit des Buchkaufens dadurch zu infizieren, daß man es mit abgedroschenen und stümperhaften Phrasen wie bu^ a book a vveek plagt. Intelligente Menschen werden darauf nicht eingchen. Wir müssen Besseres tun, usw. usw. usw. (Entnommen llorv L l'lieu.) W e r b e st e l l e. Zusammenlegung der Thüringischen Freizeit in Dreitzigacker und der österreichischen Akademie in Schlierbach bei Linz in die Zeit oomlv—17. 3uli 1927. Unsere österreichischen Freunde, die bereits in Wien und andern orts eine erfreuliche Aktivität entwickelten, haben zu einer österr. Freizeit ausgerufen und um Teilnahme deutscher Kollegen gebeten. Das Fehlen der Leitung und die erwünschte Mitarbeit deutscher Jung- buchhändler, die schon länger in der Bildungsarbeit stehen, die Ver pflichtung einer engen Zusammenarbeit und näheren Zusammenkom mens, wie sie auch in der Herbsttagung der Orts- und Kreisvereine zu Wien als erwünscht bezeichnet wurden, haben nach freudiger Zu stimmung des Sächsisch-Thüringischen Buchhändler-Verbandes und der Leitung (Direktor Weitsch) mich veranlaßt, diese beiden Freizeiten z u s a m m e n z u l e g e n. Das Programm von Dreißigackcr wird übernommen. Anreise Sonnabend, den 9. Juli, von wo Sonntag früh gemeinsame Donaufahrt mit dem Dampfer nach Linz erfolgt. Spenden als Reisezuschüsse für die aus Deutschland weither Z u g e r e i st e n s i n d willkommen, ebenso können noch 2—3 Gehilfen, möglichst aus Bayern oder Öster reich, teilnehmcn. Anmeldungen und Spenden aus Deutschland: Hans Bott, Karlsruhe, Kriegsstraße 182. Aus Österreich: Jost Tann he im er, Wien I, Wollzeile 6. Vcrantw. Redakteur: t. B. C u r t S t r e u b e l. — Verlag: D c r B ö r s c n v e r c i n der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches Buchhändlerhauö. Druck: E. Hedrich Nachf. lAbt. Ramm L Seemanns. Sämtlich in Leipzig. — Adresse der Redaktion u. Expedition: Leipzig. Gerichtsweg 26 lBuchhändlerhauS). 812