Ol^ANLUM^ A»Ü4Ü4^ m.! Dichier und Denker als Christen Von U"^»rS«->e»v I». I'»iiI ^I<I>»ii«, Universität Ersannen In Kars Kindt') ist der Christenheit und insbesondere den, Luthertum für das Geistcsringen unserer Jahre ein Kämpfer geschenkt worden, wie er jedenfalls auf evangelischem Boden in seiner Art seinesgleichen nicht bat. Zugleich geschulter Theologe und Philologe, bei Plato, in der deutschen Literatur, in der neueren Philosophie geschichte ganz zu Haufe, ruft er das Christentum unserer Tage aus aller Verflachung und Verengung zurück zu dem Kollgehalte biblischer und lutherischer Lebensanschauung. Aber die feste Burg des christlichen Glaubens ist ihm kein Ghetto. Er ringt um ein neues Verständnis der Großen unserer Geistesgcschichte im Lichte Christi und seiner Wahrheit, nicht in billiger apologetischer Inanspruch nahme, aber durch den Nachweis, wie auch sie in ihrer Weife für Christus zeugen. Hölderlins „Götter" — so wird über Paul Böckmann hinaus und gegen ihn gesagt — bedeuten nicht eine „Ueberwindung" des Christentums, sondern notgedrungen Ersatz für das tiefe Verhältnis des echten Christentums zur Schöpfung, das der Ausklärung verlorcngegangen war. Nietzsche wird kies als „Bußprediger wider Willen" an die Kirche ge würdigt. „Wenn irgend jemand kein Rcchl Hai, sich auf Nietzsche zu bedusen, so ist es ein gewisses Neuhcidenliim unserer Tage und der ganze Trog halbchristlichcr Religionspanschcr, der jenem das Geleite gibt." Von Nietzsche gehen die Fäden „zu dem großen Heidentum der Borzeit, das sich die Menschen noch etwas kosten ließen", aber auch zu den Propheten des allen Bundes und zu Luther", aber kein Weg führt von ihm zu dem immer noch „idealistischen" prosessoralen Ncuheiventum von heute, „diesen modernden Resten jenes sterbenden ver fälschten Christentums, das Nietzsche leidenschaftlich be- kämpt hat". Im Unterschiede von diesem, aber auch von viel zahm gewordenem „Christentum" hat Nietzsche die Wirklichkeit „bis zur Selbstverbrennung ernst" genommen. In dieser Hinsicht gehört er neben Luther. „Da die Kirche von dem Onus ndsenmliins schwieg, mußte sic sich ans dem ' Munde dcS Atheisten über die Furchtbarkeit des lebendige» Gottes belehren lagen." Nietzsche hat „alle Schisse des Idealismus hinter sich verbrannt." Ohne cs zu wissen und zu wollen, stößt er Deutichiand in die Problematik der Resormation." Denn die Höhe seiner Philosophie, die Lehre von der ewigen Wieverlunst ist nichts anderes als „die Wicdercntdeckung der Hölle." Aehnltch wirb von Goethes Faust und von Pille gehandelt. So wichtig und wirksam alle diese geistvollen Aufsätze sind, den eigentlichen Herzschlag des Buches hören wir noch unmittelbarer in den Betcnninigen zu Johann Gerhard und seiner „Orthodoxie aus Leidenschaft", zu Geliert, zu Matthias Claudius, in den Abschnitten über die lebendige Kirche und „die Heizmitle des Glaubens", in dem tiefernsten Wort „von der Bußnot der Kirche", in der unerbittlichen Zeichnung der Geheimrcligion des „Gebildeten". Das alles ist wahrlich „Luthertum auf Posten". Dabei spricht der Verfasser ein Anliegen mit besonderem Nachdruck aus, das ihm sür die Zutuns! des christlichen Glaubens ent scheidend ist: mit dem christtichen Dogma gehört das christ liche Weltbild zusammen. In dem Christentum des Neuen Testamentes, Luthers und noch des hohen Barock sind Dogma und Weltbild vereint. Wir heute aber haben das Weltbild Jesu und Luthers verloren, die Engel, den Satan, Himmel und Hölle. Wir müssen zurück zu der zevbrocheneu Einheit. Ohne sie lann der Glaube an Christus auf die Dauer nicht leben. Der letzte, grobe Denker, der die Einheit hatte, war L e i b n i z. In der Gegenwart hat nach Kindts Urteil Karl Heim das meiste getan zur Wiedergewinnung des biblisch-christlichen Weltbildes in der modernen Geisteslage. Kindts Buch besteht aus 18 gegeneinander selb ständigen Aussätzen. Aber cs ist eine Einheit. Es ist an dieser Stelle nicht unsere Ausgabe, die Fragen und Bedenken, die zu diesem und jenem in dem reichen Buche anzumeldcn wären, vorzubringen. Sie treten ohnehin gegenüber der Bewunderung seiner Leistung, gegenüber der Freude, mit der ich dem Ver fasser in allem Entscheidenden folge, durchaus zurück. ') Karl Kindt, Gcisteskampj um Christus i Weckrufe an das deutsche Gewissen. Berlin, Wichern-Verlag. 1038, 283 Seiten, Leinen. 4,80 Mark. an/ ^5kzlx> °g, öcn 20,