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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.05.1939
- Strukturtyp
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- 1939-05-20
- Erscheinungsdatum
- 20.05.1939
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- Deutsch
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Fülle dieses zum Teil sonst verlorenen Materials erschließen. Viel Arbeit macht das freilich, und ohne die freundliche Hilfe meiner Frau wäre ich noch nicht so weit. O ja, ich beziehe aller hand Zettel von Ihnen, im Jahre so 4—öOO Stück. Mit einem Verleger stehe ich schon in Unterhandlung. Alles neben meinem Dienst, abends nach 7 und frühmorgens von 6 Uhr an. Was wollen Sie, sein Privatvergnügen muß der Mensch haben.- Tcr Primugelchrte Ich klomm die vier Treppen eines in ruhiger Straße ge legenen Mietshauses hinan und wurde über einen dunklen Kor ridor in das Zimmer des Hausherrn geleitet. Hinter einer Tür hörte ich das Gekreisch eines Papageien und anderer Tropcn- welt-Tierc, die, wie ich später schloß, Affen gewesen sein dürften. Der Gelehrte, ein kleiner, nachdenklich aussehendcr Mann mit glänzendem Schädel und wallendem Bart empfing mich in ge faßter Haltung. Ich erhielt den einzigen bequemen Stuhl in dem spartanisch eingerichteten Arbeitszimmer, von dessen Wänden in trautem Verein Menschen- und Tierbildnisse herabsahen. Nach einigen einleitenden Floskeln kamen wir auf die Deutschen Zctteldruckc. »Ich sehe«, erklärte der Gelehrte, »bei meinem Buch händler laufend beide Reihen der Nationalbibliographie durch. Mein Sondergebict sind die tropischen Säugetiere, insbesondere die geistigen und seelischen Fähigkeiten der einzelnen Tiergattun- gcn. Man darf schon von Fähigkeiten reden; wir Menschen wol len in unserem hochmütigen Sinn nur nichts davon wissen. Da will vielerlei beachtet sein, nicht nnr die Zoologie, auch der Mythos, die Vorgeschichte, die Kunst und Literatur. Denken Sic z. B. nur au den vielbesungenen Löwen des Androclus, an das erbauliche Märchen Wilhelm Hauffs von dem jungen Engländer, der in Wahrheit ein kluger Affe ist oder an moderne Tierdichter wie Kipling, Aschenborn oder Mukerdschi. Ich las in einer Num mer der Nationalbibliographie Ihre Mitteilung, daß von nun an von den Titeln auch Zetteldrucke hergestellt würden. Diese Sache ging mir im Kopf herum. Sehen Sie hier, mein unent behrliches Handwerkszeug, meine Literaturzusammenstellungen.« Mit einer Handbewegung stellte er mir etwa sechs Kartothck- kästen vor. »Ich war nie ein Freund unnützer Schreibarbeit. Schrieb mir früher die Titel aus der Nationalbibliographie ab. Hätte mir gern die Bibliotheksausgabcn beider Reihen gehalten und die Titel einfach ausgeschnitten und aufgeklcbt. Aber im Vierteljahr etwa 80 bis 40 Titel, da hätte mir jeder Titel rund eine halbe Mark gekostet. Jetzt beziehe ich Zctteldrucke in Aus wahl; Ausgabe vierteljährlich rund eine Mark. Die Erforschung der tropischen Säuger erfordert viel Mittel, jeden Pfennig brauche ich für meine Sammlungen. Muß auch viel reisen, kenne alle Zoologischen Gärten Europas, war dreimal in Afrika, ein mal in Südamerika. Das Format Ihrer Zctteldrucke war für mich kein Problem. Bezog schon früher die amerikanischen Zettel der Kongrcßbibliothek in Washington. 7)4 X 12)4 em gibt wenig Platz für Notizen, leider. Aber alle Annehmlichkeiten kann man selten vereinigen. Dafür brauchen meine Kartotheken auch nicht viel Platz. Ob ich glaube, daß viel Wissenschaftler zur Benutzung der Zctteldrucke übergehen werden? Ja, mein Lieber, die fort schrittlichen schon, die darüber Nachdenken, daß zum ungestörten wissenschaftlichen Schaffen ein zuverlässiger und bequemer Arbeitsapparat gehört. Wenn man einen Buchtitel anführen will, soll mau nicht stundenlang herumsuchen. Aber wieviel fort schrittliche Wissenschaftler gibt cs schon! Vielleicht in der jungen Generation. Aber was für Erfahrungen ich mit der alten ge macht habe!« Es folgten Betrachtungen über die Leiden eines Privatgclchrten, eines Berufes, der zweifellos viel Idealismus voraussctzt. Nach einer weiteren halben Stunde, die für die Zctteldrucke nicht ergiebig Ivar, mußte ich mich empfehlen. Der Licbliugsaffe des Gelehrten, der mir mittlerweile vorgestellt worden war, begleitete mich mit seinem Herrn zuvorkommend bis an die Korridortür. Ter Gärtner Um zu meiner letzten Unterredung zu gelangen, mußte ich über die eigentliche Stadtgrenzc hinaus in einen Vorort fahren, der durch seine Blumen- und Gcmüsezüchtcreicn bekannt ist. Unser Zetteldruckbezieher, ein beweglicher, gescheit aussehendcr junger Mann von noch nicht ganz dreißig Jahren, bewirtschaftet mit seinem Schwiegervater zusammen eine mittlere Gärtnerei; nach der üblichen Ausbildung besuchte er die Höhere Lehranstalt für Gartenbaukunst in Dahlem. Ich bemerkte alsbald, daß er durchaus eigene Gedanken über seine Tätigkeit und sein beruf liches Borwärtskommen hatte. »Unser Beruf bringt es mit sich«, erklärte er, »daß ich im Sommer oft monatelang zu keiner ruhi gen Stunde, geschweige denn zur Lektüre komme, daß aber die Wintermonate dafür einen gewissen Ausgleich bieten. Lesen muß und will ich, einmal meine besondere Fachliteratur, um immer auf der Höhe zu sein und weiterzukommen, zum anderen inter essiert mich auch vieles andere. Man braucht Allgemeinbildung, zum wenigsten ich brauche sie. Früher notierte ich mir, wenn ich las, die Titel von Büchern, auf die verwiesen wurde, oder wenn ich etwas Besonderes im Schaufenster sah. Aber das war nichts Richtiges, keine Übersicht, nur Zufälliges. Die Zettel blie ben in den Taschen hängen oder gingen verloren. Dann machte meine Schwester, die Buchhändlerin ist, mich auf die National bibliographie und die Zettcldrucke aufmerksam. Seitdem sehe ich bei ihr regelmäßig die Nationalbibliographie durch, besonders natürlich die Gruppe 22, notiere mir die Nummern der Bücher, die mich interessieren, und bestelle die entsprechenden Zctteldrucke. Alles kommt in eine Kartothek, nach Sachgruppen geordnet; es macht schon Freude, in diesen hübschen, sauberen Karten zu blättern. Sehen Sic, diese Hälfte hier, das ist die Kartothek der Bücher, die ich schon gelesen und durchgearbeitet habe — da meine Notizen. Dies ist die Kartothek, die ich noch lesen will. Die ist natürlich umfangreicher, wenigstens, was die Fächer anbe langt, die sich nicht mit Gartenbau beschäftigen. Manche Bücher werde ich wohl nie lesen können oder vielleicht erst als alter Mann, aber das macht nichts. Die Vorfreude ist, wie bei vielem anderen, auch oft bei Büchern das beste. Daß ich Ihr Zetteldruck- untcrnehmen schätze, brauche ich nicht besonders zu sagen, ich wünschte nur, es wäre viel bekannter. Solche Dinge sind nicht nur für Gelehrte da, wie manche von uns denken, sondern auch für unsereins. In Amerika, habe ich mir sagen lassen, ist das jedem klar, wenn auch sonst dort manches nicht in Ordnung ist.« Es schlug 2 Uhr vom Kirchturm der Vorstadtkirchc. Ich verab schiedete mich von unserem neuesten Zetteldruckbezieher, den Ge ruch von frischer Erde und von Märzveilchen in der Nase, im Innern baß erbaut über die Anerkennung, die auch hier den Zetteldrucken gezollt wurde. Wilhelm Frels. Amschau in Wirtschaft und Recht Von Dr. K. Ludwig Vankgcbühren für Steuergutscheine. Um den Verkehr in Steuergutscheinen zu erleichtern, haben die in der Neichsgruppe Banken zusammengeschlossenen Institute mög lichst niedrige Gebühren dafür festgesetzt: Bei Einlieferung von Ori- ginalstlicken wird eine Gebühr von 1 Promille des Nennwertes be rechnet, ebenso wieder bei der Auslieferung in natura. Erfolgt die Einliefernng oder Auslieferung durch Giroverkehr in Form von Schecks über Steuergutscheine, so beträgt die Gebühr ^ Promille. Die Mindestgebllhr für den Verkehr in Schecks auf Steuergutscheine beläuft sich auf NM —.50, bei Steucrgutscheinen im Original auf NM 1.—. Dauert die Verwahrung länger als sechs Monate, ist eine Gebühr von ^ Promille für Verwahrung im Sammeldepot und von 1 Promille für Streifbandverwahrung zu tragen. — Der Ncichsfinanz- minister hat klargestellt, daß Einkünfte aus der Veräußerung unver zinslicher Anleihen, insbesondere von Steuergutscheinen, unter die Befreiungsvorschrift des § 23, Abs. 2 des Einkommensteuergesetzes falle», folglich bei Ermittlung des Einkommens für die Einkommen steuer außer Ansatz bleiben. 424 Nr. 116 Sonnabend, den 20. Mai 1930
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