A414Bvrsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. 48, 26. Februar 1925. Demnächst 6. Reihe, 12. Band: Das h-editVript Slu-zerchmmge« aus dem Leben eines Slrnrloien Von L. K. Ltnthan - Mtt SS Vildrrn 20 Bogen und 50 Bilder. Geheftet Rm. 5.50, in Ganzleinen Rm. 7.— ^l'uf ganz eigene Art, oft in ergreifenden Worten, oft in Stimmungsbildern von Herzens- ^ einfalt und Seclenticfe schildert uns der armlos Geborene, der dies Buch als 75 fahriger Mann mit seinen Füßen schrieb, zuerst seine in einem ostpreußischen Dorfe verlebte Kindheit von der Geburt an, dann die Schul- und JiinglingSzeit und das Musik-Studium in Königsberg und Leipzig. Es folgen seine Theater- Variete- und Zirkusfahrten, seine Auf- sehen erregenden Erfolge und Triumphe als Geigen- und Trompetenkünstler bei sausendem Wechsel der Schauplätze in allen Ländern Europas, in Nord-Amerika, Kuba, Mexiko und Süd-Amerika, dann seine glückliche Ehe und erneut Kunstrciscn in aller Herren Ländern. Zum Schluß seine Arbeit als nahezu Siebzigjähriger im Dienste der deutschen und öster reichischen Kriegsbeschädigten. Der Leser folgt den kaleidoskopischen Darstellungen von Anfang bis Ende mit unverminderter Spannung. Die KindheitSschilderung ist von ergreifender Schönheit Das Buch als Ganzes ist die eindrucksvolle Darstellung eines Lebens voll Kamps und Sieg, die Entwicklungsgeschichte eines naturhaften, Willensstärken, trotzigen lebensfrohen Mannes voll Seelentiese, Religiosität nnd Menschenliebe. Was das bedeuten will, bei einem Menschen ohne Arme, der rund 5O Jahre seines Lebens in der Luft der Varietes und in der Gesellschaft von Zirkusmenschen zugebracht hat, das kann man nur ahnen, das muß man in UnthanS Darstellung voll Kraft und Frische selbst lesen. Der Mensch Unthan und sein Buch strömen eine Füll« von Lebenskraft und Lebensmut und unzerstörbarer Lebensfreude aus, wovon uns Vollmenschen Mut und Kraft und Stärkung werden können. Im Vergleich zu solch starken und glückhaften Lebensäußerungen eines Krüppels will einem bei der Lektüre dieses Buches der nur zu oft willenslahme, im Lebenskampf schwächliche, klagende und seufzende Vollmensch der Gegenwart beinahe als klägliche Figur erscheinen. Wie so häufig bei Menschen, die wenig schreiben, ist Unthan als Verfasser seinerLebenSauszeichnnngen ein wirklich glänzender Erzähler, welcher mit G unübertrefflicher Lebendigkeit zu schildern versteht. Von UnthanS Pediskript wird viel gesprochen werden. I und L/S lbki Best-llunq vor Erscheinen) mit 48"/» Robert Lutz verlas G. rn. b. H., Stuttgart