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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.05.1925
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- 1925-05-20
- Erscheinungsdatum
- 20.05.1925
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- Deutsch
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Leipziger Kommissionäre, der auf dem Deckel das Disti chon aufgedruckt hatte: »Buchhändler, Ware und Geld leite getrost über Leipzig, denn unermüdlich sorgt für Dich Dein Kommissio när.» Auf den schmalen Seitenflächen sind charakteristische Bilder aus dem Leipziger Buchhändler-Meßverkehr 1825 und 1925 wieder gegeben. Im Verlauf des Festmahles wurde noch manche schöne Gabe verteilt und vom Empfänger dankbarst in die Kassette verstaut, sodaß sie immer mehr an Gewicht zunahm und es manchem schwer gefallen sein würde, sie heimzubringen. Deshalb hatte der Verein Leipziger Kommissionäre, wie wir gleich hier berichten wollen, in Weiser Fürsorge eine Einrichtung getroffen, die die Fest teilnehmer des Heimschleppens enthob. Es stand ein besonderer Schalter zur Verfügung, an dem die Festgabenkassette mit aus- gefülltem Adressenzettel aufgeliefert werden konnte, um dann an die angegebene Adresse gesandt zu werden. Von dieser prak tischen Einrichtung wurde reichlich Gebrauch gemacht. Die verteilten Kantate-Festgaben sind am Schluß dieses Be richts (aus S. 8829/30) in einer Liste bibliographisch aufgeführt. So zahlreich find die Gaben verteilt worden, daß sich jeder vielbeschäftigte Buchhändler erst einige Tage frei machen müßte, um ihre Schönheiten und ihren Inhalt richtig genießen zu können. Erst die Ferienzeit wird wohl den meisten die nötige Muße dafür bringen. Es ist auch nicht möglich, sie alle sofort im Börsenblatt einer eingehenden Würdigung zu unterziehen, son dern wir müssen uns das noch Vorbehalten. Auf den hübsch mit Blumen geschmückten Tafeln lagen Tisch karten, die im Aufträge vom Montana Verlag A. - G. in Zürich und Stuttgart von der Offsetdruckerei FrickeLCo. in Stuttgart hergestellt worden waren und Bilder nach far bigen Stichen von Fr. Brand und seinen Schülern aus dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts Wiedergaben. Die Musik- und Speisenfolge zeigte auf der Titelseite ein hübsches Bild von der buchhändlerischen Messe auf dem Leipziger Markt vor dem alten Rathaus im Gründungsjahr des Börsenvereins 1825 nach einem Künstlerentwurf von Horst Schönfelder in Leipzig. Sie wurde dem Börsenverein von Paul Schettlers Erben A.-G. in CLthen (Anhalt) gewidmet. Dieselbe Firma hatte auch, wie hier nachgetragen sei, die Getränke- und Speisenfolge für den Begrüßungsabend in gleich geschmackvoller Ausführung nach einem Entwurf desselben Künstlers, der hierfür eine Darstellung aus der Bugramesfe gewählt hatte, den Gästen zur Verfügung gestellt. Die Tafelmusik — ein auserlesenes Programm — wurde vom Musikkorps des II. Bataillons des Infanterie-Regiments Nr. 11 unter Leitung von Musikdirektor Giltsch vortrefflich aus geführt. Bald nach Beginn des Festmahles erhob sich der Erste Vor steher des Börsenvereins, Herr Max Röder, um die Gäste mit folgenden Worten zum feierlichen Mahl zu begrüßen: Meine Damen und Herren! Nachdem wir uns hier nun nach den erhebenden Feier stunden heute früh wieder zusammengefunden haben zu fröh lichem Tun, ist es mir ein Bedürfnis und eine angenehme Pflicht, Sie auch hier an festlich geschmückter Tafel namens unseres Börscnvereins noch einmal herzlich willkommen zu heißen. Er lassen Sie es mir, hier nochmals einzelne Namen zu nennen. Unser Willkommengruß gilt allen unseren Gästen ohne Aus nahme in gleicher Herzlichkeit. Seien Sie fröhlich mit uns und helfen Sie uns, den Jubeltag, der so würdig begonnen und uns schon so tiefe Eindrücke geschenkt hat, harmonisch und heiter zu einem glücklichen Abschluß zu bringen, auf daß diese Stunden uns allen als eine schöne Erinnerung dauernd lebendig bleiben mögen. Durch alle die 100 Jahre ist es ein lobenswerter Brauch gewesen, daß sich die Teilnehmer an den Hauptversammlungen unseres Börsenvereins nach getaner Arbeit stets noch gesellig zusammensanden, um sich nach alter deutscher Sitte bei einem guten Trunk persönlich näher zu rücken und offenen Meinungs austausch zu pflegen. Wir wissen davon schon aus den ersten Anfängen unserer Organisation. Die Zusammenkünfte fanden damals meist in den gastfreien Häusern der Leipziger Kollegen statt. Allmählich wurden sie abgelöst durch die gemeinsamen Festmahle, bei denen der Börfenverein wie heute auch manche lieben Gäste bei sich sehen konnte. Wie wäre es möglich ge wesen, daß diese Veranstaltungen nicht zum Anlaß genommen worden wären, den gemeinsamen Empfindungen und Gefühlen in wohlgesetzten Worten, in launiger Rede Ausdruck zu geben! Manch kluges, tief gedachtes Wort ist so gesprochen worden, Worte zugleich voll treffenden Witzes, voll versöhnenden Hu mors. Aneinandergereiht würden auch diese Tischreden wohl einen nicht uninteressanten Beitrag zur Geschichte unseres Bör- senvereins, zur Kulturgeschichte dieser 100 Jahre darstellen. Und blättert man in diesem Buche der Erinnerung, so kann einem nicht entgehen, daß sich ein Grundton überall und immer wieder findet. Immer und überall klingt es stets neu von Volk und Vaterland. Bitter unrecht wäre es, hier weg werfend nur von Hurrapatriotismus reden zu wollen. Es mag auch das gegeben haben. Aber wir dürfen in aller Bescheiden heit doch bekennen, es war und ist mehr da. Wenn wir von Volk und Vaterland sprechen, so war cs nie, und mag es nie sein nur ein flüchtiger Rausch einer weinseligen Stunde. Volk und Vaterland sind Gedanken, die unser ganzes Leben erfüllen und stets erfüllt haben. Nach dem Bibelwort ist ein Leben, wenn es schön ist, Mühe und Arbeit. Mühe und Arbeit ist gerade das Buchhändlerleben. Der rechte deutsche Buchhändler aber weiß, daß solche Mühe und Arbeit nur lohnt und nur be friedigt, wenn sie eben zum Wohlc des Volkes, zum Heil des Vaterlandes getan wird. Nur dafür schrieb Schiller: »Arbeit ist des Bürgers Zierde, Segen ist der Mühe Preis!» Der Kampf ums Dasein des Einzelnen ist nicht das letzte, nicht das ganze Leben. Dieses erhält Sinn und Adel vielmehr erst, wenn es aufgeht im Kampf ums Dasein des ganzen Volkes, um Sein oder Nichtsein des Vaterlandes, um seine Größe und Zukunft. Das ist der Geist, den ein Friedrich Perthes, ein Georg Andreas Reimer und so mancher andere vor 100 Jahren dem deutschen Buchhandel eingeimpft haben, und auch dieser Geist hat durch all die 100 Jahre bewiesen, daß er lebendig macht. Die 100jährige glückliche, erfolgreiche Entwicklung des Börsenvcr- eins, auf die wir heute mit Stolz und Befriedigung zurück blicken, ist nicht zuletzt dem Umstande zu danken, daß es ihm nie an Männern gefehlt hat, für die Volk und Vaterland nicht leere Worte, sondern lebendige Kräfte sind. Walte Gott, daß es nie anders werde. Dann dürfen wir auch hier in fröhlicher Runde voller Begeisterung stets von neuem singen und sagen von Volk und Vaterland, heute und alle Tage, weil wir danach zu handeln wissen. Und so bekennen Sie mit mir, liebe Freunde: Im Anfang ist die Tat, und all unser Tun gehöre bis zum letzten Atemzug unserem Volk, unserem Vaterland. Unser heißgeliebtes Deutschland lebe hoch! Die Festversammlung sang im Anschluß an das Hoch auf Deutschland stehend das Deutschlandlied. Bald darauf kündete der Festausschuß den Gesang des ersten »Tafclliedcs zu Kantate-1925» an. Dieses Fcstlied ist gedichtet von den Herren Hermann Bauermeistcr und Oscar de Llagre und gewidmet von der Firma W. V o b a ch L C o. G. m. b. H. in Berlin und Leipzig (mit illustriertem Umschlag in Lithographie von W. Buhe, Druck von Breitkopf L Härtel in Leipzig). Es wurde nach der Melodie »Wenn Du meine Tante siehst» (von Rudolph Nelson) gesungen. Lieber hätte man vielfach gesehen, wenn dem ersten Festlied eine allgemein bekannte, jubelnde, begeisternde Me lodie zugrunde gelegt worden wäre, ein fröhlicher, freier, herz hafter Gesang wirkt am besten auf die Stimmung. Die vor züglichen Speisen und guten Weine, worunter Kantatefestweine der alten traditionellen Lieferantenfirma Witter in Neu stadt a. d. H. nicht fehlten, erzeugten bald eine heitere Fest freude, die rechte kameradschaftliche Kantatestimmung. Von den sonst üblichen Tischreden war abgesehen worden, hatte man doch schon während des Festaktes in etwa 40 Reden alles vorgebracht, was dem Börsenverein an seinem Ehrentage nur immer Rühmen des und Gutes gesagt werden konnte.
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