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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.05.1925
- Strukturtyp
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- 1925-05-20
- Erscheinungsdatum
- 20.05.1925
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- Deutsch
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ladung Folge geleistet, ein erfreuliches und uns beglückendes Zeichen dafür, wie das Ansehen des deutschen Buchhandels und seiner Standesvertretung bei den gesamten Stellen fest ver ankert ist und sie uns freundschastlich gesinnt sind. Ich habe die Ehre, als Ehrengäste zu begrüßen: die Ehren mitglieder des Vereins, die Herren Vertreter der Behörden des Reiches, des Freistaates Sachsen und des Freistaates Preußen, der Kreishauptmannschaft Leipzig, des Rates und des Stadtverordnetenkollegiums Leipzig, der Universität, der Han delskammer und der Handelshochschule Leipzig, der deutschen Bibliotheken, der Oberpostdirektion Leipzig, der Garnison Leip zig, der Staatlichen Akademie für graphische Künste und Buch gewerbe in Leipzig, der Notgemeinschaft der Deutschen Wissen schaft'in Berlin, des Verbandes der Deutschen Hochschulen, Mit glieder des Reichstages und des Sächsischen Landtages, die Herren Vertreter der Presse, der städtischen Museen, verschie dener industrieller und gewerblicher Verbände, den Herrn Vertreter der Zweigstelle des Auswärtigen Amts in Leipzig, die Herren Vertreter ausländischer Organvereine des Börsen vereins und sonstiger ausländischer buchhändlerischer Organi sationen sowie die Herren Vertreter der buchhändlerischen An- gestelltenvcrbände und des Vereins Leipziger Buchhandlungs markthelfer, ebenso auch unsere ehemaligen Vorstandsmitglieder. Die Namen der geladenen Ehrengäste bitte ich aus der Aus stellung zu ersehen, die bei Gelegenheit des Festmahles in Ihre Hände gelangen wird. Meine Damen und Herren! Hundert Jahre mögen eine kurze Spanne Zeit im allgemeinen Weltgeschehen und im Leben der Völker bedeuten, obwohl gerade für uns Deutsche das letzte Jahrhundert mit seinem ereignisvollen Wandel, das mit der Napoleonischen Fremdherrschaft begann, um nach schwer er rungener nationaler und wirtschaftlicher Einigung wieder in politische und wirtschaftliche Not zu führen, nicht kurz erscheinen mag. Im Leben des einzelnen Individuums und für die Ge schichte einer Korporation bedeuten sie eine lange Frist. Drei Generationen kommen und gehen; es leben heute nur noch die Enkel der Männer aus der Gründungszeit des Börsenvercins und vereinzelt Söhne von Freunden dieser Männer. Trotzdem sind uns lebenden Buchhändlern allen diese hundert Jahre in ihrer abwcchslungsvollen Entwicklung gegenwärtig; nicht nur weil wir unter uns noch zahlreiche Veteranen haben, deren junge Jahre noch in der ersten Hälfte des Lebensweges des Börsenvcreins liegen; von jeher war in den Angehörigen des deutschen Buchhandels das Gefühl für die Historie seines Standes und für dessen Traditionen stark ausgeprägt, nicht im Sinne eines Ultrakonservativismus, der am Althergebrachten um jeden Preis festzuhalten bestrebt ist und der Verkalkung verfällt, sondern in dem Gefühl, daß es ein köstlich Ding ist, das An sehen der früheren Generationen hoch zu halten und aus ihren Mühen und Arbeiten für die Aufgaben der Gegenwart zu lernen. Solch historischer Sinn muß sich von selbst ergeben, wenn wir bedenken, daß die Gründungsdaten einzelner Mit gliedsfirmen noch weit über das Alter des Börsenvereins hinausgchen, wenn, um nur einige Beispiele aus den Leip ziger Firmen hcrauszugreifen, die Dürrsche Verlagsbuchhand lung schon seit 1658, das Fleischersche Kommissionsgeschäft seit 1681, das Hinrichs'sche Sortiment seit 1791 und das Weigelsche Antiquariat seit 1797 bestehen. Blickt der einzelne von uns mit Stolz auf solche Unternehmungen, denen sich durch alle Gaue Deutschlands und des deutschsprachigen Auslands noch eine stattliche Zahl zum Teil noch älterer Firmen anreiht, so gilt dieses Gefühl insbesondere auch dem Börsenverein an seinem heutigen Jubeltage. Es war ein für den gesamten Buchhandel deutscher Zunge hochbedeutsames Ereignis, als vor hundert Jahren, am 30. April 1825, Friedrich Campe aus Nürnberg zur Gründung einer Korporation aufrief und 108 Berussgenossen, seinem Ruf folgend, sich zusammenschlossen. Handelte es sich zunächst auch nur aus äußerem Anlaß um die Erhaltung der vom Potsdamer Horvath schon 1797 gegründeten Abrechnungsstelle, der Buch- händlerbörse, so waren sich die Gründer und der erste Vorstand, neben Campe Horvath, Schräg, Reinhcrz und Voigt, doch be wußt, daß es noch uni größere Dinge ging. Das läßt die erste Börsenordnung, die gleichzeitig als erstes Vereinsstatut anzu sehen ist, deutlich erkennen, indem sie dem Vorstand zur Pflicht macht, das Interesse des Buchhandels nach Kräften zu ver treten. Dieser weitgesteckte Zweck läßt sich auch aus der Vor geschichte der Gründung erkennen. Der Plan zum Zusammen schluß entstand nicht erst 1825, gleichsam wie ein Phönix aus der Asche, wir können vielmehr die Absichten, ein solches Zu sammengehen hcrbeizuführen, weit zurückversolgen, wobei Namen wie Philipp Erasmus Reich, Göschen, Kummer und Horvath im Vordergründe stehen, nur daß deren Plänen Lebens dauer nicht beschieden war, außer dem von Horvath, den er dann gemeinschaftlich mit Campe durchführte. Daß dann nach erfolgter Gründung der Verein einen vielleicht geahnten, aber kaum erhofften Aufschwung nahm, war nicht verwunderlich. Wohl kein Gcwcrbezweig ist im gleichen Maße wie der Buch handel zu vcrcinsmäßigcr Regelung geeignet, bedingt durch den eigenartigen Charakter seiner Ware und insbesondere ihrer Vertriebsform. Mag auch auf diesem Gebiete sich vieles aus der historischen Entwicklung erklären, so ist doch jedenfalls be deutsam und verdient fcstgehalten zu werden, daß diese Eigen heiten in ihrer Grundform sich bis auf die heutige Zeit erhallen und bewährt haben. In dieser Eigenart liegt auch die Haupt ursache dafür, daß der Buchhandel lange vor anderen Gewerben zu organisatorischer Regelung gelangte und daß sich diese in ganz anderen wie den üblichen Bahnen bewegt hat. Während im allgemeinen die Entwicklung bei anderen Verbänden von unten nach oben, d. h. vom örtlichen und territorialen Verein zum Zusammenschluß in der Spitzenorganisation führt, war es beim Buchhandel umgekehrt; zunächst trat die Spitzenorgani sation ins Leben, der erst später örtliche und fachliche Unter gruppen folgten. Abgesehen vom Verein der Buchhändler zu Leipzig, der schon 1833 gegründet wurde, zunächst aber völlig unabhängig war, entstanden der erste Ortsverein, der der Stutt garter 1841, und der erste Kreisvercin, Rheinland-Westfalen, 1843. Die sachlichen Verbände folgten aber erst, als sich in folge der zunehmenden Sonderinteressen der verschiedenen Grup pen deren besondere Wahrnehmung nötig machte oder man gar diese Verbände errichtete, um außerhalb der einigenden und zusammenfassenden Arbeit des Börsenvereins Bewegungs freiheit zu erlangen. Wir glauben, daß auch jetzt noch, mögen sich im Vergleich zur Gründungszeit die Verhältnisse wesent lich gewandelt haben und eine tiefeingreifendc Spezialisierung zwischen Verlag und Sortiment eingetreten sein, während sie damals meist noch in den Firmen vereinigt waren, dieser Auf gabe zur Einigungsarbeit des Börsenvcreins, seiner Berufung, als Arbeitsgemeinschaft des Gesamtbuchhandcls zu gelten, ganz besondere Bedeutung zukommt. Vielleicht hat er, wie er der einst sich siegreich über die Grenzen der zahlreichen Einzel staaten hinwegsetzte, die Mainlinie übersprang und den Unter schied zwischen Nord und Süd aufhob, ja seinen Wirkungskreis von Anfang seiner Tätigkeit an über die Reichsgrenzen erstreckte und so in praktischer Arbeit nicht nur der politischen Einigung vorauseilte, sondern dem Gedanken des größeren Deutschland Ausdruck verlieh, auch auf organisatorischem Gebiet eine Form gefunden, die, obwohl hundert Jahre alt, doch in die Zukunft weist: die Form der Zusammenfassung der einzelnen Zweige eines Gewerbestandes zur Arbeitsgemeinschaft, die ihre Inter essengegensätze unter sich austragen und in gegensätzlichen Fragen eine gemeinschaftliche Plattform zu finden suchen. Sollte dieses Zusammenarbeiten nicht praktischer, honetter, aber sicher lich — was Arbeitskraft und Personal betrifft — auch billiger sein als ein Kampf vor den Behörden oder in der Tages- und Fachpresse? Daß sich auf diese Weise nicht alle Fragen lösen lassen, steht fest; diejenigen aber, die mit solcher Methode lösbar sind, sollten so behandelt werden. Die Geschichte des Börsenvereins beweist jedenfalls, daß diese Gemeinschaftsarbeit nur zum Segen des Ganzen aus- schlagen kann. Es wäre wohl nicht gelungen, auf dem Gebiete des Urheberrechts so reiche Früchte zu ernten, wenn nicht der Gesamtwille aller anständigen Berufskollegen hinter den Maß nahmen und Denkschriften des Börsenvereins gestanden hätte. no«
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