Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.07.1933
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1933-07-13
- Erscheinungsdatum
- 13.07.1933
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19330713
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193307137
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19330713
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1933
- Monat1933-07
- Tag1933-07-13
- Monat1933-07
- Jahr1933
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. 160 (N. 77). Leipzig, Donnerstag den 13. Juli 1933. 100. Jahrgang. RÄaktümeller TÄ Vom Sinn der Solling-Freizeit des evangelischen Iungbuchhandels. Immer wieder ist es uns eine Freude, erleben zu können, das; nach unseren Freizeiten gefragt wird, und das; sie von einer größeren Anzahl älterer evangelischer Buchhändler und Chefs innerlich ge tragen werden. »Hoffentlich verläuft die Freizeit zur Zufriedenheit«, so schrieb uns zu Beginn der Tagung eine Mitgliedsfirma und kenn zeichnete ihren Standpunkt betreffs der Freizeitfrage dahin: »Wir sehen in den Freizeiten überhaupt das zeitgemäßeste Werbemittel nicht bloß für Bücher, sondern auch für Ideen«. Sechsundzwanzig junge Leute des evangelischen Buchhandels, fünf Referenten und vier Chefs als Gäste hatten sich zur diesjährigen Sommcrfreizeit des evangelischen Iungbuchhandels im Erholungs heim im Solling bei Dassel eingefnnden, um dort vom 10. bis 17. Juni zu tagen. Das sei hier vorangeschickt: wer die Ruhe sucht und sich nach der Stille sehnt, der wird in dieser heilsamen Land schaft des noch weithin unerschlossenen Solling auf seine Kosten kommen. Eine evangelische Freizeit geht bewußt au einen solchen stillen Platz, der keine Ablenkung bietet; Stille und innere Ver tiefung sind schon einmal Vorbedingung, wenn der Sinn der Frei zeit gewahrt werden soll. Und daß in dem sich weit ausdehueuden Waldgebirge, das vom Getriebe der Zeit unberührt ist, auch der Wanderer zu seinem Recht kommt, soll doch nicht unerwähnt bleiben. Ihn umfangen herrliche Laub- und Fichtenwälder, liebliche Täler mit plätschernden Bächen, einsam liegende Waldwiesen; stundenlang sich hinziehende Tal- und Höhenwege lassen den Wanderer hier zum Ruhenden und Schauenden werden. Dieser Bericht kann und soll bewußt nur Stichworte bringe». Sechs Arbeitsgemeinschaften waren vorgesehen: 1. Wesen, Sinn und Aufgabe des evangelischen Buchhandels in der Gegenwart. 2. Standort und Verhältnis des evangelischen Iugendführers zum Buchhandel. 3. Buchwirtschaft und berufsständischer Ausbau. 4. Verkaussgesprüche. 5. Neue Bücher, die uns heute wichtig sind. 6. Überwindung der Gegensätze zwischen älteren nnd jüngeren Buch händlern. Diese Arbeitsgemeinschaften mußten sein, wenn der Leitgedanke der Freizeit, nämlich die Verantwortung des evangeli schen Buchhändlers vor Gott und Volk darzustellen, Er füllung finden sollte. R e i ch s w a r t v. S t a n g e spricht vom Standort des evangeli schen Iugendführers aus. Er spricht von den beiden großen Rätseln, die ihn immer in Atem gehalten haben. Sie heißen: das Buch und die Jugend. Und er sucht diese beiden Rätsel in den Ju- genden von 1914—1925 und 1925—1933 zu deuten und zu lösen. Seine Frage ist: Wie gewinnen wir den Maßstab für eine Literatur, die jugendgemäß sein soll, aber nicht ist? Ihm ist es darum zu tun, das Entscheidende, Große herauszuarbeiten, nämlich, daß der junge Mensch dem Buch überhaupt begegnet. Nach Stange muß der Buchladen etwas völlig anderes werden, als er heute ist, wenn Ju gend hereinkommen soll. Man soll die Menschen stöbern lassen und eine wirkliche Bücherstube schaffen ohne Kaufzwang. Buchhalle im Sommer. Zehn Bücher zum Blättern sollen die Leute haben. Brauchen wir nicht einen evangelischen Jugendverlag? Heute heißt es sich durchsetzen und vorstoßen aus dieser unerhörten Zerstückelung des Protestantismus zum positiven Schaffen. Die merkwürdig glä serne Wand zwischen evangelischer Jugend und uns und dem Buch muß verschwinden. Führend sein wird die Buchhandlung, die irgend wie Profil hat, und der Verlag, der Deutung gibt und ein be stimmtes Gesicht zeigt. Das Jugendbuch von heute und morgen wird erst allgemein sein müssen nnd dann die evangelischen Belange ver treten können; es wird realistisch, oft allzu nüchtern sein müssen; es wird die Dinge in unserem Volke so beschreiben müssen, wie sie wirklich sind. Beherrschung des Lebens, Antwort auf die Frage, wie man damit fertig wird, das will der junge Mensch wissen. Der evan gelische Jugendführer verlangt zeugniskräftige Buchhändler, bei denen klare Entscheidung Voraussetzung ist. Männer, die sich für ihre Sache einsetzen; erst Buchhändler sein und dann evangelischer Buchhändler werden! Ein neuer Typ des evangelischen Buchhändlers muß wer den, der mit einer Handvoll Bücher losgeht und der ausgerüstet ist für dieses restlose Sicheinsetzen. Professor vr. Menz leitete die Arbeitsgemeinschaft, in der am meisten gefragt wurde: Was wird aus uns? Diese Arbeitsgemeinschaft ist bewegt; hier brennen Fragen auf und werden beantwortet: Sofortprogramm des Buchhandels, Gleichschaltung, der bernfsständische Aufbau. Was heißt das, wie soll er vor sich gehen? Sind die Vorbedingungen da? Prüfungswesen, Konzessionierung. Volk ohne Raum. Ehehilfe. Arbeitslager und Arbeitsdienst. Leihbücherei. Wehrsport. Miliz. Weltwirtschaft. Gleichberechtigung. Genf. Die Ar beitsgemeinschaft nahm einen ganzen Nachmittag und den darauffol genden Vormittag in Anspruch. Das sind aber auch Punkte, die der Zügelführung durch einen weisen Mentor bedürfen und einen Näh renden, ordnenden Geist erfordern. Johannes Warn eck - über seine Verkaufsgespräche soll hier ein Werturteil stehen. Einstimmig bekannte unsere Frei zeitjugend, daß sie von allen Vortrügen und Arbeitsgemeinschaften von der Warneckschen Praxis die beste berufliche Bereicherung er fahren habe. Emil Müller war der Leiter dieser guten, glücklichen und harmonischen Freizeit. Er brachte klar zum Ausdruck, daß sich ein neues Verhältnis zwischen alt und jung anbahnen müsse ans der gemeinsamen Ebene des Berufes und obendrein des evan gelisch erfaßten Berufes. Evangelisch sein verpflichtet heute den ein zelnen zu innerlicher und äußerlicher Höchstleistung. Hans Hermann Gaede gab Auftakt und Abklang der Freizeit; er stellte die weltanschauliche und missionarische Aufgabe des evangelischen Buchhändlerberufes eindeutig heraus. Er sprach von der Verantwortung vor Gott und Volk und mahnte zur Haltung des Gebens und Dienens. Aber er verwarf die Haltung des satten, pharisäerhaften Habens und bekannte Wunsch und Willen des jungen Menschen, sich dem neuen Staat restlos zur Verfügung zu stellen und sich der Zeit verpflichtet zu fühlen. Nur in dieser Haltung kann Evangelische und Völkische Front gebildet werden, zu deren Bau der evangelische Mensch mit berufen ist. Und er sprach von Büchern, die die Zeit deuten, und von den Hilfsmitteln, die der junge Buch händler zum Erwerb der Bücherkenntnis benutzen sollte. Das Kenn zeichen des evangelischen Buches ist, daß es uns gewisser macht nnd Botschaft hören läßt. Besondere Erwähnung verdient die von der Freizeit-Kommission schon seit längerer Zeit gewünschte aktive Beteiligung einiger Frei zeit-Teilnehmer durch kleinere Referate oder Leitung der Diskussion. So beteiligte sich in dieser Weise Herr vr. Hans Eg er mit der Leitung eines Nundgesprächs über theologisch-wissenschaftliche Lite ratur, Maximilian G. Dessin leitete eine Debatte, die sich an einen weltanschaulichen Vortrag anschloß, und las auf einem Unter- haltungsabend eine von ihm verfaßte »Legende 1933« eindrucks voll vor. Uber die Neuerscheinungen des Furche-Verlags referierte Herr Wilfried Bvkenkamp. Von den anwesenden Chef-Gästen beteiligte sich der Erste Vorsitzende der Vereinigung Evangelischer Buchhändler, Herr Verlagsbuchhündler W. Maus-Braun - schweig, sehr rege an den einzelnen Nundgesprüchen und gab aus feiner reichen buchhändlerischen Erfahrung den jungen Freunden manchen praktischen Wink, dessen Nutzanwendung sie sich angelegen sein lassen sollten. In einer Abendstunde sprach Herr Maus über »V e r l e g e r - s e i n« und weitete den Anwesenden den Blick für die in der Öffentlichkeit vielfach verkannte und unterschätzte Aufgabe sowie das Tätigkeitsfeld des Verlags. H aus Her m a.n n Gaed e. 507
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder