Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.02.1938
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1938-02-12
- Erscheinungsdatum
- 12.02.1938
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19380212
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193802121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19380212
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1938
- Monat1938-02
- Tag1938-02-12
- Monat1938-02
- Jahr1938
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Diskussion immer wieder von Weltkrise gesprochen wirb, so wer den dabet im allgemeinen stets nur die Vorgänge und Ursachen berücksichtigt, die die vorherige Krise der Jahre nach 1829 herbei- gefllhrt haben. Ob diese Methode richtig ist, muh sehr bezweifelt werden. Es erscheint vielmehr zweckmähiger, die besondere Struk tur der gegenwärtigen weltwirtschaftlichen Lage zu analysieren und dabei den Blick mehr in die Zukunft als in die Vergangenheit zu richten. Was die allgemeinen ökonomischen Voraussetzungen in der Weltwirtschaft anlangt, so hat sich hierbei im abgelaufenen Jahr 1937 nur relativ wenig verändert. Wirkliche Fortschritte aus eine Währungsstabilisierung sind nirgends seststellbai. Die Kapital flucht und das Problem des »bot mousz-<- hält dauernd an. Die großen internationalen Kapitalmärkte funktionieren bisher noch keineswegs in genügendem Maße. In England ist es augenblick lich so, daß die Kapitalrückzahlungen größer sind als die Kapital ausleihungen, mit anderen Worten England lebt mit seiner passi ven Handelsbilanz von seiner Forderungen-Substanz. Auch hinsichtlich der Rohstofsvcrtetlung in der Welt und in der Kolonialsrage sind bisher Änderungen von realer Natur nicht eingetreten. Ebensowenig sind beim aktuellen Schulden problem wesentliche Fortschritte erzielt worden, wenn auch zu kon statieren ist, daß die Gläubtgerlänber sich gelegentlich bereiigesun- ben haben, in geeignet erscheinendem Kalle des Schuldners in Konvertierungen cinzuwiliigen. Im allgemeinen ist es erstaunlich, wie wenig Verständnis bei den Gläubigerländern siir die günsti gen Folgen einer Schuldenrcgelung, wie sie auch der Bericht des früheren belgischen Ministerpräsidenten van Zeeland berührt, für die Entwicklung der Weltwirtschaft vorhanden ist. Als besondere weltwirtschaftliche Anomalie ist fcstzustellen, daß diejenigen Län der, welche die Goldwährung verlassen und abgewertet haben, sich nicht scheuen, die wenigen Länder, welche an ihren alten Gold paritäten sestgehalten haben, als ckumpinx people zu verschreien. Dieser groteske Vorwurs tritt besonders stark in Amerika hervor. Kür Deutschland bleibt unter den gegenwärtigen Verhältnissen nichts übrig, als an der Devisenbewirtschaftung festzuhalten. Es ist dies eine Notwendigkeit, trotz aller damit verbundenen Schwie rigkeiten. Sie stellt, wie die Verhältnisse zur Zeit liegen, noch das geringere Übel dar. Zur Beleuchtung der Wirtschaftslage in Deutschland liegen einige neue Veröffentlichungen vor, die zugleich das Ergebnis der Aufbaupolitik der letzten fünf Jahre zusammenfassen. Im ersten Januarheft von »Wirtschaft und Statistik« berichtet das Statistische Reichsamt über die Entwicklung des deutschen Volkseinkommens. Das Gesamteinkommen des deutschen Volkes betrug 1936 nach vorläufiger Berechnung 63,1 Milliar den gegen 58,4 Milliarden im Jahre 1935. Der nominalen Stei gerung habe, so heißt es, eine fast ebenso große Zunahme des Realwerts entsprochen. Infolge des Wachstums der Bevölkerung habe sich aber das Volkseinkommen von 1936 aus eine größere Zahl von Verbrauchern verteilt als 1928. Die Einkommensver hältnisse des deutschen Volkes seien denen der Jahre 1913 und 1928 wieder ungefähr gleichgekommen. Da sich 1937 das deutsche Volkseinkommen bei ungefähr gleicher Tendenz der Preise weiterhin um etwa 4 bis 6 Milliarden erhöht haben dürste, so seien inzwischen die Einkommensverhältnisse der Vor kriegs- und Vorkrisenjahre zweifellos übertroffen worden. Das Einkommen aus Land- und Forstwirtschaft, das 1935 noch um 6,9 °/° zunahm, habe sich 1936 nur noch geringfügig erhöht. Das Einkommen der Unternehmer in Handel und Gewerbe und der freiberuflich Tätigen habe von 1932 bis 1936 um rund 60 °/° zu genommen. Die unverteilten Gesellschaftsgewinne hätten 1936 den ehemaligen Höchstbetrag von 1928 ungefähr wieder erreicht. Die Einkünfte aus Kapitalvermögen seien seit 1932 um an nähernd 20°/° gestiegen. Die Summe der Renten und Pensionen sei 1936 weiter zurückgegangen und habe um 27°/° unter dem Höchststand von 1931 gelegen. Nach einer Zahlenübersicht des Instituts für Konjunkturforschung, in der die wirtschaftliche Entwicklung von 1932 bis 1937 veranschaulicht wird, stieg in dem durch die genannten Jahre begrenzten Zeitraum die Zahl der beschäftigten Arbeiter und Angestellten von 12,58 auf 18,37 Millionen, der industrielle Produktionswert (brutto) von 37,8 auf 75—80 Milliarden RM, der landwirtschaftliche Produktions wert von 8,7 auf (1936) 11,9 Milliarden RM, das Volumen der Industrieproduktion von 58 auf 119 (1928 — 100), das Volumen der Agrarproduktion von 106 auf 113 (1928 — 100), die Stahl erzeugung von 5,65 auf 20 Millionen Tonnen, die Zement- crzeugung von etwa 3,25 auf 12,5 Millionen Tonnen. Die In vestitionen stiegen insgesamt von 3,5 auf 15,5 bis 16 Milliar den RM, der Jnlandsabsatz von Maschinen indexmäßig (1928 — 100) von 27 auf 123, die Zahl der neugebauten Wohnungen von 131 000 auf 290—300 000, die Zahl der Baubeginne von Han delsschiffen von 5000 auf 367 000 Bruttoregistertonnen, die Zahl der im Reichsautobahnbau geleisteten Tagewerke von (1933) 0,1 auf 25,4 Millionen, die Zahl der Lastkraftwagcnzulassungen von 7000 auf 50 200 Stück. Bei Personenkraftwagen erhöhte sich dis Zulassungszahl von 41100 auf 216600. Die Reichseinnahmen aus Steuern, Zöllen und Abgaben stiegen von 6,65 auf rund 14 Mil liarden RM, die Spareinlagen bei den Sparkassen von 11,4 auf 16,1 Milliarden RM, das Volkseinkommen von 45,2 auf 67 bis 69 Milliarden RM, der Einzelhandelsumsatz von 22,7 auf fast 31 Milliarden RM. Das Institut für Konjunkturforschung stellt ferner eine Bilanz der deutschen Sachgüterversorgung aus. Die wichtigsten Ergebnisse sind, zunächst von der »Zugangsseite» der Bilanz betrachtet, folgende: 1. Trotz beschränkter Einfuhrmög lichkeiten war die Versorgung der deutschen Volkswirtschaft mit Sachgütern im Jahre 1937 im ganzen schon wieder größer als 1928, doch hat sich die Zusammensetzung der Sachgüterversorgung gegenüber damals weitgehend verändert. 2. Infolge der bestehen den Außenhandelsschwierigkeiten stammt ein größerer Teil der im Inland verbrauchten Sachgüter aus heimischer Erzeugung. 3. Im Zusammenhang mit den großen Jnvestitionaufgaben, die Staat und Wirtschaft gestellt sind, hat sich das Schwergewicht auf die Herstellung von Produktionsgütern, besonders von An lagegütern, verlagert. Auf der »Abgangsseite» der Bilanz haben sich entsprechende Verschiebungen durchgesetzt: 1. Trotz aller An strengungen ist die Ausfuhr anteilsmäßig stark zurückgeblieben. 2. Der Anteil der Neuinvestitionen an den Sachgüterumsätzen hat sich beträchtlich erhöht. 3. Der Gesamtverbrauch der Bevöl kerung an Nahrungsmitteln, Genußmitteln und sonstigen indu striell erzeugten Verbrauchsgütern hatte sich schon 1936 dem Stand von 1928 wieder stark angenähert. Bei dem Zugang an Sachgütern zeigt die Entwicklung im ganzen, daß sich industrielle und handwerkliche Erzeugung, landwirtschaftliche Produktion und Einfuhr zusammen 1928 auf knapp 60 Milliarden RM stell ten. Nachdem sich der Wert dieses Sachgüterzuganges bis 1932 etwa halbiert hatte, ist es gelungen, ihn bis 1937 wieder aus etwa 54 Milliarden RM zu erhöhen. Bei dem Abgang an Sach gütern zeigt die Entwicklung im ganzen, daß, ähnlich wie auf der Zugangsseite die Einfuhr, auf der Abgangsseite die Ausfuhr zurückgeblieben ist; gemessen an der Bilanzsumme ist ihr Anteil von rund 19°/« 1928 und 17»/° 1933 auf rund 14°/° 1937 ge sunken. Andererseits ist aber zu berücksichtigen, daß die immer stärkere Wendung der Wirtschaftstätigkeit zum Binnenmarkt fast zwangsläufig mit einer gewissen Abkehr vom Auslandsgeschäft einherging. Diese Wandlung kommt deutlich zum Ausdruck, wenn man mit der Entwicklung der Ausfuhr die der Neuinvesti tionen vergleicht. Der Anteil der Neuinvestitionen an der Bi lanzsumme der Sachgüterwirtschaft hatte 1928 fast 12°/° betra gen; 1932/33 waren Per Saldo überhaupt keine Neuinvestitionen vorgenommen worden. 1937 betrug dagegen ihr Anteil an der Bilanzsumme 17,1 °/°. Den größten Posten im Rahmen des Sach güterabgangs bildet der unmittelbare Verbrauch der Bevölke rung an Nahrungsmitteln, Genußmitteln und industriellen Ver brauchsgütern, wie Bekleidung, Hausrat usw. Dieser unmittel bare Verbrauch — 1937 immerhin 61 °/° der Bilanzsumme — war trotz der starken Anlagenerweiterungen im vergangenen Jahr dreieinhalbmal so groß wie der Betrag der Neuinvesti tionen. Diese Steigerung des unmittelbaren Verbrauchs hat er freulicherweise auch der Buchhandel zu spüren bekommen, wie die Berichte über das Weihnachtsgeschäft gezeigt haben. Auch die weiteren Aussichten scheinen günstig. Wenn beispielsweise der Abbau der Gaspreise, den Pressenachrichten der letzten Tage als wünschenswert und beabsichtigt erscheinen lassen, Wirklichkeit wird, so wird das gerade bei den weniger kaufkräftigen Schichten eine Besserung des Realeinkommens bewirken, der ihnen auch für die Befriedigung kultureller Bedürfnisse größere Möglich keiten eröffnet. ISS Nr. S6 Sonnabend, den 12. Februar 1S88
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder