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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.02.1938
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- 1938-02-22
- Erscheinungsdatum
- 22.02.1938
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Jahre 1509 über die Schedelsche Chronik, die 1492 bei Koberger erschienen war, noch viele Exemplare »unverrechnet». Zugleich bildeten die Messen aber auch die Abrechnungs termine zwischen Drucker und Verleger. Konnte man — von Ausnahmen, die nur die Regel bestätigen, abgesehen — die all gemeinen Kreditverhältnisse als gesund ansehen, so begann seit ungefähr 1600 eine Rückentwicklung. 2. Tauschhandelssystcm. Am Beginn der zivilisatorischen Entwicklung steht der Tauschhandel als Grundlage des Handelsverkehrs. Erst später führte man als allgemein gültiges Zahlungsmittel das Geld ein. In der Geschichte des Buchhandels erleben wir das Gegen teil. Der Grund mag in der damaligen Geldknappheit liegen; es kam allerdings noch hinzu, daß die Verkehrsmittel und -Wege damals sehr unsicher waren (Dreißigjähriger Krieg!). Statt schwer gesüllter Geldtaschen führte der Buchhändler aus seinen Reisen zur Messe Bücher mit sich, für die kein Räuber und Strauchdieb Interesse ausbringen konnte. In der Tausch handelsperiode verschwanden auch die reinen Sortimenter wie der. Denn jeder Buchhändler war gezwungen, Verleger zu sein, um seine Erzeugnisse gegen die Werke einer anderen Verlags- Produktion Umtauschen zu können. Zu Beginn der Tauschhandels zeit war es üblich, Bogen gegen Bogen zu vertauschen und zu verrechnen. Dementsprechend entwickelte sich auch ein besonderes Buchführungssystem. Die einzelnen Konten wurden in sogenann ten Stich- oder Changeregistern geführt (für Tauschen gebrauchte man auch Ausdrücke wie »Stechen», »Verstechen» und »Chan gieren»), deren Abschluß, wie es ja in der Natur der Sache lag, sich oft jahrelang hinauszögerte. Dieses System konnte sich natürlich nur so lange halten, als die äußeren Qualitätsunter schiede nicht allzu groß waren. Als nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges der Handel wieder ausblühte, erwies sich diese Form bald als unhaltbar. Waren es ausländische Ver leger gewesen, die einstens den Tauschhandel in Deutschland zu erst begonnen hatten, so waren sie auch die ersten, die sich wieder von der Methode abwandten. Allen voran die Niederländer, die ihre drucktechnisch erstklassig ausgesührten Erzeugnisse nicht gegen die schlecht und auf minderwertigem Papier gedruckten Werke der deutschen Produktion eintauschen wollten. Schließlich ließen auch die im deutschen Buchhandel anwachsenden Quali tätsunterschiede den Tauschhandel in seiner ursprünglichen Form nicht mehr zu. Die Bücher erhielten nun einen festen Tausch preis, sür dessen Bestimmung das »Alphabet« (die von a—z oder A—Z signierten Bogen) die Einheit bildete. Wurde früher die Anzahl der ausgetauschten Bogen verrechnet, so buchte man jetzt Einzelpreise, und der Saldo, der auf dem Konto des einen entstand, sollte nach Abzug von 3314°/» Rabatt bezahlt werden. In der Erwartung auf neuen Büchertausch geschah dieser Aus gleich nicht allzuoft. Diese Einzelpreise sür die im Meßverkehr gehandelten Werke waren in erster Linie nur für den Verkehr der Buchhändler unter sich bestimmt (-Ordinärpreise»). Der Vorteil dieses Handels bestand darin, daß das Risiko, das die Herausgabe eines Werkes mit sich brachte, gering war. Diesem Vorteil jedoch stand ein noch größerer Nachteil gegenüber: Buch händler, die tauschen wollten, sahen sich gezwungen, drucken zu lassen. Die Folge war ein für damalige Begriffe ungesundes Anwachsen der Bücherproduklion. Dieser Zustand artete soweit aus, daß Verleger im protestantischen Norddeutschland Bücher für den katholischen Süden Herausgaben und umgekehrt süd deutsche Verleger Werke auf den Markt brachten, die für den protestantischen Norden bestimmt waren. Der Tauschhandel blühte um so mehr, als in beiden Teilen Deutschlands eine Ver schiebung der Produktion vor sich ging. Sie entwickelte sich zu Gunsten des Nordens. Die Frankfurter Messe verlor ihre Be deutung in dem Maße, wie die Leipziger Messe gewann. Leipzig entwickelte sich immer mehr zum Mittelpunkt des deutschen Buchhandels. Weil den Leipziger Verlegern das Kapital in Un mengen von Büchern, die sie gegen ihre Werke eintauschen muß ten, sestfror — denn die Aussicht auf Absatz verschlechterte sich immer mehr —, sahen sie sich gezwungen, ihre Sortiments läger zu verschleudern. Gleichzeitig gaben sie den Tauschhandel Nr. 44 Dienstag, den 22. Februar 1SL8 auf. Ihre Verlagserzeugnisse verlausten sie nur noch gegen bar oder gegen Ziel. Man nannte sie »Nettohändler». Ihr Verfahren forderte die anderen Verleger heraus, sodaß das Wort »Netto händler- nicht gerade als Ehrentitel galt. Galt es früher für einen Autor als anstößig, für seine Werke ein Honorar zu fordern, so wurde es nach dem Dreißig jährigen Krieg zur Regel, Honorar zu beanspruchen. Da die Honorarkosten in die Herstellungskosten einkalkuliert werden mußten, steigerten sich dementsprechend auch die Bücherpreise. Diesen Umstand nutzten die Verleger minderwertiger Literatur aus, obwohl in den meisten Fällen keine Veranlassung vorlag. ^as war ein Grund mehr, den Tauschhandel aufzugeben. Denn kein anständiger Verleger konnte es sich zumuten, seine Er zeugnisse gegen minderwertige und Schundliteratur umzutau schen. Die nord- und mitteldeutschen Verleger gaben ihre Sorti mentsbetriebe auf und führten den festen Kaus ein. Das neue System bedingte die erhöhte Leistungsfähigkeit des einzelnen. Aus diesen Wechsel war der übrige Buchhandel nicht vorbereitet. Die Kosten des Verlages verteilten sich im Tauschhandel auf die Gesamtheit, und die Gewinnaussichten waren für einen geschäfts tüchtigen Buchhändler nicht schlecht gewesen. Es hatte auch während der Tauschhandelsperiode »Nettoartikel» gegeben, aber ihre Anzahl war gegenüber der Tauschwarc doch sehr verschwindend gewesen. Diese Nettopreise vermehrten sich natürlich jetzt sehr stark. Damit Wat auch eine einschneidende Rabattminderung verbunden. Der Rabatt sank von 33!4°/° auf 25, 20 und sogar auf 16"/» herab. Einen solchen Gewinnverlust konnten die meisten Buch händler nicht ertragen. Erschwerend wirkte der Umstand, daß voraussichtlich ein Teil des festen Lagers unverkäuflich bleiben mußte. Es gibt ein gutes Zeugnis von der damaligen Zerrissen heit des deutschen Buchhandels (und der innerdeutschen Wirt schaftslage überhaupt), daß ein Teil der Buchhändler gezwungen war, das Tauschhandelssystem aufzugeben, während die andere und größere Hälfte ebenfalls aus wirtschaftlichem Zwang heraus die Einführung des Nettosystems bekämpfen mußte. Ein schlagen des Beispiel, wie sich der Mangel an politischer Einheit auch in wirtschaftlicher Hinsicht auswirkte. Es entwickelte sich ein erbitterter Wirtschaftskrieg, der bis in das 18. Jahrhundert hinein dauerte. Die Anführer in diesem Kampf waren die Anhänger des alten Systems, in erster Linie die süddeutschen Verleger oder »Reichsbuchhändlcr», wie sie sich nannten. Da sich einerseits das Nettosystem als undurchführbar erwies, aber andererseits der Tauschhandel auch nicht mehr lebensfähig war, einigte man sich schließlich aus einen Mittel weg: das Konditionssystem. 3. Das Konditionssyftem. Der Kampf zwischen Netto- oder Comptanthändlern — den reinen Verlegern —, die den Tauschhandel ausgegeben hatten, und »Sortimentsbuchhändlern-, wie man die Anhänger des Tauschhandels nannte, wurde beendigt durch eine »Schluß- nahme« der süddeutschen Buchhändler im Jahre 1788, in der es u. a. heißt: »Alle Ostermesse bezahlen wir unsere Schuld nach Abzug von 3314°/° in Reichsgeld oder auf den 24 Gulden-Fuß-, und »was wir vor Bezahlung unseres Saldos, von unverkauften Büchern, ungebunden oder in Heften unaufgeschnitten denen Herren franco in Leipzig zurückgeben, das sollen sie in ordi- nairem Preise ohne Widerrede an Zahlung annehmen, und erst dann mit uns saldiren». Mit dieser Lösung erklärten sich die Leipziger und norddeutschen Buchhändler fast ausnahmslos ein verstanden. Damit hatte sich das Konhitionssystem endgültig zur Geltung durchgerungen. Es bestand jetzt die Möglichkeit, die unverlangt erhaltenen oder auf der Messe ausgewählten Neuig keiten, falls sie nicht verkauft wurden, zu remittieren. Diese Regel hatte sich in erster Linie durch die unverlangte Zusendung von Neuerscheinungen herausgebildet. Denn schließlich konnte keinem Sortimenter zugemutet werden, unverlangt erhaltene Werke zu bezahlen oder gar für sie zu haften. In der ersten Zeit waren es vorwiegend religiöse und politische Kampfschriften, die unverlangt versandt wurden; später dehnte sich dieser Brauch auch auf wissenschaftliche und belletristische Literatur aus. Diese Handelssitte findet sich zuerst in Sllddeutschland. Aller-
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