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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.02.1938
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- 1938-02-22
- Erscheinungsdatum
- 22.02.1938
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funden wurde. Die fand denn nun in der immer mehr von der deutschen zur europäischen Bedeutung aufsteigenden Messe einen dankbaren reichhaltigen Stoff. Nachdem das Verlangen nach dem Buche in der lesekundigcn Öffentlichkeit immer lauter wurde, sind der Leserschaft sehr oft und gern durch das Buch Eindrücke von der interessanten, an Begebenheiten und Erleb nissen reichen Messe in Leipzig vermittelt worden. Bunt wie die Messe dieser Zeit ist ihr literarisches Abbild. Da gibt es seriöse Betrachtungen für Kausleute, denen auf eini gen hundert Seiten klar gemacht wird, wie sie die Leipziger Messe mit Nutzen besuchen können. Da gibt es Spottgedichte auf das Leipziger Volk und auf den — alles ist schon dagewesen! — Messenepp! Daneben stehen des Lobes volle Berichte über die Gastlichkeit der Leipziger Bürgerschaft. Trinklieder für die Zeit der Messe wurden gedichtet, und die Leipziger Frauen und Mäd chen spielen keine geringe Rolle in dieser Literatur. Ernsthafte statistische Zusammenstellungen über bestimmte Besuchcrschichtcn, Betrachtungen der Organisation der Messe und des Münz- und Zahlwesens sind vorhanden. Lustig und überschwenglich wieder klingen die Malereien von den Schau stellungen oder die philisterhaften Ergüsse über die sittlichen Zustände der Zeit. Gern haben die Messebesucher auch über ihre Anreise nach Leipzig und die köstlich bei Wein und guter Speise in den Gaststätten verbrachten Tage berichtet. Bei aller scheinbaren Unsystemati! dieser Literatur ergibt sich aber eines deutlich: Jede, und sei es auch die ausgefallenste Pässe, betont oder setzt gar voraus die Einmaligkeit und schon damals international gültige Wirksamkeit der Leipziger Messe. Das hier in großen Zügen gekennzeichnete Bild der Lite ratur über die Warenmesse wäre unvollständig ohne besondere Würdigung des Werkes, das als ewiges Mal am Ende der siebenhundertjährigen Warenmesse steht und sie in ihrer ganzen Vielfalt und in allen ihren Werten wissenschaftlich genau wieder gibt und der Nachwelt für immer vermittelt. Es ist dies die »Ge schichte der Leipziger Messen- von dem Direktor des statistischen Amtes der Stadt Leipzig, Ernst Hasse, die im Jahre 1885 bei Hirzcl in Leipzig erschien. Erst die Genauigkeit und die Gründlich keit des Hassc'schcn Buches ermöglichen es, alle anderen Erschei nungen als gutwillige, mehr oder weniger gelungene Versuche zu werten. Eine kleine Tragik spielt um die »Geschichte der Leipziger Messen-: Hasse, der kein Wirtschaftler war, sah mit dem Anbruch des Mnschinenzeitalters und dem raschen Fortgang der verkehr- lichen Entwicklung wie viele seiner Zeitgenossen das Ende der Leipziger Messen gekommen. Er trauerte dem innerlich nach, und gewissermaßen aus der Ehrfurcht vor dem großen Toten Leip ziger Messe schrieb er das unsterbliche Werk. Aber der große Tote ist ein großer Lebender geworden. Die Mustermesse begann noch zu Hasses Zeiten und setzte sich in ungeahntem Aufschwung bis in die Gegenwart fort, und ihre Ausmaße sind für die Zukunft heute noch nicht abzusehen. Die organische Einschaltung des wirtschaftlichen Geschehens in das Gesamtleben der Nation seit 1833 hat zudem der Messe ihre wahren Funktionen nationalen Wirtschaftsdicnstes erschlossen, und schließlich hat die Ernennung Leipzigs zur Reichsmessestadt am 31. Dezember 1937 vorerst einen Markstein der Entwicklung für die neuen Mustermessen gesetzt. Jeder, der heute am Leben der Nation teilnimmt — und wer wäre das nicht —, beschäftigt sich zumindest zweimal im Jahre, zur Frühjahrs- und zur Herbstmesse, mit den wirtschaft lichen, technischen, verkehrlichen oder organisatorischen Vor gängen in Leipzig, aber es gibt kein Buch, in dem er sich — wie das Hasse für die Warenmessen ermöglicht — umfassend über die Leipziger Messe orientieren könnte. Um auf die Tragik des Hasseschen Werkes zurückzukom men: Nicht einen einzigen Augenblick hat Hasses Buch mit Nutzen auf die Ausgestaltung der Messe, auf die Führung der Organisation, kurz auf die Messepolitik, die in die Zukunft ge richtet ist, einwirken können, weil uns von dem in ihm fest- gehaltenen Geschehen mehr als die Zeit, nämlich der innere Gehalt und das Wesen trennt. Der neuen Mustermesse aber fehlt ein solches Werk. Was über sie an Literatur vorhanden ist, sind ernste und gewissen hafte Teiluntersuchungen, gefällige Zeitschriftenlektüre und wcrberische Schriften. Alle diese Veröffentlichungen sind mit Nutzen zu verwenden, entsprechen aber in ihrer Vielzahl insgesamt etwa dem Zustand der vor-Hasseschen Warcnmesse-Literatur. Ihre Krönung muß einmal der »Mustermesse-Hasse« bringen. Gewiß vermittelt die Mehrzahl der Bücher über die Muster messe ein klares Bild der wirtschaftlichen Vorgänge in Leipzig. Aber die Unterrichtung darüber nimmt in ausgezeichneter Weise bereits die Tages- und Fachpresse wahr, und zwar nicht nur in Deutschland, sondern in fast allen Staaten. Denn in Leipzig kaufen nahezu achtzig Länder der Erde ein und die Presse dieser Länder beobachtet und begutachtet jeden Messetag bis ins einzelne. Das Buch aber muß mehr geben als Zahlen und Bericht und Meinung. Es soll das Erlebnis der Leipziger Messe ver mitteln, die ins Leben der Nation eingegliedert ist. In diesem Sinne sind heute die besten Bücher über die Reichsmesse nicht die, die ihren Namen im Titel führen, sondern die Bücher, die eine Gesamtschau des wirtschaftenden Deutschlands von heute bringen, in die die Leipziger Messe sinngemäß eingebaut ist. Sie zeigen die organische Verflechtung der Leipziger Messe mit dem Gesamtleben der Nation auf. Sie sind sogar dann noch, wenn sie über das rein Wirtschaftliche hinausgehen, von Wert. Denn die Wirkung der Reichsmesse und die von ihr im neuen Staate ausgeübten Funktionen greifen auch weit über das wirt schaftlich Spezielle hinaus und sind Mitgestalter ebenso im poli tischen wie im kulturellen Werden. Das Weihnachtsgeschäft 1937 IV ll—III s. Nr. 18, 72 und 42> Werbung außerhalb des Buchhandels — Im letzten Bericht wurden die hauptsächlichsten Werbe mittel aufgezählt, die dem Buchhändler bei seiner direkten Wer bung zur Verfügung stehen. Die meisten dieser Werbemittel wer den aber nur dann auf fruchtbaren Boden fallen, wenn der Umworbene genügend aufnahmcbercit ist, d. h. wenn bei ihm Beziehungen zum Buch schon vorhanden sind. Beziehungen, zu denen im frühen Kindesalter durch das von der Mutter er zählte Märchen und das erste Bilderbuch der Grund gelegt wird, die über die Elementarschule zur wissenschaftlichen Forschung oder jede Art Erwachsenenbildung, vom ersten Lesebuch zum späteren Unterhaltungsbedürfnis oder auch zur Freude am Schönen reichen, und endlich Beziehungen zum Buch, die bei der ersten politischen Ausrichtung des heutigen deutschen Menschen beginnen und ihn sein ganzes Leben lang nicht mehr loslassen. Der Buchhändler als Berater — Nachtrag So vielfältig diese Beziehungen sind, in so verschiedener Art und Weise kommt der Leser und Benutzer von Büchern mit ihnen in Berührung. Das besagt jedoch noch nicht, daß er überall da schon als Käufer von Büchern auftritt. Er will vielmehr ständig umworben sein, es müssen ihm die für ihn geeigneten Bücher bekanntgemacht und nahegebracht werden. Und wie viel mehr Bemühungen erst müssen aufgcwandt werden, um den Menschen, bei denen die Beziehungen zum Buch sich gelockert oder bei denen sie ganz aufgehört haben, das Buch nahczubringen oder sie zu ihm zurückzuführen. Als Abschluß des Berichts über das letzte Weihnachtsgeschäft soll daher von einigen Erscheinungen — im Urteil des Buch händlers — die Rede sein, die unabhängig von seinen Bemühun gen die Menschen zum Buch und in die Buchhandlung führen, Nr. 44 Dienstag, Sen 22. Februar 1938 151
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