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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.02.1938
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- 1938-02-24
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- 24.02.1938
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auch nicht das endgültige Ergebnis dar. Die Auswahl von acht Werken aus der Schönen Literatur läßt das Schaffen der Gegen wart fast ganz außer acht, sie bringt nur einige ältere Werke. — Aus dem historischen Schrifttum sind bemerkenswert die Über tragungen von Spenglers »Untergang des Abendlandes« und Fr. von Cochenhausens Geschichte des preußisch-deutschen Gene ralstabes 1806—1906 -Von Scharnhorst zu Schlieffen«. Die nationalsozialistische politische Literatur ist berücksichtigt mit Hitlers Rede vor dem Deutschen Reichstag am 7. März 1936 und der Rede von I. Goebbels auf dem Parteitag in Nürnberg 1936 über den -Bolschewismus in Theorie und Praxis«. — Aus den übrigen Gebieten sind noch das umfangreiche Buch von O. Schellbach »Mein Erfolgsfystem- und die einbändige Aus gabe von Brehms Tierleben, der -Volks-Brehm- zu nennen. Obwohl auch die Türkei sich in einem sprachlichen Er- neuerungsprozcß, im Übergang vom Alttürkischen zum Neutllrki- schen, befindet, so ist doch hier die Übersetzungstätigkeit mit großem Zielbewußtsein in Angriff genommen. Diese gilt vor läufig vor allem der Schaffung einer wissenschaftlichen Grund lage, wenn auch beabsichtigt ist, die gesamte klassische Literatur des Westens ins Türkische zu übersetzen. Die diesjährigen Über tragungen aus dem Deutschen (81) schließen die schöngeistigen Gebiete noch fast völlig aus; das Hauptinteresse gilt der Medi zin (45), daneben den Staats-, Sozial- und Wirtschaftswissen schaften und der Kriegswissenschaft. Die medizinischen Abhand lungen weisen nur ganz vereinzelt größere Werke auf, sie beschränken sich auf kleine, oft nur wenige Seiten umfassende Untersuchungen, die deutsch in Zeitschriften erschienen sind und die zum größten Teil der Unterrichtung über die Wirkungs weise bestimmter neuer Medikamente und therapeutischen An weisungen gelten. — Aus dem kriegswissenschastlichen Schrifttum sind die beiden Bände der -Operativen Studien über den Welt krieg« von Wilhelm Groener von Bedeutung. — Das 1935 er schienene Buch von Norbert von Bischofs »Ankara«, das eine »Deutung des neuen Werdens in der Türkei« gibt, wurde so gleich im folgenden Jahr ins Türkische übernommen. (Schluß folgt.) Wert und Gefahr der Übersetzung Künstlerische Aufgabe von Dichter und Verleger Das leidenschaftliche Ringen um das dichterische Werk William Shakespeares, das von keinem Volk der Erde, auch von dem englischen.nicht, in solcher Hingabe geführt wurde, ist ein Ehrenmal des deutschen Geistes. Es -ist bezeichnend, daß in unseren Tagen, mehr als drei Jahrhunderte nach dem Tode des großen Briten, ein erregter Streit um Wert oder Unwert einer neuen Übertragung seines Werkes ausbrach. Sicherlich ge hört Shakespeares Werk, das in alle Weltsprachen übersetzt wurde, zum großartigsten Gut der abendländischen Geistesge schichte. Das ist nicht das Entscheidende. Entscheidend ist allein die Reichweite und Tiefe der geistigen Aneignung. Nur bei uns — vom Ursprungslande abgesehen — ist Shakespeare eine wirkliche Macht geworden mit ihren Siegen und ihren Tragödien, von denen das Schicksal Kleists die er schütterndste ist. Der sprachgewaltige Stefan George hat mit dem Dunkelsten und Schwierigsten aus Shakespeares Vermächt nis gerungen, den Sonetten, und an ihnen seine Kraft des Geistes und der Sprache erprobt, wie er es an Dantes Göttlicher Komödie tat. Hier hatte Stefan George höchstes abendländisches Geistesgut vor sich, das in Jahrhunderten seine unvergängliche Kraft bewährt hatte. Es in deutschem Gewände in möglichst hoher Vollendung Wiedererstehen zu lassen, mußte für ihn eine Aufgabe sein, die an Rang und Würde einer Neuschöp fung aus eigener geistig-'seelischer Substanz gleichkam. Aus einem anderen Willen ging er an die Übertragung von Dichtungen seiner Zeitgenossen. Wir lesen ein bezeichnendes Wort in seiner Vorrede zu Charles Baudelaires »Blumen des Bösen«: »Diese Verdeutschung der ,tAeurs cku Aal' verdankt ihre Entstehung nicht dem Wunsche, einen fremdländischen Verfasser einzusühren, sondern der ursprünglichen reinen Freude am Formen.» Das Ziel ist also die Bewährung der eigenen Schöp ferkraft am fremden Geistesgut. In diesem Sinne haben wir auch Georges Übertragungen englischer, dänischer, belgischer, holländischer, französischer, italienischer und polnischer Dichter zu verstehen. Auch ein zweiter großer Lyriker unserer Zeit, Rainer Maria Rilke, hat diese Übung und Bewährungsprobe nicht verschmäht. Wir verdanken ihm wertvolle, gleichrangige Übertragungen von Gedichten und Sonetten von Elizabeth Barrett-Browning, Paul Balöry, Paul Verlaine, Mallarmö, Baudelaire, von Louise Labe, Petrarca und Michelangelo. Äußerliche Sprachbcherrschung genügt nicht In einen anderen Bereich gehören die Übertragun gen der Dramen- und Romanliteratur der zeit genössischen Dichter. Die Unterschiede liegen darin, daß für George und Rilke die Übertragung eine wesentlich künstlerische Aufgabe war, die dem Wachstum des eigenen schöpferischen Ge- staltens diente. Daneben aber hat es immer schon eine Kategorie von Übersetzern gegeben, für die die Übersetzung fremden Lite raturgutes in die deutsche Sprache eine zusätzliche berufliche Arbeit war, die lediglich ein Mindestmaß technisch-handwerk lichen Könnens erforderte. Der Auftrag kam von irgendeinem Verleger, der einen ausländischen Schriftsteller, weniger aus künstlerischen als aus Erfolgsgründen, dem deutschen Leser publikum vorstellen wollte. Der Übersetzer brachte dabei im Grunde nur eine gewisse Sprachbeherrschung mit, deren Män gel mit Hilfe eines guten Wörterbuches mehr oder minder glück lich ausgeglichen wurden. Also ein geschäftlich-beruflicher, kein innerer Auftrag. Der Übersetzer blieb völlig im Hintergrund, oft wurde sein Name nicht einmal erwähnt, was ihn der Ver antwortung noch mehr enthob. So hat das dramatische Schaffen E. B. Shaws seinen Siegeszug über die deutschen Bühnen an- treten können, obwohl kein Zweifel darüber bestehen kann, daß der Übersetzer in keiner Weise seiner Aufgabe gerecht wurde, wie jeder Vergleich mit dem Original deutlich zeigt. Das gleiche gilt von einer großen Zahl ausländischer, vor allem englischer, fran zösischer und amerikanischer Romane. Hier ist in jüngster Zeit ein Wandel eingetreten. Eine neue Generation von Übersetzern ist herangewachsen, die ihre Auf gabe sehr ernst nehmen und bei aller Ehrfurcht vor dem Ori ginal in einem Stil übertragen, dessen Ziel es ist, der künst lerischen und sprachlichen Höhe ihrer Vorlage gerecht zu werden. Die ideale Lösung ist und bleibt die Übertragung eines fremd ländischen Werkes durch einen deutschen Dichter. Auf dem Ge biete der Romanliteratur hat Lulu von Strauß und Torney eine solch vorbildliche Leistung mit ihrer wundervollen Über tragung von Oliver La Farges' »Großem Nachtgesang» und Mazo de la Roches' »Haus auf Jalna«, dieser großartigen Romantrilogie der kanadischen Dichterin, vollbracht. Diese Übertragungen sind Gipfelleistungen an Einfühlung und Sprachkunst. Aber auch für eine große Anzahl der neueren Übertragungen gilt heute schon, daß sie mit einer sprachlichen Sorgfalt gearbeitet sind, die man früher für diese Dinge nicht auswandte. Hochflut an Übersetzungen — die Gefahr wertloser »best sellers« Das hängt zusammen mit der Bedeutung und dem Umfang der llbersetzungsliteratur auf dem heutigen deutschen Büchermarkt. Eine vor kurzem erschienene sorgfältige und eingehende Untersuchung von Anselm Schlösser hat für den Bereich der englischen Literatur in Deutschland sehr interessante Aufschlüsse gegeben. Gegenstand seiner Untersuchung Nr. 4S Donnerstag, den 24. Februar 1938 159
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