Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.08.1913

Redaktioneller Teil. ^ 192, 2V. August 1913. Der Hinweis auf den Beitrag des Herrn Bettenhausen zu dem Erinnerungsband für Hans Heinrich Reclam anläßlich des Erscheinens der 5880. Nummer von Reclams Unibersal-Bibliothek als Zeugnis für seine Meinung über den Vertrieb guter Volks- schriften entbehrt nicht einer gewissen Komik und zeigt wieder einmal, wie einem tüchtigen Geschäftsmann doch alle Dinge zum Besten dienen müssen. Weit wichtiger als dieses Eigen fabrikat ist uns das Zeugnis seiner Berufsgenossen im Bahn hofsbuchhandel, von denen wohl nicht viele an die Uneigen- nlltzigkeit des Herrn Bettenhausen glauben werden. Mit Recht sind sie vielmehr der Meinung, daß, wenn sich Herr Bettenhausen auf dem Gebiete der guten volkstümlichen Literatur betäti gen will, ihm ganz andere Möglichkeiten zu Gebote stehen als die Gründung der sogenannten Mittelstelle. Wir wollen uns über dieses Monstrum hier nicht weiter auslassen: was darüber zu sagen ist, ist in der Denkschrift ausgeführt worden, wo cs jeder Nachlesen kann. Nur eines möchten wir hier unterstreichen: Wenn Herr Bettenhausen zum Originalrabatt an die Sorti menter (40 °/>!?) liefern will, so muß er notwendigerweise hohe Rabatte von den Verlegern in Anspruch nehmen. Sie sind es also, die die Kosten der Mittelstelle, die Abgabe an den Dürcrbuud und alle weiteren Spesen zu tragen haben. Und wenn Herr Bettenhausen auch heute noch bittet, morgen oder doch an demselben Tage, an dem die Mittelstelle als ein Zwing- Uri den Betrieb aufnimmt, wird er fordern, weil er fordern muß, um die Mittelstelle nur einigermaßen rentabel zu machen! Dann aber wollen wir einmal sehen, ob sich nicht die Qualität der Bücher in demselben Matze vermindert, in dem ihre Verleger außerstande sind, all die Forderungen auf Rabatt, Frachtfreiheit usw. zu befriedigen! Und wie bald wird dieser Stempel dem Fluche der Lächerlichkeit ver fallen und alle mit ihm, die an seine Segnungen oder auch nur daran glauben, daß ein Bändchen ihrer Sammlungen mehr durch diese Mittelstelle verkauft werden könnte. Aber so ge- schäftsgewaudt auch Herr Bettenhausen ist, so berechtigt ihn doch diese Gottesgabe noch nicht, den Verlagsbuchhandcl für derart beschränkt zu halten, daß er ihm und seinem Associs vr. Avena- rius ein Monopol einräumen wird, das jeden Bezug durch andere, selbst den Verleger, ausschließt und es Erwägungen dieser beiden anheimstellt, was zu vertreiben »eben geschäftlich möglich ist«. Die engeren Berufsgenossen des Herrn Bcttenhausen sind nicht geneigt, ihm mildernde Umstände für sein Vorgehen zuzu billigen : wir wollen ihm glauben, daß er sich von Herrn vr. Ave- narius hat blenden lassen, wollen glauben, daß er außer an das Geschäft auch noch daran gedacht hat, mit seiner Mittelstelle etwas Gutes zu wirken. Und da nichts gut ist als der gute Wille, der sich immer schwer nachprüfen lassen wird, so wollen wir Weiler auch gern aunehmen, daß Herr Bettenhausen zu jenen Buchhänd lern gehört, die in dem Vertrieb guter billiger Literatur auch pe kuniär ein besseres Geschäft erblicken als in dem Vertriebe von Schund. Diese Auffassung teilt er aber mit Hunderten von Be rufsgenossen, nur daß er erst einer Gebrauchsanweisung des Herrn vr. Avenarius zur Beurteilung von gut und böse bedarf, weil es ihm bequemer erscheint, sich der eigenen Verantwortlich keit zu cntschlagen, während die anderen gerade in einem Mit bestimmungsrecht die Aufgabe und den Reiz ihres Berufes er blicken und es unter allen Umständen ablehnen, sich von einer Stelle aus bevormunden zu lassen. Wir verstehen sehr Wohl, daß es Herrn Bcttenhausen peinlich ist, die kaum be gonnene Geschäftsverbindung mit .Herrn vr. Avenarius zu lösen und den Traum einer Monopolisierung der Volks literatur bis zu 1 mit dem stolzen Stempel: »Empfohlen vom Dürerbund« in der Runrpelkammer schöner Erinnerungen bei zusetzen. Heute aber,wo bei ihm keinZwcifel mehr darüber bestehen kann, wie der Buchhandel über das Abenarius-Bcttenhausensche Unternehmen denkt, scheint es uns ehrlicher gehandelt, einen Irr- tum, den jeder einmal begehen kann, als solchen anzuerkennen, und richtiger, sich nicht dauernd in einen Widerspruch zu der Ge samtheit seiner Berufsgenossen zu setzen. Red. Wöchentliche Ueberstcht über geschäftliche Einrichtungen und Veränderungen. Zusammengestellt von der Redaktion des Adreßbuchs des Deutschen Buchhandels. 11.-16. August 1913. Vorhergehende Liste siehe 1913, Nr. 186, S. 8071. * —In das Adreßbuch neu aufgenommene Firma. — B. — Börsenblatt. — H. — Handelsgerichtliche Eintragung (mit Angabe des Erscheinungs tags der zur Bekanntmachung benutzten Zeitung). — Dir. — Direkte Mitteilung. Altenberg, H., Buchhandlung in Lemberg G. m. b. H., Lemberg, veränderte sich nach Eintritt der Firmen G. Seyfarth, Lemberg, (mit sämtlichen Aktiven und Passiven), und E. Wende L Co., Warschau, (mit einer größeren Bareinlage), in H. Altenberg, G. Seyfarth, E. Wende L Co., G. m. b. H. Geschäftsführer sind Alfred Altenberg, Joseph Georgeon und Siegismund Medycki. sB. 185.) *B i b l i o g r a p h i s ch e A n st a l t, B u d a p e st VIII, Museumring 10. Inhaber: A. M. Weingarten. Leipz. Komm.: Thomas Komm.-Gesch. * D e u t s ch e F ä r b e r - Z e i t u n g G. m. b. H., L i e g n i tz. Verlags- buchh. Geschäftsführer: Kgl. Kommerzienrat vr. )ur. Hein rich Krumbhaar, Kurt Krumbhaar u. Amandus Ziemsen. s.H. 15./VIII. 1913.) ^Deutsche L a n d b u ch h a n d l u n g, G. m. b. H., Berlin, er richtete unter der Firma Schlesische Landbuchhandlung G. m. b. H. in Breslau III, Berlinerplatz 13, eine Zweigniederlassung. sDir.) Di eben er, Wilhelm, Leipzig. Die Prokura des K. H. I. Wildner ist erloschen. sH. 12./VIII. 1913.) * Expreß Deutsch-Internationale Buchhandlung, Rapallo (Italien), Piazza Garibaldi 16. Inhaber: Hermann Nuetz. Leipziger Komm.: Maier. sB. 185.) *Feith, Julius, Wien V, Pilgramgasse 10. Buchh. u. Anti quariat. Leipziger Komm.: Fleischer. sB. 185.) Fcuchtinger, Julius, Nachf. Inh.: Karl Kieffer- Schütz, Metz. Leipz. Komm, jetzt Breitkopf L Härtel. sDir.) Kranke' s Verlag, A. W., Stuttgart, siedelte nach München, Trogcrstr. 52, über. sDir.) Gies; el ju n., Carl, Hofbuch -, Kunst - und Musikalien handlung, Bayreuth, ist nach beendetem Konkursverfahren erloschen. sB. 188.) Gsellius'sche Buchh. (F. W. Linde), Berlin. Wilhelm Moosdorf wurde Prokura erteilt. sDir.) Holbein-Verlag, Stuttgart, veränderte sich in Holbein- Verlag Kommanditgesellschaft, München, Trogerstr. 52. Persönlich hastende Gesellschafterin: Franke L Straus G. m. b. H., vertreten durch ihre Geschäftsführer Willibald Franke und vr. Raphael >Straus. sDir.) Keller, I., L C o., B u ch h a n d l u ng , G. m. b. H., Dillinge n. An Stelle des Geschäftsführers Karl Wohlhüter und Direktors Jos. Keller wurde Franz .laver Schellinger zum alleinigen Geschäfts führer bestellt. sH. 16./VIII. 1913.) Krüger, Eduard, vorm. C h r. F r. Krüger, A ussi g. Leip ziger Komm, jetzt Volckmar. sDi^.) *Loß, Aug., Halle (Saale). Technischer Verlag. Leipz. Komin.: Maier. sDir.) Magdeburger V e r l a g s a n st a l t G. m. b. H., Berlin, wurde aufgelöst. Liquidator: vr. Viktor Schweizer. sH. 15./VIII. 1913.) Marpmann's hygien. Verlag, G., Leipzig, ist erloschen. sH. 12./VIII. 1913.) Marquardt L Co., V c r l a g s a n st a l t, G. m. b. H., Berlin, wurde aufgelöst. Liquidator: vr. Viktor Schweizer. s.H. 15./VIII. 1913.) M n s i k a l i e n - V e r l a g L. L S. Natzler, Wien. Der Mit inhaber Sigmund Natzler ist verstorben. sDir.) * Neue Kunst Hans Goltz, München, Oöeonsplatz 1. Knnsth. u. Kunstausstellung. sH. 16./VIII. 1913.) *Niechmann, A., L Co., Halle (Saale), Sophienstr. 36. Ab teilung Verlag. Inhaber: Albert Niechmann n. vr. pliil. Richard Gaettens. Leipziger Komm.: Koehler. sB. 189.) * N o b e r t, E r n st, L ü b c ck, Breitestr. 54. Mnsikalienh. u. Konzert agentur. Leipziger Komm.: N. Forberg. sB. 187.) Rößler, Eduard, Zwickau, ist nach Übergang des Geschäfts an die Firma Karl Lindner, Leipzig u. Zwickau, erloschen. sDir.?