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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.08.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-08-21
- Erscheinungsdatum
- 21.08.1913
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- Deutsch
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- Saxonica
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8296 Börsenblatt f. d. DIschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 193. 2l. August 1913. Vortrag, der eigentlich nur durch das Gefühl der Selbständigkeit theoretisch ausgewogen wird, sitzt dann der junge Chef in seinem ersehnten Privatkontor und — beginnt'zu rechnen. Das Minus, das sich ergibt, ersetzt der Wagemut. Er versucht cs ein mal mit billigem Personal l den Frauen. So kam als krankhafte Folge des Jungbuchhandels ein Frauentyp zu uns. dem es im Grunde genommen ganz gleich gültig ist. ob er mit Büchern oder Bändern handelt. Seine Ver treter werden als Tippfräulein engagiert und avancieren schnell zu jenem Faktotum, dessen Stimme unabwendbar am Telefon flötet, und dessen sichtbare Spuren man in den Konten, auf Fak turen. — kurz überall da findet, wo es mitunter leider recht »me chanisch« zugehen kann. (Wie mancher junge Verleger weiß noch nicht, daß die Blattkonten die Zügel sind, mit denen er seine Finna auf den Weg bringt, daß sie eine Sprache sprechen, die nur dem Chef selbst verständlich ist!) Von diesem weiblichen Element droht dem Einzelnen un widerruflich die schwere einzige Konkurrenz und der Gesamtheit die Verflachung. Hier sollte man Antifeminist werden bis auf die Knochen und Berufsfanatiker bis aufs Blut! Fort mit diesen Talmibuchhändlerinnen, die nur in der Bcrufsstatistik den weib lichen Buchhandel zur schwindelnden Höhe schrauben und böses Blut in der Gehilfenschaft erregen, die wahrlich nicht so glänzend dasteht, daß sie noch eine Unterbietung zu ertragen vermag! Es laufen Hunderte von Buchhandlungsgehilfcn herum, die der Zu fall (oder längst bereuter Unverstand) herausgeschleudert hat. An sie sollte man zuerst denken; sie kommen gern, auch um billiges Geld — wenn es nicht anders sein kann. Ein Tippmädchen aber soll man nicht zur Buchhändlerin stempeln, es hat einen Beruf, von dem es leben kann. Will es durchaus höher hinaus, so soll es lernen, unbesoldet wie der Lehrling. Dann kann es viel leicht werden, was es so nie wird: ein Mensch, der mit Lust und Liebe am Berufe hängt! Das ist sozial, ehrenwert und gut für den deutschen Buch handel. Es gibt schon Frauen (aber nur wenige!), die wirk lich Buchhändlerin sind, die neben uns stehen und mit uns. die zu stolz sind, die Hintertreppe der Unterbietung zu benutzen: an diesen haben wir Gewinn. Buch und Frau können einen schönen Klang geben! Aber die unbedingteVoraussetzung der angehendenBuchhänd- lerin muß sich auf das Wörtchen »gebildet« konzentrieren. Das soll nicht nur die Bildung sein, die sie von der höheren Schule mit bringt. Ich meine eineBildung, diesichalssittlicher Begriff zur ideellen Erfassung alles dessen durchzuringen vermag, was der Buchhandel als Kulturfaktor zu erfüllen hat. Solche Frau können wir mit gutem Gewissen in unserm Berufe willkommen heißen, von ihr ist zu erwarten, daß sie den Buchhandel weder als »Geschäft«, noch als Zeitvertreib auffatzt und, daß sie eine gewisse Verantwortung mitträgt. Dann aber müssen wir auch für sie eine allgemeine Lehrzeit verlangen, nicht nur da mit sie mit ihrem Berufe wirklich von Grund auf verwachsen kann, sondern — und das vor allem! — damit sie durch gleiche Lohnforderung nicht die ungeheure Konkurrenz des Mannes wird. Der bcrufsgebildeten Frau bietet vornehmlich der Verlag ein reiches Arbeitsfeld. In ihm ist es wieder speziell die Buchaus stattung, für die sie durch ihr ungleich anderes künstlerisches Emp finden neue individuelle Wege finden kann; als Beispiel erinnere ich nur an die überraschend vollendeten Buchdeckelentwürfe, die aus manchen von Frauen geleiteten Handbuchbindereien hervor gehen. — Doch es würde meine Absicht und den Rahmen einer Studie überschreiten, wollte ich hier näher auf die möglichen Wege der Frauenarbeit im Buchhandel eingehen. Was ich schrieb, will vor allem ein Appell sein. Es ist zwölfte Stunde für uns Männer im deutschen Buchhandel, dem weiblichen Element, das man nicht mehr ausschalten kann und will, eine gesunde Grundlage zu schaffen: gesund für sich selb st. unschädlich für den Mann und för dernd für unfern Beruf. Kunst und Kunsthandel. VII. lVI siehe Nr. 175.) Vom grotzcn und kleinen Geschäft im Kunsthandel. — Die Herren Ver treter. — Vom Buch- und Kunsthändler. — Etwas vom Knnstsammcln. — Der arme Giorgione. Wie bekanntlich alle Dinge zwei Seiten haben, so wird cs auch mit dem zweifelhaften Sommer dieses Jahres sein. Früher als sonst wird man in die Städte zurückkchren, und es steht zu hoffen, daß sich auch das Geschäft früher wieder beleben wird. Den nicht allzuvielcn Kunsthändlern, die in den berühmten Frem denstädten sitzen und einige Monate hindurch im lohnenden Dienste eines internationalen Reisepublikums die Kunstschätze ihrer Stadt und andere Dinge verkaufen, steht ohne Zweifel eine weit größere Anzahl von Geschäften gegenüber, die fernab von der breiten Heerstraße des Fremdcnstromes den Sommer als eine mehr oder minder willkommene stille Zeit hinnehmen müssen. Aber sie alle, die weniger Bevorzugten wie auch die anderen, Glücklicheren, werden angesichts des scheidenden Sommers daran denken müssen, der Herbst- und Wintcrkampagne gewappnet entgegenzutreten. Denn wenn auch das prompte Erscheinen der Herren Reisenden dafür sorgt, daß man das nicht ganz vergißt, so drängen sich doch dem um sein Geschäft besorgten Kunsthändler noch mancherlei Fragen auf. die mit der bestmöglichen Ausnutzung der geschäfts regeren Zeit verbunden sind. Wenn heute Wohl fast jedes gut organisierte Sortiment seine Lagerbllcher hat. aus denen mit Leichtigkeit der Absatz und der Bedarf für die einzelnen Abtei lungen fcstzustellen ist, so bringt doch die riesenhafte Anschwellung der alljährlichen Novitäten einerseits, das immer lebhafter wer dende Verlangen des Publikums nach Neuem andererseits manche Verschiebung der gewohnten Prinzipien mit sich. Haben es bis in die jüngste Zeit hinein manche Geschäfte mit eiserner Konse quenz durchgesetzt, mit einem auf ein gewisses Geschmacksniveau eingestellten Lager durchzukommen, so sind sie doch alle mehr oder weniger auch den Forderungen des Tages und der Existenznot wendigkeiten erlegen. Kunstgeschäfte, die früher ihre ganz be stimmte Physiognomie hatten, die sie streng von anderen unter schied. haben Konzessionen machen müssen, und mehr als je sieht man heute neben dem feierlich prätentiösen Kupferstich oder der mit Gold ausgewogenen Ortginalradierung jene billige» Brotartikel, bei denen man oft nicht weiß, ob sie mit Kunst etwas zu tun haben oder nicht. Wie die Notwendigkeit des Lebens viel fach zu Kompromissen zwingt, so auch hier. 5V- und 100-Mark- blätter sind nicht täglich und stündlich zu verkaufen, und wenn sich der Sermon über »das große Geschäft im Kunsthandel« theore tisch auch recht hübsch anhört, die Praxis und Wirklichkeit stößt doch vieles um. Ist man erst wieder einmal in einem Kreise von Kunsthändlern gewesen, die ja alle »das große Geschäft« sehr gern haben und ihr eigentliches Geschäft auf dem Verkauf großer Objekte und wirklicher Kunstwerke aufbauen, so hört man doch auch von ihnen, wie sie um die billige Marktware einfach nicht herumkommen und wie der Selbsterhaltungstrieb gebieterisch seine Forderungen diktiert, denen man sich, wenn auch noch so ungern, fügen muß. Und wo man noch vor nicht langer Zeit all die Mark-, 50- und 25-Pfennigdrucke und gar die Postkarten mit einem verächtlichen »süoeüing« znrückwies, weiß man sie heute als nicht mehr zu entbehrende Artikel zu schätzen. Die noch nicht ganz reifen Angestellten und vor allem die Lehrlinge finden hier bei die schönste Gelegenheit, sich die Sporen als Verkäufer zu ver dienen. ihr meist nicht geringes Lampenficber, das heißt die Angst vor dem Publikum zu überwinden, und wo das in Weg fall kommt und der Gehilfe oder gar der Chef selbst den Verkauf als das Wichtigste des ganzen Geschäftes In der Hand hat, weiß man auch bereits von den Seg nungen zu sprechen, die das Führen all des mitunter freilich recht ärgerlichen Kleinkrames mit sich bringt. Wohl sagt man ge meinhin, daß jemand, der eine Postkarte oder einen farbigen Druck für eine Mark kaufen will, schwerlich eine große Gravüre für 20 oder mehr Mark mitnimmt. Das mag in den meisten Fällen Wohl (Fortsetzung aus Seite 8815.1
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