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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.08.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-08-18
- Erscheinungsdatum
- 18.08.1913
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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^ 190, 18. August 1913. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 8211 lFortsetzung zu Seite 8182.) deutschen Buchhandels zu stützen und zu festigen, und die Aufgaben, die sie zu erfüllen hat, sind ausschließlich buchhändlerischer Natur. Das schließt natürlich nicht aus, daß sie der Wissenschaft unschätzbare Dienste leisten wird. Zu den Ausgaben der Deutschen Bücherei ge hört es, nicht nur ein Archiv des Schrifttums zu sein, sondern sie soll in Zukunft auch die deutsche Bibliographie zusammenstclleu.« Sie soll noch viel, viel mehr, weirn auch davon Herr Gräfe nicht viel weiß, obwohl lange und breite Ausführungen im Börsenblatt und an anderer Stelle darüber erschienen sind. Auch ist cs ein Irrtum, daß die Aufgaben der Deutschen Bücherei »ausschließlich buchhändleri scher Natur« seien. Gewiß wird die Deutsche Bücherei dem Ansehen unserer Stadt förderlich sein, aber weder der Leipziger Magistrat noch vor allem der sächsische Staat würden in so opferwilliger Weise ihr Interesse an dem Unternehmen bekundet haben, wenn es seine Aufgaben nicht im Dienste der Allgemeinheit suchen würde, sondern »ausschließlich buchhändlerischer Natur« wäre. Wenn man nicht den Satz: Der Buchhandel dem Buchhandel! aus schließlich als das Privilegium eines einzelnen Standes ansehcn will, so kann er doch nur, aus dem Speziellen ins Allgemeine übertragen, zum Ausdruck bringen, daß jedem das Seine gebühre. Was aber ist dann natürlicher, als daß zum Leiter einer Bibliothek ein Bibliothekar berufen wird, also einer, der auf diesem Ge biete doch mehr Fachmann ist als der Buchhändler, da es sich ja nicht um Gründung und Leitung einer Buchhandlung, sondern um die einer Bibliothek handelt? Denn wenn die »Deutsche Bücherei« auch ihre Entstehung der Initiative des Börsenvereins verdankt, so hat sie doch die Aufgaben einer Bibliothek und nicht die eines Sorti mentsgeschäfts oder sonst eines buchhändlerischen Geschäftszweiges zu erfüllen. Daran ändert auch der Umstand nichts, daß die Deutsche Bücherei mehr als irgendeine andere Bibliothek in engerer Füh lung und Wechselwirkung mit dem Buchhandel stehen wird und in stärkerem Maße seinen Interessen dienstbar gemacht werden soll, als das sonst bei einer Bibliothek der Fall ist. Keineswegs aber werden ihre Interessen, wenn sic ihren Aufgaben im Sinne der Gründer gerecht werden will, spezifisch buchhändlerische sein, da es ja geradezu mit Zweck dieser Bibliothek sein soll, die ihr zugewiesenen bisher von buchhändle rischer Seite aus wahrgenommenen Interessen aus der Enge eines Be rufskreises in eine größere Öffentlichkeit hineinzutragen, um ihnen so die Möglichkeit der Ausgestaltung und Nutzbarmachung durch weitere Kreise zu geben. Inwiefern unter diesen Umständen in der Wahl eines sachkundigen Bibliothekars zum Leiter einer großen öffentlichen Bibliothek eine Zu rücksetzung oder Geringschätzung des Buchhandels erblickt werden kann, ist umsoweniger einzusehcn, als bisher noch niemand bemängelt hat, daß an der Spitze der Bibliothek des Börsenvereins ein Gelehrter, der verdienstvolle Geschichtsschreiber des deutschen Buchhandels Or. Gold friedrich, steht, obwohl doch diese Bibliothek ausschließlich den Interessen des Buchhandels, speziell der Mitglieder des Börsenvereins zu dienen bestimmt ist und in ihrer Eigenschaft als Fachbibliothek nur in be scheidenem Maße von Nichtbuchhändlern in Anspruch genommen wird. Hier hat auch der Vorstand des Börsenvcreins unter Hinzuziehung des Ausschusses für die Bibliothek das alleinige Recht der Anstellung und Entlassung der Beamten, ein Recht, das er hinsichtlich der Wahl der Be amten der Deutschen Bücherei überhaupt nicht besitzt. Denn wie Herr- Gräfe oder seine Hintermänner aus den in Nr. 224 des Börsenblattes 1912 veröffentlichten Satzungen der Deutschen Bücherei wissen müßten, fällt die Anstellung und Entlassung, die Regelung der Anstellungsver hältnisse und der Dienstordnung der Beamten in den Pflichtenkreis des Geschüftsführenöen Ausschusses der Deutschen Bücherei, zu dessen 8 Mit gliedern satzungsgemäß vom Vorstande des Börsenvereins nur dessen 1. Vorsteher bzw. sein Stellvertreter gehört! Wenn man den Aufsatz in der ABZ. liest, so möchte man glauben, daß die Aufgabe der Deutschen Bücherei nur in der Zusammenstellung der deutschen Bibliographie bestehe, da dieser Teil wenigstens neun zehntel des ganzen Artikels ausmacht. Nun ist diese der Bibliothek An gewiesene Arbeit gewiß ein recht wichtiger Teil ihrer Aufgabe, aber eben doch nur ein Teil. Da es aber dem Artikelschreiber gefallen hat, ihn derart in den Vordergrund zu stellen, daß alle anderen Aufgaben weit dahinter zurücktreten, so wollen wir es ihm wenigstens hier nachtun. Nachdem die I. C. Hinrichs'sche Buchhandlung als diejenige Firma bezeichnet wird, die die deutsche Bibliographie »geschaffen« hat, »erlaubt« sich der Verfasser noch hinzuzufügen, »daß nur ein Buchhändler diese Bibliographie schaffen konnte. Nur ein Buchhändler kann ermessen, was der Buchhändler in der Praxis des Berufes braucht. Die Biblio graphie soll in erster Linie uns Buchhändlern dienen, und die Hinrichs- sche Buchhandlung hat cs verstanden, sic diesem Zwecke anzupasse». Wenn man die Fünfjahrs-Kataloge durchsieht, so bin ich überzeugt, daß so mancher Gelehrte etwas darin auszustellen finden wird. Die Titel sind aber so geschickt gcklirzt, wie sic eben nur ein Buchhändler kürzen konnte, der die Bedürfnisse des Sortimenters kennt. Ein Ge lehrter würde die Bibliographie vielleicht doppelt so umfangreich ge staltet haben, ob sie aber deshalb für den Buchhandel besser gewesen wäre, das kann wohl bestritten werden. Sie wäre dann unter allen Umständen wesentlich teurer geworden. Diese Kunst der Anpassung an die praktischen Bedürfnisse des Sortiments besitzt eben nur der Buchhändler, sie ist von einem Gelehrten nie und nimmer zu ver langen.« Die Arbeit der I. E. Hinrichs'schen Buchhandlung in allen Ehren, und wenn wir sie auch nicht als Schöpferin der deutschen Bibliographie ausehen können, so haben wir ihre Verdienste doch stets dankbar und freudig anerkannt, wo immer sich Gelegenheit dazu bot. Aber wie jedem Privatttntcrnehmcn, sind auch ihr Grenzen gezogen, die sie nicht überschreiten kann, vielleicht nicht einmal überschreiten darf. Denn sic hat sich in erster Linie an das zu halten, was ist, und muß auf die Durchführung dessen, was sein könnte, schon aus Maugel an Macht mitteln verzichten. Sein könnte aber auf diesem Gebiete noch viel und vieles. Denn während die Hinrichs'sche Buchhandlung heute schon Schwierigkeiten hat, auch nur die im Buchhandel erschienenen Werke bibliographisch zu erfassen, wird die Deutsche Bücherei das gesamte Schrifttum, also auch die nicht im Handel erschienenen Werke einzu beziehen suchen. Sic wird weiter auch den im Auslande erschienenen deutschen Büchern eine Freistatt in umfassenderer Weise in ihren Kata logen gewähren und ihre Bibliographie in stärkeren Einklang mit den Katalogaufnahmen unserer großen Bibliotheken zu bringen versuchen, sowie einer internationalen Verständigung über die Handhabung der bibliographischen Aufnahmen in den verschiedenen Ländern die Wege bahnen helfen. Eine ihrer Hauptaufgaben wird zudem in der Aus arbeitung einer wissenschaftlichen Systematik bestehen, die die richtige Mitte zwischen der Scheidung von Hinrichs in ca. 17 Gruppen und den detaillierten Systemen von Hartwig, Zangemeister usw. hält. Jeder Fachmann ist sich heute wohl klar darüber, daß alle die schönen auch im Börsenblatt veröffentlichten Statistiken über die Bücherproduktion der einzelnen Länder nicht nur darunter leiden, daß es an jeder Möglichkeit fehlt, sie nach Umfang und Herkunft richtig ein zuschätzen, sondern auch sie untereinander in Vergleich zu stellen. Neben diesen mehr wissenschaftlichen Aufgaben, zu denen noch, auf der Greuzscheide von Wissenschaft und Praxis stehend, die Herausgabe von Spezialbibliographien kommt, erwachsen aber der Deutschen Bü cherei auch Aufgaben rein praktischer Natur, die, alles in allem zusammengefaßt, auf eine bessere Übersicht des Literaturmarkts und damit eine zweckmäßigere Organisation desselben hinauslaufen. Denn uns scheint, daß die Aufgabe der Bibliographie nicht damit er schöpft sei, die Produktion einfach zu registrieren, und dem einzelnen Werk seinen Platz darin anzuweisen, sondern daß sie auch lebendig ge macht werde, um als Regulator der Produktion dienen und sie ihrer seits beeinflussen zu können. In diese Aufgaben wird die Deutsche Bücherei hineinwachseu, nicht von heute und morgen, aber doch von vornherein von dem Bewußtsein getragen, daß sie höheren Zielen zustreben muß, als sie sich die Biblio graphie der Gegenwart gesteckt hat. Denn es ist gar nicht wahr, daß die Bibliographie »in erster Linie uns Buchhändlern« zu dienen be stimmt ist: sie hat vielmehr allen Forderungen gerecht zu werden, die ihre Benutzer berechtigterweise au sie stellen können. Die Ver kennung dieser Tatsache hat zur Gründung einer Reihe von Spezial bibliographien durch Vereine und Gesellschaften geführt— es sei hier nur an die Bibliographie der Naturwissenschaften, Staats-, Rechts- und Sozialwissenschaften usw. erinnert —, ohne daß cs gelungen wäre, diese Sonderbibliographien in irgendeiner Form in Zusammenhang mit der allgemeinen deutschen Bibliographie zu bringen. Niemand, der die Ver hältnisse kennt, wird sich der Gefahr verschließen können, denen unsere Bibliographie ausgesetzt ist, wenn sie fortfährt, sich ausschließlich auf die »Bedürfnisse des Buchhandels« zu beschränken, ganz abgesehen da von, daß auch diesem selbst manches Geschäft dadurch entgeht! Und wenn einerseits durch die Einbeziehung des gesamten deutschen Schrift tums auch Mehrkosten entstehen werden, so ist doch anderseits mit Sicher heit anzunehmen, daß diese Aufwendungen nicht nur durch den größeren Abnehmerkreis, den eine alles umfassende Bibliographie erschließen wird, sondern auch durch den Wegfall separatistischer Unternehmen wett gemacht werden. Ein weiterer Irrtum des Herrn Gräfe besteht aber auch darin, daß er den Bibliothekaren die Fähigkeit abspricht, die Titel der Bücher in zweckmäßiger Weise kürzen und Überflüssiges von der Aufnahme ausschließen zu können. Er nennt es schlicht »die Kunst der Kürzung der kompenöiöscn Ausstattung (!), die unsere Gelehrten nicht verstehen«. Nun braucht man nur die Titelaufnahmcn der Königlichen Bibliothek in Berlin daraufhin anzusehen, um zu erkennen, daß sic, mit den Aufnahmen von Hinrichs verglichen, oft weit mehr Kürzungen aufwcisen und so wohl auch von der Fähigkeit unserer Gelehrten zeugen, den Forderungen der Praxis gerecht zu werden, wo immer sic am Platze sind.
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