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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.08.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-08-04
- Erscheinungsdatum
- 04.08.1913
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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178, 4. August 1913. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. 7823 (Fortsetzung zu Seite 7798.j literatur zu schaffen, damit möglichst alle Gebiete der Wissenschaft und Praxis gut vertreten seien. Es wären auch bei der Bearbeitung die verschiedenen Bildungsgrade der Leser zu berücksichtigen, so daß für elementare, mittlere und rein wissenschaftliche Anforderungen je ver schiedene Werke herauszugeben wären. Zur Beteiligung werden alle aufgcfvrdert, die ein Interesse an der Entwicklung der einheimischen Literatur haben. Jeder wissenschaftlich Arbeitende oder in einem praktischen Beruf Tätige soll angeben, welche Hilfsmittel er bei seiner Arbeit vermißt hat. Im Laufe eines halben Jahres hofft man soviel Material beisammen zu haben, um die Ergebnisse zusammenstellcn zu köunen. Durch die Enquete soll sich die Öffentlichkeit gewissermaßen bewußt werden, was ihr fehlt und was in erster Reihe zu tun ist; die dringendsten Bedürfnisse sollen sichtbar gemacht und die literarischen Kräfte nach den Richtungen geleitet werden, wo notwendige Arbeit zn leisten ist. Schließlich soll sie auch die Buchhändler auf die Desideraten der Leserschaft Hinweisen und gleichzeitig die Möglichkeit bieten, sich untereinander zu verständigen, um unnötige Konkurrenzausgaben zu vermeiden. Es bleibt abzuwarten, ob der jedenfalls interessante Ver such gelingen wird und ob das polnische Publikum der Sache das nötige Interesse entgegenbringen wird. An sich erscheint es wohl möglich, daß ans diesem heutzutage ja nicht ungewöhnlichen Wege wenigstens etwas erreicht wird, und wenn nur ein Dutzend wertvoller Bücher daraus hcrvorginge, so möchte es sich gelohnt haben. A. S t. M ä g r. Eine amtliche Klinstlerkarte der Dresdener Gemäldegalerie un züchtig! — In der Kunstanstalt von Römmler L Jonas in Dresden erschienen kürzlich — so wird aus Dresden berichtet — Beamte der Dresdener Kriminalpolizei und beschlagnahmten im Aufträge der Berliner Staatsanwaltschaft sämtliche Vorräte zweier farbigen Post karten nach Gemälden der königlichen Gemäldegalerie in Dresden! Es handelt sich um die Nachbildungen zweier weltberühmter Bilder: der Venus von Giorgione und der Bathseba am Springbrunnen von Rubens. Was an beiden unsittlich sein soll, ist unerfindlich. Die beschlagnahmten Postkarten sind amtliche Ausgaben der Galerie; sie tragen folgenden Vermerk: »Postkarte — Amtliche Ausgabe der Generaldirektion der königlichen Sammlungen zu Dresden.« Wie die Nachforschungen ergeben haben, beruht die Beschlagnahme darauf, daß die beiden Postkarten bei irgend einem fliegenden Händler in Berlin beschlagnahmt dann durch Urteil für unzüchtig erklärt worden sind, worauf die Vernichtung der vorhandenen Vorräte und der Klischees angeordnet wurde. Von dem Urteil haben die Behörden und die Drucker erst jetzt erfahren. In der Eingabe des Vorstandes des Börsenvereins an das Reichsjustizamt vom 18. Oktober 1912 ist bereits darauf hingewiesen worden, wie notwendig es sei, den beteiligten Verlegern die Möglich keit zu geben, ihre Interessen auch in einem auf Grund von § 184,1, 2 und 184a StGB.s anhängig gemachten Nebenverfahren geltend machen zu können und alle diesbez. ergangenen Urteile der Zentralstelle beim Landgericht I Berlin mitzuteilen. Darauf ist mit Schreiben des Staats sekretärs des Neichsjustizamts dem Vorstand des Börsenverein die Berück chtigung seiner Vorschläge zugesagt worden, sobald die Strafprozeßreform wieder ausgenommen wird. Bis dahin scheint man ander alten Praxis fest zuhalten, obwohl man sich sonderbarerweise mit der Beschlagnahme bei dem Verleger begnügt hat, während die in der Galerie selbst zum Ver kauf ausliegenden Vorräte davon bis jetzt verschont geblieben find. Offenbar sind auch der Berliner Behörde die Konsequenzen zu kraß erschienen, die sich aus dem Widersinn ergeben, daß Beamte des Königlich Sächsischen Ministeriums des Innern Kunstwerke als unzüchtig mit Beschlag belegen müssen, die von dem Königlich Sächsischen Minister des Kultus und öffentlichen Unterrichts als dem Vorsitzenden der Generaldirektion der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft bestellt worden sind und in der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden öffentlich verkauft werden. Eine Leihbibliothek vor 5V Jahren. — Einen interessanten Einblick in die Lektüre, die das Publikum vor einem halben Jahrhundert liebte, gewährt der völlig unberührt erhaltene Bestand einer Leihbibliothek, der sich noch in Ilmenau befindet, vr. Julius Voigt, der die seit dem Jahre 1860 vergessen auf einem Holzboden lagernden Bände der ehe maligen Nichelschen Leihbibliothek wieder aufgestöbcrt hat, berichtet da rüber in einem Aufsatz im neuesten Heft der »Grenzboten«. Es ist ein merkwürdiger Ausschnitt, der sich aus dem Schrifttum der Zeit von 1830—1860 darbictet. In dieser »silbernen Epoche unserer Literatur«, da das junge Deutschland eine neue Weltanschauung heraufführte, Hebbel und Otto Ludwig schufen und die großen Realisten den Roman zum klassischen Kunstwerk erhoben, war cs augenscheinlich um den Ge-! schmack der Menge schlechter bestellt als heute. Die Annahme, daß da-! mals das Publikum gute Lektüre bevorzugt hätte, wird jedenfalls durch dieses ganz zufällig sich darbietende und dadurch um so beweiskräftigere Material widerlegt. Goethe und Schiller, die zu jener Zeit nicht in billigen Ausgaben in jeder Hausbibliothek standen, fehlen ganz; das ist besonders bei Goethe merkwürdig, der zu Ilmenau in so nahen persönlichen Beziehungen gestanden. Von Lessing sind nur drei Werke da; Heine ist überhaupt nicht vertreten; auch sonst sucht man die Namen der damals modernen Literatur, die noch heute einen guten Klang haben, vergeblich. Nur Freytag hat mit »Soll und Haben« und Gutzkow mit zwei Bänden Dramen Aufnahme gefunden. Den Haupt bestandteil der Leihbibliothek bilden Ritter- und Näuberromane, sowie empfindsame Neiscbeschreibungen. Der alte Lafontaine, der Lieblings schriftsteller um die Jahrhundertwende, ist mit seinen Romanen noch immer vertreten; von Clauren, dem Meister der süßlich-lüsternen Er zählungen, sind 13 Bände seines Taschenbuches »Vergißmeinnicht« in der Bibliothek vorrätig. Von den besseren Unterhaltungsschriftstellern der Zeit werden Spindker mit 47, Tromlitz mit 59, Gustav Schilling mit 67 Bänden aufgeführt. Sehr zahlreich sind die damals in endlosen Bänden verfertigten Geschichtsromane, die auch als »historisch-romantische Gemälde« auf- treten und bisweilen schon in das Gebiet des Näuberromans hinttber- reichen, wie etwa: »Die Verführerin und Nobespierre. Ein Nacht stück aus den blutigen Tagen der französischen Revolution«. Diese Schundliteratur der Schauergeschichten bildet den weitaus größten Teil des Bestandes und umsaßt über 350 Bände. Eine Auslese von Titeln zeigt genügend von dem Inhalt dieser Schmöker an, die die geistige Lieblingsnahrung unserer Großväter und noch mehr unserer Großmütter bildeten: »Die Ursulinerinnen oder das Ge ständnis in der Todesstunde«, »Markulf, der Schauermann oder die Bluthochzeit der schwarzen Brüder«, »Paulowna, das unglück liche Mädchen im Totengewölbc«, »Die Rächenden oder die schwarzen Gemächer des Jnquisitionskerkers zu Toledo«, »Die Flammenritter oder Heldenmut und Geistesgröße im Kampfe wider Pfaffenbosheit und Tyrannei. Ein Schauergemälde aus der Zeit des Faustrcchts und der heiligen Fchme«, »Der Seufzerturm oder der blutige Geist um Mitter nacht«, »Die tanzenden Schädel am Rabenstein«. »Wir sehen«, sagt der Verfasser am Schlüsse seines Aufsatzes, »all die Vorwürfe, die man heute gegen die Schundliteratur unserer Tage erhebt, treffen in vollstem Maße auch jene Ritter- und Räubergeschichten, die wir in unserer Jlmenauer Leihbibliothek so reichlich vertreten finden. Und doch besteht ein bedeutsamer Unterschied zugunsten unserer Zeit, an dem wir nicht vorübergehen wollen. Gewiß hat auch heute die sogenannte Schundliteratur eine bedauerlich große Ausdehnung er halten. Aber ihre Leser und Käufer sind doch in ganz anderen Kreisen zu suchen als diejenigen, die sich vor einem halben Jahrhundert an jenen Ritter- und Räubergeschichten ergötzten. Jetzt finden wir die dünnen Hefte der Kolportageromane, der Räuber- und Detektivgcschich- ten vorwiegend in den Händen der halbwüchsigen Jugend, der älteren Schüler, der Dienstmädchen, Lehrlinge und jüngeren Arbeiter. Vor fünfzig Jahren aber fand diese Art Erzählungen ihr Publikum in dem gebildeten Bürgerstand. In dieser Beziehung ist also ein ganz bedeut samer Fortschritt zu verzeichnen. Und wenn wir jetzt das Verzeichnis einer Leihbibliothek, sei es in Ilmenau, sei es an irgendeinem anderen Ort durchlescn, so werden wir zwar gewiß auch manche Werke finden, gegen die sich Bedenken erheben lassen und denen kaum ein langes Leben beschiedcn sein dürfte. Im allgemeinen aber wird die Mehrzahl der Bände auch vor einer schärferen Prüfung bestehen. Der Stand unserer Volksbildung hat sich gegen jene Zeit doch bedeutend gehoben, der Geschmack ist feiner, die Wahl strenger, die Ansprüche sind größer geworden, und es besteht für uns in diesem Punkte so wenig wie in manchem anderen ein Anlaß, uns zum Lobredner der guten alten Zeit aufzuwerfen.« Eine Verständigungskonfcrenz französischer und deutscher Journa listen. — Das Komitee »?our mieux 86 eormaitre«, das zwischen Frank reich und Deutschland eine geistige Annäherung vorbereiten will, er läßt, wie die »Pariser Presse«, die in Paris erscheinende deutsche Zeitung, mitteilt, eine Einladung an die Journalisten Deutschlands zu einer Konferenz nach Gent. Gegen fünfzig französische Journalisten ans Paris und der französischen Provinz haben sich bis jetzt bereit er klärt, an der Konferenz teilzunehmen, wenn sie Gewißheit haben, dort eine ungefähr gleiche Anzahl Vertreter der deutschen Presse begrüßen zu können. Auf der Konferenz sollen weder die Fragen der inneren Politik der beiden Länder noch der strittigen Punkte der äußeren Politik aufgeworfen werden. Auch die Abrüstungsfrage ist ausgeschaltet. Die Konferenz soll ein erster Versuch sein, unter Achtung der fremden Meinung die eigene zu vertreten, um eine Klärung herbeizuführen. Die Beratungen der Journalisten sollen im Anschluß an den ersten Kon greß der Vereinigung »?onr mi6ux 86 eonnaiti-6«, der vom 10. bis
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