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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.07.1933
- Strukturtyp
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- 1933-07-15
- Erscheinungsdatum
- 15.07.1933
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- Deutsch
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X? 162, 15. Juli 1933. Redaktioneller Teil Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. hast damit mehr gewonnen als wenn dein Laden voll Laufkund schaft wäre, die heule zufällig zu dir und morgen zu einem anderen geht, die kauft, was ihr gerade einfällt, mit deren Ge schmack und Bedürfnis du niemals rechnen kannst, die immer ein unsicherer Faktor bedeutet für deinen Einkauf und deinen Umsatz. Wir Hallen verlernt, auf weite Sicht zu arbeiten; wir hatten ge glaubt, da alle Tradition Plötzlich abgerissen schien, sei auch der Weg in die Zukunft nur von heute auf morgen zu sehen. N u n aber haben wir einen Staat und eine Nation und eine Weltanschauung, die auf lange, weite und tiefe Sicht und Einsicht gegründet sind. Und in dieser neuen Welt, in die wir seit dem Frühjahr 1933 einzu- lrcten beginnen, heißt auch der Grundsatz für den Sor timenter: »Gemeinnutz vor Eigennutz!«, heißt auch die Aufgabe des Buchhändlers: diene dem Buche als einem wertvollen Gut der deutschen Kultur mit deiner ganzen Hingabe, die Stand und Beruf von dir. verlangen, diene der Gemeinschaft, die du um dich zu sammeln vermagst mit deiner Berufserfahrung und deinem Idealismus! Und was das Zeitalter des Materialismus, des »Best seller«-Rum- mels, der Volksausgaben und der »Schlager« nicht vermocht hat, dieses einst gepriesene Zeitalter der Konjunktur und dieses nun verdammte Zeitalter der latenten Pleiten, nämlich dich, den deutschen Sortimenter, bei all den vielen Geschästsmethoden wirtschaftlich gesund zu halten, das wird vielleicht auf einem ganz amatcrialistischcn, ganz idealistischen Wege möglich sein: durch die Mithilfe des Sortimenters an der Erkenntnis aller Volkskreisc, daß wir in der deutschen Dichtkunst »ein Lebensgut« zu verteidigen haben (wie Kolbcn- heyer sagt), das nicht nur über unser Volk zur Menschheit hinaus wirkt, das vor alleni in unserem Volk so notwendig wird wie das tägliche Brot. Denn nicht am Geldmangel allein leidet das Buchwesen, viel mehr leidet es an dem Unglauben des Volkes, daß ein Dicht werk eine »L c b en s h i l f e« sein könne. Diesen Unglau ben gilt es zu zerstören und dafür den Glauben zu setzen, daß nicht nur das praktische, das wissenschaftliche, das Lehrbuch, sondern ge rade auch das schöne Buch, das Dichtwerk zu den notwendigen Lebensgütcrn gehöre! Auf welche Weise ist es einem Sortimenter nun bei den heutigen Verhältnissen möglich, Vorträge selber zu veranstalten oder sie mit Hilfe anderer zustande zu bringen? Und wir wollen einmal die verschiedenen Möglichkeiten und Unkosten in Betracht ziehen. 1. Vorträge in den Räumen der Buchhand lung selbst. — Wer es einrichten kann, daß der Buchladen Platz für 50 bis 80 Menschen bietet, hat die günstigste Vorbedin gung für eine Gemeinschaft zwischen Sortimenter und seinem Pu blikum geschaffen. Es sollten also gewisse Kosten dort nicht ge scheut werden, wo durch kleinere Umbauten ein solcher Raum ein für allemal bcreitgcstellt werden kann. Es gibt keinen werbc- kräftigeren und zugleich stimmungsvolleren Rahmen. Will man jeden Monat einen Abend veranstalten, also etwa 6 Abende im Laufe des Winters, so ergibt sich folgende Kostenrechnung: Honorar für die Vortragenden (durchschnittlich je SV.— RM) NM 300.— Rund 2VVV Einladungskarten (8X3VV), Druck und Porto RM 80.— Licht und Heizungs-Mehrkosten etwa RM LS.— Kleinere Unkosten etwa RM LS.— RM 430.— Es wird vorausgesetzt, daß Steuerfreiheit für die Karten zu solchen Abenden zu erreichen ist. Als Unkostenbeitrag erhebt man 50 Pfg. pro Abend. Bei einem Durchschnittsbcsuch von nur 60 Personen ergibt das pro Abend 30.— RM, bei 6 Abenden 180.— RM. Man hätte also einen Zuschuß von 250.— RM im Winter zu leisten. Dafür hat man 60 Personen 6 mal oder 360 Personen einmal in seinem Hause gehabt und hat des weiteren etwa 240 Personen jeden Monat einmal durch eine persönliche Einladung an die Firma erinnert. Die Unkosten dürften sich also, wenn auch nicht durch das geringe Eintrittsgeld (das man mit guteni Gewissen fordern kann, vorausgesetzt, daß man wirkliche geistige Leistung bietet!), so doch durch die vielseitige Anregung, die man gibt, lohnend wieder auswicgcn. 2. Vorträge, veranstaltet von einer Buch handlung in gemieteten öffentlichen Sälen (Schulaula, Bcrcinshaussaal, Hotclsaal). — Man wird mit die sen Abenden an die Öffentlichkeit treten und sie dementsprechend ankündigen, etwa »Kulturabendc der Buchhandlung L« oder »Lite rarische Abende der Buchhandlung L« oder schlicht und einfach »Vortragsabende, veranstaltet von der Buchhandlung L«. Ist man der einzige Sortimenter am Platz, so wird man leicht die Unter stützung der Lehrer oder anderer einflußreicher Persönlichkeiten unter Hinweis auf den Kulturzwcck für die Sache gewinnen kön nen. Man wird ein Abonnement auf 6 Abende ausschreiben, da neben aber auch 'Karten für einzelne Abende bcreikhaltcn. Die Unkosten belaufen sich auf Kmol Honorar (durchschnittlich RM 75.—) RM 4SV.— kmal Saalmiete (zu je RM 2V.—) NM 120. Vmal Anzeigen (zu je RM 2V.—) RM 12V.— Kmal Einladungskarten (je SM) RM 120. Kleinere Unkosten RM 4V. NM 8SV.- Rechnet man mit 1ÜV Abonnements zu je RM 4.— für k Abende ^ RM 4VV.— und je 50 Einzelkarten je RM 1.— -- RM 800.— NM 7VV.- so bliebe vom Sortimenter ein Restbetrag von 150.— RM im Winterhalbjahr zu tragen?- wobei sich im übrigen hier und da noch Einsparungen ergeben können. 3. Borträge, veranstaltet von der Gesamt heit der ortsansässigen Sortimenter. — Die Durchführung ist wie bei 2, die Unkosten verteilen sich gleichmäßig auf alle, ebenso wie alle Ankündigungen gleichmäßig die Firmen empfehlen sollen, die sich zu dieser Arbeitsgemeinschaft zusammcn- gcschlossen haben. Wo diese schöne Einigkeit zustande zu bringen ist, wo gemeinsame Erkenntnis der Pflichten und Rechte des Buch handels vorherrscht, da wird eine solche Arbeitsgemeinschaft sehr viel Nutzen bringen. 4. Mitwirkung des ortsansässigen Sortiments an dem Veranstaltungsplan der bestehenden Vereine, Literarischen Gesell schaften, Volksbildungsausschüsse bzw. des »Krmpsbundes sür deutsche Kultur«. Der Sortimenter kennt oft mehr als mancher Vereinsvor stand (der gewöhnlich gewisse Steckenpferde reitet) die Wünsche und das Interesse des Publikums. Wenn er sich seinen Einfluß auf eine lebensnahe Ausgestaltung eines winterlichen Vortrags- Plans (soweit er literarische oder wissenschaftliche Themen heran zieht) sichert, so ist das nicht nur sein gutes Recht, sondern auch seine Pflicht. Wenn er die Möglichkeit hat, z. B. bei einem Vor tragsabend über zeitgenössische Dichtung rechtzeitig vom Vortra genden diejenigen Autoren und Bücher zu erfahren, über die ge sprochen werden wird, so kann er ein Sonderfenster machen. Da mit nützt er nicht nur sich, sondern auch dem betreffenden Verein und dem Vortragenden selber, denn das Publikum kommt dann nicht mehr ganz ahnungslos in den Vortragssaal. Abschließend muß noch gesagt werden, daß natürlich nicht nur die Kosten überall variieren, sondern daß auch die Mühe und Arbeit, die Enttäuschungen und Hemmnisse überall verschie den groß sind. Was der Sortimenter und seine Gehilfen an Schuhsohlen und Arbeit aufwenden müssen, das läßt sich nicht errechnen. Aber er soll ja auch nicht nur einem geschäftlichen Zwecke dienen, sondern einer ideellen Ausgabe. Begeisterung sür diese Aufgabe ist nötig, und jede ehrenamtliche Funktion, die auch der Sortimenter in diesem Falle zu übernehmen hat, hat ihre Be tonung in erster Linie auf dem Amt und nicht nur auf den Ehren. Wie macht man nun aber die Veranstaltungen lebendig und abwechslungsreich und welcher Kräfte bedient man sich hierzu? Es sind Bestrebungen im Gange, im Rahmen des »Kampf bundes für deutsche Kultur« ein deutsches Vortragsamt zu er richten, das nicht nur die moralische, sondern auch die besondere 517
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